"Europäische Geschichte 1919-39". Die Folgen des Ersten Weltkrieges und die globale, europapolitische und innenpolitische Perspektive

Vorlesungsmitschrift


Vorlesungsmitschrift, 2005

46 Seiten


Leseprobe


Vorlesung: Europäische Geschichte 1919-1939 WS 2004/05

Gliederung:

I. Pariser Friedensordnung ... 2
Folgen des Ersten Weltkriegs

II.Russische Revolution ... 4
1917-1923

III. a. Vereinigte Staaten von Amerika ... 5
Globale Perspektive
b.Europa und die überseeische Welt ... 8
b. 1) Naher Osten ... 8
b. 2) Afrika südlich der Sahara ... 9
b. 3) Ostasien ... 10
b. 4) British Empire ... 12

IV.Geschichte der Europäischen Staatenwelt von der Pariser Friedenskonferenz bis 1931 ... 12
Europapolitische Perspektive
a) Frankreich(1) ... 13
b)Konferenz von Locarno 1925 ... 14
c) Deutschland(1) ... 14
d) Deutsche Außenpolitik ... 15
e) Sowjetunion ... 16
f) Frankreich(2) ... 18
g) Großbritannien(1) ... 18
h)USA ... 18
i) Zusammenfassung ... 18
j)Völkerbund und internationale Abkommen ... 20

V. Europa zwischen Demokratie und Diktatur ... 21
Innenpolitische Perspektive
a)Die Dritte Republik in Frankreich ... 21
b) Großbritannien(2) ... 25
c) Nordeuropa ... 27
d)Italien ... 27
e) Deutschland(2) ... 32
f) Ostmittel- und Osteuropa ... 35
g)Iberische Halbinsel:
1. Spanien .. 38
2. Portugal ... 46

I. Pariser Friedensordnung (Versailler Vertrag und Pariser Vorortsbestimmungen)

Nach dem Ersten Weltkrieg existierte das System der europäischen Staatenwelt mit den fünf Großmächten nicht mehr! Das Jahr 1917 war der tiefe Einschnitt in die europäische Geschichte (Hans Rothfels): Die Russische Revolution und der Eintritt Amerikas in den I. Weltkrieg markieren den Einschnitt, an dem die Zeitgeschichte beginnt. Übergang in eine Bipolare Welt und Beginn der ideologischen Auseinandersetzung des 20. Jh.

