Leseförderung speziell für Jungen. Leseolympiaden, Leseclubs und das Internetportal "Antolin"


Hausarbeit, 2014

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Begründung der Leseförderung speziell für Jungen
2.1 Zur Situation der Lesekompetenz der Jungen
2.2 Zur Situation des Leseunterrichts

3. Das Internetportal „Antolin“ - kurze Vorstellung
3.1 Was ist „Antolin“?
3.2 Wie funktioniert „Antolin“ genau?
3.3 „Antolin“ in der Grundschule: Schülersicht
3.4 „Antolin“ in der Grundschule aus Lehrersicht
3.5 „Antolin“ und die Eltern
3.6 Fazit: Was leistet „Antolin“ für die Leseförderung?

4. Die Lese- und Lernolympiade
4.1 Praktische Durchführung
4.2 Welche Maßnahmen werden zur Unterstützung der Lese- und Lernolympiade empfohlen?..
4.3 Leseergebnisse, Prämien für besondere Leseleistungen und der Umgang mit Langsamlesern
4.4 Fazit

5. Leseclub für Jungen "Lesepiraten"
5.1 Institutionelle Voraussetzungen
5.2 Interne Organisation
5.3 Zur konkreten Förderung
5.4 Wie soll ein Lesepass aussehen? Was gehört da alles hinein?

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Zur Verwendung der grammatikalischen Geschlechtsform:

Zwecks besserer Lesbarkeit habe ich mich dafür entschieden, in dieser Arbeit durchgehend die männliche Form (Lehrer, Schüler usw.) zu wählen, unter anderem, weil es hier um die Förderung speziell für Jungen geht. Selbstverständlich sind damit auch die Lehrerinnen mit gemeint, aber nicht die Schülerinnen - da es hier um Jungenförderung geht.

1. Einleitung

Jungen lesen anders - und anderes als Mädchen. Diese Feststellung ist nicht neu, wie Wienholz schreibt. Weiterhin führt sie aus, dass „für Kenner der PISA-Studie [...] die genannte Behauptung ein knapp und griffig zusammengefasstes Ergebnis der Antworten auf die Frage [ist], warum in allen PISA-Teilnehmerstaaten Jungen im Bereich Lesekompetenz signifikant schlechter abschneiden“ {Wienholz 2005, S. 3}. Diese Unterschiede werden umso deutlicher, je anspruchsvoller die Aufgaben werden und je mehr Fliesstext sie haben. Zudem zeigt sich, dass die Unterschiede zwar schulartenübergreifend sind, dass aber die Jungen im unteren und untersten Leistungsniveau über- und im obersten unterrepräsentiert sind. Dies kann verschiedene Ursachen haben: Freizeitverhalten, Leseverhalten und Lesestoffe und Auswahl der Bücher. Diese Aspekte werden weiter unten Beachtung finden. Wichtig ist zunächst festzuhalten, dass es signifikante Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen bezüglich des Lesens gibt.

In der vorliegenden Arbeit habe ich mich damit beschäftigt, wie man die relativ leseschwachen Jungen besser fördern kann, damit die am Anfang bei vielen noch vorhandene Leselust über die Grundschulzeit hinaus erhalten werden kann. Ich finde es sinnvoll, bereits in der Grundschule anzufangen, deshalb gelten die hier vorliegenden die Fördervorschläge für die Grundschularbeit. Zunächst geht es hier darum, zu begründen, warum eine spezielle Jungenförderung nötig ist. Anhand unterschiedlicher Fachliteratur möchte ich aufzeigen, dass es tatsächlich notwendig ist, Jungen gezielt und getrennt von den Mädchen zu fördern.

Anschließend stelle ich beispielhaft bereits vorhandene Fördervorschläge aus der Praxis. Dazu gehören die Lese- und Lernolympiade von Bamberger genauso wie das Internetportal „Antolin“. Anschließend stelle ich meinen eigenen Vorschlag zur Leseförderung von Jungen in der Grundschule vor, zusammen mit einem Fazit.

2. Zur Begründung der Leseförderung speziell für Jungen

Angesichts der guten Ergebnisse in der IGLU-Studie könnte es sich als problematisch erweisen, eine Leseförderung speziell für Jungen zu begründen. Am Ende der Grundschulzeit sind die Jungen laut IGLU-Studie nicht schlechter im Lesen als Mädchen. Zudem sagt Garbe, dass der Zeitpunkt, zu dem der Unterschied in der Lesemotivation einsetzt, noch nicht genügend untersucht sei und dazu Längsschnittstudien notwendig seien {vgl. Garbe 2003, S. 70}. Jedoch gibt es gute Gründe, sich gerade in der Grundschulzeit den Jungen zuzuwenden. Denn das, was sie in der Grundschule lernen, trägt sie durch das ganze Schulleben. Das gilt nicht nur, aber auch für Lesefähigkeiten. Gerade in der Grundschulzeit, und besonders ab der 2. Klasse, dem Zeitpunkt, den viele Forscher als den ersten Lesebruch bezeichnen, scheinen Geschlechterdifferenzen besonders stark zu sein.

