Diese Bachelorarbeit verfolgt das Ziel, herauszufinden, ob durch die Implementierung der plusKITA eine bedarfsorientiere Finanzierung sichergestellt wird. Es wird danach gefragt, wie die finanziellen Mittel, die das Land NRW zur Verfügung stellt, weiter verteilt werden und ob die gewählten Quoten sinnvolle Indikatoren für einen besonderen Unterstützungsbedarf sind. Weiterhin soll die Frage beantwortet werden, welche Bedarfsindikatoren von den Jugendämtern gewählt werden, um die finanziellen Ressourcen weiter zu verteilen. Ist dadurch eine bedarfsorientierte Finanzierung der Einrichtungen gewährleistet, die einen hohen Anteil von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf aufweisen?
Durch den PISA Schock wurde das belegt, was viele schon vermuteten: der soziale Hintergrund eines Kindes hat einen Einfluss auf den Bildungsweg und die Schulleistung. Dies war der Anlass von vielfältigen Reformen im deutschen Bildungssystem. Dabei rückt neben den Qualitätsstandards, auch die Finanzierung der institutionellen Bildungsangebote in den Vordergrund. In den wissenschaftlichen Diskursen wird die bedarfsorientierte Finanzierung von Kindertageseinrichtungen als adäquates Instrument thematisiert, um finanzielle Ressourcen gezielt dort einzusetzen, wo ein hoher Förderungsbedarf besteht.
Allerdings wird auch deutlich, dass es dazu gerade im deutschsprachigen Raum, wenig empirisches Material gibt. Durch die zweite Revision des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) in Nordrhein-Westfalen (NRW) vom 04.06.2014 wurden zusätzliche finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt, um Einrichtungen zu unterstützen, in denen überwiegend Kinder aus benachteiligten Familien betreut werden.
Dafür wurden sogenannte plusKITAs eingeführt, die diese Kinder besonders unterstützen sollen (vgl. § 16 KiBiz). Für diese Einrichtungen stellt das Land NRW pro Jahr 45 Millionen Euro zur Verfügung. Anhand des Indikators „u7 Kinder aus Familien mit SGB II Bezug“ (§ 21a KiBiz 2014: 23) werden die finanziellen Mittel an die Jugendämter weitergeben. Die Jugendämter verteilen dann die Ressourcen anhand von verschiedenen Indikatoren weiter. Durch dieses Politikinstrument und seine Implementierung vor Ort, soll der prägende Einfluss eines nachteiligen Familienumfeldes abgebaut werden. Die Ressourcen werden dort eingesetzt, wo sie am nötigsten gebraucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- Finanzierungspraxis der frühkindlichen Bildung in Deutschland
- Finanzierung durch Bund, Land und Kommune
- Umsetzung in NRW
- Früher - Finanzierung „sozialer Brennpunkte“
- Finanzierung von Familienzentren
- Bedarfsorientierte Finanzierung zum Abbau von sozialen Disparitäten
- Theoretische Grundlagen der bedarfsorientierten Finanzierung
- Die bedarfsorientierte Finanzierung von Kitas in Deutschland
- Rolle der Bedarfsindikatoren
- Beschreibung von Bedarfsindikatoren
- Diskussion von Indikatoren auf unterschiedlichen Ebenen
- Sozialräumliche Ebene
- Einrichtungsspezifische Ebene
- Kindbezogene Ebene
- Einführung der plusKITA als Beispiel für bedarfsorientierte Finanzierung
- Aufgaben der plusKITA
- Ebene: Land - Jugendamt
- Ebene: Jugendamt - Einrichtungen
- Empirische Untersuchung: plusKITA in NRW
- Methodische Vorgehensweise
- Aufbau und Inhalt der Studie
- Auswahl der Interviewpartner
- Vorbereitung und Durchführung der Interviews
- Vorgehensweise bei der Auswertung der Interviews
- Analyse und Interpretation der Interviewergebnisse
- Diskussion (Limitation der Studie)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, ob die Implementierung der plusKITA in Nordrhein-Westfalen eine bedarfsorientierte Finanzierung sicherstellt. Dabei wird untersucht, wie die finanziellen Mittel des Landes verteilt werden und ob die gewählten Indikatoren sinnvoll sind, um besonderen Unterstützungsbedarf zu identifizieren. Darüber hinaus wird analysiert, welche Indikatoren von den Jugendämtern gewählt werden, um die Ressourcen weiter zu verteilen und ob dies zu einer bedarfsorientierten Finanzierung der Einrichtungen führt, die einen hohen Anteil von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf aufweisen.
- Bedarfsorientierte Finanzierung von Kindertageseinrichtungen
- plusKITA als Instrument zur Förderung von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf
- Rolle von Bedarfsindikatoren bei der Ressourcenverteilung
- Analyse der Verteilungsmechanismen auf Landes- und Jugendemtsebene
- Bewertung der Wirksamkeit der plusKITA-Finanzierung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Im zweiten Kapitel „Finanzierungspraxis der frühkindlichen Bildung in Deutschland“ wird die Finanzierung von Kindertageseinrichtungen durch Bund, Land und Kommune dargestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung in NRW, wobei die frühere Finanzierung von „sozialen Brennpunkten“ und die Finanzierung von Familienzentren erläutert werden.
- Das dritte Kapitel „Bedarfsorientierte Finanzierung zum Abbau von sozialen Disparitäten“ behandelt die theoretischen Grundlagen der bedarfsorientierten Finanzierung und die Rolle von Bedarfsindikatoren. Die plusKITA wird als konkretes Beispiel für die bedarfsorientierte Finanzierung vorgestellt und ihre verschiedenen Ebenen beschrieben.
- Im vierten Kapitel „Empirische Untersuchung: plusKITA in NRW“ werden die methodischen Schritte der Untersuchung erläutert und die Ergebnisse von Experteninterviews mit Vertretern von Jugendämtern analysiert. Dabei wird insbesondere auf die Wahl der Indikatoren und die konkreten Verteilungsmechanismen der plusKITA-Mittel eingegangen. Die Ergebnisse werden mit der theoretischen Grundlage in Verbindung gesetzt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Finanzierung von Kindertageseinrichtungen, insbesondere der bedarfsorientierten Finanzierung, plusKITA, Bildungsgerechtigkeit, soziale Disparitäten, Bedarfsindikatoren, SGB II, Elternbeiträge, Sprachförderung, Jugendämter, empirische Forschung, qualitative Inhaltsanalyse. Im Fokus steht die empirische Untersuchung der plusKITA in Nordrhein-Westfalen, die den prägenden Einfluss eines nachteiligen Familienumfeldes durch eine zielgerichtete Ressourcenverteilung abbauen soll.
- Arbeit zitieren
- Sarah Böhme (Autor:in), 2015, "plusKITA". Vom Gießkannenprinzip zur bedarfsorientierten Finanzierung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314209