Die vorliegende Arbeit untersucht Jakobs Ordnungsverständnis in Franz Grillparzers "Der arme Spielmann" anhand ausgesuchter Textbeispiele. Im Mittelpunkt stehen dabei seine spezifischen Verhaltensweisen und seine Abgrenzung von der Umwelt. Weiterhin wird die Rolle von Jakobs Glauben erörtert und Barbara als ordnungsstiftende Instanz betrachtet. Davon ausgehend wird versucht darzulegen, inwiefern Jakob letztlich doch zu einer Art beständiger und ›wahrer‹ Ordnung findet.
In „Der arme Spielmann“ hat der Begriff der Ordnung einen geradezu leitmotivischen Charakter. An mehreren Stellen wird er explizit genannt, an anderen wiederum werden Situationen geschildert, die mit diesem in Zusammenhang stehen. Der arme Spielmann selbst verschließt sich der ihn umgebenden allgemeinen Ordnung gänzlich – weil er nicht dazu in der Lage ist diese umzusetzen und sie viel mehr als Unordnung empfindet.
Um sich in einer in den Augen des Spielmanns verworrenen und ungeordneten Welt zurechtzufinden, hat Jakob seine eigenen Ordnungsprinzipien, die er konsequent lebt. Dazu gehört sein ständiges Bedürfnis nach einem gepflegten Äußeren. Dazu gehören seine Wertevorstellungen, zum Beispiel sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Dazu gehört der Kreidestrich in seinem Zimmer. Diese und andere Regeln der Ordnung, die der Spielmann sich mehr oder weniger bewusst auferlegt hat, setzt er unter allen Umständen durch. Er legt ein Verhalten an den Tag, das von seiner Umwelt als unangemessen empfunden wird, da es sich außerhalb dessen bewegt, was als gesellschaftlich angemessen gilt. Er selbst nimmt das nicht wahr. Zu sehr hat er sein Handeln verinnerlicht, zu tief lebt er in seiner eigenen Welt. Zwar wäre er, wie er selbst sagt, »wohl imstande gewesen, allerlei zu erlernen, wenn man mir nur Zeit und Ordnung gegönnt hätte«. Es mangelte an beidem, weshalb er seine eigene Ordnung praktiziert.
Inhaltsverzeichnis
- Scheitern an der allgemeinen Ordnung
- Jakob am Rande der Gesellschaft und im Einklang mit Gott
- Ursprünge eines elementaren Problems
- Wertevorstellungen als Gegenpol
- Der Kreidestrich
- Barbara als Ordnerin
- Im Tod zur Ordnung
- Résumé: Ewige Ordnung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Franz Grillparzers "Der arme Spielmann" mit dem Fokus auf Jakobs Verständnis von Ordnung und dessen Auswirkungen auf sein Leben. Analysiert werden Jakobs spezifische Verhaltensweisen, seine Abgrenzung von der Gesellschaft, die Rolle seines Glaubens und Barbaras Einfluss. Ziel ist es, zu beleuchten, inwiefern Jakob letztlich eine Form von beständiger Ordnung findet.
- Jakobs Ordnungsprinzipien und deren Abweichung von gesellschaftlichen Normen
- Die Bedeutung von Jakobs Glauben und seiner Beziehung zu Gott
- Die Rolle Barbaras als ordnungsstiftende Instanz
- Jakobs Jugend und die Ursprünge seines Ordnungswahns
- Jakobs Suche nach einer "wahren" Ordnung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Scheitern an der allgemeinen Ordnung: Dieses Kapitel führt in die zentrale Thematik des Werkes ein: Jakobs Scheitern an der gesellschaftlichen Ordnung und seine Konstruktion einer eigenen Ordnungswelt. Grillparzer präsentiert Jakob als Figur, die sich der gängigen sozialen Konventionen widersetzt und ein eigenes System von Regeln und Prinzipien entwickelt, um in einer als chaotisch empfundenen Welt zurechtzukommen. Jakobs strenges Festhalten an seinen selbst auferlegten Regeln, sein gepflegtes Äußeres und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn werden als Beispiele für seine individuelle Ordnungsphilosophie dargestellt. Die Unfähigkeit, sich der gesellschaftlichen Ordnung anzupassen, wird als zentrales Merkmal Jakobs Charakter hervorgehoben. Das Kapitel legt den Grundstein für die weitere Analyse von Jakobs Ordnungsverständnis.
2.1. Jakob am Rande der Gesellschaft und im Einklang mit Gott: Der Kontrast zwischen dem chaotischen Volksfest und Jakobs isolierter Position wird analysiert. Jakob wird als Außenseiter dargestellt, der sich durch sein ordentliches Erscheinungsbild von den anderen Musikanten abhebt. Seine einzigartige Beziehung zu Gott und sein Glaube als ordnungsstiftende Kraft werden untersucht. Jakobs Gleichsetzung von Musik mit Religion und sein Anspruch auf die "wahre" Ordnung durch sein musikalisches Spiel werden beleuchtet. Die Anekdote mit dem Geld zeigt Jakobs strikte Einhaltung seiner selbstgeschaffenen Regeln, selbst wenn dies zu gesellschaftlicher Missbilligung führt. Das Kapitel unterstreicht Jakobs Bedürfnis nach Kontrolle und Ordnung in seinem Leben.
