Otto von Bismarck und die Konservativen Parteien


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II Erste Zusammenschlüsse
II.1 Erster Zusammenschluss in der Paulskirche
II.2 Außerparlamentarische Zusammenschlüsse und die Zusammensetzung der Konservativen

III. Das Verhältnis zu Otto von Bismarck und das Grundproblem der Konservativen
III.1 Die Konservativen und Otto von Bismarck
III.2 Das Grundprobleme der Konservativen Politik von 1866 bis 1876
III.3 Konservative Politik in der Bismarckzeit von 1876 bis 1890

IV. Demokratische Anpassung bei antidemokratischem Denken

V. Strukturwandel innerhalb des Adels

VI Resümee

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Der Begriff ‚Konservatismus’ kommt von dem Lateinischen conservare und bedeutet so viel wie bewahren. Damit lässt sich der Kerngedanke konservativer Politik auch sehr gut umschreiben. Man möchte lieber die alt hergebrachten Traditionen und Herrschaftsformen bewahren und sichern. Veränderungen sollten auf dem Wege von Reformen stattfinden und nicht wie bei der Französischen Revolution durch Gewalt erzwungen werden.

„Wenn ich den Geist der Freiheit aufgeregt sehe, so sehe ich eine furchtbare Kraft in Bewegung; und dies ist für eine geraume Zeit schlechterdings alles, was ich davon sagen kann.“[1] So äußert sich Edmund Burke, einer der wichtigsten Vertreter des Konservatismus, zu der Revolution von 1789. Auch an dieser Aussage wird deutlich, dass Gewalt und unüberlegte Aktionen für die Konservativen keine Lösung ist.

Im Folgenden möchte ich auf die politische Entwicklung der Konservativen eingehen. Die Konservativen, im Vorfeld der Französischen Revolution entstanden, sind in ihrer Zielsetzung nicht mit dem ‚konservativ sein’ im heutigen Sinne zu verwechseln. Zwar sind sie zunächst grundsätzlich gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt, trotzdem nehmen sie, ohne es möglicherweise bewusst zu merken, an der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung teil. Dass es aber gerade gilt, die Konservativen nicht auf eine Pauschalaussage zu reduzieren, möchte ich anhand der geschichtlichen Entwicklung aufzeigen: Sie stellen weder eine in sich geschlossene Gruppierung dar noch haben sie ein einheitliches Programm.

Des Weiteren gilt es mit einem ‚Vorurteil’ aufzuräumen: Die Konservativen stehen nicht automatisch auf der Seite Otto von Bismarcks, dem ersten deutschen Reichskanzler. An geeigneter Stelle werde ich diese These aufgreifen und die unterschiedlichen Konzeptionen sowohl die von Bismarck als auch die der Konservativen vorstellen.

Persönlich hat mich das Thema ‚die Konservativen’ sehr interessiert, da gerade diese politische Gruppierung viel dazu beigetragen hat, dass die deutsche Geschichte sich so entwickelt hat, wie wir sie kennen. Vielleicht wären die politischen Ereignisse anders verlaufen, wenn Bismarck und die königstreuen Konservativen nicht auf die Erhaltung des Status quo hingearbeitet hätten und neue Reformen hinsichtlich einer parlamentarischen Monarchie möglich gemacht hätten. In meiner Hausarbeit möchte ich die Entwicklung der Konservativen in ihrem ersten Zusammenschluss in der Paulskirche bis zum Ende der Konservativen in der Bismarckzeit aufzeigen. Dabei sollen aufgearbeitet werden wer die Konservativen sind, wie sie vorgehen und vor welchen Problemen sie standen.

II Erste Zusammenschlüsse

II.1 Erster Zusammenschluss in der Paulskirche

Im Paulskirchenparlament gab es keine Fraktionen im heutigen Sinne. Abgeordnete einer Fraktion fühlten sich keiner Partei gegenüber verpflichtet, sondern sie suchten eine Gruppierung, die ihren Interessen nahe stand. Konservative forderten die Errichtung einer konstitutionellen Monarchie und damit letztlich die Abschaffung des Absolutismus, wobei sie die Gewalt der Fürsten allerdings „so wenig wie möglich“ antasten wollten.[2] Innerhalb der konservativen Fraktion gab es jedoch unterschiedliche Auffassungen über die Konzeption und die Gewährung der Volkssouveränität: Teile der Abgeordneten wollten dem Volk eine direkte Möglichkeit zur politischen Partizipation gewährleisten, die Mehrheit der Konservativen lehnte dies jedoch ab. Auch in der Entscheidung, ob eine großdeutsche oder eine kleindeutsche Lösung von Vorteil für den neuen angestrebten deutschen Nationalstaat wäre, gab es keine Einigkeit. Eine kleine Minderheit plädierte schließlich für eine kleindeutsche Lösung, aber die Fraktion war innerlich zerstritten. Der Streit spielte jedoch politisch keine große Rolle, da das Paulskirchenparlament ohnehin scheiterte. Grund des Scheiterns war unter anderem die Ablehnung der Krone durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV.