Gemischte Gruppentische sind kaum noch möglich, Jungen und Mädchen spielen unterschiedliche Spiele und kaum noch miteinander. Gemischtgeschlechtliche Freundschaften sind in diesem Alter etwas Besonderes und recht selten. Deshalb ist es für die Jungen in dieser Zeit ganz gut, etwas zu tun, wo die Mädchen keinen Zugang dazu haben.

Christian Weißenburger stellt in seinem Buch "Helden lesen!" fest, dass die Motivation offenbar ein besonders starker Faktor ist, wenn es darum geht, Leseinteressen zu entwickeln. Eine große Anzahl von Mädchen, aber nur eine geringe Anzahl von Jungen lesen aus Interesse und geben an, das Lesen sei eines ihrer Lieblingshobbys. Die Jungen, die genauso gern lesen wie Mädchen, weisen genauso gute Lesefertigkeiten auf wie diese. Weißenburger zitiert: "Bei vergleichbarer Freude am Lesen sind also keine signifikanten Leistungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen zu erwarten" {Skanat/ Kunter 2001, S. 265, nach Weißenburger 2009, S. 10}. Hier schlußfolgert er, dass also Motivation eine entscheidende Komponente bei der Entwicklung der Lesefähigkeiten darstellt. Dies wird auch durch die Befragungsergebnisse der PISA-Studie belegt: 41% der Mädchen, aber nur 17% der Jungen (in Deutschland) geben an, Lesen sei eines ihrer liebsten Hobbys. Hingegen geben 55% der Jungen an, dass sie überhaupt nicht zum Vergnügen lesen. Folglich müssen alle Konzepte zur Leseförderung von Jungen vor allem an der Motivation zum Lesen ansetzen. Das ist ein wichtiger Grund, weshalb die Leseförderung nach Geschlechtern getrennt am Besten funktioniert. Mädchen müssen nicht mehr zum Lesen animiert werden - der Großteil von ihnen liest von selbst gern. Bei den Jungen sieht es ganz anders aus.

Welche Gründe könnten dafür verantwortlich sein, dass Jungen weniger gern lesen als Mädchen? Einer der Gründe wird im Buch "Neue Leser braucht das Land" untersucht - die Geschlechterrollen, die in den Büchern vermittelt werden. Schilcher untersuchte anhand von 82 Kinderbüchern, welche Geschlechterrollen sich seit den 90er Jahren durchgesetzt haben. Sie stellte fest, dass die traditionellen Rollenmuster umgekehrt sind und dass nun die Mädchen die starken Heldinnen sind, während die schwachen Jungen idealisiert werden. Dies bietet den Jungen aber keine erstrebenswerten Vorbilder {vgl. Kliewer 2004, S. VII}. Das geht in der Jugendliteratur so weiter. Kliewer zeigt in ihrer Jugendbuchuntersuchung, dass auch die Bücher, die sich der männlichen Adoleszenz zuwenden, einen "schwachen Helden" haben und so für Jungen kaum Leseanreize bieten {Kliewer 2004, S. VIII}. Für Mädchen gibt es dagegen vielfältige Möglichkeiten in der heutigen Literatur, Identifikationsfiguren zu finden.

Dazu kommt noch, dass Jungen viel mehr als Mädchen von ihrer Freizeit mit elektronischen Geräten verbringen - sei es als Computerspieler, sei es als Fernsehzuschauer u.ä. Weißenburger spricht hier davon, dass die Computerspiele einem sog. Heldenmotiv entsprechen, das einfach aufgebaut ist. Es spricht, im Gegensatz zu vielen modernen Kinder- und Jugendbüchern, die männliche Geschlechterrolle direkt an - die Jungen dürfen sich erproben, sie dürfen stark sein, stehen im Wettbewerb mit anderen und können eine (wenn auch evtl. eingebildete) Stärke erleben. Es bleibt dann auch nicht mehr sehr viel Zeit zum Lesen, am Monitor ist das Geschehen bunt, die Bilder sofort parat {vgl. Weißenburger 2009}.

Alle Leseförderung der Jungen muss ihr Freizeitverhalten berücksichtigen, sonst agiert sie an den Jungen vorbei und erreicht sie ggf. gar nicht. Wichtig ist es, die sog. Neuen Medien nicht zu verteufeln, sondern sie in die Leseförderung mit einzubinden. Ein Beispiel bilden Internetspiele wie „Die Stämme“. Ein Junge, der dieses Spiel spielt, steht im Kontakt mit anderen Spielern, tauscht sich mit ihnen im Forum aus. Auch hier ist Lese- und Schreibkompetenz verlangt.

2.1 Zur Situation der Lesekompetenz der Jungen

Die Geschlechterdifferenzen, so Schön, könnten zur Herausforderung für die Literaturdidaktik werden. Denn die Mädchen zeigen eine deutlich höhere Lesekompetenz als die Jungen. Schön behauptet, von der These ausgehend, der Deutschunterricht sei zu stark weiblich dominiert und an eher weiblichen Lesepräferenzen und Lesekompetenzen orientiert, dass die Diskussion um die Förderung von Jungen nur eine Frage der Zeit sei {vgl. Schön 2002, S. 81}.

