Diese Abhandlung beschäftigt sich intensiv mit der radikalen Form des Nationalismus, dem Reichsnationalismus, welcher nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871, im Zuge der sich entwickelten Aufgabe gesellschaftlicher Integration und der Suche nach einer Gestalt der Nation, eine andere Funktion als noch im Deutschen Bund verfolgte. Der Reichsnationalismus wirkte als Integrationsmoment neben dem Militarismus, der Fremdenfeindlichkeit und dem Fortschrittsbewusstsein im Kaiserreich. Die damalige Bevölkerung sah fortan das Militär als ihr Vorbild an, weshalb es infolgedessen zu einer Autoritätshörigkeit und Abwertung Anderer in der Gesellschaft kam. Diese Entwicklung des Reiches verfestigte sich auch im Stadtbild durch Kriegsdenkmäler und Kaiserstatuen. Die Denkmäler rückten die neue Form des Nationalismus in das Bewusstsein der Bevölkerung.
Der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck wurde als nationale Symbolfigur vom Volk in Anspruch genommen. Durch seinen Tod nahm der Kult um seine Person extreme Ausmaße an, sodass sich ein dynamischer Prozess von der Mythisierung bis hin zur Ideologisierung abzeichnete. Einige Kritiker machten früh auf die veränderte Form des Nationalismus aufmerksam, so verachtete der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt den vulgären Reichsnationalismus nach der Reichsgründung 1871, denn die ganze deutsche Geschichte sei "siegesdeutsch angestrichen" worden. Friedrich Nietzsche befürchtete, dass die Einigung mit der Ausrottung des "deutschen Geistes" erkauft werden würde und der deutsche Historiker Theodor Mommsen warnte vor einer drohenden "moralischen Brutalisierung".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anfänge des Reichsnationalismus
- Volksnation
- Reichsideologie
- Der Bismarck-Mythos
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung untersucht den Reichsnationalismus im Deutschen Kaiserreich nach 1871, seine Funktion als Integrationsfaktor und seine Auswirkung auf die Gesellschaft. Sie analysiert die Entwicklung des Nationalismus von einem Kulturnationalismus zu einem Staatsnationalismus und die Rolle von Symbolen, Denkmälern und dem Bismarck-Mythos in diesem Prozess. Die Arbeit beleuchtet kritische Stimmen zum Reichsnationalismus und untersucht die "Weltpolitik" Wilhelms II. und deren Auswirkungen.
- Die Entwicklung und Funktion des Reichsnationalismus nach 1871
- Die Rolle von Symbolen und Mythen (z.B. Bismarck-Mythos) in der nationalen Integration
- Die Kritik am Reichsnationalismus und die "Weltpolitik" Wilhelms II.
- Die Transformation des Nationalismus von Kulturnationalismus zu Staatsnationalismus
- Die gesellschaftlichen Auswirkungen des Reichsnationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Reichsnationalismus im Deutschen Kaiserreich ein und skizziert die zentralen Forschungsfragen der Arbeit. Sie beschreibt den Reichsnationalismus als Integrationsmoment neben Militarismus und Fremdenfeindlichkeit, verdeutlicht seine Manifestation im öffentlichen Raum durch Denkmäler und Nationalfeiertage, und hebt die Bedeutung des Bismarck-Mythos hervor. Kritische Stimmen zum Reichsnationalismus werden bereits hier erwähnt, um den Kontext der folgenden Analyse zu etablieren. Der Untertitel der Arbeit, "Du bist nichts, Dein Volk ist alles", wird als Bezugspunkt auf die rechte Ideologie des Reichsnationalismus und die Verschiebung in konservative Richtung eingeführt.
Anfänge des Reichsnationalismus: Dieses Kapitel untersucht die Transformation des deutschen Nationalismus nach der Reichsgründung 1871. Es beschreibt den Wandel vom Kulturnationalismus vor 1871, der auf gemeinsamen kulturellen Traditionen basierte, hin zu einem Staatsnationalismus, der die nationalen Minderheiten und die Solidarität mit anderen Nationalbewegungen vernachlässigte. Die "kleindeutsche Lösung" und die damit verbundenen Reichsgrenzen markieren den Beginn des Staatsnationalismus. Das Kapitel betont die fehlende "innere Reichsgründung" trotz der politischen Einigung und diskutiert die von Bismarck angestrebte und letztlich nicht erreichte harmonische Integration der Gesellschaft. Es werden verschiedene Mittel zur Schaffung einer nationalen Identität –Wahlen, Schulen, Militär und symbolische Inszenierungen – diskutiert.
