Diese Arbeit ist darum bemüht, Hölderlins Empedokles in eben dieser Funktion eines pharmakos und dessen Tod als ein versöhnendes Opfer zu analysieren. Der dafür nötige Hintergrund wird der Kulturtheorie Rene Girards entnommen. Sie bietet ein begriffliches und analytisches Instrumentarium, um Hölderlins Tragödie einer radikalen, verwegenen, keineswegs aber abwegigen Interpretation zu unterziehen. Zugegeben, eine rücksichtslose Vorhabe, da Hölderlins Empedokles nicht anders behandelt wird, wie eine antike Tragödie in der Lesart Girards. Verwegen vielleicht deshalb, weil eine Tiefenstruktur freizulegen ist, in der selbst der genieästhetische Überbau des Natur-Göttlichen als notwendige Verschiebung eines drastischeren und realeren Phänomens entlarvt wird, nämlich dem der Gewalt. Ist Girards These plausibel, daß Göttlichkeit für die Griechen nichts anderes bedeute, als die „ins Absolute gesteigerte Gewalt,” und andererseits Hölderlin zu den wenigen modernen Autoren gehört, die ein feines Gespür für den Begriff des wandelbaren Glücks (des göttlichen kydos und thymos) der antiken Tragödie besaßen, so ist anzunehmen, daß das furchtbare und faszinierende Spiel der Gewalt auch bei Hölderlin präsent ist.
Inhaltsverzeichnis
- Anamnese
- Symptomatik und Diagnostik
- Symptome: Der wilde Wahn, Trunkenheit und Tobsucht
- Vorläufige Diagnose: Opferkrise – Verlust der Differenz
- Erster Therapieversuch – abgebrochen:
- Konsolidierung der Ordnung mittels Fluch und Bann
- Ätiologischer Befund: Tragische Zyklothymie
- Der Begriff des wandelbaren Glücks
- Diagnostische Präzisierung
- Therapie: Versöhnendes Opfer
- Prognose
- revolutionäre Gründungsgewalt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Analyse der Figur des Empedokles in Hölderlins Tragödie "Der Tod des Empedokles". Das Ziel der Arbeit ist es, die Funktion des Empedokles als Pharmakos und seinen Tod als ein versöhnendes Opfer zu untersuchen. Hierbei werden die Kulturtheorie von René Girard und seine Thesen zur Gewalt und dem Opfer als zentrale analytische Werkzeuge eingesetzt.
- Der pharmakos als Opfer und Symbol der Gewalt
- Die Rolle der Gewalt und Opferung in der antiken Kultur und Literatur
- Die Funktion des Empedokles als "reinigendes" Opfer in Hölderlins Tragödie
- Die Bedeutung der katharsis und des katharma für die Tragödie
- Die Verbindung von Gewalt, Opfer und Ordnung in Hölderlins Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Anamnese: Dieses Kapitel stellt den historischen Empedokles vor und untersucht seine Lebensgeschichte und philosophischen Ansichten. Es setzt den Kontext für die Analyse des Empedokles in Hölderlins Tragödie.
- Symptomatik und Diagnostik: Dieses Kapitel untersucht die Symptome des Wahns, der Trunkenheit und der Tobsucht, die Empedokles in Hölderlins Werk zeigt. Es analysiert diese Symptome als Ausdruck einer Opferkrise und den Verlust der Differenz zwischen Mensch und Göttlichem.
- Erster Therapieversuch – abgebrochen: Dieses Kapitel analysiert den ersten Therapieversuch in Hölderlins Tragödie, der auf der Konsolidierung der Ordnung mittels Fluch und Bann beruht. Es zeigt die Grenzen und Unzulänglichkeiten dieses Therapieansatzes auf.
- Ätiologischer Befund: Tragische Zyklothymie: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen für die Tragödie von Empedokles, wobei der Begriff der "tragischen Zyklothymie" eingeführt wird. Es beschreibt die Beziehung zwischen Glück und Unglück, sowie die zyklische Natur des menschlichen Schicksals.
- Therapie: Versöhnendes Opfer: Dieses Kapitel analysiert die therapeutische Funktion des Todes von Empedokles. Es zeigt, wie sein Opfer die Gemeinschaft reinigt und versöhnt, sowie wie es eine neue Ordnung stiftet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselwörter und Themen: Pharmakos, Gewalt, Opfer, Tragödie, Hölderlin, Empedokles, Katharsis, Katharma, René Girard, Kulturtheorie, Opferkrise, Versöhnung, Ordnung, Reinigung.
- Arbeit zitieren
- Nils Ramthun (Autor:in), 2004, Pharmakos Empedokles. Strukturen und Prozesse der Gewalt in Hölderlins Tod des Empedokles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31358