Festzuhalten ist jedoch, dass die Revolution von 1848 einen ersten Zusammenschluss bzw. eine erste Sammelbewegung der Konservativen darstellt, die zunächst jedoch ohne politische Bedeutung gewesen ist.

II.2 Außerparlamentarische Zusammenschlüsse und die Zusammensetzung der Konservativen

Von weitaus größerer Bedeutung für die Entwicklung der Konservativen zu einer Partei waren außerparlamentarische Zusammenschlüsse, die vor allem in Preußen stattfanden. Ziel der Zusammenschlüsse war es, eine gemeinsame Strategie auszuarbeiten, um möglichst viele Staatsbürger für die konservative Politik zu gewinnen. Teil dieser Strategie war zum einen die Einbeziehung der Presse. So war die königstreue ‚Kreuzzeitung’ ein sehr wichtiges Organ für konservative Ideen und Vorstellungen. Zum anderen wurden Volksversammlungen abgehalten und volkstümliche Vereine gegründet. Diese nannten sich Preußenvereine, Vaterlandsvereine oder landwirtschaftliche Vereine.

Ein weiteres Ergebnis der Zusammenschlüsse war die Zusammenarbeit von Politikern, Hofbeamten und „ultrakonservativen Gutsbesitzern“[3]. Wir haben es also mit einer Ballung von Eliten der Gesellschaft zu tun, deren Ziel es war, ihren Status quo zu erhalten. Daraus ist die Angst vor gesellschaftlicher Veränderung auf Seiten dieser Eliten zu verstehen, denn sie konnten bei diesen Veränderungen nur verlieren. So hatten beispielsweise Großgrundbesitzer ernorme Vorteile durch die vorhandenen ständischen Schranken, durch die kein gesellschaftlicher Aufstieg möglich war. Ihre Argumentation lautete, dass die Französische Revolution einen Angriff auf die von Gott gewollte Ordnung darstelle. In Wahrheit waren die Konservativen geprägt durch die Angst vor der Einführung eines gleichen Wahlrechts, das die Vorherrschaft des preußischen Adels bedrohte, die es, aus Sicht der Adligen, unter allen Umständen zu verteidigen galt. Diese Politik wurde besonders deutlich in der Gründung des ‚Vereins zur Wahrung der Interessen des Grundbesitzes und zur Aufrechterhaltung des Wohlstandes aller Klassen’, wobei der letzte Teil des Namens als reine Tarnung interpretiert werden darf. Konservative, so die Schlussfolgerung, sind geleitet von individuellen ökonomischen Interessen. Nach außen hin erheben sie allerdings den Anspruch auf Gemeinwohl. Böse Zungen würden in diesem Kontext auch vom ‚Wolf im Schafspelz’ reden.

Als erstes Zwischenergebnis möchte ich festhalten, dass die Konservativen dem preußischen König und seiner reaktionären Politik ergeben waren und diese aktiv unterstützten.

Im Anschluss möchte ich einen Überblick im Hinblick auf die Zusammensetzung der Konservativen geben:

- ostelbische Großgrundbesitzer (Junker) große Teile der bäuerlichen Bevölkerung, die allerdings eher aus Zwang durch die Großgrundbesitzer konservativ eingestellt war
- die protestantische Geistlichkeit
- höhere Beamten und die Offizierkorps
- großindustrielle Vertreter, jedoch erst ab dem Einsetzen der Industrialisierung.

Alle diese Gruppen waren geleitet von einem „hohen Interesse an Schutzzöllen“[4].

Grundsätzlich lassen sich diese Gruppen wieder in zwei größere Gruppierungen einordnen: Die Konservativen, die doktrinär gegen jede Art von Fortschritt waren und in die pragmatischen, die sich an die gegebenen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen angepasst haben. Das vorherrschende, übergeordnete Ziel beider Gruppen war die Sicherung der politischen und sozialen Vorherrschaft des preußischen Adels.[5]

III. Das Verhältnis zu Otto von Bismarck und das Grundproblem der Konservativen

III.1 Die Konservativen und Otto von Bismarck

In zwei Punkten deckten sich die Vorstellungen der Konservativen mit denen Bismarcks: Sie wollten die Vormachtstellung des preußischen Adels verteidigen. Dafür wollten sie das Kleinbürgertum ‚für ihre Ziele einspannen’ und die Arbeiter ‚manipulieren’. Jedoch war die Art der Umsetzung grundverschieden. Bismarck leitete eine neue politische Epoche ein, welche sich realistischer Konservatismus nennt. Erst durch diese Epoche gelang die „Sicherung der Vorherrschaft des Adels in Staat und Gesellschaft.“[6] Um größeren Rückhalt in der Bevölkerung zu bekommen und die Mehrheit im Parlament zu behalten, ging er ein Bündnis mit dem liberalen Bürgertum ein. Dabei half ihm ein Prozess, der sich innerhalb der Gesellschaft abspielte: Das Bürgertum übernahm die Ordnungs- und Wertevorstellungen des Adels; es wurde sozusagen ‚feudalisiert’. Dies geschah durch die Einbindungen in neue Institutionen wie zum Beispiel das Korpsstudentum, die Ernennung zu Reserveoffizieren sowie Ordens- und Titelverleihungen. Durch die Identifizierung mit dem Adel setzte sich das Bürgertum letztlich für die Ziele des Adels ein, denn es fühlte sich ihm zugehörig.[7]