Schlüsselwörter
Reichsnationalismus, Deutsches Kaiserreich, Nationalismus, Bismarck-Mythos, Staatsnationalismus, Kulturnationalismus, nationale Integration, "Weltpolitik", Wilhelm II., soziale Darwinismus, kritische Stimmen, nationale Identität.
Häufig gestellte Fragen zu: Reichsnationalismus im Deutschen Kaiserreich nach 1871 ("Du bist nichts, Dein Volk ist alles")
Was ist der Gegenstand dieser Abhandlung?
Die Abhandlung untersucht den Reichsnationalismus im Deutschen Kaiserreich nach 1871. Sie analysiert seine Funktion als Integrationsfaktor, seine Auswirkungen auf die Gesellschaft und seine Entwicklung vom Kulturnationalismus zum Staatsnationalismus. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle von Symbolen, Mythen (insbesondere dem Bismarck-Mythos) und der "Weltpolitik" Wilhelms II.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung und Funktion des Reichsnationalismus nach 1871, die Rolle von Symbolen und Mythen in der nationalen Integration, die Kritik am Reichsnationalismus und die "Weltpolitik" Wilhelms II., die Transformation des Nationalismus von Kulturnationalismus zu Staatsnationalismus und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Reichsnationalismus.
Welche Kapitel umfasst die Abhandlung?
Die Abhandlung beinhaltet Kapitel zu folgenden Themen: Einleitung, Anfänge des Reichsnationalismus, Volksnation, Reichsideologie, Der Bismarck-Mythos und Fazit. Die Einleitung führt in das Thema ein und skizziert die Forschungsfragen. Das Kapitel "Anfänge des Reichsnationalismus" untersucht die Transformation des deutschen Nationalismus nach 1871, den Wandel vom Kulturnationalismus zum Staatsnationalismus und die verschiedenen Mittel zur Schaffung einer nationalen Identität.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Reichsnationalismus, Deutsches Kaiserreich, Nationalismus, Bismarck-Mythos, Staatsnationalismus, Kulturnationalismus, nationale Integration, "Weltpolitik", Wilhelm II., sozialer Darwinismus, kritische Stimmen, nationale Identität.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Reichsnationalismus im Deutschen Kaiserreich zu untersuchen, seine Integrationsfunktion zu analysieren und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft zu beleuchten. Sie analysiert die Entwicklung des Nationalismus und die Rolle von Symbolen und Mythen in diesem Prozess.
Wie wird der Bismarck-Mythos behandelt?
Der Bismarck-Mythos wird als wichtiges Element der nationalen Integration im Deutschen Kaiserreich behandelt. Die Abhandlung untersucht seine Rolle im Prozess der Schaffung einer nationalen Identität und seine Bedeutung im Kontext des Reichsnationalismus.
Wie wird der Übergang vom Kulturnationalismus zum Staatsnationalismus dargestellt?
Die Abhandlung beschreibt den Wandel vom Kulturnationalismus vor 1871, der auf gemeinsamen kulturellen Traditionen beruhte, hin zu einem Staatsnationalismus nach 1871, der nationale Minderheiten und die Solidarität mit anderen Nationalbewegungen vernachlässigte. Die "kleindeutsche Lösung" und die damit verbundenen Reichsgrenzen werden als markante Punkte dieses Wandels hervorgehoben.
Welche kritischen Stimmen zum Reichsnationalismus werden berücksichtigt?
Die Arbeit erwähnt und berücksichtigt kritische Stimmen zum Reichsnationalismus, um den Kontext der Analyse zu erweitern und ein umfassenderes Bild zu liefern. Diese Kritik wird bereits in der Einleitung erwähnt und im weiteren Verlauf der Abhandlung vertieft.
- Arbeit zitieren
- Laura Sophie Kersch (Autor:in), 2015, Die Funktion des Reichsnationalismus nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316012