Folgen des Ersten Weltkriegs:
- Die Enteuropäisierung der Weltwirtschaft und der Weltpolitik sowie das Ende der Kolonialherrschaft. Die ehemals von den Europäischen Mächten politisch/ militärisch/ wirtschaftlich/ kulturell bestimmte internationale Ordnung erfuhr eine Gewichtsverlagerung zu Gunsten der USA, demgegenüber nun die Europäischen Mächte selbst in Abhängigkeit standen. Die USA entschied den Krieg und geht als einzige Macht gestärkt aus dem Ersten Weltkrieg hervor. Wechsel von pax britannica zur pax americana!
- Die Stimmung der Bevölkerungen schlug von Kriegsmüdigkeit zu Feindseligkeit um und damit führte das Kriegsende in vielen Staaten zum politischen Zusammenbruch des alten Systems. Untergang der Vielvölkerimperien Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich.
- Internationalisierung der Politik: Völkerbund und der Aufstieg der außereuropäischen Welt (neue Staatensysteme in Asien und Lateinamerika). Der Völkerbund wertete die außereuropäischen Staaten auf.
- Völkerbund: Wilson geleitet von der Idee der absoluten Einhaltung des Friedens, dadurch ergaben sich enorme Verpflichtungen für die USA (Monroe-Doktrin?). Wilson wollte unbedingt das Völkerbund-Projekt „durchboxen“ und es nicht auf die lange Bank schieben lassen. Deshalb war er bereit „Opfer“ zu bringen für die Errichtung des Völkerbunds. Diese Haltung wurde ausgenutzt von Briten und insbesondere Franzosen. Frage nach dem kollektiven Sicherheitssystem: USA = Angriff aller gegen den Aggressor. Die gesamte Gemeinschaft wäre bei jedem Konflikt im Krieg. Frankreich = Internationale Interventionsarmee, gestellt von den Siegermächten. England = Nur wirtschaftliche Sanktionen gegen einen Aggressor. Der Entwurf für den Völkerbund (14.Feb.1919) hatte letztendlich angloamerikanische Züge und keine französischen!
- Pariser Frieden verkörperte keineswegs das Konzept Wilsons, welcher ja gegen Reparationen und für einen konstruktiven Zukunftsbeitrag war. Das Vertragswerk spiegelt den Gegensatz zwischen Frankreich und Großbritannien - USA wider. Es kam in vielen Punkten dem französischen Interesse(Sicherheit gegenüber Deutschland, durch dessen substantielle Schwächung) entgegen. England Interesse galt dem Gleichgewicht und der Verhinderung der Ausbreitung der Revolution in Europa. Es unterstützte französische Position nur bis zu dem Punkt, an dem die französische defensive Sicherheitspolitik in eine offensive kontinentale Hegemonialpolitik umschlug. Die Ausschaltung Deutschlands als Flotten- und Kolonialmacht war den Engländern ausreichend zur Wahrung des Friedens. Der Frieden isolierte die Besiegten und gab ihnen keine Chance sich in das neue System mit einzubringen = Wurzel des Revisionismus. Ähnliche Entwicklung beim Friedenschluss in Ostasien!
- Systemtheoretisch stellen Pariser Friedensordnung und Völkerbund den Versuch dar, eine internationale Ordnung für die Staatenwelt (multilateral) zu errichten. Von Anfang an gab es Gegner dieser Ordnung – Revisionisten – die eine regionale Ordnung anstrebten (bilateral), und Befürworter – Antirevisionisten – die den Status Quo beibehalten wollten.
- Erweiterung und Vertiefung der Demokratie und des Freihandels. Angeführt von Woodrow Wilson wurde das demokratische Prinzip und der Freihandel zur Friedenssicherung ausgeweitet. Neuentstandene Staaten übernahmen das Prinzip. Der liberal-demokratische Verfassungsstaat setzt sich als herrschender Staatstyp in Europa, außer in Russland, durch. Prinzpwandel: Im 19. Jh. gewährte noch das monarchische Prinzip die Sicherheit eines Staates, im 20. Jh. die demokratisch-parlamentarische Staatsordnung.
- Die staatliche Zersplitterung Osteuropas: Gemäß der Typologie Theodor Schieders gibt es drei Typen der Nationalstaatsentstehung: 1. Die Revolutionäre in der frühen Neuzeit (Frankreich, Niederlande, England), 2. Die Unitarische im 19. Jh. (Deutschland und Italien) und 3. Die Sezessionistische im 19./20.Jh (Ost- und Südosteuropa). Letztere wurde mit dem Ende des Ersten Weltkrieges abgeschlossen. Der Nationalstaat wird zum entscheidenden Strukturprinzip anstelle multinationaler Großreiche. Mit dem Zerfall der Vielvölkerreiche Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und dem Zarenreich, entstanden im Raum zwischen Deutschland und Russland neue ethnisch - nichthomogene Nationalstaaten. Diese neuen Staaten sind überfordert mit a) inneren Konflikten ethnisch-politischer Art (Minderheiten- und Grenzkonflikte überlagern das politische Geschehen) und b) eine Balance zu finden zwischen Sowjetunion und dem Deutschen Reich. Die USA dachten im Rahmen des Völkerbundes an einen kollektiven Minderheitenschutz, insbesondere mit Blick auf Ost- und Südosteuropa, aber Protest Englands (Angst mit in die Konflikte hineingezogen zu werden) und der betroffenen Staaten selbst (Angst vor Intervention und Imperialismus = Frage nach staatliche Souveränität oder kollektive Angelegenheit?) Aufgrund der inneren Inhomogenität wurde Nationalismus zur Grundstimmung in den neuen Staaten, Nationalismus als Integrationsfaktor einer ungefestigten und ungleichen gesellschaftlichen und politischen Struktur. Insgesamt vermehrten die kleineren und mittleren Staaten Osteuropas die Konfliktmöglichkeiten bzw. sie trugen nicht zur Stabilisierung bei.
- Einzelne Staaten unmittelbar nach dem Krieg: Das Deutsche Reich war gelähmt durch die Kriegsfolgen und den Versailler Vertrag / Großbritannien distanziert sich von Europa / Frankreich dominiert in Kontinentaleuropa, aber keine wirkliche Vormachtstellung: Verlust des einstmals Russischen Verbündeten und die ökonomische Schwäche = Frankreichs Vormacht trug künstliche Züge; „panische Angst“ vor einem Wiedererstarken des Deutschen Reichs / Nationalstaatsgründungen in der Arabischen Welt/
- Stützung der neuen Staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa seitens Frankreich und den USA dieser Staate – Wirkung: Deutsch-russische Zusammenarbeit und das Übergreifen der Revolution werden unmöglich. Frankreich betreibt Bündnispolitik zur Eindämmung der Sowjetunion und zur Einklammerung des Deutschen Reiches. «Cordon sanitaire» (Quarantänegürtel).
- Kampf der Kulturen: Europa sah sich von zwei Ideologien bzw. zwei Lebensformen herausgefordert. Identität und Kultur stand auf dem Spiel. Die westlichen Status Quo – Mächte arrangierten sich hiermit, die revisionistischen Staaten nicht.
- Phänomen= Unzufriedenheit mit dem Ergebnis des Friedensschlusses ebenso bei den Siegern. Frankreich: Nicht genug aus dem Friedensvertrag herausgeholt! Italien: Um den Sieg betrogen! Polen (neuer Staat): Revisionismus gegen das Deutsche Reich!

II. Russische Revolution

Im Februar 1917 führen Hungersnöte, Demonstrationen und Massenstreiks zum Sturz der Autokratie (Abdankung des Zaren). Es bildet sich eine provisorische bürgerliche Regierung. Die neue Regierung bekam die Probleme nicht in den Griff. Der schon längst verlorene Krieg zog sich hin und die Regierung wurde von den Alliierten dazu angehalten den Krieg gegen Deutschland weiterzuführen. Mit der Kerenski-Offensive versucht die Regierung durch einen Sieg die Stimmung der Bevölkerung zu gewinnen > Niederlage! > Land in hoffnungslosen Zustand
Der Bolschewismus profitiert vom allgemeinen Unmut der Soldaten und der Bevölkerung.
Die Republik war andauernd Putschversuchen der Militärs ausgesetzt
Demokraten suchen Zusammenarbeit mit Lenins Bolschewisten aus Sicherheitsbedürfnissen! (Wahlen würden den Kommunisten ja keinen Sieg einbringen!)
Bolschewiki ergreifen im Namen der Räte die Macht – Petrograder Räte liefern die demokratische Legitimation. Beendigung des Krieges wird populistisch ausgenutzt.

