Josef Mengele. Wissenschaftler oder sadistischer "Todesengel"?


Pre-University Paper, 2014

13 Pages, Grade: 2+


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Karriere Josef Mengeles
2.1 Wie wurde Mengele Wissenschaftler?
2.2 Welches Gedankengut und welche wissenschaftlichen Theorien beeinflussten die Entwicklung Mengeles?

3. Die Versuche Josef Mengeles
3.1 Mit welchen Forschungsfragen beschäftigte sich Mengele?
3.2 Unter welchen Umständen wurden seine Versuche durchgeführt?
3.3 Unterschiede zu anderen medizinischen Versuchen um 1940

4. Josef Mengele: Wissenschaftler oder sadistischer „Todesengel“?
4.1 Wissenschaftler oder „Todesengel“?
4.2 Handelte Mengele im Sinne der Wissenschaft?
4.3 Motivation Mengeles für seine Versuche und Arbeiten

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Josef Mengele ist eines der Synonyme für medizinische Experimente in Auschwitz während des Nationalsozialismus. Kaum ein Mediziner machte so viele stark umstrittene Experimente, kaum ein Mediziner tötete so viele Menschen bei seinen Experimenten und kaum ein Verbrecher des Nationalsozialismus verschwand nach dem Krieg so spurlos und wurde nie wieder gesehen. Ich habe meine Facharbeit über Josef Mengele geschrieben, da ich über ein Thema schreiben wollte, das während der Zeit des Nationalsozialismus stattfand und noch heute für Diskussionen sorgt. Denn auch heute gibt es noch medizinische Experimente an Menschen, jedoch haben diese heutzutage in den meisten Fällen, im Gegensatz zu den Experimenten von Mengele den Versuchen zugestimmt. Zuerst werde ich erläutern wie Mengele Wissenschaftler wurde, welches Gedankengut und welche Theorien ihn auf diesem Weg beeinflussten. Anschließend werde ich auf die Versuche von Josef Mengele eingehen und sie mit anderen medizinischen Versuchen in der Zeit vergleichen. Jedoch stellt sich noch immer die Frage, was Josef Mengele dazu trieb diese Versuche durchzuführen. In dem letzten Teil werden ich versuchen eine Erklärung für die Handlungen des Josef Mengele zu finden um anschließend ein Fazit über die Person Josef Mengele ziehen zu können.

2. Karriere Josef Mengeles

2.1 Wie wurde Mengele Wissenschaftler?

Josef Mengele wurde am 16. März 1911 als ältester von drei Söhnen des Fabrikbesitzers Karl Mengele und seiner Frau Wally geboren[1]. Er wuchs in Günzburg auf und ging 1930 nach seinem Abitur nach München mit dem Entschluss Medizin zu studieren[2]. Während seines Studiums wechselte Mengele unter anderem nach Bonn und Wien, kehrte jedoch wieder nach München zurück, wo er sich auf die theoretische Medizin, vor allem auf die Genetik und die Anthropologie fokussierte[3]. 1935 erfolgt Mengeles erste Promotion zum Doktor der Philosophie. Er schrieb seine Arbeit über „Rassenmorphologische Untersuchungen des vorderen Unterkieferabschnitts bei vier rassischen Gruppen“[4], woran sich schon früh Mengeles Interesse an der nationalsozialistischen Rassenideologie zeigte. Mengele trat bereits in den 1920er Jahren den „Stahlhelmen“ bei[5], wodurch er Mitglied der „Parteiarmee“ wurde, jedoch im Oktober 1934 wieder austrat[6]. Er bestand sein Staatsexamen 1936[7]. In der Stadt Leipzig lernte Josef Mengele seine spätere erste Ehefrau Irene kennen, beide heirateten 1939[8]. Nach seinem Studium wurde Mengele am 1. September 1937 Assistenzarzt an dem Institut des Freiherrn Ottmar von Verschuer[9], welcher genau wie Mengele später an Zwillingen forschte, ein führender „Rassenhygieniker“ des Nationalsozialismus war und auch einen großen Einfluss auf die psychologische Entwicklung Mengeles hatte[10]. Im Jahr 1938 promovierte Mengele an Verschuers Institut das zweite Mal, nun zu einem Doktor der Medizin[11]. In dem gleichen Jahr erfolgte auch sein Beitritt in die SS und die NSDAP, was ein großer Schritt in Richtung seiner späteren Arbeit war[12] Auch seine zweite Arbeit handelte von der Rassenideologie, dieses Mal jedoch von den „Sippenuntersuchungen bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“, wodurch er zum Doktor der Medizin promovierte[13]. 1942 wurde Mengele zum Truppenarzt bei der SS und im Mai 1943 dem WVHA in der Amtsgruppe D unterstellt, was die Dienstelle der KZ-Ärzte war[14]. Am 30. Mai 1943 begann Mengeles Arbeit in Auschwitz als Lagerarzt[15].

