Zentraler Bezugspunkt dieser Arbeit ist die Erzählung von den ››Sieben weisen Meistern‹‹, einer im Mittelalter weit verbreiteten Exempelsammlung, deren textgeschichtliche Wurzeln mit großer Wahrscheinlichkeit bis ins Persische Reich um 900, vermutlich sogar weitere 600 Jahre zurück bis nach Indien reichen.
Im europäischen Raum tauchen verschiedene Versionen der Erzählung erstmals im 11./12. Jahrhundert in altfranzösischer, lateinischer und altspanischer Sprache auf, wobei die altfranzösische die älteste der westeuropäischen darstellt. Als in Europa am weitesten verbreitete Variante gilt die lateinische ››Historia septem sapientum‹‹ , die wiederum die Vorlage für die dieser Arbeit zu Grunde liegende frühneuhochdeutsche Fassung mit dem Titel ››Die Historia von den sieben weisen Meistern und dem Kaiser Diocletianus‹‹ darstellt.
Übergreifendes, allen Versionen gemeinsames Merkmal ist der strenge Aufbau in Form einer umfassenden Rahmenerzählung, in die kleinere Binnenerzählungen, Exempel, eingefügt werden, die den Figuren der Rahmenerzählung als Argumente dienen. Abweichungen zwischen den verschiedenen Versionen zeigen sich in Anzahl und Auswahl der Exempel und/oder in der Besetzung der Exempel – Erzähler(innen)rolle.
In dieser Arbeit soll der Frage der Auslegbarkeit offenbar misogyner Inhalte am Beispiel der ›Tentamina‹ nachgegangen werden, da für dieses Exempel aufgrund seiner zentralen Stellung im Gesamttext eine besondere Bedeutung vermutet wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Stoffe
- Die Historia von den sieben weisen Meistern
- ›Tentamina‹ / Das vierd exempel des vierden maisters
- »Das Decameron<< von Boccacio
- >Die 9. Geschichte des 7. Tages<
- Die Historia von den sieben weisen Meistern
- Analyse
- Motivik
- Die Figuren: Mann / Frau / Beraterin
- Die Figur des alten Mannes
- Die Figur der Frau
- Die Figur der eingeweihten Frau: Mutter / Kammerjungfer
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Exempel ›Tentamina‹ aus der mittelalterlichen Sammlung »Die Historia von den sieben weisen Meistern und dem Kaiser Diocletianus«. Der Fokus liegt auf der Frage, wie in diesem Exempel eine misogyne Grundhaltung zum Ausdruck kommt und welche Interpretationsschwierigkeiten sich bei der Auslegung ergeben.
- Analyse der misogynen Grundhaltung im Exempel ›Tentamina‹
- Bedeutung der Stellung des Exempels innerhalb des Gesamttextes
- Interpretationsschwierigkeiten und Ambivalenzen im Exempel
- Vergleich mit Boccaccios ›Decameron‹
- Geschlechterspezifische Denkmodelle im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die »Historia von den sieben weisen Meistern« als zentrale Quelle der Arbeit vor und erläutert ihren Ursprung sowie ihre Verbreitung im Mittelalter. Sie beleuchtet die Besonderheiten der verschiedenen Versionen der Erzählung und lenkt den Fokus auf die Ambivalenz der Exempel, insbesondere auf die Erzählungen der Kaiserin, deren mangelnde Logik und Plausibilität im literaturwissenschaftlichen Diskurs diskutiert wird. Die Einleitung führt die Fragestellung der Arbeit ein, die sich auf die Auslegbarkeit misogyner Inhalte im Exempel ›Tentamina‹ konzentriert.
- Die Stoffe: Dieses Kapitel präsentiert die beiden zentralen Quellen der Arbeit, die »Historia« und Boccaccios »Decameron«. Es skizziert die Unterschiede zwischen den beiden Werken im Hinblick auf ihren Aufbau, ihre Funktion und ihren erzählerischen Charakter. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Exempel ›Tentamina‹ innerhalb der »Historia« gewidmet, das als achte Erzählung eine zentrale Stellung einnimmt und dessen Ursprung im Detail beleuchtet wird.
- Analyse: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der »Historia« und des Exempels ›Tentamina‹. Es untersucht die Motivik des Textes und analysiert die Figuren, insbesondere die Figur des alten Mannes, der Frau und die Figur der eingeweihten Frau.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der mittelalterlichen Erzählung »Die Historia von den sieben weisen Meistern«, dem Exempel ›Tentamina‹, misogyne Grundhaltung, Interpretationsschwierigkeiten, geschlechtsspezifische Denkmodelle, »Decameron« von Boccaccio.
- Arbeit zitieren
- Anna Em (Autor:in), 2014, Misogynie als Grundeinstellung? Unwägbarkeiten bei der Auslegung von "Tentamina", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313907