Die Oktoberrevolution:
Bewaffneter Aufstand des Petrograder Sowjets = Putschunternehmen Lenins. In Wirklichkeit keine Revolution:
- putschartige, inszenierte Machtergreifung
- unrevolutionäre Züge: Keine Spontanität Revolution im demokratischen Gewand, jedoch die anti-demokratische Herrschaft errichtend.
- undemokratisch: Keine Rätedemokratie (gegen das sozialistische Demokratiebild!)

Mit der Revolution sollte der sozialistische Staat gegründet werden als Zwischenstufe zur klassenlosen Gesellschaft. Die Machtergreifung der Bolschewisten geht einher mit Methoden des Terrors (aus welcher Lenins Polizeistaat erwächst):
Lenin stellte die Weichen zur totalitären Herrschaft / Die Disposition des Stalinismus lag im Leninismus
Der Sowjetkommunismus knüpfte an den zaristischen Terror und das zaristische Bespitzelungssystem an
Gesellschaft in der das einzelne Menschenleben ohne Wert ist = Vorraussetzung für den totalitären Terror (Nach einem Attentatsversuch auf Lenin kommt es zu demonstrativen Erschießungen und Terror)
Der Bolschewismus zielte auf die Kontrolle über mehr als nur die materielle Existenz der Menschen (wie es bis dahin unter dem Zaren der Fall gewesen ist), sondern hatte den Anspruch auf Verfügung über die Seelen der Menschen > totale Erfassung der Menschen

Trotzdem wurde dieser sowjetische Staat zum Vorbild des Kommunismus und die Russische Revolution wurde weltweit zur Modell-Revolution (Mythos der Revolution)
Lenin wurde weltweit zum Ideal des Revolutionärs = Lenin-Kult (ungeheure Wirkungskraft)
Ideologisierung: Ideal und Verheißung (Faszination)! Religiöser Anspruch auf Richtigkeit und Unfehlbarkeit = Vorteil gegenüber allen anderen sozialistischen, demokratischen oder revolutionären Kräften!
Mythenbildung durch Propaganda und Geschichtsfälschung
Einziges Dilemma der Sowjetunion: Die erwarteten Revolution in anderen Ländern (Weltrevolution) blieben aus.

Bürgerkrieg:

Der anschließende (von L. Trotzki angeführte) Bürgerkrieg führte zur Ausschaltung aller Rivalen: Abwehr aller antikommunistischen Kräfte von innen und außen. Lenins Bolschewisten besiegen alle parlamentarischen, demokratischen und zaristischen Kräfte = Misslingen des bürgerlichen Experiments der Umformung des Zarenreiches in eine konstitutionelle Monarchie! Der Terror wird in der Phase des Bürgerkriegs institutionalisiert.
Versuch der Bolschewisten die Revolution demokratisch zu legitimieren und die gegnerischen Kräfte zu integrieren = verfassungsgebende Nationalversammlung >
Wahlen zur Nationalversammlung bringen den Bolschewisten nur 25 %!!! >
Auflösung bei der Eröffnung durch die Rote Armee

Die Revolution führte zu umfassenden staatlichen und sozialen (bis dahin einmalig) Umwälzungen:
- Enteignung der Kirche und der Großbauern
- Kontrolle über die Arbeiter
- Rigorosität bei der Ersetzung der staatlichen und administrativen Kräfte
- Aufbau einer „revolutionär“-ideologischen Armee (Rote Armee) = Radikaler Bruch mit dem pol. und militärischen Personal macht die Umformung des Staates und der Gesellschaft erst möglich (trotz Bruchs aber Kontinuität der Überwachungsformen)

Die ökonomische Umwälzung bildete die Legitimität der Revolution:
- Verstaatlichung aller Banken, Fabriken und allen Landes etc.
- Streichung der Auslandsschulden
- Konfiszierung jeglichen Privatvermögens inklusive Bankkonten > Verarmung des Mittelstandes > leichtere Kontrolle über die Bevölkerung

III. a. Vereinigte Staaten von Amerika

Die USA als eine von den drei großen demokratischen Mächten der westlichen Welt entschied mit ihrem Eintritt 1917 den I. Weltkrieg aufgrund des uneingeschränkten deutschen U-Boot-Krieges
Ziel der Demokratisierung Europas und eines fortschrittlich-liberalen Friedenssystems,, sowie die Sicherstellung des weltweiten Freihandels
Wegen der ökonomischen und politischen Schwäche der europäischen Siegermächte, hing die Lebensfähigkeit der 1919 geschaffenen Friedensordnung entscheidend von den USA ab!
Doch nach der Abwahl Wilson = zurückhaltende Politik (Isolationismus) / Rein wirtschaftliche Belange verlangten amerikanisches Engagement in Europa

> Folge: Übertriebener und künstlicher Charakter der europäischen Politik in Anlehnung an die „große“ Vergangenheit, doch in Wirklichkeit nur in einer Statistenrolle gegenüber den zwei neuen Weltmächten / Entscheidungen von globalpolitischer Bedeutung wurden nicht mehr in Europa gefällt (zeigte sich noch deutlicher im II. Weltkrieg)

Wilsons Engagement

Ringen mit den eigenen Idealen / Weltmacht wider Willen
Amerikaner mussten sich an die reale Machtpolitik gegenüber dem Idealismus erst gewöhnen
Nach der Zurückziehung aus Europa und vom Völkerbundprojekt, stand die USA als Weltmacht da, die ihrer Rolle nicht gerecht wurde. Keine Verwicklung in Machtpolitik?!
Auseinanderklaffen zwischen Moral und Macht

Doch die Isolationspolitik der 20er Jahre bedeutet keineswegs eine vollständige Zurückziehung aus der internationalen Politik! Lediglich ein stark vermindertes Engagement in Europa ist zu erkennen. Hingegen Zunahme des Engagements in Lateinamerika und im Pazifik-Raum.

