Am Ende des 18. Jahrunderts beseitigte die Große Französische Revolution das Ancien Régime. Die französische Aufklärung hatte ihren Anteil an der Entwicklung und am Ausbau der revolutionären Gesinnung. Die Folgen daraus auf die sprachlichen und kommunikativen Verhältnisse in Frankreich sind bis heute noch spürbar. Die grundlegenden Veränderungen äußern sich vor allem in der Auseinandersetzung mit der, zeitweise auch widersprüchlichen, Norm- und Sprachpolitik unter Einbezug der gesamten Nation. Die Sprache erhält im Laufe der Epoche viele bedeutungstragende Aufgaben und Titel, wie zum Beispiel „langue de la libérte“ oder „Sprache der Menschenrechte“, und wird somit für die Regierung zum Mittel der Verbreitung eines neuen zentralistischen, revolutionären Idealismus.
Das Prestige der Sprache Französisch erhält seinen Höhepunkt mit der Erhebung von der Sprache der Höfe zur Nationalsprache. Die Verbreitung der Neuordnung der innerstaatlichen Verhältnisse und ihrer sprachpolitischen Veränderungen für Frankreich war eine vorerst schwierige Aufgabe, denn eine Bestandsaufnahme machte deutlich, dass von ungefähr 25 Millionen Franzosen und Französinnen nur etwa die Hälfte, und zwar oftmals nur rudimentär, Französisch spricht. Nachdem man diesem Missstand zuerst mit einer Übersetzungspolitik beikommen wollte, setzte man später auf eine Politik der sprachlichen Vereinheitlichung des Landes.
Einheit im Sinne von Einheitlichkeit war dagegen für Europa nie charakteristisch. Der vielräumige Kontinent „Europa“ ist geprägt von kultureller wie sprachlicher Pluralität, deren Differenzen weniger als Kritikpunkte, die man beseitigen muss- im Vergleich zum damaligen Frankreich- gelten, sondern als wichtigste Charakteristika, schon sozusagen Voraussetzungen, für den intensiven kulturellen Austausch und Transfer.
Ich werde in der vorliegenden Arbeit versuchen, einen geschichtlichen Rückblick über die sprachpolitischen Maßnahmen der Revolution von der Phase der „diversité“ ausgehend, über die Phase der Übersetzungspolitik, bis zur „uniformité“ zu erläutern und die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Sprachgebrauch des Volkes zusammenzufassen. Schlussendlich werde ich diese spezielle Phase der französischen Sprachpolitik mit dem europäischen Prinzip der Mehrsprachigkeit vergleichen. Besonders die Unterschiede beider Sprachpolitiken werden dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Inwiefern widersprechen sich die Eingriffe der französischen Regierung der Revolutionszeit in die Sprachpolitik mit dem heutigen europäischen Vielfaltsprinzip?
- Historischer Hintergrund
- Welche Schritte wurden eingeleitet um eine Vereinheitlichung der Sprache zu erreichen?
- Sprachpolitik der Revolution
- Nationalgefühl und Ideologie
- Phase der,,diversité“
- Wie trug die „langue nationale unique“ zur Vereinheitlichung des Landes bei?
- Konzept der Nationalsprache
- Phase der,,unifomité“
- Politische Veränderungen
- Folgen
- Wie schafft es Europa trotz seiner Mehrsprachigkeit zu funktionieren?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sprachpolitischen Maßnahmen der Französischen Revolution und deren Auswirkungen auf den Sprachgebrauch des Volkes. Sie analysiert die Entwicklung von der Phase der "diversité" über die Phase der Übersetzungspolitik hin zur "uniformité" und setzt diese Phase der französischen Sprachpolitik in Bezug zum europäischen Prinzip der Mehrsprachigkeit. Der Schwerpunkt liegt auf den Unterschieden beider Sprachpolitiken und der Frage, inwiefern die Eingriffe der französischen Regierung in die Sprachpolitik mit dem heutigen europäischen Vielfaltsprinzip kollidieren.
- Die Sprachpolitik der Französischen Revolution
- Die Rolle der Sprache als Symbol für nationale Einheit
- Die Entwicklung der „langue nationale unique“
- Der Vergleich der französischen Sprachpolitik mit dem europäischen Vielfaltsprinzip
- Die Auswirkungen der Sprachpolitik auf den Sprachgebrauch des Volkes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund der Französischen Revolution und die damit verbundenen gesellschafts- und machtpolitischen Umbrüche. Es wird dargelegt, wie die Revolutionäre die Sprache als Mittel zur Verbreitung ihrer Ideale und zur Förderung nationaler Einheit nutzten. Das zweite Kapitel analysiert die konkreten Schritte, die unternommen wurden, um eine Vereinheitlichung der Sprache zu erreichen, darunter die Einführung neuer Gesetze, die Förderung des Französischen als Nationalsprache und die Unterdrückung anderer Sprachen und Dialekte. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen der „langue nationale unique“ auf die Gesellschaft, insbesondere mit der Frage, wie die Sprache zur Vereinheitlichung des Landes beitrug. Im vierten Kapitel wird der Fokus auf die Funktionsweise Europas trotz seiner Mehrsprachigkeit gelegt.
Schlüsselwörter
Französische Revolution, Sprachpolitik, Nationalsprache, Diversität, Uniformité, Europäisches Vielfaltsprinzip, Sprache und Macht, Sprache und Nation.
- Arbeit zitieren
- Madita Wegerer (Autor:in), 2011, Von der "diversité" zur "uniformité". Sprachpolitik in der Französischen Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316930