Gründe für Verhaltensauffälligkeiten von Adoptivkindern und der richtige Umgang in Familie und Schule


Hausarbeit, 2014

24 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Adoption
2.1 Die Situation in der Herkunftsfamilie
2.2 Die gestörte Mutter-Kind-Beziehung und deren Bedeutung
2.3 Ungewollt- Auswirkungen auf die Kinder
2.4 Die Abgabe an neue Fürsorgepersonen

3. Aufwachsen in der neuen Familie
3.1. Ein neues Leben für Eltern und Kind
3.2. Unerwartete Probleme
3.3. Die Relevanz der konstanten Beziehung

4. Schulleben
4.1. Häufige Verhaltensauffälligkeiten von Adoptivkindern in der Schule
4.2. Anforderungen an die Lehrperson
4.3. Der Lehrer als wichtige Bezugsperson in der Schule
4.4. Strategien zum Umgang mit Schulschwierigkeiten bei Adoptivkindern

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In Deutschland sind etwa 1,5-2 Millionen Paare von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen. Wenn es trotz medizinischer Behandlungen, wie zum Beispiel der künstlichen Befruchtung, nicht zur gewünschten Schwangerschaft kommt, tritt bei den Betroffenen häufig der Gedanke an eine Adoption auf, um sich den Traum von der eigenen Familie zu verwirklichen. Es ist der Traum davon, ein Kind aus schlechten Verhältnissen zu „retten“ und ihm in der eigenen Familie ein besseres Leben zu bieten. Diese Personengruppe macht, abgesehen von Adoptionen durch einen Stiefelternteil oder Adoptionen innerhalb der Familie, welche eher als Spezialfall zu betrachten sind, den Großteil der Adoptionsbewerber aus. Aus diesen Grund werde ich mich in meiner Hausarbeit vor allem auf Fremdadoptionen beziehen. Zwar werden die Adoptiveltern durch Beratungsgespräche mit Mitarbeitern der Adoptionsvermittlungsstellen darüber informiert, dass die zur Adoption freigegebenen Kinder aufgrund der in ihrer Vergangenheit gemachten Erfahrungen oftmals traumatisiert sind, sie können sich die daraus resultierenden Herausforderungen und Probleme jedoch nur schwerlich vorstellen. Insbesondere, dass gerade auch adoptierte Säuglinge bereits eine Vorgeschichte haben, ist den meisten Adoptiveltern nicht bewusst. Die Problematik dieser Vorgeschichte zeigt sich erst, wenn im späteren Leben Verhaltensauffälligkeiten auftreten z.B. Bindungsstörungen, fehlende Affektregulierung sowie Probleme in der Schule.

Doch warum wirken sich die Erlebnisse frühester Kindheit in solch gravierender Art und Weise auf das weitere Leben der Kinder aus?

Es stellen sich folgende Fragen:

- wie können die neuen Eltern den Kindern Sicherheit geben und sie bei der Trauma Verarbeitung unterstützen und
- wie kann ich als zukünftige Lehrerin diesen Kindern in der Schule helfen und mit den Verhaltensauffälligkeiten durch das Trauma umgehen?

Diese Hausarbeit ist ein Versuch diese Fragen zu beantworten.

2. Die Adoption

2.1 Die Situation in der Herkunftsfamilie

Das eigene Kind zur Adoption freizugeben ist für alle Beteiligten und vor allem die leibliche Mutter nie eine leichte Entscheidung. Die Gründe für die Einwilligung in das Adoptionsverfahren sind vielfältig, beispielsweise könnte das Kind durch körperliche Gewalt entstanden sein, die Mutter fühlte sich zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht in der Lage ein Kind großzuziehen oder die finanziellen Mittel lassen kein Kind zu.[1] Bis zur rechtswirksamen Abgabe der elterlichen Rechte und Pflichten sowie dem Finden der geeigneten Adoptiveltern verbleiben die Kinder oftmals in Pflegefamilien oder werden in Heimen untergebracht.

