Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen therapeutischer Schreibschulen
2.1 Definition Kreatives Schreiben und Poesietherapie
2.2 Definition autobiografisches Schreiben
3. Anwendungsgebiete des Kreativen Schreibens als Therapie
3.1 Überblick über die Anwendungsgebiete
3.2 Therapeutisches Schreiben als Selbstanalyse
3.3 Therapeutisches Schreiben in der Gerontologie
3.4 Therapeutisches Schreiben in der Sterbebegleitung
3.5 Therapeutisches Schreiben bei somatischen Krankheiten
3.6 Therapeutisches Schreiben in der Psychologie und Psychotherapie
3.7 Therapeutisches Schreiben im Justizvollzug
3.8 Therapeutisches Schreiben in weiteren Bereichen
4. Fazit und Stellungnahme
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Die Anwendungsgebiete des Kreativen Schreibens als Therapieform aufzuzeigen ist ein weites Feld.
Viele moderne therapeutische und pädagogische Ansätze befassen sich mit der Form des Kreativen Schreibens, trotzdem handelt es sich gerade in Deutschland immer noch um ein eher unbekanntes Terrain. Besonders Menschen, die sich nicht explizit mit dem Thema des Schreibens auseinandersetzen, können mit dem Begriff des Kreativen Schreibens wenig anfangen. Auch der Autorin dieser Arbeit ging es am Anfang so – nachdem sie sich jedoch mit einigen Einzelheiten des Kreativen Schreibens beschäftigte, fing sie Feuer, da die Einsatzgebiete so vielseitig sind und der Einsatz an sich sehr vielversprechend ist.
Da sie selbst gerne schreibt und besonders auch gerne liest, ist eine therapeutische Form des Schreibens für sie ein nachvollziehbarer, guter Ansatz, da sie selbst das Schreiben nutzt, um Persönliches loszuwerden, um Gedanken aus der Fantasie schwarz auf weiß in die Realität zu transportieren.
Daher soll diese Arbeit einige Ansätze des therapeutischen Schreibens in der Sozialen Arbeit, Psychologie, Pädagogik und Medizin beschreiben, verdeutlichen und gegenüberstellen: Ist therapeutisches Schreiben immer gleich oder gibt es auch hier verschiedene Facetten? Inwiefern unterscheiden sich die Methoden in den verschiedenen Feldern und wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Als Hauptquelle dieser Arbeit dient das Arbeitsbuch von Silke Reimes, „Kreatives und therapeutisches Schreiben – Ein Arbeitsbuch“, das im Jahr 2008 im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschien.
Dieses Buch basiert auf der persönlichen Erfahrung der Autorin, die unter anderem selbst als Poesietherapeutin arbeitet und sich daher intensiv mit dem Thema des therapeutischen Kreativen Schreibens befasst.
2. Definitionen therapeutischer Schreibschulen
2.1 Definition Kreatives Schreiben und Poesietherapie
„Unter Poesietherapie kann jedes therapeutische selbstana-lytische Verfahren verstanden werden, das durch Schreiben den subjektiven Zustand eines Individuums zu bessern versucht.“[1]
Diese Kurzdefinition veranschaulicht bereits sehr deutlich, wie vielfältig eine therapeutische Form des Schreibens ist: Hier gibt es keine klaren Regeln, die das Schreiben zur Therapie machen, solange das Ziel und der Endzweck die Aufarbeitung schwieriger Erlebnisse und eine verbesserte Beziehung des Individuums zu problematischen Lebensumständen sind.
Im Allgemeinen werden zwei verschiedene Begriffe im Bereich des therapeutischen Schreibens verwendet, nämlich Kreatives Schreiben an sich und die Poesietherapie, die sich beide teilweise überdecken oder ergänzen.
Es besteht eine gewisse Schwierigkeit, Kreatives Schreiben und Poesietherapie angemessen zu definieren: „Es gibt keine klare Abgrenzungen, der kleinste gemeinsame Nenner ist das Schreiben, zuweilen werden die Begriffe synonym verwendet.“[2]
Außerdem gibt es verschiedene Definitionsansätze, die sich gelegentlich sogar widersprechen.
In ihrem Buch Kreatives und therapeutisches Schreiben – Ein Arbeitsbuch hat Silke Heimes jedoch versucht, eine klar definierte Unterscheidung beider Begriffe aufzuzeigen, auf die sich diese Hausarbeit im Folgenden bezieht.
So schreibt sie, dass es beim Kreativen Schreiben eher um eine Form des Selbstausdrucks und der Selbstfindung des Schreibenden gehe, die dann literarisch formiert wird. „Im literarischen (also Kreativen, R.S.) Schreiben geht es in erster Linie um literarische und ästhetische Qualität.“[3]
In der Poesietherapie hingegen gehe es in erster Linie um Selbsterforschung und Selbstreflexion. Es werde „der Versuch unternommen, sich mittels Sprache auf den Weg zu sich selbst zu begeben.“[4]
In beiden Formen des Schreibens geht es also besonders um die Beziehung des Schreibenden zu sich selbst, wobei die Sprache als Medium fungiert, diese Beziehung zu definieren. Während die Poesietherapie vor allem eine Aufarbeitung vergangener Lebensprozesse und eine Verbesserung des Selbstbildes anstrebt, beschäftigt sich das Kreative Schreiben mehr mit der Form des Geschriebenen.
