Es versteht sich von selbst, dass unser heutiges Wissen über die Antike keinen universellen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und nur selektive Teilaspekte möglicher „Wahrheiten“ skizziert. Da das Geschichtsverständnis des 21. Jahrhunderts auf materiellen Hinterlassenschaften basiert, hängt der Wert und die Aussagekraft einer Quelle maßgeblich davon ab, wer als deren Urheber, Autor oder auch als Auftraggeber im Hintergrund zu erkennen ist.
Behält man sich das im Hinterkopf, umso interessanter ist die Frage: Woher haben wir unser Wissen über die Feinde Roms? Feinde? Gab es je welche? Vielleicht waren es nur Völker, die nicht wussten, dass sie nach einer gewaltsamen Okkupation im tiefsten Herzen eigentlich Römer sein wollten? Welche Informationsträger stehen uns heutzutage zur Verfügung um dieses monoimperialistische Weltbild etwas zu dezentralisieren?
Da es sich bei der germanischen um eine schriftlose Kultur handelt, bleiben dem Archäologen in diesem Fall nur Funde und Befunde um sich einen Einblick in eine historische „Realität“ zu verschaffen. Historische römische Quellen sind dabei unverzichtbar, aber nur bedingt repräsentativ, zumal man mit diesen Werken einen bestimmten Zweck verfolgt hatte.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Woher haben wir unser Wissen über die Feinde Roms?
- Caesars Sichtweise über die Germanen
- Propagandainstrument
- Moralische Spiegel
- Kosten-Nutzen-Abschätzung
- Die „romanisierten“ Germanen
- Integrationsprozesse
- Lokale Eliten
- Takitus‘ „edle Wilde“
- Bildliche Darstellungen
- Römische Funde im Barbarikum
- Akzeptanz römischer Gebrauchsartikel
- Warenverkehr
- Der Austausch zwischen den Kulturen
- Bernsteinstraße
- Wert- und Lebensvorstellungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Text zielt darauf ab, die Vorstellung der „Feinde Roms“, insbesondere der Germanen, im antiken römischen Kontext zu untersuchen. Dabei wird die Bedeutung von Quellenkritik und die unterschiedlichen Perspektiven auf die germanische Kultur analysiert.
- Quellenkritik und die Bedeutung der Perspektive
- Die Rolle der Propaganda in der römischen Geschichtsschreibung
- Die Integration von „Barbaren“ in das Römische Reich
- Der Einfluss von römischen Kultur und Wirtschaftsgütern auf germanische Gesellschaften
- Die kulturellen Unterschiede und die Interaktion zwischen Römern und Germanen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Der Text beginnt mit einer kritischen Betrachtung der römischen Geschichtsschreibung, insbesondere im Hinblick auf die Darstellung der Germanen. Er analysiert Caesars "Commentarii de bello Gallico" als Propagandainstrument, mit dem er sein Handeln vor dem Senat rechtfertigen und die Germanen als furchterregende Feinde Roms darstellen wollte.
Anschließend wird der Integrations- und Assimilationsprozess der germanischen Bevölkerung in das Römische Reich beleuchtet, wobei die Rolle der lokalen Eliten und das Aufstreben einer neuen, „romanisierten“ Identität betont werden.
Der Text setzt sich dann mit Takitus' Darstellung der Germanen als "edle Wilde" auseinander und analysiert die Bedeutung von bildlichen Darstellungen und archäologischen Funden für das Verständnis der germanischen Kultur.
Schließlich wird der Austausch zwischen römischen und germanischen Kulturen anhand der Bernsteinstraße und der Auswirkungen römischer Kultur und Waren auf die germanischen Gesellschaften untersucht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Römische Geschichtsschreibung, Germanen, Quellenkritik, Propaganda, Integration, Assimilation, „edle Wilde“, Bernsteinstraße, Kulturkontakt, römische Funde, Archäologie, Ethnographie.
- Quote paper
- Alexander Schobert (Author), 2013, Die Aussage materieller Hinterlassenschaften über die Systemfeinde Roms, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314671