Der Großteil der zu adoptierenden Kinder ist zum Zeitpunkt der Adoption unter drei Jahren alt[2]. Dieses frühe Trennungsalter scheint auf den ersten Blick ein Garant für eine unkomplizierte Eingliederung in die neue Familie. Doch oftmals täuscht dieser Eindruck. Die meisten Adoptivkinder haben bis zur Trennung aus der Herkunftsfamilie und die Vermittlung in die Adoptivfamilie, auch wenn diese sehr früh erfolgt, bereits schmerzhafte und traumatisierende Erfahrungen machen müssen. Unter diesen Erfahrungen versteht man Misshandlungserfahrungen, grobe Vernachlässigung und Unzuverlässigkeit, Ausgeliefertsein, Zuwendungsentzug und Trennung. Das Alter, in dem ein Kind solch traumatisierende Erfahrungen machen muss, ist ein wesentlicher Faktor für eventuell auftauchende Spätfolgen. Je früher ein Kind den aufgeführten Erfahrungen ausgesetzt ist, desto stärker wird die Bindungsfähigkeit an neue Bezugspersonen beeinträchtigt. So bedeutet ein höheres Adoptionsalter nicht zwangsläufig mehr Probleme, es ist jedoch klar, dass ein frühes Herausholen aus schlechter Betreuung Bindungsdefizite verringert.[3]

An dieser Stelle muss der Begriff „Trauma“ und die Ursachen, die zu einem solchen Zustand führen, kurz definiert und erklärt werden, da dieser Begriff in der heutigen Zeit oft inflationär verwendet wird. Fischer und Riedesser beschreiben das psychische Trauma als „vitales Diskrepanzerleben zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt“. Im Unterschied zu belastenden Lebenssituationen können traumatische Ereignisse von einem Individuum nicht mehr durch Anpassungs- und Bewältigungsstrategien gelöst werden und stellen Situationen von absoluter Heftigkeit, Unvorhersehbarkeit und Ausweglosigkeit dar. Die psychischen Verarbeitungsmöglichkeiten des Menschen werden überschritten. Da ein Entkommen aus der Situation („ flight “) oder eine Abwehr der Situation aus eigener Kraft („ fight “) nicht möglich ist, kommt es zur Freeze-Reaktion d.h. der menschliche Organismus aktiviert eine Art Notprogramm, welches einzig und allein dem Überleben dient. Das Umschalten auf dieses Notprogramm bewirkt, dass sich der Mensch innerlich von der Situation distanzieren kann und sich wie betäubt fühlt. Allerdings bleibt dieser Zustand nicht ohne Folgen. Es kommt zu einer langfristigen Störung in der neuronalen Hirnstruktur. All das, was Menschen früh erleben und mit starken Gefühlen verbinden, bildet die stärksten neuronalen Netze im Gehirn. Diese Verbindungen beeinflussen das Handeln, Denken und Fühlen. Daher ist ein einfaches Vorübergehen eines Traumas nicht möglich.[4] Dieselbe Situation kann bei einem Menschen ein Trauma auslösen, während sie für einen anderen aufgrund von individuellen Bewältigungsstrategien lediglich als belastend empfunden wird. Gerade Säuglinge und Kinder haben kaum psychische Verarbeitungsmöglichkeiten. Können Kinder aufgrund ihres Alters, noch nicht sprechen, fehlt ihnen die „intellektuelle Befähigung und die Erfahrung, um nachträglich dem Trauma einen Sinn zu geben.“[5]

Selbst wenn Kinder in ihrer Herkunftsfamilie keinen Missbrauchssituationen ausgeliefert waren und die leiblichen Eltern ihre Kinder nur zu deren Wohle unter innerlicher Zerrissenheit abgegeben haben, so bleibt doch der Schmerz der Trennung. Diese Trennung geschieht ohne Zutun der Kinder, sie sind der Situation ausgeliefert.

