Mary Cassatt ist, falls überhaupt bekannt, als die Malerin des Mutter-Kind-Sujets in die Kunstgeschichte eingegangen. Diese Perzeption ihrer Kunst, ihres Oeuvres ist durch den idyllisch anmutenden Malstil sowie der dargestellten privaten Szenen leicht nachvollziehbar. Bereits zu Lebzeiten galten ihre Bildnisse als anmutig wie realitätsgetreu. Im Kontext des Feminismus wurde diese Sichtweise einer starken Malerin mit ausgeprägtem Eigencharakter manifestiert, nachweisbare inhaltliche wie visuelle Adaptionen des klassischen, sakralen Maria-mit-Jesus Sujets waren unerwünscht und folglich ignoriert worden, hätte doch der Ausnahmecharakter dadurch gefährdet werden können.
Dass die Adaption sowie visuelle Umformulierung sakraler Sujets durch Cassatt vorgenommen wurde, dennoch die malerische Reputation dadurch anstatt geschmälert vielmehr untermauert wird, beweist die vorliegende Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Cassatts Perzeption in den Medien von damals bis heute
- 3.0 Der Feministische Blick
- 3.1 Cassatt nach Pollock
- 3.2 Mary Cassatts Mutter-Kind-Darstellungen nach Pollock
- 3.3 „the ages of women“ – Cassatt als Malerin des weiblichen Lebenszyklus
- 3.4 Nacktheit - Sinnlichkeit – Erotik
- 3.5 Maria mit dem Jesuskind
- 3.6 Cassatts künstlerische Mittel nach Pollock
- 4.0 Visuelle Vorbilder Cassatts
- 5.0 Madonna mit Kind in der Malerei
- 5.1 Theotokos – Gottesgebärerin
- 5.2 Hodegetria
- 5.3 Maria Lactans
- 5.4 Eleusa
- 5.5 Pelagonitissa – Maria mit spielendem Kind
- 5.6 Mariendarstellungen nach dem 13.Jh. bis heute
- 5.7 Resümee europäisch-sakraler Mutter-Kind-Darstellungen
- 6.0 Cassatts Mutter-Kind-Bildnisse im direkten Vergleich sakraler Kunstwerke: Cassatts Theotokosinterpretation
- 6.1 Cassatts Hodegetria-Interpretation
- 6.2 Cassatts Maria Lactans-Adaption
- 6.3 Cassatts Eleusa-Adaption
- 6.4 Pelagonitissa und Cassatts mögliche Adaption
- 7.0 Sozial-historische Realitäten
- 7.1 Ariès Deutungsweise der Kindheit
- 7.2 Wirtschaftliche Realitäten Europas
- 7.3 Resümee
- 8.0 Cassatt postum
- 8.1 Georg Schrimpf: Mittagsrast
- 8.2 Vaclav Bostik: Die Jungfrau und das Jesuskind
- 8.3 Milton Avery: Maternity
- 8.4 Thomas Bayrle: Madonna Mercedes
- 8.5 Alfredo Bikondoa: Dei Genitrix
- 8.6 Cassatt und die zeitgenössische Kunst
- 9.0 Zusammenfassung
- 10.0 Short Summary: German/English
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Oeuvre von Mary Cassatt und analysiert insbesondere ihre Mutter-Kind-Darstellungen. Die Arbeit untersucht die kunsthistorische Rezeption von Cassatts Werk, die Rolle des Feminismus in der Interpretation ihrer Bilder, die visuellen Vorbilder Cassatts und die Frage nach der möglichen christlichen Konnotation ihrer Mutter-Kind-Darstellungen.
