Die Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD) feierte am 23. Mai 2013 ihr 150jähriges Bestehen und ist damit mit Abstand die älteste Partei Deutschlands. Im Saarland wurde der erste sozialdemokratische Verein 1876 gegründet.
Von 1947 bis 1956 war das Saarland ein autonomer und von Deutschland getrennter Staat. Das historische Jubiläum der SPD möchte ich zum Anlass nehmen, die Entwicklung der
Sozialdemokratie in diesem Saarstaat zu erforschen.
Der Titel meiner Arbeit lautet: „Die saarländische SPD in der Zeit des französischen Protektorats 1947-56.“ Hierbei möchte ich zwei Begriffe präzisieren, „SPD“ und „Protektorat“. Solange das
Saarland zu Deutschland gehörte, waren die saarländischen Sozialdemokraten Mitglieder der deutschen „SPD“. Nachdem es abgetrennt und politische Parteien wieder zugelassen wurden,
gründeten sie entsprechend eine saarländische Schwesterpartei“, die Sozialdemokratische Partei des Saarlandes (SPS). Der Begriff „Protektorat“ bezeichnet ein Land, das zu seinem „Schutz“ z.B. auf dem Gebiet der Außenpolitik oder der Landesverteidigung durch ein anderes verwaltet wird. Ein Protektorat ist somit – anders als eine Kolonie – im Interesse des betreffenden Staates, jedenfalls
offiziell. Ob bzw. inwiefern beim autonomen Saarstaat der Begriff „Protektorat“ verwenden werden sollte bzw. kann, wird unten verdeutlicht.
Kurt Schumacher verkündete auf dem ersten Parteitag der SPD nach Ende des 2. Weltkrieges in Hannover 1946 in pathetische Art und Weise: „Das beste und sauberste Stück deutscher Geschichte ist trotz aller Fehler und aller Versehen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands“. Dass die
Geschichte der saarländischen SPD in den Folgejahren keine „saubere“ und die Partei alles andere als harmonisch und vereint war, werde ich in der vorliegenden Examensarbeit aufzeigen.
Im Saarstaat kam es zu dem besonderen Phänomen, dass es zwei konkurrierende und sich auf das Heftigste bekämpfende sozialdemokratische Parteien gab. Erst nach dem durch die
Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955 eingeleiteten Ende des Saarstaates und der Rückkehr der Saar nach Deutschland verschmolzen beide Parteien, dies jedoch keineswegs freiwillig oder friedlich. In keiner anderen Partei des autonomen Saarstaates gab es so lange und erbitterte Auseinandersetzungen wie innerhalb der Sozialdemokratie.
[...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Neubeginn des politischen und gesellschaftlichen Lebens im Saargebiet
- 2.1 Gründung des Autonomiestaats
- 2.2 Gründung der politischen Parteien
- 2.3 Presse und Hörfunk im Saarstaat
- 3. Die Sozialdemokratie im Saarstaat
- 3.1 Die Sozialdemokratische Partei des Saarlandes
- 3.2 Die innere Spaltung der Partei
- 3.3 Die Sozialdemokratie nach der inneren Spaltung
- 4. Die Volksabstimmung von 1955 und die offene Spaltung der Partei
- 4.1 Die Saarfrage als Problem für Europa
- 4.2 Die Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955
- 4.3 Die saarländische Sozialdemokratie nach der Volksabstimmung
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit der Geschichte der saarländischen SPD in der Zeit des französischen Protektorats von 1947 bis 1956. Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung der Partei in dieser besonderen Phase zu beleuchten, die durch die Annexion des Saarlandes durch Frankreich und die spätere Integration in die Bundesrepublik geprägt war.
- Die Gründung und Entwicklung der saarländischen SPD im Kontext des neugegründeten Autonomiestaats
- Die Auswirkungen des französischen Protektorats auf die Partei und deren Politik
- Die innere Spaltung der SPD und die Rolle der Saarfrage in diesem Prozess
- Die Volksabstimmung von 1955 und deren Folgen für die saarländische SPD
- Die Rolle der SPD im Kontext des europäischen Integrationsprozesses
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel liefert eine Einführung in die Thematik und stellt den historischen Kontext dar. Das zweite Kapitel beleuchtet den Neubeginn des politischen und gesellschaftlichen Lebens im Saargebiet nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier werden die Gründung des Autonomiestaats, die Entstehung der politischen Parteien und die Entwicklung der Presse und des Hörfunks im Saarstaat behandelt. Kapitel drei konzentriert sich auf die Sozialdemokratie im Saarstaat, wobei die Gründung der Sozialdemokratischen Partei des Saarlandes, die innere Spaltung der Partei und die Sozialdemokratie nach der Spaltung im Fokus stehen. Kapitel vier untersucht die Volksabstimmung von 1955 und deren Folgen für die saarländische SPD. Die Saarfrage als europäisches Problem, die Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955 und die Situation der saarländischen Sozialdemokratie nach der Volksabstimmung werden beleuchtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Saarland, Sozialdemokratie, französisches Protektorat, Volksabstimmung, europäische Integration, politische Entwicklung und historische Analyse.
- Quote paper
- Daniel Stahl (Author), 2013, Die saarländische SPD in der Zeit des französischen Protektorats 1947-56, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313741