2.2 Die gestörte Mutter-Kind-Beziehung und deren Bedeutung

Hervorzuheben ist die Trennung von der leiblichen Mutter, welche kaum ohne seelische Wunden von statten gehen kann. Schon bei Säuglingen besteht eine starke Verbindung zur leiblichen Mutter. Diese Bindung bildet sich bereits im Mutterleib noch vor der Geburt. Das Ungeborene lernt unter anderem zu riechen und zu schmecken, außerdem beginnen Föten ab der 16. Woche Geräusche wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Somit ist es Babys direkt nach der Geburt möglich, die leibliche Mutter am Geruch der Muttermilch und dem Klang der Stimme von anderen zu unterscheiden.[6]

Es hat sich auch herausgestellt, dass Ungeborene im Mutterleib Stimmungen der Mutter miterleben können. Das kann gerade bei Frauen problematisch werden, die sich ihr Kind nicht gewünscht haben, sehr jung sind, oder schon während der Schwangerschaft an eine Abgabe des Kindes denken. Es ist anzunehmen, dass diese Frauen während der Schwangerschaft unter enormen Stress stehen und eher mit Depressionen zu kämpfen haben. Für die Föten bringt großer, anhaltender Stress der Mutter eine dauerhafte Veränderung des Gens für Glucocorticoid-Rezeptoren mit sich, welche das Stresshormon Cortisol erkennen. Demzufolge sind sie nach der Geburt und im späteren Leben insgesamt ängstlicher, weniger neugierig und anfälliger für Stress als Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft gelassen waren. Auch Depressionen der Mütter beeinflussen die Ungeborenen nachgewiesener Weise. Die Babys depressiver Mütter sind sowohl nervöser als auch schwerer zu beruhigen als altersgleiche Babys.[7]

Babys, die von ihren Müttern nicht ersehnt waren, sind demnach oftmals schon vor der Geburt stärkeren Belastungen ausgesetzt gewesen und deshalb gestresster und ängstlicher. Dennoch waren die Föten während der Schwangerschaft nicht allen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Sie waren einigermaßen sicher, mit Nahrung versorgt und mit Wärme umgeben. Nach der Geburt sind sie jedoch vollkommen auf ihre Fürsorgepersonen und in erster Linie auf ihre Mutter angewiesen ohne deren Zutun sie nicht lebensfähig sind.

Grossmann et al. (1989) beschreiben das mütterliche Verhalten nach der Geburt „als Bedingung für eine sichere Mutter-Kind-Bindung unter dem Begriff der „ mütterlichen Feinfühligkeit “ folgendermaßen:

Wichtig ist die „Wahrnehmung der Verhaltensweisen des Säuglings, <wobei die> Wahrnehmungsschwelle der Mutter (…) nicht zu hoch sein <sollte>, sie sollte das Kind „im Blick“ haben“. Des Weiteren ist die „Richtige Interpretation der Äußerungen des Säuglings aus seiner Lage und nicht nach ihren Bedürfnissen“ zu beachten. Die „Prompte Reaktion, wodurch der Säugling eine Verbindung zwischen seinem Verhalten und dem spannungsmindernden Effekt der mütterlichen Handlung herstellen kann (Kontingenz)“ spielt insofern eine wichtige Rolle, da „Dies (…) ein erstes Gefühl der eigenen Effektivität (Kontrolle) im Gegensatz zur Hilflosigkeit <vermittelt>“. Hierbei ist auf die „Angemessenheit der Reaktion zu achten, die nicht mehr beinhaltet als das, was vom Säugling verlangt wurde und zu seinem Entwicklungsstand passt.“[8]