2.2 Welches Gedankengut und welche wissenschaftlichen Theorien beeinflussten die Entwicklung Mengeles?

Es ist sehr verwunderlich, dass Josef Mengele, der in katholischen Verhältnissen aufwuchs später zu einem „Todesengel“ wurde. Eine solche Entwicklung passiert meist nicht ohne entsprechenden Einfluss von außerhalb. Während seiner Entwicklung zum Lagerarzt in Auschwitz wurde Mengele von diversem Gedankengut seiner Vorgesetzten und nicht zuletzt der NSDAP, in der er Mitglied war beeinflusst. Er absolvierte unter anderem sein Medizinalpraktikum an dem Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene in Frankfurt, das von Prof. Otmar Freiherr von Verschuer geleitet wurde, einem der führenden Rassenhygieniker während des Nationalsozialismus[16]. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass das Gedankengut von Verschuer und seinen Mitarbeitern auch auf den damals noch relativ jungen Mengele übersprang, da Menschen in diesem Alter meist leicht durch andere Gedankenströmungen beeinflussbar sind. Ein weiterer Einfluss von außerhalb, der vermutlich zu einer Veränderung von Mengeles Denkweise geführt hat, war sein Beitritt in die NSDAP und SS, da man weiß, dass beide es sehr gut schafften, oft noch junge Menschen mit ihrer Ideologie anzustecken und ihr Gedankengut durch geschicktes Argumentieren, Begründen und Vermitteln ihrer Meinung durch alle damaligen Bevölkerungsschichten in Deutschland zu verteilen. Auch Mengele wurde vermutlich maßgeblich durch diese Ideologien beeinflusst, was an seinen Experimenten sehr gut verdeutlicht wird, da diese meistens auf rassistischen Thesen und einer Einteilung der Menschen in Gruppen basierten.

3. Die Versuche Josef Mengeles

3.1 Mit welchen Forschungsfragen beschäftigte sich Mengele?

Bei seinen Experimenten beschäftigte Mengele sich meist mit Forschungsfragen, die auf rassistischen Grundlagen basierten. So wollte er beispielsweise herausfinden, „wie er blonde, blauäugige Babys in großer Zahl schaffen konnte, um so die deutsche Bevölkerung zu vermehren“[17] oder wie sich „Mädchen in Jungen und Jungen in Mädchen“[18] umwandeln ließen. Auch beschäftigten ihn die natürlichen Mutationen und wie sich diese verhindern ließen, weshalb er sich vorrangig mit Zwillingen, sehr großen oder sehr kleinen Menschen beschäftige[19]. Mengele ordnete außerdem häufig Pathologen an, Zwillinge die nur im Abstand von wenigen Stunden gestorben waren einer Autopsie zu unterziehen, damit sich die Auswirkungen von Krankheiten auf beinahe identische Organismen herausfinden ließen[20]. Mengele ließ den Zwillingen und anderen medizinischen Versuchsobjekten oft Krankheitserreger spritzen, um die Unterschiede herausarbeiten zu können, wie die Körper der Zwillinge jeweils auf die Krankheiten reagierten. So sagte der Häftlingsarzt Johann Cespiva über Mengele: „Ich habe selbst beobachtet, wie er im Revier des Zigeunerlagers die Zwillinge mit Typhus infizierte, um zu beobachten, ob die Zwillinge verschieden oder gleichartig reagierten“[21]. Jedoch beschäftigte sich Mengele nicht nur mit Krankheiten oder Abnormitäten, sondern auch mit der Frage ob und wie man Menschen, in diesem Fall Kinder verbinden könnte, sodass sie einen gemeinsamen Blutkreislauf besaßen. Jedoch starben die Kinder nach der Operation[22]. Bei seinen Forschungsfragen fällt jedoch auf, dass Josef Mengele sich meist lediglich mit dem Krankheitsbild beschäftige und nachdem er alle Informationen über dieses gesammelt hatte, die Kranken wieder sich selbst überließ obwohl er sie hätte heilen können. Er war also nicht an einer endgültigen Heilung der Probanden interessiert. So wurden beispielsweise Patienten die an „Wasserkrebs“, einer Krankheit die durch Mangelernährung hervorgerufen wird, erst Medikamente und Sonderkost verabreicht, nur um es ihnen wieder wegzunehmen sobald der gewünschte Heilungseffekt eintrat[23]. Abschließend lässt sich also sagen, dass Mengele sich vor allem mit verschieden Krankheitsbildern beschäftigte, ohne jedoch an deren Heilung interessiert zu sein und seine restlichen Experimente sich mit der Umwandlung von Menschen und der Verhinderung beziehungsweise Auslösung von Mutationen beschäftigte.