Im Gegensatz zur PISA-Studie hat die IGLU-Studie noch kaum Unterschiede zwischen der Lesekompetenz der Jungen und Mädchen feststellen können. Allerdings gibt es bereits Unterschiede im Leseverhalten - die Jungen sind etwas weniger motiviert, in ihrer Freizeit zu lesen, als Mädchen. Das ist möglicherweise einer der Gründe, warum sich die Kompetenzen später so stark ausdifferenzieren.

Meine eigenen Beobachtungen als Mutter und in der Schulpraxis zeigen, dass Jungen durchaus Lesefreude zeigen und es unter ihnen (im Grundschulalter) viele Vielleser gibt. Ich erinnere mich, dass mein jüngerer Sohn mit Begeisterung Antolin-Punkte sammelte und mit seinem besten Freund wetteiferte, wer die meisten Bücher nicht nur gelesen, sondern auch verstanden hat. Er wurde mehrmals für sein schnelles und verständiges Lesen gelobt. Heute ist er 14 Jahre alt und liest kaum noch - und das in einem Haushalt, in dem es sehr viele Bücher und Lesevorbilder nicht nur durch mich, sondern auch durch meinen Mann gibt. Dies kann vielfältige Ursachen haben, einer der Gründe ist sicherlich, wie Müller-Walde anführt, dass es wenig geeignete Literatur für Jungen dieses Alters gibt.

Auch meine Erfahrungen aus der Schulpraxis zeigen, dass es viele gute Leser v. a. in der Grundschule gibt. In der Johannes-Brenz-Schule, in der ich ein halbes Jahr im Reform-Plus­Praktikum war, hatten viele Kinder Bücher dabei, die sie während der Schulzeit lesen durften - sei es, weil sie nach Erledigung der Pflichtaufgaben noch genug Zeit hatten, sei es, weil sie lieber lasen als in die Pause zu gehen - auch das war möglich. Hier habe ich besonders bei den Jungen beobachten können, wie sie sich über die gelesenen Bücher austauschten und sich gegenseitig Bücher liehen. Die allgemein lerngünstige Atmosphäre dieser Schule begünstigte also auch das Lesen in der Freizeit.

2.2 Zur Situation des Leseunterrichts

Kruse kritisiert am Leseunterricht in der Grundschule, dass hier sogar die kinderliterarischen Texte dazu benutzt werden, um vor allem Informationsentnahme zu üben. Beim Verstehen von Texten geht es hier in erster Linie um Informationsgehalt. Das gleiche gelte auch für Materialien, die von Verlagen angeboten werden. Hier wird insbesondere das Portal „Antolin“ erwähnt, in dem es tatsächlich darum geht, Informationen aus Texten zu erlesen und darauf Fragen zu beantworten. Darin sieht sie die Gefahr, dass „vermeintlich schwache Kinder mit wenig Fähigkeiten zur Informationsentnahme nicht mehr ernst genommen werden“{Kruse 2008, S. 5}. Vergleichbare Internetseiten würden die Kinder sogar durch die Art der Fragestellung unterfordern.

Es gäbe viele solcher Punkteverteilungssysteme, auch Bamberger habe dies schon seit längerem vorgeschlagen. Die Vorteile sieht Kruse darin, dass hier äußere Anreize im Sinne des klassischen Konditionierens zur Entwicklung der Lesekompetenz eingesetzt werden. Den Nachteil erkennt sie allerdings darin, "dass es als Lernverfahren wenig mit dem literarischen Lernen und den für das literarische Lesen wichtigen Kompetenzen zu tun hat" {vgl. Kruse 2008, S. 5}. Deshalb müssten solche Punktesysteme durch weitere Maßnahmen konkret zum literarischen Lernen ergänzt werden, was ich später auch vorstellen werde.

3. Das Internetportal „Antolin“ - kurze Vorstellung

3.1 Was ist „Antolin"?

„Antolin“ ist eine Internetseite, die einen neuen Zugang zum Lesen bietet, nämlich in Verbindung von Buch und Internet. Die Betreiber von „Antolin“, der Schroedel-Verlag, formulieren die Antwort auf die Frage, was „Antolin“ ist, folgendermaßen:

„Antolin ...

- ist ein innovatives Online-Portal zur Leseförderung von der ersten bis zur zehnten Klasse.
- bietet Quizfragen zu Kinder- und Jugendbüchern, die die Schüler/-innen online beantworten
können.
- fördert die Schüler/-innen auf ihrem Weg zum eigenständigen Lesen und in der Entwicklung der eigenen Leseidentität.
- eignet sich zur sinnvollen Differenzierung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Leseförderung speziell für Jungen. Leseolympiaden, Leseclubs und das Internetportal "Antolin"
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
2
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V317308
ISBN (eBook)
9783668163041
ISBN (Buch)
9783668163058
Dateigröße
532 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
leseförderung, jungen, leseolympiaden, leseclubs, internetportal, antolin
Arbeit zitieren
Svetlana Husenbeth (Autor:in), 2014, Leseförderung speziell für Jungen. Leseolympiaden, Leseclubs und das Internetportal "Antolin", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317308

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