Bis 1945 herrschte unter den Alliierten noch Einigkeit, aber bereits auf den ersten Konferenzen der Siegermächte ließen sich Unstimmigkeiten und ideologische Gegensätze nur noch mühsam überspielen. Obwohl zwei so grundlegend verschiedene Gesellschaftssysteme wie die USA und die Sowjetunion beim Zwang zum gemeinsamen Handeln kollidieren mussten, war der Weg in den Kalten Krieg zu diesem Zeitpunkt noch abzuwenden. Beide Nationen hatten im Grunde kein Interesse daran, wieder in einen Konflikt verwickelt zu werden. Da die USA aber der SU ihre osteuropäische Sicherheitssphäre verweigerte, heizte dies die Kontroverse an, zumal die amerikanische Öffentlichkeit der Meinung war, in den osteuropäischen Länder würden liberale Demokratien entstehen. Die amerikanische Regierung geriet unter den Druck, die sich abzeichnenden Machtverhältnisse in Osteuropa zu revidieren. Die Folge des sich steigernden Misstrauens war eine deutliche aggressiver werdende Sprache und ein Umschlagen der einstigen Gemeinsamkeit in eine Freund-Feind-Einteilung. Das bestimmende Schlagwort der USA-Politik der folgenden Jahre hieß containment: Eindämmung des sowjetischen Expansionsdrangs. Ost und West kamen nun „ihren“ Gebieten Deutschlands politisch entgegen, um sie für das eigene Lager zu erhalten. Westdeutschland wurde großzügig finanziell unterstützt, Stalin spielte immer noch mit dem Gedanken an ein Gesamtdeutschland. Allerdings schränkte er die demokratischen Elemente in der Ostzone so stark ein, dass es den westzonalen Willen zum Bündnis mit Nordamerika forcierte. Die russische Vorgehensweise der immer stärkeren Abriegelung des eigenen Machtbereichs verängstigte die Westeuropäer, so dass sie sich verstärkt an die USA anlehnten. Die Systeme standen sich immer feindlicher gegenüber. 1948/49 hatten sich dann zwei deutsche Staate konstituiert, ebenso war die Formierung in Machtblöcke mit gegensätzlichen Gesellschaftssystemen zur Tatsache geworden. Taktik und Ziel des nun einsetzenden „Kalten Krieges“ war, die Gegensätze und Widersprüche im anderen Lager zu erkennen, publik zu machen und soweit wie möglich zu fördern.
Vor diesem Hintergrund setzt meine Untersuchung zur Rezeption der Stücke „Cyankali“ und „Die russische Frage“ ein.
Inhaltsverzeichnis
- Grundzüge des Kalten Krieges.
- Die Berliner Theatersituation nach dem Krieg.
- Die „Steine des Anstoßes“
- Cyankali
- Die Diskussion um Cyankali.
- Die Konfrontation Wolf-Karsch....
- Die russische Frage........
- Die Diskussion um Die russische Frage...............
- Schlussbetrachtung......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle des Theaters in Berlin im Kontext des Kalten Krieges, insbesondere in den Jahren 1945 bis 1949. Sie analysiert, wie Theateraufführungen und -diskussionen die politische und ideologische Spaltung zwischen Ost und West spiegelten und wie diese Spaltung sich auf die künstlerische Gestaltung auswirkte.
- Die Auswirkungen des Kalten Krieges auf das deutsche Theater
- Die politische Instrumentalisierung des Theaters durch die Besatzungsmächte
- Die Rolle von Theateraufführungen und -diskussionen als Ausdruck der ideologischen Gegensätze
- Die Suche nach einer zeitgemäßen Form theatralischen Ausdrucks in der unmittelbaren Nachkriegszeit
- Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und den Folgen des Krieges
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Grundzüge des Kalten Krieges und die politischen und ideellen Spannungen zwischen den alliierten Mächten nach dem Zweiten Weltkrieg. Es schildert, wie die anfängliche Einigkeit der Siegermächte in einen Konflikt überging und wie die USA und die Sowjetunion ihre jeweiligen Interessensgebiete in Deutschland zu festigen versuchten.
Kapitel zwei fokussiert sich auf die Berliner Theatersituation in den ersten Jahren nach dem Krieg. Es beschreibt die Schwierigkeiten, die die Künstler und Kritiker mit der Suche nach einer zeitgemäßen Form des Theaters zu kämpfen hatten, und wie die Politik der Besatzungsmächte die Entwicklung des Theaters beeinflusste.
Kapitel drei analysiert zwei Stücke, die zu „Steinen des Anstoßes“ wurden: Friedrich Wolfs „Cyankali“ und Konstantin Simonovs „Die russische Frage“. Diese Stücke spiegeln die aufkeimende ideologische Auseinandersetzung zwischen Ost und West auf den Theaterbühnen und zeigten deutlich, wie sich die politische Spaltung in der Kunst manifestierte.
Schlüsselwörter
Kalter Krieg, Theater, Berlin, Besatzungsmächte, Kulturpolitik, Propaganda, Cyankali, Die russische Frage, Friedrich Wolf, Konstantin Simonov, Nachkriegszeit, deutsche Dramatik, Exil, Umerziehung, Ideologie, Konfrontation, Spaltung, Ost-West-Gegensatz
- Arbeit zitieren
- Cornelia Neumann (Autor:in), 1997, Hat der Kalte Krieg - in Berlin - im Theater begonnen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31422