Trias der US-Außenpolitik in den 20ern:
a) ökonomischer Interventionismus
b) Militärischer Rückzug (insbesondere Europa)
c) Politischer Isolationismus

Neuordnung Europas durch die Pariser Verträge wurde durch den Rückzug der Amerikaner in Mitleidenschaft gezogen. Europa fürchtete vielmehr diesen Rückzug Amerikas als den Verbleib der US-Truppen. Frankreich und Großbritannien standen bei den Pariser Friedensverhandlungen allein da > Mangel an Legitimation der internationalen Ordnung > Mangel an Durchsetzung der Friedensbestimmungen!!!

Aber Europa war auf Amerika angewiesen. England und Frankreich waren nicht imstande das Vertragssystem von Versailles auf längere Zeit sicherzustellen.
Frankreich = panische Angst gegenüber Deutschland > Wiedererstarken verhindern!
Besiegte = aggressiver Revisionismus (psychische Folgen des „Diktatfriedens“)

Wilsons Politik scheiterte im US-Kongress! Friedensverträge fanden keine Mehrheit, weil ein zunehmendes und intensives Engagement in Europa befürchtet und abgelehnt wurde. Insbesondere die Republikaner vertraten eine isolationistische Haltung. Die Isolationisten waren eher für ein westeuropäisches Bündnis gegen das Deutsche Reich als Entlastung für die USA.
Isolationisten sahen im überseeisch politisch-miltiärischen Engagement der USA sowie in Bündnisverpflichtungen eine Einschränkung außenpolitischer Entscheidungsfreiheit!
Internationalistische Ausrichtung Wilsons wurde verworfen

Weitere Gründe für Wilsons Scheitern auf internationaler Ebene:
1 – Beharrungshaltung der europäischen Politik wurde von ihm unterschätzt (Diskrepanz zwischen materiellen Zielen der europäischen Westallianz und den idealistischen Zielen der USA)
2 – Wilson übersah die Bedeutung eines Gleichgewichts in Europa > Ungleichgewicht als elementarer Störfaktor für die Aufrechterhaltung einer Friedensordnung
3 – Lateinamerikanische Staaten sahen im Völkerbund die Hoffnung sich von der amerikanischen wirtschaftlichen Dominanz zu lösen < elementares Interesse der USA war bedroht durch das „Völkerbundprojekt“ > Interventionspolitik zur Stabilisierung der Region
> Wilson stand in der schwächsten Position bei den Pariser Verträgen! Festhalten Wilsons an der großen Idee des Völkerbundes und Vernachlässigung der regionalen Probleme (wichtige Fragen, deren Klärung es bedarf zur Schaffung von Stabilität und Frieden) Wilson gibt zu viele Zugeständnisse an die Europäer für sein größeres Ziel des Völkerbundes.
> Wilsons Ideen gehen unter im Neoisolationismus (kein klassischer Isolationismus aufgrund des zunehmenden wirtschaftlichen Engagements)

Aus den Verschiebungen der globalen Konstellation nach dem Ersten Weltkrieg zogen weder Europa noch die USA Konsequenzen für ihre Außen- und Machtpolitik.
- USA operieren weit hinter ihren Möglichkeiten und Notwendigkeiten
Nach Wilson setzt eine Phase der Dominanz des US-Kongresses gegenüber dem Präsidenten ein.
Viele Parallelen sind erkennbar zwischen dem amerikanisch-europäischen Verhältnis der beiden Nachkriegszeiten.

Position der USA nach dem Ersten Weltkrieg ein Paradoxon:
Ökonomische Präsenz und Einfluss <-> politische Zurückhaltung und militärische Abwesenheit
(Verhängnisvoll für den Frieden)

Den Europäern wurde versäumt zu zeigen, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt der Weltpolitik stehen > künstlich wirkende Renaissance europäischer Machtpolitik
Gleichsam gab es gewisses wirtschaftspolitisches Engagement der USA (Dawes-Plan, Young-Plan). Dieses Engagement stand aber im finanzpolitischen Interesse der USA = Kreditkreislauf! Politisches Engagement im Rahmen des Völkerbundes nur ohne Interventionsverpflichtungen (Briand-Kellog-Pakt, Internationaler Gerichtshof)
Die Haltung der USA führte jedoch in den 20ern zu einem Negativbild in Euroa, gepaart mit einer Unterschätzung des eigentlichen Stärke der USA.