Ferner unterband Bismarck die Entwicklung in der Wirtschaft nicht, denn dies hätte in einem Widerspruch zu dem Bündnis mit dem liberalen Bürgertum gestanden. Um die `Masse` von seiner Politik zu überzeugen, bediente sich Bismarck den Mitteln der Publizistik, der bestehenden politischen Klubs und nicht zuletzt der persönlichen Einflussnahme auf den preußischen König, vor allem auf Friedrich- Wilhelm IV.

Die Konservativen waren im Gegensatz zu Bismarcks Vorgehensweise gegen die Einführung eines ständischen Wahlrechts an Stelle des ohnehin schon wenig demokratischen Dreiklassenwahlrechts. Sie wollten quasi die Abstimmung nach Ständen wie dies vor der Französischen Revolution der Fall gewesen war. Des Weiteren waren sie eindeutig antikonstitutionell – ständisch eingestellt. Das zeigte sich daran, dass sie die Preußische Verfassung von 1848 einschränken wollten, obwohl diese bereits von dem preußischen König oktroyiert worden war. Außenpolitisch setzten sie sich für die Weiterführung der Heiligen Allianz mit Österreich ein.[8]

Ihre Konzeption, das Bürgertum für ihre Ziele einzuspannen, zeigte sich wiederum in der Gründung des Preußischen Volksvereins aus dem Jahre 1861. Mitglieder waren jetzt nicht nur Gutsbesitzer, sondern auch Handwerker. Hintergrund für diesen `Zusammenschluss` war, dass beide Schichten von dem immer weiter vordringenden Kapitalismus bedroht waren. Der Adel sah sich von dem Aufstieg des Großbürgertums bedroht, die Handwerker fürchteten die gegenseitige Konkurrenz. Der Vorsitzende des Preußischen Volksvereins war Hermann Wagener. Er erkannte, dass durch die Emanzipation der Arbeiterschaft die Bedrohung für den monarchisch- autoritären Staat abzuwenden sei. Dafür wollte er den Arbeitern durch seinen so genannten „konservative[n] Sozialismus“ gewisse Rechte zusichern.[9] Dazu gehörten ein vom Staat garantiertes Miteigentum an erwirtschafteten Gewinnen, ein Berufsrecht und ein festgesetztes Lohnminimum. Durch diese gezielte 'Manipulation’ wäre die Monarchie gefestigt worden und die Sozialisten hätten Wählerstimmen eingebüßt. Wagener konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Bismarck, der die gleiche Zielsetzung hatte wie Wagener, setzte auf den Wegfall der Handelsschranken durch die Entstehung des Norddeutschen Bundes. Außerdem führte er, entgegen der konservativen Forderung, ein allgemeines Wahlrecht ein. Dabei ging er kein großes Risiko ein, denn die Bauern und Tagelöhner waren abhängig von den Großgrundbesitzern und mussten deshalb konservativ wählen. Außerdem wurden keine Diäten an Politiker vergeben, so dass es sich kein Bauer hätte leisten können, in die Politik zu gehen. Politik zu betreiben war also ein Vorrecht der Reichen, deren Vorstellungen sich oft mit denen der Konservativen deckten.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Konservativen die gleiche Zielsetzung haben wie Bismarck, nur die Umsetzung geschieht auf unterschiedlichen Wegen.

[...]


[1] Vgl. Burke, Edmund: Über die Französische Revolution, Berlin 1991,S. 57/58.

[2] Vgl. Tormin, Walter: Geschichte der deutschen Parteien seit 1848, 3. Auflage, Stuttgart 1968,S. 30.

[3] Vgl. Tormin, Geschichte der deutschen Parteien, Seite 31. .

[4] Vgl. Lösche; Peter: Kleine Geschichte der deutschen Parteien, Stuttgart 1993,S. 31.

[5] Vgl. Lösche: Kleine Geschichte der deutschen Parteien, S. 31.

[6] Vgl. Grebing, Helga: Geschichte der deutschen Parteien, Wiesbaden 1962, S. 48.

[7] Ebd. S. 55-58.

[8] Vgl. Grebing: Geschichte der deutschen Parteien, S. 50.

[9] Vgl. Lösche. Kleine Geschichte der deutschen Parteien, S.32.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Otto von Bismarck und die Konservativen Parteien
Hochschule
Universität Trier
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V314473
ISBN (eBook)
9783668131019
ISBN (Buch)
9783668131026
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Otto von Bismarck, Koservative Partein, Deutsches Kaiserreich, Bismarcksche Politik
Arbeit zitieren
Olaf Breithecker (Autor:in), 2008, Otto von Bismarck und die Konservativen Parteien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314473

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