In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung dem Lesen bzw. der Lektüre in Jean Pauls Roman "Titan" (1803) zukommt. Dabei soll auf drei ausgewählte Abschnitte Bezug genommen werden, in dem das Lektüreverhalten der Romanfiguren vom Erzähler thematisiert wird. Ich möchte mich hierbei insbesondere mit der Grundthese auseinandersetzen, dass das Lesen von Literatur 'poetische' Risiken für das eigene Leben birgt. Diese wird von Ralf-Rainer Wuthenow in seinem Buch "Im Buch die Bücher oder der Held als Leser" (1980, S.120) vertreten. Einzelne Szenen des Romans sollen gerade unter diesen Gesichtspunkt genauer untersucht werden.
Des Weiteren wird neben der Bedeutung des Lesens auch auf die Figur des Buches einzugehen seien, da sie genauso wie diese eine Relevanz besitzt. Gerade hinsichtlich der Problematik des frühromantischen Ästhetizismus, der den Roman und seine Figuren charakterisiert, soll auch ein kurzer Bezug zu Kierkegaard hergestellt werden, weil eine ähnliche Thematik in seinem Buch "Tagebuch des Verführers" vorkommt. Es wird in dieser Hinsicht ebenso andere Bücher Jean Pauls herangezogen werden, wie beispielsweise seine Vorschule zur Ästhetik, die dort einen poetischen Diskurs über die Phantasie eröffnet. Neben der ästhetischen Problematik soll zudem auf das Thema der Subjektivität eingegangen werden. Denn es findet im Roman eine ästhetische Verarbeitung von Fichtes idealistischer Subjektphilosophie statt, wie sie besonders in der Setzung eines absoluten Ichs seinen Ausdruck findet. Eine kurze Darstellung von Fichtes Ichphilosophie ist daher erforderlich. Eine in diesem Kontext gehörende Frage wird daher sein, wie mit dem Thema der Subjektivität im Roman umgegangen wird und ob vielleicht auch ein Bezug zur Lektürethematik sich herstellen lässt. Hinsichtlich der Sekundärliteratur soll neben dem Bezug zu Wuthenow ebenfalls andere Autoren der Forschung berücksichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- A: Einleitung
- B: Die Risiken der romantischen Lektüre in Jean Pauls Roman Titan
- 1. Rocquairol als „naiver" Leser oder über Ästhetik, Liebe und Lektüre
- 2. Herr Fahland und das Buch .........
- 3. Das poetische Ich oder über Fichtes und Jean Pauls Ichkonzeption...........
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
In dieser Arbeit soll die Bedeutung des Lesens in Jean Pauls Roman Titan (1803) untersucht werden. Dabei fokussiert sich die Analyse auf ausgewählte Szenen, in denen das Lektüreverhalten der Romanfiguren vom Erzähler thematisiert wird. Die Grundthese ist, dass das Lesen von Literatur poetische Risiken für das eigene Leben birgt, wie von Ralf-Rainer Wuthenow in seinem Buch „Im Buch die Bücher oder der Held als Leser" (1980) vertreten wird. Neben der Bedeutung des Lesens wird auch die Rolle des Buches als relevanter Faktor untersucht. Im Kontext des frühromantischen Ästhetizismus, der den Roman und seine Figuren prägt, wird ein Bezug zu Kierkegaard hergestellt, da in seinem Werk "Tagebuch des Verführers" eine ähnliche Thematik vorkommt. Auch andere Werke Jean Pauls, wie seine "Vorschule zur Ästhetik", werden herangezogen, um den poetischen Diskurs über die Phantasie zu beleuchten. Neben der ästhetischen Problematik wird das Thema der Subjektivität behandelt, da der Roman eine ästhetische Verarbeitung von Fichtes idealistischer Subjektphilosophie darstellt.
- Die Bedeutung des Lesens in Jean Pauls Roman Titan
- Die Risiken der romantischen Lektüre für das eigene Leben
- Die Rolle des Buches in der literarischen Konstruktion
- Die Verbindung von Ästhetizismus, Subjektivität und Lektüre
- Die Analyse von Fichtes Ichphilosophie im Kontext des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert Rocquairols Figur als „naiver" Leser im Kontext von Ästhetik, Liebe und Lektüre. Rocquairols Brief an seinen Freund Albano offenbart seine unglückliche Liebe zu Linda de Romeiro und seinen seelischen Zustand. Die metaphorische Sprache im Brief und die Schlüsselbegriffe „Herzens-Idealismus" und „Theater" beleuchten die Bedeutung von Phantasie und Theatralität für die Figur. Rocquairols übermäßige Phantasie, angeregt durch die Lektüre, führt zu einer gefährlichen Erregung, die ihn an den Rand des inneren Verbrennens bringt. Die kritische Lektürekompetenz fehlt Rocquairol, der die literarisch erfahrene Welt auf die Realität übertragen möchte.
- Arbeit zitieren
- Nils Gantner (Autor:in), 2009, Die Risiken der romantischen Lektüre in Jean Pauls Roman "Titan", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316641