In seiner Rede „De Domo“ (=Der Saal) beschreibt Lukian von Samosata in erster Linie die Beschaffenheit eines schönen Saales und der Malereien, mit denen dessen Wände verziert sind. Es wird davon ausgegangen, daß Lukian vom Eigentümer dieses Saals zum Vortrag einiger seiner Werke eingeladen wurde und daher, um seine Dankbarkeit auszudrücken, ein Lob auf die Schönheit der Umgebung quasi als Prolog seiner Reden verwendet.
Wegen dieses einleitenden Charakters und der Kürze der Rede wird „De Domo“ meistens zur Redegattung der Prolalien gezählt, darüber hinaus muß sie aber als Lobrede (enkomion) gesehen werden und so in den Bereich der epideiktischen Beredsamkeit eingeordnet werden. Unter einer Epideixis versteht man eine „Rede, die nicht untersucht, erörtert und argumentiert, sondern etwas im voraus Feststehendes und Unstrittiges darstellt“ , die Vorzüge des Saals stehen also im Vordergrund und werden in keinem Teil der Rede in Frage gestellt.
Lukian beschreibt diese Vorzüge aber nicht durch bloßes Aufzählen, sondern stellt die Prächtigkeit des Raumes durch zwei verschiedene Redner dar, die über das Thema, ob die Schönheit der Umgebung für den Redner zum Nutzen oder zum Nachteil sei, in Streit geraten und sich dadurch in ihren beiden Reden gegenseitig im Lob des Saales zu übertrumpfen versuchen. Hier zeigt sich eine weitere Eigenschaft der epideiktischen Rede: da der Zuschauer von nichts überzeugt werden muß und die Rede dadurch auf kein bestimmtes, zu erreichendes, Ziel ausgerichtet ist, wird dem Redner die Möglichkeit gegeben seinen Vortrag nach seinem Belieben auszuschmücken und stilistisch zu gestalten, um so sich selbst und seine rhetorischen Fähigkeiten möglichst vorteilhaft zu präsentieren.
Aufgrund dessen läßt sich in epideiktischen Reden meist eine Vielzahl rhetorischer Mittel finden und eine relativ klare Struktur erkennen; wie Lukian diese Rede genau aufbaut und welche Stilmittel er, bzw. die beiden Redner, verwenden, möchte ich daher im folgenden untersuchen. Außerdem soll den Fragen nachgegangen werden, ob Lukian selbst eine der beiden Rednerpositionen vertritt, bzw. welche von ihnen und wie in dieser Rede das Verhältnis von Rhetorik und Architektur bzw. Malerei gesehen wird, wobei auch Lukians Biographie miteinbezogen werden soll. Die Textgrundlage bildet, soweit nicht anders angegeben, die Übersetzung von August Pauly.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strukturelle und inhaltliche rhetorische Gesichtspunkte
- Der Agon als zentraler Punkt der Rede
- "Agon": Begriffsklärung und seine Bedeutung für Lukian
- Der agonale Aspekt in "De Domo"
- Zusammenfassung und Schlußbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Lukians Rede "De Domo" und untersucht deren rhetorische Gestaltung sowie den Agon zwischen den Künsten, der in der Rede dargestellt wird. Ziel ist es, die Struktur, die rhetorischen Mittel und den inhaltlichen Kern dieser Rede zu beleuchten.
- Rhetorische Analyse von "De Domo"
- Die Rolle des Agons in der Rede
- Das Verhältnis von Rhetorik, Architektur und Malerei
- Die Einordnung der Rede in die Gattung der Prolalien und Enkomien
- Die Bedeutung der epideiktischen Redeform
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Rede "De Domo" vor und beschreibt ihren Inhalt. Lukian lobt darin die Schönheit eines Saales und der Malereien, die seine Wände zieren. Die Rede wird als Prolalie und Enkomion eingeordnet und ihre epideiktische Natur wird hervorgehoben. Die Einleitung betont die Bedeutung der rhetorischen Mittel und die Struktur der Rede, die im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht werden sollen.
Strukturelle und inhaltliche rhetorische Gesichtspunkte
Dieses Kapitel analysiert die Struktur der Rede. Es wird gezeigt, wie Lukian die Rede in drei Abschnitte unterteilt: Einleitung, Argumentationsteil und Schlußteil. Die einzelnen Strukturelemente werden anhand der "partes orationes" untersucht und es werden die rhetorischen Mittel, wie beispielsweise die "captatio benevolentiae", die "anticipatio" und die "comparatio", erläutert. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der rhetorischen Mittel, die Lukian und seine Redner verwenden.
Der Agon als zentraler Punkt der Rede
Dieses Kapitel beleuchtet den Agon, der in "De Domo" eine zentrale Rolle spielt. Es wird die Bedeutung des Begriffs "Agon" für Lukian erläutert und die agonale Natur der Rede anhand der Streitrede der beiden Redner aufgezeigt. Die Auseinandersetzung der Redner über die Auswirkungen der Schönheit des Saales auf die Rhetorik wird beleuchtet und die unterschiedlichen Standpunkte der Redner werden dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Produktionsästhetischen Konzepten bei Lukian, insbesondere in seiner Rede "De Domo". Wichtige Schlüsselwörter sind: Rhetorik, Agon, Epideixis, Prolalie, Enkomion, Architektur, Malerei, Lukian, "De Domo", Rhetorische Mittel, "partes orationes", "captatio benevolentiae", "anticipatio", "comparatio".
- Arbeit zitieren
- Sarah Trede (Autor:in), 2003, Lukians Rede "de domo" und der Agon zwischen den Künsten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31502