Wer mit einigen Werken von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann vertraut ist, weiß, dass ‘das Sehen‘, sei es durch das bloße Auge, oder unterstützt durch verschiedene optische Hilfsmittel, bei ihm eine wichtige Rolle spielt. Besonders auffällig ist dies in der Novelle "Der Sandmann" (1816), in der die Augen als Thema mehrfach direkt Erwähnung finden. Aber auch andere Erzählungen Hoffmanns handeln in verschiedenen Ausmaßen vom Sehen oder von optischen Apparaten. Im "Meister Floh" (1822) finden zum Beispiel Lupen und Linsen Erwähnung und in der Kurzgeschichte "Des Vetters Eckfenster" (1822) ist das Beobachten ein wichtiger Bestandteil. Den beiden Protagonisten ist es nur möglich, den Marktplatz mithilfe eines Fernrohrs zu betrachten, um ihre Geschichten zu spinnen.
Das Sehen und Beobachten wird in "Der Sandmann" und in "Des Vetters Eckfenster" gleichermaßen als wichtig und als Voraussetzung erachtet, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Sehen lässt Bilder entstehen, die die Imagination anregen, auf die sowohl Nathanael als auch die beiden Vetter als Künstler angewiesen sind. Dem Sehen als der Sinn, der für den Künstler zur Ideenfindung wahrscheinlich am wichtigsten ist, wird deshalb in Hoffmanns Geschichten ein besonders hoher Stellenwert zugewiesen.
In dieser Arbeit soll zunächst herausgearbeitet werden, inwiefern und warum das Sehen und die Augen für Nathanael als Künstler von so großer Bedeutung sind. Dafür werden die Wichtigkeit der Augen im Allgemeinen und die Wichtigkeit des Sehens für Nathanael im Speziellen erörtert.
Anschließend wird sich der Frage gewidmet, wie es zu der Veränderung von Nathanael als Künstlerpersönlichkeit kam und wie er sich so von Olimpia hat blenden lassen können. Als Ansatzpunkt dafür werden die optischen Hilfsmittel, über die zuerst ein kurzer historischer Überblick gegeben werden soll, erörtert und im weiteren Verlauf der Zusammenhang von diesen mit Nathanaels ‚Versehen‘ dargestellt. Dabei steht alles Geschriebene unter der Prämisse, dass die Fähigkeit des Sehens mit der Fähigkeit des Erkennens gleichzusetzen ist. Erkennen ist für den Künstler und das künstlerische Schaffen von großer Bedeutung und das gestörte Sehen, wie es bei Nathanael der Fall ist und im Verlauf noch näher erläutert wird, führt bei ihm zu Wahnsinn und zum Verlust seiner Identität.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Sehen des Künstlers
- 2.1. Von der Wichtigkeit der Augen für den Künstler
- 2.2. Nathanael als Künstler in Der Sandmann
- 3. Gestörtes Sehen
- 3.1. Entstehung von optischen Hilfsmitteln
- 3.2. Das „Versehen“ Nathanaels
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Sehens und der Augen für den Künstler Nathanael in E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann". Sie analysiert, wie das Sehen für Nathanaels künstlerisches Schaffen essentiell ist und wie dessen Störung zu seinem Untergang führt. Die Arbeit beleuchtet den Zusammenhang zwischen Sehen und Erkennen, sowie die Rolle optischer Hilfsmittel im Kontext von Nathanaels „Versehen“.
- Die Bedeutung des Sehens für den Künstler im Allgemeinen
- Nathanaels Rolle als Künstler und seine Abhängigkeit von seinem Sehvermögen
- Die Störung des Sehens als Ursache für Nathanaels Krise
- Die Rolle optischer Hilfsmittel und deren Einfluss auf Nathanaels Wahrnehmung
- Der Zusammenhang zwischen Sehen, Erkennen und Identität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und betont die zentrale Rolle des Sehens in E.T.A. Hoffmanns Werken, insbesondere in "Der Sandmann". Sie hebt die Bedeutung des Sehens für die künstlerische Imagination hervor und kündigt die Analyse der Bedeutung des Sehens für Nathanael als Künstler an. Die Arbeit fokussiert auf die Verbindung zwischen Sehen und Erkennen, wobei gestörtes Sehen als Ursache für Nathanaels Krise und den Verlust seiner Identität dargestellt wird. Der Bezug auf andere Erzählungen Hoffmanns unterstreicht die Relevanz des Themas im Gesamtwerk.