3.2 Unter welchen Umständen wurden seine Versuche durchgeführt?

Aus heutiger Sicht wurden die Versuche Mengeles unter sehr mangelhaften Umständen durchgeführt. Es ging den Probanden für die Versuche beinahe genau wie dem Rest der Juden in Auschwitz, denen es bekanntlich unvergleichlich schlecht ging. So waren zum einen die Menschen, die für die Versuche ausgewählt wurden oft unterernährt und wiesen teilweise sehr starke Mangelerscheinungen auf. So beschreibt Eva Mozes Kor, eine Überlebende von Mengeles Experimenten: „Das Essen bestand aus einem gut sechs Zentimeter dicken, dunklen Brot und einer Flüssigkeit, die alle „Muckefuck“ nannten“[24], was darauf schließen lässt, dass die Menschen für Mengeles Experimente meist nur mit dem Nötigsten versorgt wurden, sodass sie noch gerade überleben konnten. Jedoch erhielten die Probanden so genannte „Privilegien“, die andere Insassen in Birkenau nicht erhielten um den Menschen vorzugaukeln sie wären besser als die anderen Insassen und sie so gefügiger zu machen, unter anderem „eine Latrine mit drei Löchern,[…] wir mussten wenn wir auf Toilette wollten nicht nach draußen zu der großen, öffentlichen Latrine“[25] oder auch „Wir durften einen Teil unserer Haare behalten“[26]. Jedoch waren diese „Privilegien“ kein wirklicher Vorteil wenn man bedenkt, dass die Zwillinge dafür tagtäglich ihr Leben in medizinischen Versuchen riskierten. Weiterhin trat in den Baracken der Probanden häufig auch parasitärer Befall, beispielsweise durch Kopfläuse auf, was das Leben der Menschen noch schwieriger machte. „Wie alle Zwillinge in unsere Baracke waren wir von Kopfläusen befallen.[…] Läuse und Flöhe nisteten in unseren Decken, in Strohmatratzen und Kleidern“[27]. Auch wurde den Probanden nicht angeboten die Experimente abzulehnen. Wenn bei den Zwillingsversuchen einer der Zwillinge verstarb oder so schwer an einer Krankheit erkrankte, dass er sterben würde, so wurde der andere Zwilling auch getötet, da es für Zwillinge nur als Paar eine Verwendung für Josef Mengele gab. „Zweimal waren einzelne Zwillingsmädchen aus unserer Baracke erkrankt und in ein Krankenhaus gebracht worden. Sie kamen nie zurück. Die jeweiligen Schwestern waren dann auch weggeholt worden und ebenfalls nicht zurückgekehrt. Wir vermuteten, dass man bei jedem Zwillingspaar beide tötete, sobald die eine krank wurde“[28]. Wenn die Probanden erkrankten, so wurden sie in den Krankenbau verlegt, in dem noch schlechtere Zustände herrschten als in den Baracken. Eva Mozes Kor sagt: „Ich erinnere mich in der Bibel von einem Tal des Todes gelesen zu haben; den Krankenbau erlebte ich als jenes Tal. Es war der furchtbarste Ort den ich je betreten habe“[29]. Was sie damit meint ist, dass in diesem Krankenbau, welcher eine Baracke in der Nähe der Gaskammern und der Krematorien lag, die kranken Personen sich selbst überlassen wurden und so langsam verstarben[30]. Um diese Umstände noch halbwegs ertragen zu können verabreichte man den Probanden vermutlich ein Beruhigungsmittel namens Bromid was in ihr Essen gemischt wurde und wodurch diese ihre Erinnerungen an die Zeit vor dem Leben in Auschwitz vergaßen[31]. Jedoch wollte Mengele auch wenn es nicht so scheint, dass die Zwillinge und ihre Baracken zumindest teilweise sauber waren, weshalb sich die Probanden als weiteres Privileg einmal in der Woche duschen durften wobei auch ihre Kleidung mit Zyklon B desinfiziert wurde und sich die Zwillinge mit einer Flüssigkeit übergießen mussten, die sie desinfizieren sollte, jedoch die Körper teilweise verätzte und rote Flecken auf diesen hinterließ[32]. Abschließend muss man bedenken, dass all diese schlechten Umstände das Leben der Probanden stark erschwerten und auch einer der Hauptauslöser dafür waren, dass bei den Versuchen vergleichsweise viele Probanden an den Folgen oder während der Experimenten verstarben.

