In den Vereinigten Staaten ist ja der Souverän religiös, und deshalb wird die Heuchelei verbreitet sein; dennoch ist Amerika in der Welt der Ort, wo die christliche Religion am meisten wirkliche Macht über die Seelen bewahrt; und wie nützlich und natürlich sie den Menschen ist, zeigt sich am besten darin, daß das Land, wo sie heute die größte Macht ausübt, zugleich das aufgeklärteste und das freieste ist. 1
So beurteilte Alexis de Tocqueville, ein französischer Historiker und politischer Schriftsteller, nach seinem Besuch der Vereinigten Staaten in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts das dortige Verhältnis zwischen Religion und Staat. Ihren besonderen Ausdruck findet dieses Verhältnis in der Zivilreligion. Sie und ihren Einfluß auf die Reden von Präsident George W. Bush bilden das Thema dieser Arbeit.
Das erste Kapitel gewährt einen Überblick über die Faktoren, die zur Entstehung der Zivilreligion beigetragen haben. Viele ihrer Symbole haben sich noch aus der Zeit der ersten Siedler gehalten. Zur Sprache kommen die ersten Siedler, die religiöse Einstellung der Puritaner und der Gründerväter der Vereinigten Staaten.
Im zweiten Kapitel wird die Theorie der Zivilreligion untersucht. Den Beginn bildet Robert Bellah, der mit seinem Artikel Civil Religion in Amerika im Jahre 1967 eine regelrechte Debatte über die religiösen und gesellschaftlichen Verhältnisse in den USA einleitete. Sein Beitrag fand zahlreiche Befürworter und Kritiker. Einige von ihnen werden exemplarisch behandelt. Den Abschluß des zweiten Kapitels bildet ein Blick auf Bellahs eigene Weiterentwicklung.
Die Terroranschläge vom 11. September 2001 erschütterten das amerikanische Selbstverständnis und riefen eine Rhetorik ins Leben, die apokalyptische Ausmaße annahm. Gegenstand der Untersuchungen des dritten Kapitels bilden – nach einem kurzen allgemeinen rhetorischen Teil – der Sprachgebrauch von Präsident Bush und seine Verwendung der zivilreligiösen Symbolik.
Den Abschluß dieser Arbeit bilden eine kurze Zusammenfassung sowie meine eigene Beurteilung.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Die Anfänge der Vereinigten Staaten als Nährboden für die Zivilreligion
- Das 17. und 18. Jahrhundert
- Die Entstehung des Puritanismus
- Die Pilgrims – Die Pilgerväter
- Die Massachusetts Bay Kolonie
- Weitere Kolonien
- Die weitere Entwicklung
- Eine Nation erblickt das Licht der Welt
- Zusammenfassung und Überleitung
- Das 17. und 18. Jahrhundert
- Die Theorie der Zivilreligion
- Zur Person Robert Bellahs
- Civil Religion in America
- Die Zivilreligion in der Geschichte
- Weitere Befürworter der Zivilreligion
- Die Kritik an der Zivilreligion
- Martin E. Marty
- Bellahs eigene Beurteilung
- Weitere Aspekte der Zivilreligion Bellahs
- Bellahs eigene Weiterentwicklung
- Zusammenfassung und Überleitung
- Religiöse Rhetorik
- Abraham Lincoln
- Exkurs – Rhetorik
- George Walker Bush: Die Person
- Der 11. September und die amerikanische Zivilreligion
- Zusammenfassung
- Abschließende Zusammenfassung und Resümee
- Anhang
- Bibliographie
- Webliographie
- Abbildungen
- Interviews
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der amerikanischen Zivilreligion, insbesondere ihre Manifestation in den Reden von George W. Bush nach dem 11. September 2001. Die Arbeit analysiert die historischen Wurzeln dieses Phänomens und beleuchtet die wissenschaftliche Debatte um den Begriff der Zivilreligion. Ziel ist es, die Rolle der Religion im öffentlichen Diskurs der USA zu verstehen und ihre Bedeutung für die nationale Identität zu ergründen.
- Die historischen Wurzeln der amerikanischen Zivilreligion
- Die Theorie der Zivilreligion nach Robert Bellah und die darauf folgende Kritik
- Die Rolle religiöser Rhetorik in der amerikanischen Politik
- Die Verwendung religiöser Symbolik und Sprache in den Reden von George W. Bush nach 9/11
- Der Einfluss der Zivilreligion auf die nationale Identität der USA
Zusammenfassung der Kapitel
Die Anfänge der Vereinigten Staaten als Nährboden für die Zivilreligion: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung der amerikanischen Zivilreligion im 17. und 18. Jahrhundert, beginnend mit dem Puritanismus und den Pilgervätern. Es analysiert die Rolle des Mayflower-Paktes und die Entwicklung der Massachusetts Bay Kolonie, unter besonderer Berücksichtigung von John Winthrop und seinem "Modell christlicher Nächstenliebe". Das Kapitel beleuchtet den Einfluss der Puritaner auf die Entwicklung von Demokratie und religiöser Toleranz (oder deren Mangel) und verfolgt die Entwicklungen des First und Second Great Awakening. Es wird gezeigt, wie frühreligiöse und politische Freiheit in den USA miteinander verwoben waren, und wie dies die Entwicklung einer spezifisch amerikanischen Form von Religiosität prägte. Die Rolle von zentralen Persönlichkeiten wie Thomas Jefferson und James Madison und der Einfluss von Dokumenten wie der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung werden eingehend betrachtet.
