Heilserwartungsbewegung in den Kreuzzügen


Hausarbeit, 2003

20 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


I N H A L T

I. Vorgeschichte und Ausgangslage zur Kreuzzugsgeschichte

II. Die Idee der Gewaltsamen Befreiung Jerusalems
1.) Das Konzil von Clermont: „deus le volt“
2.) Heilserwartung: Jerusalem

III. Der Aufbruch

IV. Der erste Kreuzzug 1096 - 1099
1.) Der Armenkreuzzug
2.) Der Ritterkreuzzug

Literaturverzeichnis

I. Vorgeschichte und Ausgangslage zur Kreuzzugsgeschichte

Das Ereignis der Massenbewegung zur Befreiung der Stadt Jerusalems von der muslimischen Herrschaft durch die Christen ab dem Jahr 1095 ist ein beeindruckendes Ereignis in der Menschheitsgeschichte. Sicher gab es schon früher große Bewegungen von Menschenmassen, wie die Völkerwanderungen in der Spätantike zeigt, bei der zahlenmäßig mehr Menschen durch Europa gewandert sind, aber das eine so gewaltige Anzahl von Menschen gleichzeitig einem einzigen Ziel organisiert entgegenläuft, war freilich etwas Neues. Die Tatsache, das die Menschen, die sich auf den Kreuzzug gemacht haben, einer bestimmten Ideologie gefolgt sind, erinnert doch stark an die totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts.

Um sich erklären zu können, wie die Geschichte der christlichen Kreuzzüge ihren Anfang durch die päpstliche Propaganda im Jahr 1095 nahm, soll folgende Tabelle auslösende Ereignisse des „heiligen“ Krieges präsentieren:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es zeichnen sich also ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts drei große Krisenregionen im europäischen Raum ab, zum ersten versuchen die Christen im weströmischen Spanien die iberische Halbinsel wieder von den Muslimen zu reinigen, welche zuvor über die Strasse von Gibraltar, einer Meerenge vom afrikanischen auf den europäischen Kontinent übergesiedelt sind.

Zweitens herrscht innerhalb der Kirche ein machtpolitischer Konflikt, denn der Primat Roms wurde nicht von dem Oberhaupt der Ostkirche anerkannt. Außerdem kämpft Rom um Landbesitz im Süden Italiens mit den Normannen.

Drittens wird in Kleinasien ununterbrochen die Vorherrschaft zwischen dem Oströmischen und dem Osmanischen Reich ausgefochten.

Allein aus geographischen Begebenheiten ist klar ersichtlich, das die Christen früher oder später ihren Landbesitz in Kleinasien verlieren würden. Denn es kam laufend zu politischen Spannungen, wo christliche an islamische Staaten grenzten, und die Muslime konnten aus Arabien und dem Kalifat von Kairo, ja aus der gesamt arabischen mittelalterlichen Region ständig neue Truppen beziehen und nachrücken lassen, genau wie auch die Christen in der „Reconquista“ freien Weg nach Spanien über Frankreich hatten. Die Geschichte hat gezeigt, das diese geographischen Vorteile auf beiden Seiten dazu geführt haben, das sich einerseits die Christen in Europa durchgesetzt haben und andererseits Kleinasien mit Konstantinopel ab 1453 nach Jahrhunderten des Krieges letztendlich an die muslimische Welt fiel. Bis dahin bildete noch der Bosporus, die Meerenge, welche das Schwarze und das Ägäische Meer trennt, noch die natürliche Grenze zwischen dem Oströmischen und dem Osmanischen Reich.

II. Die Idee der Gewaltsamen Befreiung Jerusalems

1.) Das Konzil von Clermont: „deus le volt“

In seiner Bedrängnis durch die muslimische Eroberung Kleinasiens, wandte sich der derzeitige byzantinische Kaiser Alexios I. von Konstantinopel mit der Bitte an den Papst, Hilfstruppen zu entsenden. Am 26.11.1095 rief der Papst Urban II. während der Synode von Clermont die christliche Ritterschaft auf, den Brüder im Osten Hilfe zu leisten. Er sprach dabei vor 300 Bischöfen und Äbten und forderte die Befreiung der Kirche von aller weltlichen Gewalt und die Einhaltung des Gottesfriedens. Fulcher von Chartres, ein Kleriker aus Frankreich steht der Reformpolitik von Papst Urban II. nahe. In seiner Niederschrift im Jahre 1101 schilderte er den päpstlichen Aufruf wie folgt: „ ... sie haben die Länder der Christen mehr und mehr besetzt und diese siebenfältig besiegt, wobei viele getötet oder gefangen genommen wurden, Kirchen zerstört worden sind und das Reich Gottes verwüstet wurde. Wenn ihr sie weiter gewähren lasst, werden sie noch viel weiter die Oberhand über die getreuen Gottes gewinnen.“ [1]

