Leseprobe
Inhaltsangabe / Überblick:
1. Betrachtungsweisen in der bildenden Kunst.
1.1 Semiotischer Ansatz.
1.2 Hermeneutischer Ansatz.
2. Architekturepochen.
2.1 Historismus (1750 – 1910).
2.1.1. Eiffelturm.
2.1.2. Opernhaus in Paris.
2.1.3. Opernhaus in Dresden.
2.1.4. Bahnhof St. Pancras in London.
2.2 Klassizismus (1770 – 1840).
2.2.1. Brandenburger Tor.
2.2.2. Kirche Ste. Madeleine.
2.3 Jugendstil (1890 – 1915).
2.3.1. Haus und Büro vom Architekten Horta.
2.4 Art Deco (1920 – 1930).
2.4.1. Chrysler Building.
2.5 Moderne Architektur (1920 – 1970).
2.5.1. Meisterhäuser in Dessau.
2.5.1.1. Referat: Meisterhäuser von Gropius in Dessau (HandOut).
2.5.2. Bauhaus in Weimar.
2.5.3. Informationen zum Thema „Wohnungsbau für die moderne Gesellschaft.“
2.5.4. Falling Water.
1. Betrachtungsweisen in der Bildenden Kunst
Semiotischer Ansatz:
- Zeichenbedeutung in Bildern aufschlüsseln.
- Zeichen für Verständigung benutzt, zeigen ein Objekt an.
- Problem: Für Entschlüsselung Alltagswissen vorausgesetzt, bei alten Symbolen jedoch schwierig.
- Keine gesellschaftlichen, historischen oder biografischen Informationen verwenden.
- 1. Syntaktische Analyse
- Genaue Beschreibung der Zeichen und Einordnung in formalen Aufbau (Goldener Schnitt, Horizontalen).
◦ Zeichen in den Gesamtzusammenhang von Symmetrie, Komposition etc. setzen.
- 2. Semantische Analyse
- Deutung der Zeichen anhand unseres Alltagswissens.
- In strukturellen Gesamtzusammenhang setzten, Interpretation mit Umgebung begründen.
- 3. Pragmatische Analyse
- Zusammenhang zwischen Zeichen und Bild, Aussage und Wirkung treffen.
- Zu übermittelnde Botschaft ausarbeiten.
Hermeneutischer Ansatz (Kunst der Interpretation, Theorie des Verstehens)
- Betrachten des Oberflächlichen und der Wirkung.
- Unbekanntes erkunden und Fragwürdiges untersuchen.
- Ohne weitere Informationen, nur Sichtbares analysieren.
➔ Unvoreingenommenheit.
- Erfinden und Ausarbeiten der Kunst wichtiger als Umsetzung.
- Innere Zusammenhänge sind wichtig, nicht äußere Einflüsse (Farbe, Technik).
- Innere Zusammenhänge müssen analysiert werden.
- Bestätigung des Gesamteindrucks, Widerspruch oder kleinere Differenzen.
➔ Gesamteindruck rückt immer näher an die eigentliche Aussage des Werkes.
➔ Immer näher an den wichtigsten Kern gelangen.
- Verbindung von Inhalt und Wirkung!
- Wirkung durch Details begründen.
- Chronologischer Vorgang nicht zwingend notwendig.
2. Architekturepochen inklusive Beispielen.
Architekturepoche: Historismus (1750 – 1910 (verstärkt 1840))
- Orientierung an Geschichte, verklärter Blick auf Vergangenheit.
- Rückgriff auf historische Stile war willkürlich und ohne neue Ideen.
- Sollte Bauwerken Würde verleihen.
- Neogotik bei Kirchen und Schlössern.
- Neorenaissance bei Museen und Banken.
- Neobarock bei Opern und Justizpalästen.
- Kombination verschiedener Epochen.
- Neogotik | Neorokoko | Neobarock | Neoromantik
=> Eklektizismus = Mehrere Stile in einem Bauwerk vereint (wörtlich: sich mit Federn anderer schmücken).
- Nationalgefühl geht mit Historismus einher.