Die Theorie der Zivilreligion: Dieses Kapitel widmet sich der Theorie der Zivilreligion, insbesondere Robert Bellahs einflussreichem Werk "Civil Religion in America". Es präsentiert Bellahs These und analysiert seine historische Argumentation, die von antiken Ursprüngen bis in die Neuzeit reicht. Das Kapitel beleuchtet verschiedene Perspektiven auf die Zivilreligion, einschließlich der Beiträge von Sidney E. Mead, Andrew Greeley und Alfred Balitzer, aber auch die kritischen Positionen, zum Beispiel die politische Theologie Jürgen Moltmann's. Besonders eingehend wird die Unterscheidung von Martin E. Marty zwischen priesterlichem und prophetischem Aspekt der Zivilreligion behandelt. Die Weiterentwicklung von Bellahs Theorie und seine eigene Beurteilung der amerikanischen Zivilreligion bilden den Abschluss des Kapitels.
Religiöse Rhetorik: Dieses Kapitel untersucht die Verwendung religiöser Rhetorik in der amerikanischen Politik, insbesondere anhand der Reden von Abraham Lincoln und George W. Bush. Es analysiert Lincolns Gettysburg Address und seine zweite Antrittsrede im Hinblick auf deren religiösen Gehalt. Ein Exkurs widmet sich dem Thema Rhetorik im Allgemeinen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Analyse der Reden von George W. Bush nach dem 11. September 2001. Die Arbeit untersucht, wie Bush religiöse Symbolik und Sprache nutzte, um die nationale Identität zu stärken und die Rolle Amerikas in der Welt zu definieren. Aspekte wie die Symbolik des Blutes, die Vorstellung Amerikas als Gottesknecht, der Heilige Krieg, der apokalyptische Kampf und die Betonung von Gerechtigkeit und Einheit werden detailliert untersucht.
Schlüsselwörter
Zivilreligion, USA, Puritanismus, Robert Bellah, George W. Bush, 11. September, Religiöse Rhetorik, Nationale Identität, Religionsfreiheit, Verfassung, Unabhängigkeitserklärung, Politische Theologie.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Die Amerikanische Zivilreligion
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der amerikanischen Zivilreligion, insbesondere ihre Manifestation in den Reden von George W. Bush nach dem 11. September 2001. Sie analysiert die historischen Wurzeln dieses Phänomens und die wissenschaftliche Debatte um den Begriff der Zivilreligion. Ziel ist es, die Rolle der Religion im öffentlichen Diskurs der USA und ihre Bedeutung für die nationale Identität zu verstehen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die historischen Wurzeln der amerikanischen Zivilreligion, beginnend mit dem Puritanismus und den Pilgervätern. Sie analysiert die Theorie der Zivilreligion nach Robert Bellah und die darauf folgende Kritik. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle religiöser Rhetorik in der amerikanischen Politik, speziell in den Reden von George W. Bush nach dem 11. September. Die Arbeit untersucht auch den Einfluss der Zivilreligion auf die nationale Identität der USA.
Welche historischen Phasen werden untersucht?
Die Arbeit betrachtet die Entwicklung der amerikanischen Zivilreligion vom 17. und 18. Jahrhundert (Puritanismus, Pilgerväter, Massachusetts Bay Kolonie) bis hin zu den Ereignissen nach dem 11. September 2001 und den darauf folgenden Reden von George W. Bush. Die Entwicklungen des First und Second Great Awakening werden ebenso berücksichtigt.
Welche zentralen Figuren werden analysiert?
Zentrale Figuren sind Robert Bellah (als Haupttheoretiker der Zivilreligion), George W. Bush (als Beispiel für die Verwendung religiöser Rhetorik), Abraham Lincoln (als weiteres Beispiel für religiöse Rhetorik in der Politik), sowie wichtige Persönlichkeiten des 17. und 18. Jahrhunderts wie John Winthrop, Thomas Jefferson und James Madison.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Robert Bellahs Theorie der Zivilreligion und untersucht verschiedene Perspektiven und Kritiken dazu, einschließlich der Beiträge von Sidney E. Mead, Andrew Greeley, Alfred Balitzer und Martin E. Marty. Die Arbeit betrachtet auch die politische Theologie Jürgen Moltmann's.
Wie wird religiöse Rhetorik in der Arbeit untersucht?
Die religiöse Rhetorik wird anhand der Reden von Abraham Lincoln (Gettysburg Address und zweite Antrittsrede) und vor allem George W. Bush nach dem 11. September 2001 analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Verwendung religiöser Symbolik und Sprache zur Stärkung der nationalen Identität und zur Definition der Rolle Amerikas in der Welt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Zivilreligion, USA, Puritanismus, Robert Bellah, George W. Bush, 11. September, Religiöse Rhetorik, Nationale Identität, Religionsfreiheit, Verfassung, Unabhängigkeitserklärung, Politische Theologie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu den Anfängen der Vereinigten Staaten als Nährboden für die Zivilreligion, der Theorie der Zivilreligion (mit Fokus auf Robert Bellah und Kritik), religiöser Rhetorik (mit Fokus auf Lincoln und Bush), sowie einer abschließenden Zusammenfassung. Zusätzlich enthält die Arbeit ein Vorwort, Einleitung, Anhang, Bibliographie, Webliographie, Abbildungen und Interviews.
- Arbeit zitieren
- Alexander Ornella (Autor:in), 2002, Zivilreligion in den USA - Entstehung - wissenschaftliche Debatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31463