Orientierung der US-Innenpolitik auf wirtschaftliche Prosperität, getragen von Altliberalen Glauben, erschüttert von Korruption 􀃆 WELTWIRTSCHAFTSKRISE (vollkommen unerwartet)

Explosionsartige Beschleunigung der technischen Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg ohne, dass die politischen und wirtschaftlichen Strukturen angepasst wurden. Trotz des enormen zivilisatorischen Fortschritts der USA wirkte sich die Weltwirtschaftskrise hier verheerender aus = fehlende soziale und institutionelle Strukturen, welche die Krise hätten auffangen können
Politisch überlebten die USA und England als demokratische Systeme jedoch diese Krise = erfahrenere Demokratien?!
Der liberale Glaube an die Wirtschaft und an den grenzenlosen Aufstieg in den USA war erschüttert > Krise führte zur Einsicht im amerikanischen individualistischen Kapitalismus, dass es ein Mindestmaß an sozialer Organisation und staatlicher Wirtschaftseingriffe bedarf > Sozialpolitik wurde Teil der staatlichen Politik (bis dahin rein privat) > Such nach der Mitte zwischen gesteuerter und freier Wirtschaft

Ära des Franklin D. Roosevelts 1933-1945 (4 mal als Präsident gewählt 1933, 1936, 1940, 1944): Das revolutionäre Reformwerk des „New Deal“ – Ausweitung der staatlichen Tätigkeiten in Wirtschaft und Sozialem (u.a. Einführung einer Sozialversicherung)
Der „New Deal“ stellt eine Art Symbiose zwischen Wirtschaft und Staat dar
Die Krise und die Politik des „New Deal“ wurden in Europa fälschlicherweise als Schwäche des amerikanischen Systems gedeutet (so Hitler und Mussolini)
Der „New Deal“ verstieß gegen amerikanische Prinzipien:
Ausbau des Wohlfahrtssystems <-> individuelle Selbstverantwortlichkeit
Eingriffe in den Markt <-> freies Unternehmertum

Trotz Krise, des „New Deal“ und vieler großer Probleme (Rassenfrage, Korruption, Verarmung) gab es in den USA nie eine Alternative zur Demokratie / Kein Aufstieg der Extremisten!
Amerika wurde zu einem Modell der Krisenbewältigung
Krise wurde mit Demokratie-eigenen Methoden bewältigt!
Amerikanische Demokratie befand sich unter anerkannter Führung, während es in Deutschland und Japan zu Diktaturen kam > widerlegt das Argument, dass in schweren Krisen es zu Extremismus kommen muss!

Ausarbeitung des New Deal erfolgte durch ein Expertengruppe (Brain Trust), was etwas Neues darstellte! Roosevelt erkannte die sozialpsychologische Bedeutung, welche in der Wirtschaftspolitik lag > Verwissenschaftlichung der Politik und Einzug Intellektueller in die Politik (Entwicklung hält bis in die 60er Jahre an; in Europa insbesondere nach dem II. WK)

Mittel: Ausweitung der Kreditmöglichkeiten zur Finanzierung des Wiederaufbaus, der Ankurbelung der Industrie und der Beschäftigung.

Der konservativ ausgerichtete Supreme Court interpretierte viele Reformvorhaben Roosevelts als verfassungswidrig! Verhinderung zu umfangreicher Reformen
Aber: Wahlen 1936 bestätigten mit großer Mehrheit die Politik Roosevelts und gaben ihm die Möglichkeit in seiner zweiten Amtszeit neue Bundesrichter zu ernennen > erweiterte Reformvorhaben kamen durch den Supreme Court > fundamentale Änderung des amerikanischen Systems

Roosevelts Politik:

Modernisierung der USA, Anpassung der wirtschaftlichen und politischen Strukturen an die Veränderungen der Zeit > Vorraussetzung für die Weltmachtstellung der USA im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Roosevelts Idealismus macht ihn zum Gegner der europäischen und asiatischen Diktaturen
(P.W.: Wo bleibt Roosevelts Gegnerschaft zur Stalins Diktatur?)
Internationale politische Rolle – gegen den Widerstand im eigenen Land bezog er Position: Aufforderung zur Quarantäne-Politik gegen die Diktaturen > Diese Politik scheiterte, so dass Roosevelt 1938 ein Rüstungsprogramm, ausgerichtet auf einen pazifischen und europäischen Krieg in Gang setzte > Von Anfang an Unterstützung des Kampfes gegen die Diktatur
Roosevelts durchaus anti-isolationistische Politik legte den Grundstein für die internationale Weltmachtrolle der USA

III. b. Europa und die überseeische Welt

Überseeische Welt = Kolonien und abhängige Welt!
Verhältnis zwischen Kolonialherren und abhängigen Völkern

Europas Aufstieg fußte auf der Nationalstaatsidee! Diese wurde gleichzeitig exportiert und zu einer globalen Leitidee. Beschleuniger dieser globalen Entwicklung waren die beiden Weltkriege.
Wirkung der Nationalstaatsidee in der überseeischen Welt: Selbstbestimmungsforderungen der Kolonialvölker gegenüber den „weißen Herren“.
Idee der Selbstbestimmung entfaltete ihre eigene Dynamik als globale Idee.
Erster Weltkrieg wurde zum Motor der Selbstständigkeitsbestrebungen der Kolonialvölker. Insbesondere in Asien wurde der Nationalismus geweckt („gelbe Gefahr“)
Z.B. forderte Japan auf der Pariser Friedenskonferenz die Proklamation der Gleichstellung aller Rassen! > was die Kolonialmächte jedoch nicht zulassen konnten
Der wirtschaftliche und politische Aufstieg Japans zeigte die Entwicklung an > 1904/05 Japan besiegt Russland! = erster Sieg eines abhängigen Volkes gegen eine Kolonialmacht
Staatenwelt geriet in Bewegung: neues asiatisches Staatensystem war im Begriff zu entstehen, gegen den europäischen Kolonialismus und gegen den US-amerikanischen Imperialismus gerichtet
Kolonialmächte wurden zunehmend mit Schwierigkeiten konfrontiert