- Nach Sieg über Napoleon wurde (Neo-)Gotik als deutscher Baustil proklamiert.
- Demonstration von Bildung und Geschichtsbewusstsein durch das reiche Bürgertum.
- Ornamenthafte Rundbögen, Verzierungen mit Spiralen, Säulen etc. genutzt .
- Traditionelle Kunstformen mit modernen Techniken künstlerisch vereint.
- Säulen mit ionischen, dorischen oder korinthischen Kapitellen verbaut.
- Tempelartiger Bau mit geometrischen Formen.
Beispiel Eiffelturm (1887 – 1889)
- Monumentalbau, 324m hoch – mit Antenne – 10100 t schwer.
- Nach Gustav Eiffel benannt, aber erst nach Fertigstellung.
- Leichtestes Bauwerk der Welt, schneller Bau für damalige Verhältnisse.
- Industrialisierung verleitete zum Bau von hohen Gebäuden.
➔ Indikator für industriellen Fortschritt Frankreichs, Repräsentativer Bau.
- Widerstand beim Bau, da es zu groß sei und andere Wahrzeichen in den Schatten stelle.
- Zu skelettartig und unmöglich so hoch zu bauen, werde einstürzen.
- Heutzutage Vergleich, dass Eiffelturm über Paris wache.
- Viele Franzosen sehen Eiffelturm als Nationalsymbol an.
- 18. Jahrhundert England produziert Stahl industriell, wodurch der Preis reduziert wird.
- Gusseisen für viele Brücken verwendet, aber häufig mit Lufteinschlüssen, weshalb sie spröde und rostanfällig waren.
- 1860 Walzstahl erscheint auf dem Markt und wird für Brückenbau verwendet.
Opernhaus in Paris (1861 – 1874) ➔ Muster des Festhauses im 19. Jahrhundert.
- Neuer Stil; ein goldüberkuppelter Kunsttempel.
- Treppenhaus und „Grand Foyer“ nehmen viel Platz in Anspruch.
➔ Dient der Repräsentation des Baumeisters und des Prunks.
- Großer Saal unter Parkett öffnet sich zur Treppe hin.
- Inneneinrichtung ist eine Anspielung auf die Antike.
- Statuen, Büsten, Reliefs, Mosaike.
- Räume aus Marmor, Bronze, Porphyr; vergoldet, mit Kronleuchtern, Malereien.
➔ Verzieren die ausgewogen-funktionale Anordnung und lenken davon ab.
Opernhaus in Dresden (1871 - 1878)
- Im Neobarock; klarer Aufbau, prachtvolle Schmuckformen und Wandgliederung.
- Rustica im Untergeschoss, Exedra in der Fassadenmitte betont Eingang.
- Fassade zeigt klare Gliederung und Funktion der Innenräume auf.
- Halbkreisförmig schließt der Zuschauerraum die Oper (von hinten) ab.
Bahnhöfe (z. B. St. Pancras in London)
- Eingangsgebäude der St. Pancras Station aus Backstein erinnert an einen neogotischen Palast.
➔ Typische gotische Vertikalität durch verwirrende Ansammlung hoher Türme und gotischer Fialen.
- Blendarkade (Rundbogenreihe) verdeckt geschlossene Wand (normalerweise Wandöffnungen/Fenster).
- Hinter Eingang liegt riesiges bogengestütztes Glasdach, das vom Eisengerippe getragen wird.
➔ Funktional, spendete viel Licht (wichtig, da noch keine künstliche Beleuchtung).
- Empfangshallen (ornamenthaft dekoriert) von außen standen Bahnsteighallen (nüchterner Funktionalismus) im Innern gegenüber.
- Architekten greifen auf historische, prestigeträchtige Stilelemente zurück (Rundbögen, Friese, Figurenschmuck, Säulen, Türme etc.).
- Ingenieure bedienen sich moderner Techniken und Innovationen.
=> Feindschaft / Konkurrenz führt zu keiner Kooperation.
Architekturepoche: Klassizismus (1770 – 1840)
- Rückbezug zur klassischen Antike; Übernahme von (griechischen) Tempelformen, strenge Symmetrie, klare Formen, Anlehnung an die italienische Frührenaissance.
