„When a nation has produced Immanuel Kant and Georg Hegel, it seems safe to say that thinking deeply is among its strengths. But when it comes to reflections of a more practical nature, the German way of generating new ideas fails to reach the desired level of output.“
Mit diesen Worten charakterisierte der Economist vor zwei Wochen die Think-Tank-Szene in Deutschland. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo die gemeinnützigen, unabhängigen „Denkfabriken“ aus dem Politikbetrieb nicht mehr wegzudenken sind, ist der Think-Tank-Markt in der Bundesrepublik nicht so pluralistisch. Es dominieren staatlich finanzierte, akademisch ausgerichtete Think Tanks, die sich hauptsächlich an die Politik und eine akademische Zielgruppe richten. „Reflections of a more practical nature“, wie es in obigen Zitat aus dem Economist heißt, sind zumeist nicht das Geschäft der deutschen Think Tanks.
Die akademischen Denkfabriken der Bundesrepublik befinden sich jedoch seit etwa einem Jahrzehnt in einem umfassenden Wandlungsprozess, der in dieser Arbeit am Beispiel der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP, Berlin) und des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP, München) untersucht werden soll.
Ausgelöst durch die Medialisierung des politischen Systems und einer verstärkten Konkurrenz auf dem Markt für Politikberatung, so die These, öffnen sich auch die akademischen Think Tanks stärker gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit. Diese Öffnung zeigt sich etwa in neuen, der Zielgruppe angemessenen Produkten und in einem veränderten Selbstverständnis der Think Tanks als „politische Unternehmer“, die politische Ideen nicht nur entwickeln, sondern sich auch für deren Umsetzung einsetzen. Analog zu einer ähnliche Entwicklung in den USA seit den 1970er Jahren wird auch in Deutschland ein professionelles Management zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor für einen erfolgreichen Think Tank. Welche Wandlungsstrategien akademische Think Tanks dabei verfolgen können, ist Thema dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- Vorgehensweise und Methodik
- 2. Think Tanks als Forschungsgegenstand
- Ein Ort für neue Ideen
- Think Tanks und ihre Umwelt
- 3. Von Akademikern zu Advokaten? Think Tanks im Wandel
- Knappe Mittel auf dem Marktplatz der Ressourcen
- Medialisierung und Konkurrenzdruck auf dem Marktplatz der Ideen
- Think Tanks als politische Unternehmer?
- 4. Kurzprofile: Die SWP und das CAP unter der Lupe
- Die Stiftung Wissenschaft und Politik (Berlin)
- Das Centrum für angewandte Politikforschung (München)
- 5. Erschließung neuer Zielgruppen
- Beratung von Regierung und Parlament: Die Zielgruppen der SWP
- Differenzierte Zielgruppenerschließung beim CAP
- 6. „Häppchen für die Macht“: Produktpalette akademischer Think Tanks
- Elitenzentriertes Produktportfolio bei der SWP
- Plattform für Ideen: Netzwerkorientiertes Produktportfolio beim CAP
- 7. Benchmarking Think Tanks: Wandlungsstrategien akademischer Think Tanks
- Der Diversifikationsgrad der SWP und des CAP im Vergleich
- Marktfeldstrategie der SWP und des CAP
- Weitere Professionalisierung des Managements
- 8. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Wandel akademischer Think Tanks in Deutschland am Beispiel der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP). Sie untersucht, wie diese Organisationen auf die Herausforderungen des sich verändernden Think-Tank-Marktes reagieren, insbesondere auf die Medialisierung des politischen Systems und die zunehmende Konkurrenz um Ressourcen und Aufmerksamkeit.
- Die Entwicklung und Bedeutung von Think Tanks in Deutschland
- Die strategischen Herausforderungen, denen akademische Think Tanks gegenüberstehen
- Die Wandlungsstrategien von Think Tanks im Hinblick auf Zielgruppenerschließung und Produktentwicklung
- Der Vergleich der Strategien der SWP und des CAP
- Der Einfluss des professionellen Managements auf den Erfolg von Think Tanks
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 stellt den gegenwärtigen Stand der Forschung über Think Tanks dar, wobei das Konzept von McGann und Weaver, das den Markt der Ressourcen und den Markt der Ideen unterscheidet, eine zentrale Rolle spielt. Kapitel 3 beschreibt die wichtigsten Trends auf dem deutschen Think-Tank-Markt, insbesondere die knappe Finanzierung, die Medialisierung und die Politisierung der Beratung. Kapitel 4 charakterisiert die SWP und das CAP als Forschungsgegenstände dieser Arbeit. Kapitel 5 und 6 analysieren, wie die SWP und das CAP auf die strategischen Herausforderungen des sich wandelnden Think-Tank-Marktes reagieren, insbesondere in Bezug auf die Erschließung neuer Zielgruppen und die Entwicklung neuer Produkte. Kapitel 7 stellt verschiedene Strategien für die weitere Entwicklung akademischer Think Tanks im Allgemeinen und der SWP bzw. des CAP im Besonderen vor.
Schlüsselwörter
Think Tanks, Politikberatung, Marktstrategien, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Centrum für angewandte Politikforschung (CAP), Medialisierung, Professionalisierung, Diversifizierung, Zielgruppenerschließung, Produktentwicklung
- Arbeit zitieren
- Daniel Florian (Autor:in), 2004, Benchmarking Think Tanks - Wandlungsstrategien akademischer Think Tanks im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31522