Vorliegende Hausarbeit diskutiert die politischen und ökonomischen Hintergründe der PISA-Studien im Rahmen der OECD. Weiterhin wird darauf eingegangen, wie sich die regelmäßigen PISA-Studien auf die nationale Bildungspolitik und die öffentliche Debatte darüber auswirken, vor allem im Hinblick auf die durchaus spezielle Lage in Norwegen.
Die seit einigen Jahren regelmäßig durchgeführten PISA-Studien sind mehr als nur einfache Vergleichstests zwischen gleichaltrigen Schülern, denn hinter PISA steht die OECD, und damit eine mächtige internationale Organisation mit der globalen Agenda der Wirtschaftsförderung im Sinne
des angelsächsisch gefärbten (Neo-)Liberalismus, also einer überaus wirkmächtigen Ideologie.
Die OECD selbst, mit ihren 34 Mitgliedern, von denen die 20 Gründungsmitglieder praktisch identisch mit der NATO sind, plus die militärisch neutralen Länder Schweden und Schweiz, macht aus dem Primat der Wirtschaft wenig Hehl, Soziales und Umweltschutz kommen erst auf Stelle 2 und 3 ihrer selbstgenannten Ziele.
Ohnehin ist die dezidiert prowestliche Ausrichtung der Organisation offensichtlich, schon aus ihrer Herkunft aus der OEEC heraus, besser bekannt als Marshall-Fund, also dem wesentlich aus US-Mitteln finanzierten Wiederaufbau Westeuropas nach dem Weltkrieg. Auch die Nuclear Energy
Agency ist unter ihrem Dach angesiedelt, nicht zu verwechseln mit der IAEA der UNO mit Sitz in Wien.
Insofern ist es mitunter etwas verwunderlich, daß die OECD in der öffentlichen, und teils heftigen Debatte über Bildungspolitik, schließlich schlug der „Pisa-Schock“ besonders heftig in Deutschland und in skandinavischen Ländern, vor allem Norwegen, ein, meist unkritisch als neutraler Beobachter wahrgenommen wird, obwohl sie aktiv die politische Agenda im Sinne ihrer Ideologie beeinflusst.
Und diese Agenda beißt sich durchaus mit der in den klassisch sozialdemokratischen Ländern in Nord- und Mitteleuropas verbreiteten Bildungsphilosophie der Chancengleichheit aller sozialen Schichten, aber eben auch der klassischen humanistischen Bildung, so spielen musische Fächer z.B. keine Rolle, ebenso wenig wie Sozialkunde, Geschichte, soziopolitischer Kontext etc...
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. PISA und TIMSS
- II.1. TIMSS
- II.2. PISA
- III. Norwegen im Fokus der Bildungspolitik
- IV. Fazit
- V. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den PISA-Studien und ihren politisch-ökonomischen Hintergründen im Lichte der OECD, am Beispiel von Norwegen. Ziel ist es, die Einflussnahme der PISA-Studien auf die nationale Bildungspolitik und die öffentliche Debatte darüber zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf die spezifische Lage in Norwegen.
- Die OECD als eine Organisation mit einer globalen Agenda der Wirtschaftsförderung im Sinne des (Neo-)Liberalismus und ihre Einflussnahme auf Bildungspolitiken.
- Der Vergleich von PISA und TIMSS hinsichtlich Methodik, Finanzierung und politischem Hintergrund.
- Die Kritik an der Methodik der PISA-Studien und ihre Auswirkungen auf die Interpretation der Ergebnisse.
- Die Rolle der PISA-Studien in der öffentlichen Debatte über Bildung und die Herausforderungen für klassische Bildungsphilosophien in Nord- und Mitteleuropa.
- Die spezifische Situation Norwegens im Kontext der PISA-Studien und der Bildungspolitik.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt die PISA-Studien als mehr als nur einfache Vergleichstests vor und beleuchtet den Einfluss der OECD als mächtige internationale Organisation mit einer globalen Agenda der Wirtschaftsförderung. Die spezifische Situation Norwegens im Kontext des „PISA-Schocks“ und die Diskrepanz zwischen der OECD-Ideologie und der klassischen sozialdemokratischen Bildungsphilosophie in Norwegen werden hervorgehoben.
II. PISA und TIMSS
Dieses Kapitel vergleicht die PISA-Studien mit TIMSS, einem internationalen Vergleichstest in Mathematik und Naturwissenschaften. Es werden Unterschiede in Methodik, Finanzierung und politischem Hintergrund beleuchtet. Die Bedeutung des nationalen Curriculums bei TIMSS im Gegensatz zur Orientierung der PISA-Studien an „kontextuellen“ Items wird herausgestellt. Die Kritik an der Methodik der PISA-Studien, insbesondere die Frage nach der Vorurteilsfreiheit und die fehlende Transparenz der OECD, werden angesprochen.
III. Norwegen im Fokus der Bildungspolitik
Dieses Kapitel beleuchtet die spezifische Situation Norwegens im Kontext der PISA-Studien und der Bildungspolitik. Es wird die Kritik an der mangelnden Berücksichtigung humanistischer Fächer und der Fokus auf wirtschaftsrelevante Kompetenzen in den PISA-Studien diskutiert. Die Auswirkungen der PISA-Studien auf die nationale Bildungspolitik und die öffentliche Debatte darüber werden untersucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: PISA-Studien, OECD, (Neo-)Liberalismus, Bildungspolitik, Norwegen, TIMSS, Methodik, Kritik, Bildungsstandards, Chancengleichheit, humanistische Bildung, Wirtschaftsförderung, internationale Vergleichstests.
- Arbeit zitieren
- Philipp-Henning v. Bruchhausen (Autor:in), 2015, Der "PISA-Schock" in Norwegen. Politische und ökonomische Hintergründe der PISA-Studien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316227