Man sollte bedenken, dass es selbst für Eltern, die sich ihre Kinder gewünscht haben, nicht einfach ist immer in angemessener Art und Weise auf die Bedürfnisse ihres Säuglings zu reagieren. So wurde verzweifelten Eltern früher oft geraten ihre „Kinder einfach weiterschreien zu lassen, wenn sie scheinbar ohne Grund anfangen zu weinen“[9]. Dieses gegen jegliche Instinkte verstoßende Verhalten wurde nur aufgrund des enormen Belastungsstresses, dem Eltern bei dem Zusammenleben mit ihrem Baby ausgesetzt sind, angenommen. Heute weiß man, dass es für das Schreien von Säuglingen immer einen Grund gibt. Wenn aber Eltern mit ihren „Wunschkindern“ schon so viel Stress ausgesetzt sind, wie wird es dann erst bei einer Mutter sein, die sich ihr Kind gar nicht gewünscht hat? Es ist völlig klar, dass eine solche Mutter, die bereits in der Schwangerschaft enormen Stress erlebt hat, auch mit Geburt und der Erziehung des Nachwuchses anders umgeht als Eltern bzw. Mütter, die sich monatelang auf ihr Kind freuen. Das Baby ist dem Gefühl der oben erwähnten Hilflosigkeit ausgesetzt, wenn seine Mutter nicht in der Lage oder nicht dazu bereit ist, angemessen auf seine Bedürfnisse zu reagieren.

Überlässt man einen Säugling sich selbst und ignoriert sogar angstvolles, lautes Schreien, riskiert man, dass sich „unkalkulierbar auftürmende Streßempfindungen verfestigen und <sich> als erster Erfahrungsschatz von Gefühlen in der tiefsten Seele abspeichern.“ Das ist gerade deshalb so dramatisch, da das Unterbewusstsein nicht durch normale Denkvorgänge erreicht werden kann. Solche Erfahrungen sind also gewissermaßen in das Bewusstsein eines Menschen eingraviert und „Je stärker das Unterbewusstsein eines Menschen mit missliebigen Gefühlen belastet ist, desto bedrohter von diesen Gefühlen ist sein weiteres Leben.“[10]

Hierbei wird klar, dass durch fehlende „ mütterliche Feinfühligkeit “ nicht nur die Mutter-Kind-Bindung leidet, sondern auch unwiderruflich schlechte Erfahrungen gespeichert werden können. Je länger und je öfter Babys solchen Situationen ausgesetzt sind, desto schwerwiegender können die Folgeschäden solch traumatischer Situationen sein. Wenn aufgrund von psychischen oder auch administrativen Gründen keine kindgerechte Erziehung mit angemessenem überlebenswichtigen Sozialkontakt möglich ist, sollte ein Einleiten in den Adoptionsprozess frühestmöglich zugestimmt werden, um dem Säugling oder dem Kind das Aufwachsen unter stabilen Familienverhältnissen und den Aufbau von sicheren Bindungen zu ermöglichen.

2.3 Ungewollt- Auswirkungen auf die Kinder

Auch wenn sich Säuglinge oder Kinder in einer schlechten Betreuung befanden, stellt die Trennung von der leiblichen Mutter bzw. der Herkunftsfamilie einen Einschnitt in ihrem Leben dar. Da Säuglinge nach der Geburt noch nicht in der Lage sind ihr eigenes Dasein zu begreifen, könnte man daraus schließen, dass sie sich als Teil der Person fühlen, mit der sie über 40 Wochen verbunden waren. („Since an infant does not see herself as a separate entity, we must believe that she sees herself as part of the person she was physically attached and bonded to for 40 weeks“ [Verrier, 1993]). Wenn der Säugling von diesem „Teil” getrennt wird, kommt das dem Gefühl gleich, einen Teil von sich verloren zu haben.[11] Wäre der Zeitpunkt der Trennung an die direkte Abgabe in die neue Familie gekoppelt, könnte sofort damit angefangen werden, neues Vertrauen aufzubauen und zu trösten. Zwar wäre damit das durchlebte Trauma nicht rückgängig zu machen, jedoch wäre die Möglichkeit gegeben, die Kinder in einer endgültigen Familie unterzubringen und erneute Trennungen zu vermeiden. Eine direkte Übergabe kommt jedoch nur sehr selten zustande. Gerade bei immer häufiger werdenden Auslandsadoptionen steht zwischen der Abgabe durch die leibliche Mutter und der Adoption durch die neuen Eltern fast immer ein Heimaufenthalt. Diese Aufenthalte bedeuten für die oftmals sehr kleinen Kinder oder gar Babys weitere potenziell traumatische Erfahrungen.

