Die Einführung des Mindestlohns in Deutschland zeigt, dass nicht alle Interessensgruppen mit der Umsetzung dieser Maßnahme einverstanden sind. Arbeitnehmerorientierte Gruppen sind der Auffassung, dass es in einem sozialen Wirtschaftsland mit nahezu Vollbeschäftigung keine Armut aufgrund von Lohndumping oder Unterbezahlung geben dürfe. Auch weniger qualifizierte Arbeitnehmer hätten ein Anrecht auf ein Arbeitseinkommen, mit dem sie ihren Lebensstandard ohne Unterstützung des Staates finanzieren können. Auch sehen beispielsweise Gewerkschaften die Flucht von Unternehmen auf Tarifvereinbarung und fordern daher die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns.
Arbeitnehmerorientierte Gruppen setzen sich dafür ein, dass der Markt sich selbst regelt und keine Eingriffe des Staates in diese Prinzipien eingreifen dürfen. In Wirtschaftsbereichen, in denen keine oder wenig qualifizierte Arbeitnehmer benötigt werden oder mit ausländischen Anbietern konkurrieren, ist der Wettbewerb umkämpft und wird über den Preis ausgetragen. Hier sehen Arbeitgeber durch die Einführung eines Mindestlohns Gefahr für den Fortbestand des eigenen Unternehmens und somit auch für die Arbeitsplätze der Beschäftigten. Es wird offen über die Verlagerung von Arbeitsstätten in Länder ohne Verdienstfestschreibung gesprochen.
Auch für die Politik und die Regierung stellt die Einführung eine Kontroverse mit fraglicher Auswirkung auf die Gesellschaft dar. Zum einen will sie wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen im Land behalten, da diese ein Garant für Beschäftigung und somit Wohlstand sind. Dazu ist es notwendig, dass die unternehmerischen Ziele, zu denen auch die Gewinngenerierung zählt, erfüllt werden. Auf der anderen Seite trägt der Staat auch dafür Sorge, dass der Bürger - und somit in der Regel der Arbeitnehmer – seine Bedürfnisse decken kann, wozu das Einkommen aus nichtselbständiger Arbeit als wichtigste Einnahmequelle zählt. Ferner kommt hinzu, dass der Staat seine Ausgaben reduzieren kann, da durch die Anhebung des Verdienstes von Geringverdienern die Zahl der Personen sinkt, deren Einkommen unter dem Existenzminimum liegt. Auch könnte die Einführung des Mindestlohns Langzeitarbeitslose dazu bewegen, sich wieder in den Arbeitsmarkt einzubringen.
Die Ausarbeitung gibt Aufschluss darüber, ob die damit verbundenen Motive und Ziele erreicht werden können und insbesondere, welche Auswirkungen die Einführung des Mindestlohns auf Arbeitnehmer, Arbeitgeber sowie die Gesellschaft haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Arbeitsmarktmodelle
- 2.1 Das neoklassische Arbeitsmarktmodell
- 2.1.1 Das Arbeitsangebot
- 2.1.2 Die Arbeitsnachfrage
- 2.1.3 Die neoklassische Arbeitsmarktsynthese
- 2.1.4 Kritische Würdigung des neoklassischen Modells
- 2.2 Das keynesianische Arbeitsmarktmodell
- 2.3 Vergleich der Modelle
- 2.1 Das neoklassische Arbeitsmarktmodell
- 3. Tarifautonomie und rechtliche Rahmenbedingungen
- 3.1 Die Tarifautonomie
- 3.1.1 Der Tariflohn
- 3.1.2 Der allgemeinverbindlich erklärte Tariflohn
- 3.1.3 Der tarifliche Mindestlohn des Entsendegesetzes
- 3.1.4 Die Auswirkungen auf die Tarifautonomie
- 3.2 Die rechtlichen Rahmenbedingungen
- 3.2.1 Bürgerliches Gesetzbuch und Strafgesetzbuch
- 3.2.2 Tarifvertragsgesetz
- 3.2.3 Mindestarbeitsbedingungengesetz
- 3.2.4 Tarifautonomiestärkungsgesetz
- 3.3 Vergleich von Tarifautonomie und Gesetzgebung
- 3.1 Die Tarifautonomie
- 4. Mindestlöhne im internationalen Vergleich
- 4.1 Beispiel USA
- 4.2 Beispiel Frankreich
- 4.3 Beispiel Großbritannien
- 4.4 Vergleich der Mindestlohnregelungen
- 4.5 Vergleich der Mindestlohnregelungen mit Deutschland
- 5. Auswirkungen durch die Einführung des Mindestlohns
- 5.1 Auswirkungen auf Arbeitnehmerverbände
- 5.2 Auswirkungen auf Arbeitgeberverbände
- 5.3 Auswirkungen auf Staat und Gesellschaft
- 5.4 Auswirkungen auf Arbeitnehmer
- 5.5 Auswirkungen auf Arbeitgeber
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Auswirkungen der Einführung eines Mindestlohns in Deutschland. Ziel ist es, verschiedene Arbeitsmarktmodelle zu vergleichen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu analysieren und die Folgen des Mindestlohns für Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Staat und Gesellschaft zu beleuchten.
- Vergleich neoklassischer und keynesianischer Arbeitsmarktmodelle
- Analyse der Tarifautonomie und der rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland
- Internationaler Vergleich von Mindestlohnregelungen
- Auswirkungen des Mindestlohns auf verschiedene Akteure (Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Staat)
- Gesamtbewertung der ökonomischen und sozialen Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Bachelorarbeit ein und beschreibt die Relevanz der Untersuchung der Auswirkungen des Mindestlohns in Deutschland. Es skizziert den Aufbau der Arbeit und die Forschungsfrage.