2.2. Ursprünge eines elementaren Problems: Dieser Abschnitt untersucht die Wurzeln von Jakobs Ordnungswahn in seiner Jugend. Die Schilderung eines Scheiterns bei einer Prüfung, bei dem ihm ein einziges Wort fehlt, wird als Schlüsselerlebnis interpretiert, das Jakobs spätere Orientierungslosigkeit prägte. Dieses Erlebnis wird als prägend für seine spätere Abgrenzung von der Gesellschaft interpretiert. Der Fokus liegt auf der Entstehung seines Bedürfnisses nach einer selbstkreierten Ordnung als Kompensation für seine Unfähigkeit, sich in die vorherrschende Ordnung einzufügen. Das Kapitel vertieft das Verständnis der psychologischen Hintergründe von Jakobs Verhalten.
Schlüsselwörter
Ordnung, Chaos, Gesellschaft, Glaube, Gott, Musik, Außenseiter, Selbstfindung, Grillparzer, Der arme Spielmann, Ordnungswahn, Individuum, soziale Normen.
Häufig gestellte Fragen zu Franz Grillparzers "Der arme Spielmann"
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Franz Grillparzers "Der arme Spielmann" mit dem Schwerpunkt auf Jakobs Verständnis von Ordnung und dessen Auswirkungen auf sein Leben. Es werden Jakobs Verhaltensweisen, seine gesellschaftliche Abgrenzung, sein Glaube und Barbaras Einfluss untersucht, um zu beleuchten, wie Jakob letztlich eine Form von beständiger Ordnung findet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Jakobs Ordnungsprinzipien im Vergleich zu gesellschaftlichen Normen, der Bedeutung seines Glaubens und seiner Beziehung zu Gott, Barbaras Rolle als ordnungsstiftende Instanz, den Ursprüngen von Jakobs Ordnungswahn in seiner Jugend und schließlich Jakobs Suche nach einer "wahren" Ordnung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel, die Jakobs Scheitern an der allgemeinen Ordnung, seine Position am Rande der Gesellschaft und im Einklang mit Gott, die Ursprünge seines Problems in seiner Jugend und schließlich ein Resümee zum Thema "Ewige Ordnung?" behandeln. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was wird im Kapitel "Scheitern an der allgemeinen Ordnung" behandelt?
Dieses einführende Kapitel beschreibt Jakobs Scheitern an der gesellschaftlichen Ordnung und seine Konstruktion einer eigenen Ordnungswelt. Es zeigt, wie er sich gängigen sozialen Konventionen widersetzt und ein eigenes System von Regeln entwickelt, um in einer als chaotisch empfundenen Welt zurechtzukommen. Sein strenges Festhalten an diesen Regeln und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn werden als Beispiele seiner individuellen Ordnungsphilosophie dargestellt.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Jakob am Rande der Gesellschaft und im Einklang mit Gott"?
Hier wird der Kontrast zwischen dem chaotischen Volksfest und Jakobs isolierter Position analysiert. Jakobs einzigartige Beziehung zu Gott und sein Glaube als ordnungsstiftende Kraft werden untersucht, ebenso wie seine Gleichsetzung von Musik mit Religion und sein Anspruch auf die "wahre" Ordnung durch sein musikalisches Spiel. Die Anekdote mit dem Geld verdeutlicht Jakobs strikte Einhaltung seiner selbstgeschaffenen Regeln.
Worum geht es im Abschnitt "Ursprünge eines elementaren Problems"?
Dieser Abschnitt untersucht die Wurzeln von Jakobs Ordnungswahn in seiner Jugend. Ein Scheitern bei einer Prüfung wird als Schlüsselerlebnis interpretiert, das Jakobs spätere Orientierungslosigkeit prägte und sein Bedürfnis nach einer selbstkreierten Ordnung als Kompensation für seine Unfähigkeit, sich in die vorherrschende Ordnung einzufügen, hervorrief.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die zentralen Schlüsselwörter sind: Ordnung, Chaos, Gesellschaft, Glaube, Gott, Musik, Außenseiter, Selbstfindung, Grillparzer, Der arme Spielmann, Ordnungswahn, Individuum und soziale Normen.
Welche Rolle spielt Barbara in der Analyse?
Barbara spielt die Rolle einer ordnungsstiftenden Instanz im Leben Jakobs. Ihre Bedeutung und ihr Einfluss auf Jakobs Leben und sein Verständnis von Ordnung werden in der Analyse untersucht.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Resümee ("Ewige Ordnung?") untersucht, ob und inwiefern Jakob letztendlich eine Form von beständiger Ordnung findet. Dies wird im Kontext seiner Lebensgeschichte und seines Umgangs mit der gesellschaftlichen Ordnung analysiert.
- Quote paper
- Erik Stahlhacke (Author), 2011, Der Ordnungsbegriff in Franz Grillparzers "Der arme Spielmann", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314818