Time is of the essence. Die Zeit drängt. Welchen Einfluss die Beschleunigung auf Gesellschaft und Individuum hat, soll in dieser Arbeit diskutiert werden. Das Leben und Erleben der Menschen des 21. Jahrhunderts ist stark bestimmt durch Zeitstrukturen. Schon 1994 diagnostiziert der Gesellschaftstheoretiker Niklas Luhmann, dass die Zeit „im Zeitalter großer Organisationen“ knapp geworden und Zeitdruck eine häufige Erscheinung sei. Uhr und Terminkalender seien ständige Begleiter des Menschen geworden. (LUHMANN 1994: 143).
Der Terminkalender in der Tasche ist zwei Jahrzehnte später durch hochtechnologisierte, intelligente Telefone ersetzt worden, das Gefühl der Zeitnot ist jedoch nicht verschwunden. Im Gegenteil, die Entwicklungen und Fortschritte des neuen Jahrtausends scheinen eher als Katalysator für die Beschleunigung des Lebens zu wirken. Die Frage nach der Einteilung der wertvollsten aller Ressourcen – Zeit – trifft jeden Tag aufs Neue auf die unendlichen, potentiellen Möglichkeiten, die die heutige Wohlstandsgesellschaft bietet. Wie alles erledigen, alles erleben was es zu erledigen und zu erleben gibt? Oftmals resultiert diese nicht lösbare Aufgabe in einem Gefühl keine Zeit zu haben, noch so viele Dinge machen zu müssen – in Zeitarmut.
Dieses subjektive Empfinden spiegelt sich auch in der Gesellschaft wieder. Unzählige Bücher über besseres Zeitmanagement versprechen „noch mehr Zeit für das Wesentliche“ (SEIWERT 2009), indem man Aufgaben mit Hilfe verschiedener Tricks effektiver managen kann. Auch in den Medien ist Zeit ein wichtiges Thema. Seit 2011 beschäftigten sich sechs Leitartikel des Spiegels mit dem Thema (Zeit)Stress und Burn-out (vgl. BLECH 2012; BRATSCH et al. 2013, SCHINDLER 2014; DETTMER et al. 2011; HACKENBROCH et al. 2013; TIETZ et al. 2011). Fast-Food und Self-Service Läden sind so stark in der Kultur verankert, dass die Fixation auf Zeitoptimierung fast nicht auffällt und wie von selbst verläuft.
Doch war dies schon immer der Fall? Nein behaupten Zeitsoziologen wie Hartmut Rosa, die der modernen Gesellschaft einen Hang zur Beschleunigung unterstellen. Die Zeit ist zwar schon immer von großer Bedeutung, jedoch wird sie immer knapper, die Gesellschaft wird immer schneller. Das Zeitgefühl ist nicht statisch, es gibt einen ihm zugrundeliegenden Prozess der Beschleunigung. Weshalb ist das so? Was bedeutet Zeit für die Gemeinschaft? Wie wirkt sich diese Beschleunigung auf die Makroebene aus und wie sind Individuen davon betroffen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Time is of the essence
- Über die Zeit
- Beschleunigung und die Kultur der Moderne
- Beschleunigung in der Neuzeit
- Der Akzelerationszirkel
- Die Bedeutung der Beschleunigung für Individuum und Gesellschaft
- Ängste, Zwänge und Entfremdung in der Neuzeit
- Politische Weltbeziehungen – Leben in einer beschleunigten Nation
- Fazit: Resonanz in einer entfremdeten Welt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung von Zeit in der modernen Gesellschaft und analysiert die Auswirkungen der Beschleunigung auf Individuum und Gesellschaft. Ziel ist es, die komplexen Beziehungen zwischen Zeit, Beschleunigung und den damit verbundenen gesellschaftlichen und individuellen Folgen zu untersuchen.
- Die Bedeutung von Zeit in der modernen Gesellschaft
- Das Phänomen der Beschleunigung und seine historischen Wurzeln
- Der Einfluss der Beschleunigung auf das Individuum
- Die Folgen der Beschleunigung für die Gesellschaft
- Kritik an der homo oeconomicus-Perspektive
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Time is of the essence: Die Einleitung führt das Thema Zeitknappheit im 21. Jahrhundert ein und stellt die Problematik des Zeitdrucks und der Beschleunigung in den Vordergrund. Sie beleuchtet den Einfluss dieser Entwicklungen auf das Leben und Erleben von Menschen und stellt die Frage nach der Einteilung der Zeit als wertvollste Ressource.
- Über die Zeit: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Wesen der Zeit, indem es verschiedene philosophische und wissenschaftliche Perspektiven auf Zeit und ihre Bedeutung für die Gesellschaft beleuchtet. Es analysiert die objektive Sichtweise der Zeit aus Sicht der Physik und setzt sie in Beziehung zu Kants subjektiver Vorstellung von Zeit als apriorische Form der Anschauung.
- Beschleunigung und die Kultur der Moderne: Der dritte Abschnitt widmet sich dem Phänomen der Beschleunigung als prägendes Merkmal der modernen Gesellschaft. Er beleuchtet die historischen Wurzeln der Beschleunigung und analysiert den Akzelerationszirkel, der zu einer ständigen Steigerung des Tempos in allen Lebensbereichen führt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Zeit, Beschleunigung, Moderne, Gesellschaft, Individuum, Zeitmanagement, Zeitnot, Zeitarmut, Kultur, Entfremdung, Politik, Lebenswelt, Homo Oeconomicus, Ökologie, Ökonomie.
- Arbeit zitieren
- Stefan Raß (Autor:in), 2016, Time is of the essence. Wie Zeit Leben und Gesellschaft beeinflusst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315933