1) Naher Osten:

Unabhängigkeitsbewegungen der arabischen Völker waren gegen das Osmanische Reich gerichtet und wurden von Frankreich und England als Gegner des Osmanischen Reiches (Verbündeter der Mittelmächte) im Ersten Weltkrieg unterstützt > Der Zerfall des Osmanischen Reiches führte zur Aufteilung der arabischen Welt in französische und britische Gebiete. Die neuen Bewegungen richteten sich jedoch teilweise auch gegen Frankreich und Großbritannien (z.B. die Saudis).
Das Osmanische Reich wurde durch die nationalstaatliche Revolution Mustafa Kemal Atatürks in die moderne Türkei umgeformt. Sie behauptete sich gegen die Pariser Friedensbestimmungen > Strahlungsfunktion auf die Nachbarländer. Auch Persien erringt mehr Souveränität mit der Installierung des Schahregimes

Mandatsgebiete Frankreichs: Syrien und Libanon } Unabhängigkeits-
Mandatsgebiete Englands: Irak und Transjordanien } bewegungen gegen F. und GB.
Sowohl Frankreich als auch Großbritannien hatten wirtschaftliche und strategische Interessen an der Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft in der Arabischen Welt.
Großbritannien: Baumwollproduktion / iranisches Erdöl / Märkte für Fertigwaren / die Rolle Großbritanniens als Mittelmeermacht zu wahren / Luftrouten über den Nahen Osten / Seeweg nach Indien.
Frankreich: Bodenschätze / Rohstoffe / wirtschaftliche Investitionen / eine Millionen französische Bürger in Algerien / Verkehrsverbindungen zu den Westafrikanischen Kolonien.

Palästina:

Mit der Balfour-Erklärung vom 2.11.1917 versprach die Britische Regierung den Juden Palästina als Siedlungsgebiet und nationale Heimstätte. Doch bis 1930 nur 0,5 % der jüdischen Weltbevölkerung. In den 1930ern setzten große Flüchtlingswellen auch nach Palästina ein.
Diese jüdische Einwanderung stieß von Anfang an auf Widerstand und Antipathie bei der arabischen Bevölkerung
Dilemma der britischen Palästina-Politik: Einerseits den Juden eine neue nationale Heimstätte zu geben, andererseits dem Unabhängigkeitswünschen der Arabischen Völker entgegen kommen.
=> Scheitern aller Vermittlungsversuche. Araber fordern Reduzierung der jüdischen Einwanderung > Zuspitzung der Lage durch den Zweiten Weltkrieg, insbesondere für Großbritannien hatte nun Palästina strategische Bedeutung

Nordafrika:
Erste Unabhängigkeitsbewegungen in Libyen (gegen die italienische Kolonialherrschaft), in Algerien und Marokko (gegen die Franzosen, welche immer von neuem Aufstände unterdrücken mussten), in Spanisch-Marokko (gegen die Spanier) und in Ägypten, wo England große Probleme hatte seine Mandatsstellung zu halten (wichtig: Suezkanal). Ägypten wollte schon an der Pariser Friedenskonferenz teilnehmen, doch dies wurde von England verhindert, worauf sich die nationalistische Wafd-Partei gründete. 1923 Anerkennung Ägyptens als Staat mit eingeschränkter Souveränität bzw. englischen Privilegien > Eingeständnis der Briten an die ägyptische Nationalbewegung (Wafd-Partei) 1936 Gefährdung der englischen Interessen in Ostafrika durch den italienischen Einmarsch in Abessinien > Vertrag zwischen England und Ägypten, erhebt letzteres zum Partner (keine Einigung in der Sudan-Frage, welches Ägypten für sich beanspruchte)

2) Afrika südlich der Sahara:
Bis zum Ende des Zweiten Nachkriegszeit war die Kolonialherrschaft der Europäer in „Schwarzafrika“ ungebrochen. Ein Wandel aber in Ansätzen erkennbar.

Gesamtbild der englischen Afrika-Politik:
Schrittweise Übergabe der Herrschaft und allmähliche Partizipation
Ausnahme bildete das von den Buren geführte Südafrika, was sich dem allgemeinen Emanzipationsprozess verschloss

Nach dem Ersten Weltkrieg übergab der Völkerbund zwar Mandate über dt. Kolonien an andere Mächte, dies kommt jedoch nichts anderem als einer Annexion gleich.

Das Ende des Kolonialismus kündigte sich schon zur Jahrhundertwende an (insbesondere in Ostasien) und wurde durch die revisionistischen Mächte beschleunigt: Durch deren Versuche eines rassistischen-revisionistischen Kolonialismus (D – I – J), entwickelte sich als Gegenströmung ein globaler Anti-Rassismus > Der wiederum eine Anti-kolonialistische Wirkung hatte

3) Ostasien:

