Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 war ohne Frage eine entscheidende Zäsur im Mächtekampf europäischer Staaten des späten 19. Jahrhunderts, die sich nach und nach immer mehr dem Nationalstaatsprinzip zuwandten. Dieser als Dritter Einigungskrieg beschriebener Waffengang der Deutschen Nation gegen den eigenen Nachbar im Westen hatte nicht nur die Gründung des Deutschen Reiches zur Folge, sondern barg eine Dynamik in sich, die die Außenpolitik aller europäischen Mächte beeinflussen sollte: Die Furcht vor einem neuen Krieg in Mitteleuropa und die dadurch entstandene Intention europäischer Staaten, durch Bündnisse und Verträge sich möglichst sicherheitspolitisch abzusichern. Otto von Bismarck, der schon zu Lebzeiten als Gründer des Deutschen Reiches verehrt wurde und sich vor allem durch diesen letzten Einigungskrieg auch in Europa als großer, jedoch zugleich gefürchteter Staatsmann etablieren konnte, beeinflusste den weiteren Verlauf der europäischen Geschichte wie kein Anderer zu seiner Zeit.
Gerade deshalb und im Zusammenhang mit der Suche nach den Ursachen des verheerenden Ersten Weltkrieges ist es wichtig die Ära Bismarck im Deutschen Reich, die mit dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges beginnt, und die vorangegangenen Kriegen des späten 19. Jahrhunderts in Europas als erste Entwicklungsphase der großen Tragödie von 1914/18 zu untersuchen. Hierbei stellt sich die Frage in wie weit die Vergangenheit den Fluchtpunkt 1914 vorbestimmt und in wie weit die Deutsch-Französischen Beziehungen nach dem Sieg und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 die anbahnende Katastrophe determinieren. Dies ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit.
Zu Beginn wird der Status Quo und die politische und machtstrukturelle Konstellation in Europa vor 1864 beschrieben, um eine Einsicht und ein tieferes Verständnis für die darauffolgenden Einigungskriege 1864, 1866 und 1870/71 zu bieten. Diese sind der Kern der Betrachtung im Anschluss an die Vorgeschichte, wobei der Fokus verstärkt in der Aufarbeitung des Deutsch-Französischen Krieges liegt. Die Konsequenzen, mitsamt den unmittelbaren und den langfristigen Folgen der Einigungskriege, und die dadurch geschaffene Neuordnung des europäischen Mächtesystems bilden den Untersuchungsaspekt im abschließenden Teil dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Vorgeschichte und außenpolitische Situation
- 2.1. Machpolitische Struktur nach 1848/49
- 2.2. Der Deutsch-Dänische Krieg
- 2.3. Der Deutsch-Deutsche Krieg
- III. Der Deutsch-Französische Krieg 1870-71
- 3.1. Der innere Weg zur Einigung
- 3.2. Die Frage nach der spanischen Thronkandidatur
- 3.3. Die Emser Depesche
- 3.4. Der Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges
- 3.5. Unmittelbare Kriegsfolgen
- 3.6. Längerfristige Kriegsfolgen
- IV. Auswirkungen des Deutsch-Französischen Krieges
- 4.1. Neue Bündnispolitik
- 4.2. Deutsch-Russische Entfremdung
- V. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Ära Bismarcks im Deutschen Reich und der Bedeutung des Deutsch-Französischen Krieges für die europäische Geschichte. Sie analysiert die Vorgeschichte der Einigungskriege, die Rolle Bismarcks und die Folgen des Deutsch-Französischen Krieges für die europäische Machtstruktur. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Vergangenheit den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vorbestimmt hat und wie die deutsch-französischen Beziehungen nach der Reichsgründung 1871 die anstehende Katastrophe beeinflusst haben.
- Die Machtkonstellation in Europa vor 1864 und die Hegemonialbestrebungen von Frankreich und Preußen
- Die Rolle Bismarcks in den Einigungskriegen und seine Strategie der Machtpolitik
- Die Ursachen und Folgen des Deutsch-Französischen Krieges 1870-71
- Die Auswirkungen des Krieges auf die europäische Machtordnung und die Entstehung neuer Bündnisse
- Die Rolle des Deutsch-Französischen Krieges in der Entstehung des Ersten Weltkriegs
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die politische und machtstrukturelle Konstellation in Europa vor 1864, um ein Verständnis für die darauffolgenden Einigungskriege zu schaffen. Kapitel II beleuchtet die Vorgeschichte der Einigungskriege, insbesondere die Rolle Bismarcks und die Spannungen zwischen Preußen und Frankreich. Kapitel III analysiert den Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges 1870-71, die Ursachen, die wichtigsten Ereignisse und die unmittelbaren Kriegsfolgen. Kapitel IV untersucht die langfristigen Auswirkungen des Krieges auf die europäische Machtordnung und die Entstehung neuer Bündnisse. Das letzte Kapitel befasst sich mit der Bedeutung des Deutsch-Französischen Krieges für die europäische Geschichte und seiner Rolle in der Entstehung des Ersten Weltkriegs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Machtpolitik, Nationalismus, Krieg, Einigung, Bismarck, Deutsch-Französische Beziehungen, europäische Machtstruktur, Bündnispolitik, Erste Weltkrieg.
- Arbeit zitieren
- Devran Riza Barkin (Autor:in), 2015, Der Deutsch-Französische Krieg 1870-71. Grundsteinlegung für den Ersten Weltkrieg?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316128