Wenn wir eine Modefotografie betrachten, so gehen wir meist nicht ohne Weiteres davon aus, dass die abgebildete Szenerie und ihre Personen wirklich so aussehen, wie es den Anschein hat. Denn schon oft wurden wir eines Besseren belehrt und konnten erkennen, dass die abgebildete Wirklichkeit auf eine Inszenierung zurückzuführen ist. Durch Visagisten, das Lichtarrangement und den Kamerawinkel sowie Programme wie Photoshop konnte sie angepasst und verändert werden.
Bei Bildnissen vergangener Zeiten gehen wir hingegen viel selbstverständlicher davon aus, dass diese ein Abbild der damaligen Realität darstellen. So werden z.B. Kleidermoden nicht selten anhand von Gemälden der betreffenden Zeit analysiert, die Abbildungen also für bare Münze genommen.
Heißt das, zukünftig wird man auch unsere Kleidermoden anhand von Fotografien aus der Vogue analysieren? Ausgehend von dieser Frage beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Wirklichkeit im Bild und den Auswirkungen auf unsere Vorstellung von Wirklichkeit, sodass ferner die These „Die Diskrepanz zwischen der Lebens- und Bildwirklichkeit ist das ein jedes Bild einende Element“ untersucht werden soll.
Die Erkenntnisse stützen sich u.a. auf den Aufsatz von Irene Groeneweg „Court and City. Dress in the age of Frederick Hendrik and Amalia“. Die Autorin bietet hierin einen fundierten Einblick in die Art und Weise, wie der flämische Maler Anthonis van Dyck den Betrachter durch eine Fiktionalisierung von Kleidung in seinen Bildern über die damals tatsächlich vorherrschende Kleidungsnorm täuscht. Für das Verständnis von Bildwirklichkeit waren u.a. die Bücher „Die Wirklichkeit im Bild“ von Wolfgang von Löhneysen und „Sozialtheorie des Bildes“ der Soziologin Roswitha Breckner von Bedeutung.
Im ersten Kapitel liegt der Fokus auf dem Leben und Werk Anthonis van Dycks und seiner Bedeutung im Bezug auf konstruierte Bildwirklichkeiten. Hierfür bildet ein kurzer modegeschichtlicher Exkurs ins 17. Jahrhundert die Grundlage. Es folgt im zweiten Kapitel ein Einblick in die Thematik zur Konstruktion von Wirklichkeit und dem Verhältnis zum Bild bzw. zur Fotografie. Die Schlussbemerkung fasst im Bezug zur eingangs aufgestellten These die gewonnen Erkenntnisse zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Leben und Werk von Anthonis van Dyck
- 1.1 Modegeschichtlicher Exkurs ins 17. Jahrhundert
- 1.2 Darstellung von Kleidung im Bild bei Anthonis van Dyck
- 2. Zur Konstruktion von Wirklichkeit
- 2.1 Bildwirklichkeit und Lebenswirklichkeit
- 2.2 Zur Wirklichkeit in der Fotografie
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie Kleidung im Bild die Konstruktion von Wirklichkeit beeinflusst. Dabei wird die Diskrepanz zwischen der Lebens- und Bildwirklichkeit untersucht, die als einendes Element jedes Bildes betrachtet wird. Die Arbeit konzentriert sich auf das Werk von Anthonis van Dyck, dessen Darstellung von Kleidung als Fiktionalisierung der tatsächlichen Kleidungsnormen des 17. Jahrhunderts betrachtet wird.
- Konstruktion von Wirklichkeit im Bild
- Darstellung von Kleidung als Fiktionalisierung
- Modegeschichte des 17. Jahrhunderts
- Lebens- und Bildwirklichkeit in der Kunst
- Die Bedeutung von Anthonis van Dyck für die Konstruktion von Bildwirklichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das Leben und Werk von Anthonis van Dyck und dessen Bedeutung für die konstruierte Bildwirklichkeit im 17. Jahrhundert. Es beinhaltet einen kurzen Exkurs in die Modegeschichte des 17. Jahrhunderts, der die Kleidungsstile dieser Zeit und ihre Entwicklung erläutert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Thema der Konstruktion von Wirklichkeit und dem Verhältnis von Bild und Realität. Es beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Wirklichkeit in der Fotografie und in der Kunst, mit besonderem Fokus auf die Arbeiten von Anthonis van Dyck.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Bildwirklichkeit, Lebenswirklichkeit, Modegeschichte, Konstruktion von Wirklichkeit, Fiktionalisierung, Anthonis van Dyck, 17. Jahrhundert, Portraitkunst, Modefotografie und Barockmalerei. Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie Kleidung in der Kunst die Konstruktion von Wirklichkeit beeinflusst und welche Rolle die Fiktionalisierung von Kleidungsnormen in der Arbeit von Anthonis van Dyck spielt.
- Quote paper
- Nina Vöge (Author), 2015, Konstruktionen der Wirklichkeit. Kleidung im Bild bei Anthonis van Dyck, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313873