2. Das Sehen des Künstlers: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung der Augen und des Sehens für den Künstler, beginnend mit philosophischen Betrachtungen von Platon und Hegel. Platons Sonnengleichnis unterstreicht die essentielle Rolle des Sehens für Erkenntnisgewinnung. Hegels Aussage, das Auge sei der Sitz der Seele, betont die enge Verbindung zwischen Sehen, Persönlichkeit und künstlerischem Schaffen. Der Abschnitt analysiert die Empfindlichkeit der Augen und deren Schutzbedürftigkeit, wobei die Bedeutung des Sehens für einen schreibenden Künstler besonders herausgestellt wird – nicht nur für den Schreibakt selbst, sondern vor allem für die Anregung der Imagination. Das Kapitel legt den Grundstein für die Analyse von Nathanaels Sehen als Künstler.
3. Gestörtes Sehen: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung und den Einfluss optischer Hilfsmittel auf die Wahrnehmung, bevor es sich mit Nathanaels „Versehen“ auseinandersetzt. Es setzt sich mit der These auseinander, dass die Fähigkeit des Sehens mit der Fähigkeit des Erkennens gleichzusetzen ist, und wie diese gestörte Wahrnehmung bei Nathanael zu Wahnsinn und Identitätsverlust führt. Die Diskussion der optischen Hilfsmittel bietet einen historischen Kontext und einen Ansatzpunkt, um Nathanaels fehlerhafte Wahrnehmung und dessen Konsequenzen zu verstehen. Die Zusammenfassung fokussiert auf die umfassende Darstellung der Verbindung von gestörtem Sehen und der darauf folgenden Krise der Identität des Künstlers.
Schlüsselwörter
E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, Nathanael, Sehen, Augen, Künstler, Wahrnehmung, Erkenntnis, Identität, optische Hilfsmittel, Versehen, Romantik, Imagination.
Häufig gestellte Fragen zu "Der Sandmann" - Sehen und Künstlerische Wahrnehmung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Bedeutung des Sehens und der Augen für den Künstler Nathanael in E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann". Sie untersucht den Zusammenhang zwischen Nathanaels Sehvermögen, seinem künstlerischen Schaffen und seinem psychischen Zusammenbruch. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle optischer Hilfsmittel und der Verbindung zwischen Sehen, Erkennen und Identität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel über das Sehen des Künstlers im Allgemeinen, ein Kapitel über gestörtes Sehen bei Nathanael und abschließend ein Fazit. Kapitel zwei beleuchtet philosophische Perspektiven auf das Sehen (Platon, Hegel) und deren Relevanz für künstlerisches Schaffen. Kapitel drei fokussiert auf die Entwicklung optischer Hilfsmittel und deren Einfluss auf die Wahrnehmung, im Kontext von Nathanaels "Versehen".
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung des Sehens für den Künstler, Nathanaels Abhängigkeit von seinem Sehvermögen, der Störung des Sehens als Ursache seiner Krise, der Rolle optischer Hilfsmittel und dem Zusammenhang zwischen Sehen, Erkennen und Identität. Die Arbeit untersucht, wie gestörtes Sehen zu Wahnsinn und Identitätsverlust führen kann.
Wie wird Nathanaels Rolle als Künstler dargestellt?
Nathanael wird als Künstler dargestellt, dessen künstlerisches Schaffen untrennbar mit seinem Sehvermögen verbunden ist. Seine Sehfähigkeit ist essentiell für seine Inspiration und sein kreatives Wirken. Die Störung seines Sehens wird als die Ursache für seine zunehmende Krise und seinen geistigen Verfall interpretiert.
Welche Rolle spielen optische Hilfsmittel in der Analyse?
Optische Hilfsmittel werden im historischen Kontext betrachtet und als ein Faktor analysiert, der Nathanaels fehlerhafte Wahrnehmung beeinflusst und zu seinen Problemen beiträgt. Sie stehen symbolisch für die Hilfsmittel, die Nathanael benötigt, aber letztlich nicht zum gewünschten Erfolg, sondern eher zu seinem Untergang führen.
Welche philosophischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf philosophische Ansätze von Platon (Sonnengleichnis) und Hegel (Auge als Sitz der Seele), um die Bedeutung des Sehens für Erkenntnisgewinnung und künstlerisches Schaffen zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, Nathanael, Sehen, Augen, Künstler, Wahrnehmung, Erkenntnis, Identität, optische Hilfsmittel, Versehen, Romantik, Imagination.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Thematik einführt. Es folgen Kapitel, die das Sehen des Künstlers allgemein und das gestörte Sehen Nathanaels im Besonderen behandeln. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse.
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- Malika El-Fourasi (Author), 2015, Das Sehen des Künstlers Nathanael in E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315090