Das Christentum und der Islam sind aufgrund ihrer gemeinsamen Vorgeschichte und ihres Bekenntnisses zu dem „einen“ Schöpfer der Welt, der sich den Menschen offenbart mittels seiner Propheten, zutiefst miteinander verwurzelt. Diese Tatsache ändert sich nicht, obwohl die Beziehungen zueinander über Jahrhunderte von sich stark abgrenzenden und gegensätzlichen Modellen geprägt waren, die sich bis heute gesellschaftlich und politisch auswirken. Der Islam ist die einzige Glaubensgemeinschaft, die sich in ausdrücklicher Weise und auf ihre heilige Schrift berufend, vom Jesusbild im Christentum abgrenzt und die christliche Heilslehre in Frage stellt.
Die folgenden Ausführungen untersuchen Aussagen des Koran, der heiligen Schrift der Muslime, über Jesus, den Religionsstifter und Herrn der Christen. Der Koran bezieht sich in 93 Versen auf ihn (dort in der Schreibweise „Isa“ und andere Attribute und Namen). Dieses Häufigkeit, die ohne Parallelen in anderen Religionen ist, mag daher rühren, dass der Islam aus judenchristlichen Gruppierungen hervorgegangen ist. Noch der Kirchenvater Johann Damascenus (gestorben 750) betrachtete den Islam als christliche Ketzerei. So kann der christlich-islamische Dialog „von beiden Seiten her auf der Basis der jeweiligen Heiligen Schrift“ geschehen bzw. ist schon durch die Abfassung des Koran in Gang gesetzt. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, dass Jesusbild im Koran nachzuzeichnen, um herauszuarbeiten, inwiefern sich der Prophet „Isa abu Maryam“ von „Jesus von Nazareth“ in der Bibel unterscheidet.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Jesus in den weltlichen Dokumenten
- Tacitus
- Flavius Josephus
- Biblische Quellen und Christliche Zeugnisse
- Jesus der Prophet
- Jesus im Quran
- Jesu Herkunft
- Jesu Geburt
- Jesu Wirken
- Jesu Tod
- Die Kreuzigung
- Ein Prophet am Kreuze?
- Erlösung der Menschheit
- Die Auferstehung
- Sohn-Gottes contra Prophet
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung Jesu im Koran und setzt sich zum Ziel, das Jesusbild des Islam im Vergleich zum christlichen Verständnis zu beleuchten. Die Arbeit untersucht, inwiefern sich der Prophet „Isa abu Maryam“ (Jesus im Koran) von „Jesus von Nazareth“ in der Bibel unterscheidet und wie der Islam sich vom christlichen Heilsverständnis abgrenzt.
- Jesu Rolle im Koran und im christlichen Verständnis
- Die Unterschiede zwischen dem islamischen und dem christlichen Jesusbild
- Der Einfluss der christlichen und jüdischen Tradition auf den Islam
- Die Bedeutung des Korans für die islamische Theologie und das Verständnis Jesu
- Die Diskussion um die Kreuzigung und Auferstehung Jesu in der islamischen Theologie
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung erläutert den Hintergrund und die Bedeutung des Themas „Jesus im Islam“. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Christentum und Islam sowie die historische Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Religionen hervorgehoben.
- Jesus in den weltlichen Dokumenten: Dieses Kapitel untersucht, wie Jesus in zeitgenössischen nichtchristlichen Dokumenten dargestellt wird. Es werden die Sichtweisen von Tacitus und Flavius Josephus auf Jesus präsentiert, wobei die Unterschiede in ihren Beschreibungen und die Relevanz ihrer Zeugnisse für die Historische Jesusforschung diskutiert werden.
- Biblische Quellen und Christliche Zeugnisse: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den biblischen und christlichen Quellen, die über Jesus berichten. Es werden die unterschiedlichen Textsorten und ihre Aussagekraft für das Verständnis von Jesus Christus erläutert.
- Jesus der Prophet: Dieses Kapitel erläutert den Begriff „Prophet“ im islamischen Kontext und legt die Grundlage für das Verständnis von Jesu Rolle im Islam.
- Jesus im Quran: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Aspekte von Jesu Leben und Wirken, wie sie im Quran dargestellt werden. Es geht auf seine Herkunft, Geburt, irdisches Wirken und seinen Tod ein.
- Die Kreuzigung: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung der Kreuzigung Jesu im Koran und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf dieses Ereignis im Islam und im Christentum.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des islamischen Jesusbildes, der Interpretation des Korans und der Beziehung zwischen Christentum und Islam. Zu den zentralen Schlüsselwörtern zählen: „Isa abu Maryam“, „Jesus von Nazareth“, Koran, Kreuzigung, Auferstehung, Prophetentum, Trinität, Christlich-Islamischer Dialog, Historische Jesusforschung.
- Arbeit zitieren
- Ulas Incedal (Autor:in), 2015, Die Stellung Jesu im Quran und in der islamischen Theologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315594