Jedoch kommt auch das Kreative Schreiben im therapeutischen Bereich vor, nämlich immer dann, wenn es um die Beschäftigung mit verschriftlichter Sprache geht, ohne dass hierbei eine Selbstreflexion oder Selbsterforschung greifen würde.
Eine typische Form der Poesietherapie gibt es in dem Sinne nicht, es geht jedoch viel um eigene selbstbezogene Gefühle, die zu Papier gebracht werden (s. Anhang 1). Im Kreativen Schreiben hingegen werden eher Schreibspiele wie das écriture automatique (automatisches Schreiben), also rein assoziative Verfahren angewandt (s. Anhang 2).
2.2 Definition autobiografisches Schreiben
Eine weitere Methode, die häufig angewandt wird und daher an dieser Stelle ebenfalls kurz definiert werden soll, ist das autobiografische Schreiben. Diese Methode ist mit der der Poesietherapie eng verwandt, da es hierbei auch um den Weg zu sich selbst und die Aufarbeitung vergangener Erlebnisse geht. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die Vergangenheit hier ganz klar zum Gegenstand des Schreibens gemacht wird.
„Beim autobiographischen Schreiben liegt der Fokus auf Erlebnissen aus der Vergangenheit, den Assoziationen, die das Erinnern auslöst, und den Emotionen und Gedanken, die Verlauf des Prozesses zutage treten.“[5]
Des Weiteren soll eine sehr wichtige Feststellung Silke Heimes' erwähnt werden:
„Die Grenzen zwischen den einzelnen Schreibschulen sind fließend, auch kann sich der Fokus im Verlauf eines Seminars, je nach Entwicklung und Interesse der Teilnehmer, verschieben.“[6]
Auch hier wird wiederum deutlich, dass das Ziel, die Beziehung des Schreibenden zu sich selbst, im Mittelpunkt steht, nicht die Form der Therapie.
Außerdem erklärt dies auch nochmals die Schwierigkeit, die verschiedenen Schreibformen klar voneinander abzugrenzen und festlegend zu definieren.
3. Anwendungsgebiete des Kreativen Schreibens als Therapie
3.1 Überblick über die Anwendungsgebiete
Kreatives Schreiben verbreitet sich immer mehr, auch kostenpflichtige Seminare über Kreatives Schreiben erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Internetsuchmaschine findet allein zu dem Begriff Seminar Kreatives Schreiben 1.130.000 Ergebnisse, an der Spitze niedergelassene Schreibschulen und Seminare wie zum Beispiel die Text-Manufaktur oder die Berliner Journalisten-Schule.[7]
Der Grund, wieso gerade diese Form des Schreibens so beliebt ist, liegt nahe:
„Es bedarf keiner besonders literarischen Fähigkeiten und keiner speziellen Grammatikkenntnisse; vielmehr ist in jedem Menschen ein sprachliches Ausdrucksvermögen vorhanden, das es ermöglicht, Gedanken und Gefühle in Worten auszudrücken.“[8]
Genau diese Gründe machen therapeutisches Schreiben sinnvoll und für viele Einrichtungen auch unentbehrlich.
Doch das Wirkungsfeld des Schreibens in der Poesietherapie, aber auch in den anderen genannten Bereichen, führt noch weiter:
„Zuweilen kann diese sprachliche Kompetenz (Gedanken und Gefühle in Worten auszudrücken, R.S.) blockiert sein, was je-doch nicht gegen, sondern vielmehr für die Poesietherapie spricht, da sich durch die spielerische Beschäftigung mit Sprache Blocka-den lösen lassen.“[9]
Wo jedoch wird Kreatives Schreiben letztendlich therapeutisch angewandt?
Die Bandbreite der Einsatzgebiete ist groß:
„Der Anwendungsbereich der Poesietherapie er-streckt sich von psychiatrischen, neurotischen und somatischen Krankheiten über Krisen in belastenden Lebenssituationen bis zur Vorbeugung und Psychohygiene.“[10]
Silke Heimes nennt in ihrem Buch die Bereiche Selbstanalyse, Gerontologie, Sterbebegleitung und somatische Krankheiten wie zum Beispiel Krebs.
Aber auch als Rehabilitationsprozess im Gefängnis, Therapieform im psychologischen und psychotherapeutischen Bereich, sowohl privat als auch ambulant oder stationär und in der Naturheilkunde, also im heilpraktischen Bereich, kommt Kreatives Schreiben mittlerweile zum Einsatz. In den Bereichen der kirchlichen Seelsorge, Lebensgestaltung und Krisenbewältigung, also in der Sozialen Arbeit, wird die Poesietherapie ebenfalls angewandt.[11]
Im Folgenden werden einige der verschiedenen Anwendungsgebiete näher erläutert und den entsprechenden Schreibformen zugeordnet.
[...]
[1] Heimes, 2011, S. 17
[2] Heimes, 2011, S. 18
[3] Heimes, 2011, S. 18
[4] Heimes, 2011, S. 18
[5] Heimes, 2011, S. 18f
[6] Heimes, 2011, S. 19
[7] http://www.google.de/#hl=de&cp=12&gs_id=1b&xhr=t&q=seminar+kreatives+schreiben&pf=p&sclient=psy-ab&source=hp&pbx=1&oq=seminar+krea&aq=0&aqi=g4&aql=&gs_sm=&gs_upl=&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.,cf.osb&fp=1641bbf5c301f93b&biw=1400&bih=935 , URL 30.01.2012
[8] Heimes, 2011, S. 21
[9] Heimes, 2011, S. 21
[10] Heimes, 2011, S. 21
[11] Rex, 2009, S. 31