2. Arbeitsmarktmodelle: Dieses Kapitel präsentiert und vergleicht das neoklassische und das keynesianische Arbeitsmarktmodell. Es analysiert die jeweiligen Annahmen über Arbeitsangebot und -nachfrage und deren Synthese, inklusive einer kritischen Würdigung des neoklassischen Ansatzes. Der Vergleich der Modelle legt die unterschiedlichen Perspektiven auf die Arbeitsmarktmechanismen und die potenziellen Auswirkungen eines Mindestlohns dar.
3. Tarifautonomie und rechtliche Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel beleuchtet die Tarifautonomie in Deutschland, inklusive der Rolle von Tariflöhnen und allgemeinverbindlich erklärten Tariflöhnen. Es analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, die durch Gesetze wie das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das Tarifvertragsgesetz (TVG), das Mindestarbeitsbedingungengesetz und das Tarifautonomiestärkungsgesetz gesetzt werden. Der Vergleich zwischen Tarifautonomie und Gesetzgebung zeigt die komplexe Interaktion zwischen kollektiver Verhandlung und staatlicher Regulierung.
4. Mindestlöhne im internationalen Vergleich: In diesem Kapitel werden Mindestlohnregelungen in den USA, Frankreich und Großbritannien untersucht und miteinander verglichen. Die Analyse umfasst die jeweiligen Gestaltungsmerkmale, die Höhe der Mindestlöhne und ihre Auswirkungen auf die jeweiligen Volkswirtschaften. Der Vergleich mit der deutschen Situation ermöglicht eine Einordnung des deutschen Mindestlohns im internationalen Kontext.
5. Auswirkungen durch die Einführung des Mindestlohns: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Mindestlohneinführung auf verschiedene Akteure: Arbeitnehmerverbände, Arbeitgeberverbände, Staat und Gesellschaft, sowie Arbeitnehmer und Arbeitgeber selbst. Es untersucht die potenziellen positiven und negativen Folgen, z.B. Auswirkungen auf Beschäftigung, Löhne, Preise und die Einkommensverteilung. Die Analyse stützt sich auf empirische Daten und ökonomische Theorien.
Schlüsselwörter
Mindestlohn, Arbeitsmarktmodelle, Neoklassik, Keynesianismus, Tarifautonomie, Rechtliche Rahmenbedingungen, Internationaler Vergleich, Auswirkungen, Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Staat, Gesellschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Auswirkungen der Mindestlohneinführung in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht umfassend die Auswirkungen der Einführung eines Mindestlohns in Deutschland. Sie vergleicht verschiedene Arbeitsmarktmodelle, analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen und beleuchtet die Folgen des Mindestlohns für Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Staat und Gesellschaft.
Welche Arbeitsmarktmodelle werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht das neoklassische und das keynesianische Arbeitsmarktmodell. Der Vergleich umfasst die Analyse von Arbeitsangebot und -nachfrage, die Synthese der Modelle und eine kritische Würdigung des neoklassischen Ansatzes. Die unterschiedlichen Perspektiven auf Arbeitsmarktmechanismen und die potenziellen Auswirkungen eines Mindestlohns werden herausgestellt.
Wie werden die rechtlichen Rahmenbedingungen behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Tarifautonomie in Deutschland, einschließlich der Rolle von Tariflöhnen und allgemeinverbindlich erklärten Tariflöhnen. Sie analysiert die relevanten Gesetze wie das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das Tarifvertragsgesetz (TVG), das Mindestarbeitsbedingungengesetz und das Tarifautonomiestärkungsgesetz. Der Vergleich zwischen Tarifautonomie und staatlicher Gesetzgebung verdeutlicht die komplexe Interaktion zwischen kollektiver Verhandlung und Regulierung.
Wie sieht der internationale Vergleich aus?
Die Mindestlohnregelungen in den USA, Frankreich und Großbritannien werden untersucht und miteinander verglichen. Der Vergleich umfasst Gestaltungsmerkmale, Höhe der Mindestlöhne und deren Auswirkungen auf die jeweiligen Volkswirtschaften. Die deutsche Situation wird im internationalen Kontext eingeordnet.
Welche Auswirkungen des Mindestlohns werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der Mindestlohneinführung auf Arbeitnehmerverbände, Arbeitgeberverbände, Staat und Gesellschaft sowie auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber selbst. Potentiell positive und negative Folgen auf Beschäftigung, Löhne, Preise und Einkommensverteilung werden untersucht, basierend auf empirischen Daten und ökonomischen Theorien.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Arbeitsmarktmodelle, Tarifautonomie und rechtliche Rahmenbedingungen, Mindestlöhne im internationalen Vergleich und Auswirkungen der Mindestlohneinführung. Jedes Kapitel fasst seine Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Mindestlohn, Arbeitsmarktmodelle, Neoklassik, Keynesianismus, Tarifautonomie, Rechtliche Rahmenbedingungen, Internationaler Vergleich, Auswirkungen, Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Staat, Gesellschaft.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Auswirkungen der Einführung eines Mindestlohns in Deutschland zu untersuchen, verschiedene Arbeitsmarktmodelle zu vergleichen, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu analysieren und die Folgen des Mindestlohns für verschiedene Akteure zu beleuchten.
- Arbeit zitieren
- Ulrich Stockinger (Autor:in), 2015, Auswirkungen der Einführung eines Mindestlohns in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312974