Dass eine körperliche und seelisch-geistige Entwicklung allein durch die ausreichende Versorgung mit Nahrung nicht zu gewährleisten ist, zeigen bereits Studien des Psychoanalytikers René Apard Spitz aus den 1940er Jahren. In diesen Studien wurde das Verhalten von Kindern in Säuglingsheimen und Findelhäusern beobachtet, welche ohne Mutter oder Mutterersatz aufwuchsen. Durch den häufigen Wechsel der Betreuungspersonen konnten die dort untergebrachten Kinder keine sichere Bindung eingehen. Bei 19 von 123 beobachteten Kindern stellte Spitz eine schwere psychische Störung fest. Diese war anfangs durch weinerliches und unruhiges Verhalten, vermehrtes Anklammern und Schlaflosigkeit gekennzeichnet. Später folgten häufiges Schreien und Gewichtsverlust bis nach 3 Monaten die Kontaktverweigerung, ein starrer Gesichtsausdruck sowie ein abnehmender Entwicklungsquotient die Folge waren. Dieses Verhalten wurde von Spitz als anaklitische Depression und Hospitalismus bezeichnet. Bei allen 19 Kindern, die eine Depression entwickelten, fand die Trennung von der Mutter im Alter von 6-8 Monaten statt.[12].

Die Trennung von der leiblichen Mutter bedeutet also nicht zwingend eine sofortige feste Unterbringung in einer neuen Familie. In Deutschland wird Müttern, die zum Zeitpunkt der Geburt nicht in der Lage oder nicht dazu bereit sind, sich um ihr Kind zu kümmern, immer öfter geraten von der direkten Entscheidung das Kind zur Adoption freizugeben, abzusehen. Viele Kinder kommen deshalb vorerst in Pflegefamilien unter, um eventuell später wieder zur leiblichen Mutter zurückzukehren. Dabei ist aber nicht klar, ob und wie lange der Aufenthalt in der Pflegefamilie dauert. Das Schicksal dieser Kinder ist gerade dann besonders bedauerlich, wenn sie immer wieder in neue Pflegefamilien weitergereicht werden und deswegen nicht in der Lage sind verlässliche Bindungen einzugehen. Im besten Fall entscheidet sich die leibliche Mutter nach kurzer Zeit, welche aber für einen Säugling schon sehr lange sein kann, doch für ihr Kind oder gibt es endgültig für eine Adoption frei.[13]

Besonders bei Inkognito Adoptionen, bei welchen es keinerlei Auskunft über die leiblichen Eltern gibt, kann es zu Identitätsproblemen kommen, also die Frage nach der eigenen Herkunft. Besondere Bedeutung haben diese Fragen bei Auslandadoptionen. Es ist durch eine andere Hautfarbe oder ein anderes Aussehen offensichtlich, dass die jetzigen Eltern nicht die leiblichen sind aber woher kommt man? Aus welchen Gründen wurde man abgegeben? Ist man nun Deutscher oder eben doch der ursprünglichen Kultur angehörig? Solche Fragen stellen sich Säuglinge und Kleinkinder zwar noch nicht, doch gerade mit der Pubertät und der damit verbundenen Suche nach sich selbst, kommen nicht verarbeitete Traumata oft zum Vorschein. Diesen Punkt werde ich später in meiner Hausarbeit näher erläutern.