➔ An griechischer und römischer Kultur orientiert.
- Ideal des antiken Menschen- und Gesellschaftsbildes.
- Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum wecken das Interesse der Zeitgenossen an der römischen Republik.
➔ Gegenpol zum aufgeklärten Absolutismus
=> Politische Strömung, welche sich in Kunst (Architektur) widerspiegelte.
- Ursprung der Demokratie liegt in Griechenland, darum griechische Kunst und Architektur in die westlichen Demokratie gebracht.
➔ Kunst sollte politisch erziehen.
- Symbolische, repräsentative Bedeutung wichtiger als bloße Nützlichkeit.
- Bloße Formnachahmung vermieden.
- Ende des 18. Jahrhunderts nach ornamenthafter, reicher Kunst des Rokoko kommt Sehnsucht nach natürlichem Dasein und schlichteren Formen in der Kunst auf.
➔ Schlichtheit, Einfachheit.
- Klare Gliederung der Baukörper, lediglich anfügen der Schmuckformen (Friese, Kapitelle etc).
- Ausartung des Klassizismus ist Monumentalismus
- Hitlers Germania und Napoleons Protzbauten zur Verewigung und Verherrlichung ihrer Macht.
Beispiel Brandenburger Tor (1788 – 1791)
- Carl Gotthard Langhans ist Architekt.
- Ursprünglicher Teil einer Zollmauer, eine Grenze.
- Ist ein Symbol für Friede, Freude und Einigkeit.
- Erster Bau des Klassizismus in Deutschland.
- Kristallisationspunkt vieler bedeutender politischer Ereignisse.
- Nachahmung am Tempelbau, Marmor, Dorische Kapitelle.
- Architrav trägt Last vom Tor, oberhalb des Architravs befindet sich der Fries.
- Dorische Säulen sind ionisch kanneliert.
- Im Dreiecksgiebel wurde Tympanon verarbeitet.
Kirche Ste. Madeleine (1764 – 1842)
- Typisches Beispiel für den Klassizismus.
- Gebäude steht auf hohem Treppenpodest, erinnert an griechischen Tempel.
- Doppelseite von korinthischen Säulen an der Seite; Bau weist keine Fenster auf.
- Relief zeigt Christusbilder, allegorische Gruppe an der Seite.
- Mit Kuppel überwölbt, dunkler Innenraum, runde Fenster in Kuppel lassen Licht von oben einfallen.
- Korinthische Säulen vor kleineren ionischen Säulen.
- Stilistische Vielfalt durch bunte Wandverkleidung mit Marmor, Skulpturen, Wandmalereien, Mosaiken und Gemälden.
- Ist nicht nach Osten ausgerichtet, wie andere Kirchen.
- Lateinisches Kreuz als Grundriss wurde zum griechischen Kreuz umgewandelt.
- 1842 als Pfarrkirche an Stadt übergeben worden.
Architekturepoche: Jugendstil (1890 – 1915)
- Hat Klassizismus abgelöst und wurde vom Historismus abgelöst.
- Besitzt mehrere Namen in verschiedenen Sprachen.
- Handwerk verlor an Bedeutung und wich industrieller Massenproduktion.
- Jugendstil ist Gegenpol zu Industrialisierung und Massenware durch geschmackvoll gestaltete Einzelstücke in dezenter Farbigkeit.
=> Erneuerung von Kunst und Leben.
- Gegen das Wiederaufgreifen historischer Stilelemente.
- Propagierte Natürlichkeit und neues Formbewusstsein in allen Lebensbereichen.
- Von Pflanzenmotiven ausgehende, ornamentale Abstraktion.
- Verbindung von Materialästhetik und formaler Gestaltung in Naturformen.
- Pflanzliche und geometrische Ornamente.
- Verschmelzung von ornamentalen, dekorativen Elementen mit figürlichen.
[...]
- Arbeit zitieren
- Mike G. (Autor), 2015, Historismus, Klassizismus, Jugendstil, Art Deco und der Funktionalismus. Vergleichende Erläuterungen diverser Architekturepochen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317678
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