[...]


[1] Vgl. Keller, Sven: Günzburg und der Fall Josef Mengele: Die Heimatstadt und die Jagd nach dem NS-Verbrecher, 2003, S.17.

[2] Vgl. Keller, 2003, S.17.

[3] Vgl. Keller, 2003, S.17.

[4] Vgl. Keller, 2003, S.17.

[5] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Mengele (Stand 07.02.2014).

[6] Vgl. Keller, 2003, S.17.

[7] Vgl. Klee, Ernst: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer, 2012,5. Auflage, S.457.

[8] Vgl. Keller, 2003, S.18.

[9] Vgl. Keller, 2003, S.18.

[10] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Otmar_Freiherr_von_Verschuer (Stand 07.02.2014).

[11] Vgl. Keller, 2003, S.18.

[12] Vgl. Klee, 2012, S.457.

[13] Vgl. Klee, 2012, S.457.

[14] Vgl. Klee, 2012, S.457.

[15] Vgl. Klee, 2012, S.457.

[16] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Otmar_Freiherr_von_Verschuer (Stand 07.02.2014).

[17] Mozes Kor, Eva, Ich habe den Todesengel überlebt, 2012, 8. Auflage, S.67.

[18] Mozes Kor, 2012, S.75.

[19] Vgl. Mozes Kor, 2012, S.67.

[20] Vgl. Mozes Kor, 2012, S.101.

[21] Aussage von Johann Cespiva vom 5.4.1960, Auschwitz-Verfahren: Verf 4 Js 444/59 OStA Ffm, S.4829 f.

[22] Vgl. Klee, 2012, S.478.

[23] Vgl. Klee, 2012, S.466.

[24] Mozes Kor, 2012, S.56.

[25] Mozes Kor, 2012, S.56.

[26] Mozes Kor, 2012, S.53.

[27] Mozes Kor, 2012, S.71f.

[28] Mozes Kor, 2012, S.82.

[29] Mozes Kor, 2012, S.84.

[30] Vgl. Mozes Kor, 2012, S.84.

[31] Vgl. Mozes Kor, 2012, S.78.

[32] Vgl. Mozes Kor, 2012, S.72f.

Excerpt out of 13 pages

Details

Title
Josef Mengele. Wissenschaftler oder sadistischer "Todesengel"?
Grade
2+
Author
Year
2014
Pages
13
Catalog Number
V313406
ISBN (eBook)
9783668122055
ISBN (Book)
9783668122062
File size
411 KB
Language
German
Keywords
Mengele, Nationalsozialismus, Medizin, Auschwitz, Experimente an Menschen, Antisemitismus
Quote paper
Luis Gödeke (Author), 2014, Josef Mengele. Wissenschaftler oder sadistischer "Todesengel"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313406

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