2.4 Die Abgabe an neue Fürsorgepersonen

Zwischen dem Zeitpunkt, an dem sich Paare oder auch Einzelpersonen in Deutschland dazu entscheiden ein Kind zu adoptieren und dem Zeitpunkt der eigentlichen Adoption, liegen vielfältige Prüfungen der Adoptionsvermittlungsstellen der Jugendämter. So gibt es beispielsweise bestimmte Altersvorgaben und es werden ein ausführlicher Lebensbericht, eine Geburts- und Heiratsurkunde, ein Gesundheitszeugnis, ein polizeiliches Führungszeugnis und ein Einkommensnachweis gefordert. Über das Einreichen dieser Dokumente hinaus werden in einem Zeitraum von ca. 6 Monaten Beratungsgespräche geführt und mindestens ein Hausbesuch gemacht. Bei Adoptionen aus dem Ausland wenden sich die Adoptionsbewerber an die Auslandsvermittlungsstellen und geben dort ein bestimmtes Herkunftsland an, aus welchem sie ein Kind adoptieren möchten. Auch hier folgen zahlreiche Beratungsgespräche und die vom ausgewählten Herkunftsland angeforderten Unterlagen müssen übersetzt werden. Seit dem 1. März 2002 ist die Bundesrepublik Deutschland ein Vertragsstaat des Haager Adoptionsabkommens. Durch dieses Abkommen soll vor allem Kinderhandel unterbunden werden, sodass Adoptionen in ein geographisch und kulturell fremdes Land nur zum Wohle des Kindes geschehen. In das Adoptionsverfahren müssen demnach beide Staaten einwilligen.[14]

[...]


[1] http://www.kinder.de/themen/kinderwunsch/adoption/artikel/ein-kind-zur-adoption-freigeben.html (15.03.14)

[2] Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2013 (S.62)

[3] Schleiffer R.( 1993): Anderssein, zur Familiendynamik dissozialer Adoptivkinder. In: Familiendynamik, 18.Jhrg.

[4] Scherwath, C.; Friedrich, S.(2012): Soziale und pädagogische Arbeit bei Traumatisierung, Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, Verlag, München (S.17-23)

[5] Eckardt, J.(2005): Kinder und Trauma; Was Kinder brauchen, die einen Unfall, einen Todesfall, eine Katastrophe, Trennung, Missbrauch oder Mobbing erlebt haben, 2.Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (S.19 f.)

[6] Dr. med. Cyril Lüdin: Eltern-Kind-Bindung (www.eltern-kind-bindung.net; 16.03.14)

[7] Der Spiegel: Das Leben vor der Geburt(http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-86505890.html (17.03.14)

[8] Wicki, W.(2010): Entwicklungspsychologie, Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, Verlag, München (S.55)

[9] http://www.alles-ueber-kinder.net/schreien.htm (19.03.14)

[10] Dr. Rüdiger Posth, Das emotionale Bewusstsein: http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/emotionales_bewusstsein.htm (21.03.14)

[11] Verrier, N.(1993): The Primal Wound-understanding the adopted child, Gateway Press

[12] Wicki, W.(2010): Entwicklungspsychologie, Ernst Reinhardt GmbH & Co KG, Verlag, München (S.47)

[13] Peukert, R.: (2012) Familienformen im Wandel, 8. Auflage, VS Verlag für Sozialwissenschaften (S.396)

[14] Service-bw; Möglicher Ablauf einer Auslandsadoption: http://www.service-bw.de/zfinder-bw-web/lifesituations.do?llid=1160999&llmid=0 (23.03.14)

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Gründe für Verhaltensauffälligkeiten von Adoptivkindern und der richtige Umgang in Familie und Schule
Autor
Jahr
2014
Seiten
24
Katalognummer
V314335
ISBN (eBook)
9783668143036
ISBN (Buch)
9783668143043
Dateigröße
976 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adoptiv, Adoption, Verhaltensauffälligkeiten
Arbeit zitieren
Lea Weigel (Autor:in), 2014, Gründe für Verhaltensauffälligkeiten von Adoptivkindern und der richtige Umgang in Familie und Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314335

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