Ein Essay über die Monroedoktrin ist wohl unvollständig ohne die Erwähnung der wertebeladenen Debatten um dieses Thema. Die einen sehen die Monroedoktrin als Deckmantel, unter dem sich der U.S.-Kolonialismus – ja mehr noch der amerikanische Imperialismus getarnt hat. Für die anderen ist die Doktrin Inbegriff für das amerikanische Freiheits- und Demokratieverständnis und das Verantwortungsbewusstsein der USA gegenüber dem amerikanischen Kontinent und später auch der Welt. Doch Ziel dieser Abhandlung soll nicht die Wertung der Inhalte oder deren Resultate sein, sondern den bemerkenswerten Entstehungs- und Wandlungsprozess der Doktrin zu untersuchen. Tatsächlich kann die Monroedoktrin als eines der wichtigsten Dokumente in den internationalen Beziehungen der Vereinigten Staaten von Amerika angesehen werden. Quasi als eine konstante Strömung zog sie sich seit 1823 durch die Geschichte der U.S.- Außenpolitik und determinierte das amerikanische Handlungsmuster. Dies ist umso verblüffender, als die Inhalte der wörtlich festgeschriebenen Doktrin durch die USA immer wieder verändert und nuanciert interpretiert und auch angewandt wurden. Der Aufsatz soll die Gründe der Proklamation der Doktrin und den Wandlungsprozess in der Anwendung beschreiben und zugleich nach den Gründen der recht fluiden Handhabung der Botschaft Monroes durch dessen Nachfolger fragen. James Monroe war der 5. Präsident der USA und hatte das Amt von 1817 bis 1825 inne. Seine Jahresbotschaft vor dem Kongress am 2.12.1823 ging als Monroedoktrin in die Geschichte ein. Inhaltlich hatte die Rede vier elementare Kernpunkte: (1) non-colonization, der amerikanische Kontinent stünde nicht länger für europäische Kolonialambitionen offen „...that the American continents, by the free and independent condition which they have assumed and maintain, are henceforth not to be considered as subject fur future colonization by any European powers.“1; (2) two-spheres, die signifikanten Unterschiede in den politischen Systemen (Demokratie vs. Monarchie) der beiden Sphären sind zu groß, „The political sytem of the allied powers is essentially different (...) from that of America.”2, [...] 1 Originaltext Jahresbotschaft James Monroes an den Kongress vom 2.12.1823. 2 Ebd.
Inhaltsverzeichnis
- Die Monroedoktrin
- Die Entstehung der Doktrin
- Die Vorgeschichte
- Die Jahresbotschaft James Monroes
- Die britische Initiative
- Die inhaltlichen Komponenten der Doktrin
- Die Anwendung der Doktrin
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Entstehung und Entwicklung der Monroedoktrin, einem zentralen Dokument der US-amerikanischen Außenpolitik. Ziel ist es, die Gründe für die Proklamation der Doktrin und den Wandlungsprozess ihrer Anwendung zu beleuchten. Darüber hinaus wird untersucht, warum die Nachfolgepräsidenten Monroes dessen Botschaft so flexibel handhabten.
- Die geostrategische Bedeutung des amerikanischen Kontinents
- Die Rolle der USA als Schutzmacht in der westlichen Hemisphäre
- Die Verbindung von Freiheitsidealen und Machtausübung
- Die Abgrenzung gegenüber europäischen Einflüssen
- Die Entwicklung der US-amerikanischen Außenpolitik im 19. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil befasst sich mit der Entstehung der Monroedoktrin. Er beleuchtet die Vorgeschichte, die mit den expansiven Ambitionen Russlands im Pazifikraum und der Unabhängigkeitsbewegung in Lateinamerika beginnt. Der zweite Teil analysiert die Jahresbotschaft James Monroes, die den Kern der Doktrin beinhaltet und ihre grundlegenden Elemente - non-colonization, two-spheres, non-extension und non-intervention - darlegt. Der dritte Teil beleuchtet die britische Initiative für eine gemeinsame Erklärung zur Abwehr europäischer Einflüsse in Amerika. Schließlich werden die inhaltlichen Komponenten der Doktrin aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Schlüsselwörter
Monroedoktrin, US-Außenpolitik, Kolonialismus, Imperialismus, Freiheit, Demokratie, Lateinamerika, Europa, Russland, Spanien, Heilige Allianz, Expansion, Sicherheit, Ökonomie, Rohstoffe.
- Quote paper
- Christian Fröhlich (Author), 2004, Die Monroedoktrin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31337