China:
Im 19. Jh. wurde China mit neuen Herausforderungen konfrontiert: 1. Begegnung mit der europäischen Zivilisation und 2. Seine Einbindung in die Strukturen von Weltpolitik und Weltwirtschaft, die von Europa beherrscht wurden.
Ab 1890 wachsende anti-dynastische Aktivitäten von Geheimorganisationen. Zunahme antiwestlicher Strömungen in der chinesischen Gesellschaft gegen den europäischen Imperialismus gerichtet
Verlangen nach eigener Stärke und „Selbstverteidigung“ > Formel: „Nationale Rettung“
Wunsch nach Aufbau einer westlichen Industrie und Armee
Eine „Public Opinion“ war im Begriff zu entstehen mit starken Patriotismus
Entstehen einer politischen Elite > Reformbewegung der 1890er Jahre
Die Eliten emanzipierten sich von den politischen Autoritäten und gerieten in Konflikt mit dieser. Gleichzeitig Übernahme westlicher Ideologien und Gedankenguts 􀃆 Konträr zum Konfuzianismus und seinem Weltbild!
Leitgedanke der neuen nationalistischen politischen Strömungen: Dem Land Stärke und Machtstellung zu verleihen / Das Land gegenüber äußeren Einflüssen zu behaupten
Die Niederlage gegen Japan 1894 gab dem Nationalismus auftrieb
Hohe Armut führte überdies zu einer Reihe von Aufständen > Modernisierung und Armut bringen enorme soziale Spannungen mit sich > Unmut der Bevölkerung wird von den neuen Eliten aufgefangen (insbesondere in den urbanisierten und industrialisierten Gebieten)
1911 Revolution der Eliten gegen die zentralistische Monarchie
Ideologischer Schmelztiegel:
Radikale Ideen: Nationalismus und Rassismus
Sozialer Radikalismus gegen die Autorität der konfuzianischen Familien- und Gesellschaftsstruktur
Anti-imperialistischer Patriotismus
Liberale Ideen: Individualismus, Demokratie, Emanzipation der Frau und der Jugend
Revolution stand im Zeichen von 1. nationaler Befreiung vom Imperialismus und 2. gegen die „feudalen“ Wirtschafts- und konfuzianischen Gesellschaftsstrukturen
Konflikt zwischen Radikal-revolutionären vs. Konservativ-monarchischen Kräften
Mobilisierung der unteren Bevölkerungsschichten als neuer Faktor (von den revolutionären Kräften genutzt)
Parteiliche und paramilitärische Organisation als neuer Faktor (von den revolutionären Kräften eingebracht)

Einfluss der Europäer ging zurück zu Gunsten Japans! (Übernahme der deutschen Besitzungen).
Die Revolution von 1911 schwächte China > ständige Bürgerkriegssituation machte es angreifbar von außen / Bürgerkriegspartei Kunmingtao:
Tschang-Kai-Tschek beherrschte den Süden Chinas vom Ende der 1920er bis Ende der 1930er Jahre, ab dann Verteidigungskrieg gegen Japan
Bis zum Bruch 1927 bestand eine Kommunistisch-Nationalistische Allianz (CKP-Kunmingtao)

Japan:

Die Öffnung des Landes nach 250jähriger Isolation brachte das innenpolitische Gleichgewicht durcheinander > Umbruchphase > konkurrierende Machteliten und Strömungen > die scheinbare Bedrohung der Unabhängigkeit des Landes / Spielball der westlichen Interessen zu werden formte die nationalistische Tenno-Ideologie > Steigerung im 20. Jh. zu einem chauvinistischen Ultranationalismus > Forderung nach der Hegemonie über ganz Ostasien
Innere rapide Modernisierung: 1872 Heer von Wehrpflichtige, 1890 Meiji-Verfassung, enormer Einfluss der militärischen Eliten.
Die schnelle Modernisierung der Wirtschaft und des Militärs brachte Japan die Anerkennung von der westlichen Welt 1894 > Aufstieg zum politischen Machtfaktor in Ostasien
Japans Sieg gegen China 1894/5 und seine expansionistischen Bestrebung in Richtung Korea und Formosa und Chinas Küste (Liaoning) hatte einen gemeinsamen Protest Deutschlands – Frankreichs - Russlands zur Folge > Gefühl der Erniedrigung in Japan, da genau diese drei Mächte sich in China Schutzgebiete abtreten ließen.
Aufrüstung Japans gegen Russland! (Welches der Gegner japanischen Expansionsstrebens zum asiatischen Festland war) > Zusammentreffen mit britischen Interessen in Asien (gegen Russland und Deutschland) > 1902 japanisch-britische Allianz = Weg frei für Japans Krieg gegen Russland, den es 1904/05 gewann > 1905 Liaoning und Korea wird Japan als Protektorat gegeben und 1910 annektiert ohne Widerspruch der Briten oder Amerikaner

I. Weltkrieg:

Japan besetzte mit Einvernehmen Großbritanniens die deutschen Gebiete in China und im Nordpazifik (ohne Einspruch Frankreichs oder der USA) > Japans Chinapolitik wird in Versailles sanktioniert, um nicht mit Japan auf Konfrontation zu gehen

Nach dem I. Weltkrieg:

Drei Aspekte erzeugten in Japan einen enormen innenpolitischen Druck bzw. gesellschaftlichen Konflikt: 1. Der unbefriedigende Ausgang des I. Weltkriegs und die Vertragsbindungen für Japan 2. Der durch die Modernisierung der Industrie stark hervortretende Rohstoffmangel 3. Der hohe Bevölkerungsdruck 􀃆 Konflikt der modernisierenden Kräfte vs. Japanische Nationalisten (aggressiv auftretend) 􀃆 Verschärfung der sozialen und wirtschaftlichen Fragen 􀃆 Ablenkung des Drucks nach Außen in Form von chauvinistisch-rassistischen Imperialismus (Ventil für den nationalistischen Fanatismus)