Der Kleriker Robert der Mönch aus der Gegend von Reims in Frankreich ist ein bedeutender Chronist dieser Zeit. Er lässt den Papst wesentlich härter an die Sache rangehen und berichtet in seiner Wiedergabe der Rede von muslimischen Gräueltaten, welche das Blut der Gläubigen in Wallungen bringen mussten:

„ Sie beschneiden die Christen und das Blut der Beschneidung gießen sie auf den Altar oder in die Taufbecken. Es gefällt ihnen andere zu töten, indem sie ihnen die Bäuche aufschneiden, ein Ende der Gedärme herausziehen und an einen Pfahl binden. Unter Hieben jagen sie sie um den Pfahl, bis die Eingeweide hervordringen und sie tot auf den Boden fallen... Ihr solltet von dem Umstand berührt sein, dass das Heilige Grab unseres Erlösers in der Hand eines unreinen Volkes ist, das die heiligen Stätten schamlos und gotteslästerlich mit seinem Schutz besudelt.“[2]

Ein weiterer Auszug unterstützt die Tatsache, dass Papst Urban II. das Volk wahrlich mit einer Schauder erregenden Rede in Auffuhr und schließlich zu einem Krieg im Namen Gottes brachte:

„ ... Mit herausgequollenen Eingeweiden liegen sie auf dem Boden. Manche binden sie an Pfähle und schießen mit Pfeilen auf sie, sie befehlen andere, ihren Hals freizumachen, und greifen sie mit gezogenen Schwertern an , um zu sehen, ob sie ihre Köpfe mit einem einzigen Schlag abtrennen können.“

Am Ende seines Plädoyers rief der Papst die Anwesenden auf, einen Kriegszug zur Vertreibung der Türken aus Kleinasien zu predigen. Zu dieser Zeit mussten die Gläubiger die kanonischen Vorschriften der Kirche befolgen. Die Vermeidung von Handlungen, die als sündhaft galten erforderten die Willensstärke von Heiligen. „ Er mahnte die Christen an ihre Pflicht, für die Ausbreitung ihres Glaubens zu kämpfen. Die verhängten Bußstrafen bei Missachtung waren sehr kostspielig; zudem wurde die Gläubiger mit zeitlichen Sündenstrafen bedroht.

„Der Papst sprach, wie man noch nie einen Menschen hatte sprechen hören. >> Nicht er hat geredet, Gott hat aus ihm gesprochen<<, sagten viele. Die Zuhörer schrieen und weinten. Donnernde Sprechchöre erhoben sich >>Deus le volt-Gott will es!<<.[3]

Ein Dekret des Konzils von Clermont verspricht himmlischen Lohn gemäß der herrschenden Bußpraxis: „ Wer nur aus Frömmigkeit, und nicht zur Erlangung von Ehre oder Geld zur Befreiung der Kirche Gottes nach Jerusalem aufgebrochen ist, dem soll die Reise auf jede Buße angerechnet werden.“

Papst Urban II. versprach allen Rittern, die sich in frommer Absicht auf den Kreuzzug begeben würden, den Erlass der zeitlichen Strafen für alle Sünden, und denen, die im Kampfe fallen würden die totale Sündenvergebung. Zur geistlichen Belohnung kam eine Materielle: Durch den südlichen Landerwerb, so hoffte der Papst würde man das Problem der Überbevölkerung Europas endlich in den Griff bekommen. Durch den Überfluss neuer Lehen sollten diejenigen Söhne, die jetzt noch ein dürftiges Dasein fristeten zu edel Bürgern aufsteigen. „Ob er das wirklich gesagt hat, wissen wir nicht; auf alle Fälle aber haben solche Überlegungen viele Kreuzfahrer beeinflusst.“[4]

Sie sollten sich im August des nächsten Jahres versammeln und bis dahin ihre Güter verkaufen um Geld für Waffen, Panzerzeug, Pferde und Proviant zu organisieren.

[...]


[1] Peter Milger, Die Kreuzzüge, S.10

[2] Peter Milger, Die Kreuzzüge, S.10

[3] vgl. Reinhard Barth, in: Stern Millennium. Der Kampf um Jerusalem. S. 20-21

[4] Norman Cohn, Das Ringen um das Tausendjährige Reich, S.44

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Heilserwartungsbewegung in den Kreuzzügen
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V31768
ISBN (eBook)
9783638326742
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Besonderer Schwerpunkt ist die lebendige Beschreibung des ersten und wichtigsten Kreuzzuges, kleine Vorgeschichte und Berücksichtigung der Kinderkreuzzüge
Schlagworte
Heilserwartungsbewegung, Kreuzzügen
Arbeit zitieren
Horst Granderath (Autor:in), 2003, Heilserwartungsbewegung in den Kreuzzügen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31768

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