- Cassatts kunsthistorische Rezeption
- Der Einfluss des Feminismus auf die Interpretation von Cassatts Kunst
- Die Bedeutung von Cassatts visuellen Vorbildern für ihre Mutter-Kind-Darstellungen
- Die Frage nach einer möglichen christlichen Konnotation von Cassatts Mutter-Kind-Darstellungen
- Die sozial-historischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Der zweite Teil dieser Arbeit widmet sich der kunsthistorischen Rezeption von Cassatts Werk, beginnend mit der Zeit ihrer ersten Ausstellungen bis hin zur Gegenwart. Es werden verschiedene Artikel und Bücher über Cassatt und ihr Schaffen analysiert, um den Wandel der kunsthistorischen Perspektive auf die Malerin zu verdeutlichen.
Im dritten Teil wird der Fokus auf die feministische Rezeption von Cassatts Kunst gelegt. Die Autorin untersucht die Thesen von Griselda Pollock, die Cassatts Werk in erster Linie als Darstellung der „modernen Frau“ interpretiert, im Gegensatz zur dominierenden Sichtweise, Cassatt als Malerin des Mutter-Kind-Sujets zu verstehen. Die Autorin analysiert Pollocks These kritisch und beleuchtet die darin enthaltenen Stärken und Schwächen.
Der vierte Teil behandelt die visuellen Vorbilder Cassatts. Es werden diverse Künstler und deren Werkbeispiele vorgestellt, die Cassatt als Inspiration dienten, darunter Correggio, Parmigianino, Rubens und Murillo. Die Autorin analysiert die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Cassatts Bildern und denen ihrer Vorbilder, um Cassatts spezifische Adaptionen und Reinterpretationen des Mutter-Kind-Sujets aufzuzeigen.
Im fünften Teil werden die wichtigsten Typen der Maria mit dem Jesuskind in der westlich-christlichen Kunst vorgestellt: Die Theotokos, die Hodegetria, die Maria Lactans, die Eleusa und die Pelagonitissa. Die Autorin beleuchtet die Entwicklung dieser Typen und beschreibt ihre spezifischen Merkmale.
Der sechste Teil vergleicht Cassatts Mutter-Kind-Darstellungen mit den verschiedenen Madonnentypen, um die möglichen Verbindungen und Adaptionen aufzuzeigen. Die Autorin stellt fest, dass Cassatt die klassischen Mariendarstellungen als visuelle Vorbilder nutzte, diese jedoch gleichzeitig in ihren eigenen, individuellen Stil umformulierte und in ihren modernen Kontext setzte.
Im siebten Teil werden die sozial-historischen und wirtschaftlichen Realitäten des 19. Jahrhunderts beleuchtet, um Cassatts Mutter-Kind-Darstellungen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Die Autorin analysiert die Thesen von Philippe Ariès und untersucht, inwieweit die sozial-historischen Realitäten der Zeit, insbesondere die Kinderarbeit und die hohe Kindersterblichkeit, Cassatts idealisierte Bilder der Mutter-Kind-Beziehung relativieren.
Der achte Teil widmet sich der Rezeption des Mutter-Kind-Themas in der Kunst nach Cassatt. Die Autorin stellt verschiedene Künstler und deren Werke vor, darunter Georg Schrimpf, Vaclav Bostik, Milton Avery und Thomas Bayrle, um zu zeigen, wie das Thema des Mutter-Kindes in der Moderne und der Gegenwartskunst weiterentwickelt und interpretiert wurde.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter, die diese Arbeit prägen, sind: Mary Cassatt, Mutter-Kind-Darstellungen, Feminismus, Griselda Pollock, Maria mit dem Jesuskind, Theotokos, Hodegetria, Maria Lactans, Eleusa, Pelagonitissa, Philippe Ariès, Kinderarbeit, Sozialgeschichte, Moderne, Gegenwartskunst, Christliche Ikonographie. Diese Begriffe verweisen auf die zentralen Themen, die in der Arbeit analysiert werden und die den Rahmen für die kunstwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Mary Cassatts Werk bilden.
- Arbeit zitieren
- M.A. Eva Steinbrecher (Autor:in), 2014, Mary Cassatt: Im Zwielicht der Kunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313229