Die Ausnahmestellung der Militärs, des Kaisers und der großen Konzerne verhinderte eine Demokratisierung / Mit der Weltwirtschaftskrise gewannen die traditionellen Kräfte die Oberhand 􀃆 Imperialistische Politik ab 1930 􀃆 Besetzung der Mandschurei 1931
Diese Ursachenkette machte Japan zum 2. Schwerpunkt des Zweiten Weltkrieges
Gleichzeitig expandierten die USA im Pazifikraum
1921/22 Konferenz von Washington („Asiatisches Pendant zu Versailles“) > Ostasiatische Welt war geregelt worden aus Sicht der USA: Abrüstungs- und Flottenabkommen, insbesondere die Reduzierung der japanischen Flotte, um dem japanischen Expansionsdrang die Flügel zu stutzen / Rückzug der Japaner aus China mit dem Rückzug der Europäischen Mächte aus Ostasien bahnte sich der Konflikt der beiden Mächte USA und Japan an
Einmarsch in die Mandschurei 1931 = Vertragsverletzung = brachte die Amerikaner ins Spiel
Weil sich Russland und die USA zurückgezogen hatten, weil die Kolonialwelt weiterhin als beherrschbar galt, fühlten sich die Europäer immer noch als Mittelpunkt der Weltpolitik (gilt auch für die revisionistischen Mächte)

4) British Empire

Als Zentrum eines Weltreiches sehr distanzierte Europapolitik. In den Dominions machte sich zunehmend eine Selbstständigkeitsbewegung breit.
- Umwandlung des Empires zum Commonwealth of Nations
- Zusammenhalt dieses Bundes stellte sich als stärker heraus als die lose Organisation es vermuten ließ
1926 Commonwealth-Konferenz
1931 Statut von Westminster
(Konstitution des Commonwealth war einzigartig! Es überlebte trotz der stürmischen Veränderung in der Dritten Welt nach dem II. Weltkrieg!)

Die Umwandlung des Empire ins Commonwealth bedeutete:
Anpassung an die Strömung der Entkolonialisierung
Anpassung an den Nationalstaatsgedanken
Umformung des Weltreiches zu einer Gemeinschaft selbstständiger Staaten ohne Anarchie und Chaos
Kehrseite: Großbritannien wurde in die Probleme der Commonwealth-Länder immer mit hineingezogen (z.B. Südafrika, Rhodesienfrage)

Indien:

Indiens Selbstständigkeitsbestrebungen war eine Anfechtung der westlichen Herrschaft über die Welt! Die 500.000 aus dem I. Weltkrieg zurückkehrenden indischen Soldaten und der wachsende Einfluss der Kongress-Partei verstärkten die Forderung nach Unabhängigkeit.
Frage der Organisation Indiens nach der Unabhängigkeit?
Spezifisches System der Herrschaftsteilung seitens der Briten ab 1917: Beteiligung der indischen Eliten an der Verwaltung, um Indien irgendwann in die Selbständigkeit zu überlassen / Indische Eliten = britisch-sozialisierte Oberschicht
Mahatma Gandhi:
Widerstand ohne Gewalt und freiwillige Hinnahme der britischen Justiz (Gefängnisaufenthalte)
Seine Widerstandspolitik> Ausdehnung der Unabhängigkeitsbewegung auf alle sozialen Schichten (inklusive der politischen Eliten) Slogan: „No cooperation with the ...?“
Moralische statt physische Macht! (Revolutionäre Form des Konfliktes)
Eventuell nur möglich gewesen, weil die Briten dem gegenüberstanden (in großem und ganzen rechtsstaatlich) Verbindung von Frieden + Rebellion + Kooperation
Infragestellung des Herrschaftsanspruch der Europäer mit globalen Konsequenzen
Letztendlich vermochte er es nicht, die inneren sozialen und ethnischen Spannungen zu überbrücken > Bürgerkrieg > Gründung Pakistans

IV. Geschichte der Staatenwelt von der Pariser Konferenz bis 1931

1931 als Einschnitt: Japanischer Einmarsch in die Mandschurei

George Kennan: Die großen politischen Fehler werden meist in ruhigen Zeiten gemacht und nicht in Zeiten des Konflikts, da dann der Handlungsspielraum enger ist
In diesem Sinne = 1920er Jahre eine vertane Chance für dauerhaften Frieden?

Die internationalen Beziehungen der Zwischenkriegszeit sind entscheidend vom deutsch-französischen Verhältnis geprägt worden. Frankreich repräsentierte den Siegerstaat, der die im Versailler Vertrag festgeschriebene Ordnung zu erhalten versuchte <-> Deutschland repräsentierte den Verliererstaat, der die Revision dieser Ordnung anstrebte.
1924 – 1928 Jahre der Rekonstruktion!!!

[...]

Ende der Leseprobe aus 46 Seiten

Details

Titel
"Europäische Geschichte 1919-39". Die Folgen des Ersten Weltkrieges und die globale, europapolitische und innenpolitische Perspektive
Untertitel
Vorlesungsmitschrift
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Vorlesung "Europäische Geschichte der Zwischenkriegszeit 1919-1939"
Autor
Jahr
2005
Seiten
46
Katalognummer
V317971
ISBN (eBook)
9783668173149
ISBN (Buch)
9783668173156
Dateigröße
547 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Europa, Geschichte Europas, Zwischenkriegszeit
Arbeit zitieren
Peter Weiß (Autor:in), 2005, "Europäische Geschichte 1919-39". Die Folgen des Ersten Weltkrieges und die globale, europapolitische und innenpolitische Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317971

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