Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Unterrichtsrealität: Methodeneinfalt
2. Methoden kooperativen Lernens am Beispiel einer Unterrichtseinheit im Fach HSU
2.1 Definition „kooperatives Lernen“
2.2 Die 5 Basiselemente kooperativen Lernens
2.3 Wie führt man eine Methode neu ein?
2.4 Methoden kooperativen Lernens
2.4.1 Das Gruppenpuzzle
2.4.2 Lernspaziergang (Loci-Technik)
2.5 Planung einer Unterrichtseinheit im Fach HSU unter Verwendung kooperativer Elemente 3./4. Jgst.
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
1. Unterrichtsrealität: Methodeneinfalt
Die Vorteile von Methodenvielfalt sind in der Pädagogik unumstritten. In der Unterrichtsrealität trifft man jedoch häufig Methodeneinfalt an. Unterricht erfolgt oft in Form eines Frontalunterrichts, der wenig Abwechslung bietet. Natürlich sind Phasen guter Lehrererklärung im Unterricht sehr wichtig, mindestens genauso wichtig sind jedoch auch Phasen eigen-aktiven Entdeckens. Deshalb werden in der folgenden Arbeit das kooperative Lernen, verschiedene Methoden des kooperativen Lernens und eine Unterrichtssequenz mit kooperativen Elementen vorgestellt.
2. Methoden kooperativen Lernens am Beispiel einer Unterrichtseinheit im Fach HSU
Kooperative Lernmethoden erleben zurzeit eine wahre Hochkonjunktur. Dabei sind sie im Grunde nichts Neues. Innovativ an diesen Methoden sind ihre professionelle Ausgereiftheit und die Praxistauglichkeit. Sie sind sehr klar strukturiert und minimieren so das Risiko des Scheiterns. (vgl. Mattes 2011, S. 20)
2.1 Definition „kooperatives Lernen“
„Kooperatives Lernen ist ein didaktisches Prinzip, das jedem Unterricht zugrunde gelegt werden kann und das in alle bereits erprobten Methoden und in jede didaktische und methodische Unterrichtsgestaltung integriert werden sollte. Es ist eine didaktische Strategie, die zum Ziel hat, möglichst alle Schülerinnen und Schüler ertragsorientiert in den Unterricht zu integrieren und die Klassen zu produktiven Leistungsteams zu formen, in denen das Miteinander- und Füreinanderarbeiten zählt und nicht das Konkurrenzverhalten.“ (vgl. ebd., S. 20)
Kooperatives Lernen hebt den Widerspruch zwischen individualisiertem Lernen und gemeinsamen Lernen auf. Ziel ist, möglichst alle Schülerinnen und Schüler auf individuelle Weise anzusprechen und damit ihre persönlichen Begabungen und Interessen zu fördern, um diese gewinnbringend in die Klassengemeinschaft zu integrieren. Die Methoden kooperativen Lernens nehmen sowohl den einzelnen Lerner als auch die Gesamtgruppe in den Blick. (vgl. ebd. S. 20f.)
Beim kooperativen Lernen wird jeder Schüler miteinbezogen. Das „Freiwilligkeitsprinzip“ im normalen Unterricht führt oft dazu, dass sich nur die leistungsstarken Schüler am Unterricht beteiligen, während die anderen Schülerinnen und Schüler sich eher im Hintergrund halten und damit zurückbleiben. Dies hat immer größer werdende Leistungsunterschiede zur Folge. (vgl ebd. S. 21) Kooperatives Lernen hingegen steigere sogar das Leistungsvermögen der Schüler und führe zu einer angenehmeren und besseren Arbeitsatmosphäre, zeigen Studien von Norm und Cathy Green. (vgl. Green / Green 2005, S. 33 ff.)
2.2 Die 5 Basiselemente kooperativen Lernens
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Werden folgende fünf Elemente des Kooperativen Lernens in die Gruppe der Lernenden Schüler/-innen eingebracht, können Zusammenarbeit und Interaktion gelingen.
Das erste und wichtigste Element beim Kooperativen Lernen ist Positive Abhängigkeit.
Positive Abhängigkeit entwickelt sich dann erfolgreich, wenn die Gruppenmitglieder feststellen, dass sie dadurch miteinander verbunden sind, dass sie nur erfolgreich sein können, wenn alle erfolgreich sind. Dieses Element ist also für den individuellen, sowie für den Gruppenerfolg bedeutsam. Gruppenziele und –aufgaben müssen daher so geplant und den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden, dass sie glauben, dass sie entweder gemeinsam Erfolg haben oder untergehen. Wenn Positive Abhängigkeit solide strukturiert wird, verdeutlicht sie, dass die Anstrengungen eines jeden Mitglieds benötigt werden und unabdingbar für den Gruppenerfolg sind. Jedes Gruppenmitglied kann wegen seiner Fähigkeiten, seiner Rolle und Aufgabenverantwortung einen einzigartigen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg leisten. (vgl. Universität Köln, URL: http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/koopunterricht/ger_the_difference.pdf)
Das zweite grundlegende Element des Kooperativen Lernens besteht in unterstützender Interaktion, vorzugsweise von Angesicht zu Angesicht (face-to-face Interaktion). Es entsteht dabei eine Dynamik, die nur entstehen kann, wenn sich Schüler beim Lernen gegenseitig unterstützen. Dafür müssen sie vorhandene Ressourcen teilen und sich helfen, gegenseitig ermutigen und loben. Schülerinnen und Schüler müssen richtige Arbeit verrichten, bei der sie den Erfolg gegenseitig sicherstellen. Dies schließt mündliche Erklärungen, wie man ein Problem lösen soll ein und gegenseitige Wissensvermittlung, gegenseitiges Kontrollieren, das Diskutieren von erlernten Begriffen und das Verbinden von früherem und aktuellem Lernen. Jede dieser Aktivitäten kann in Aufgabenanweisungen und Verfahren eingebaut werden. Dies hilft sicher zu stellen, dass kooperative Lerngruppen sowohl ein fachliches Unterstützungssystem (jeder Schüler hat jemanden, der sich verpflichtet fühlt, ihm beim Lernen zu helfen), als auch ein personales Helfersystem (jeder Schüler hat jemanden, der sich ihm als Person verpflichtet fühlt) ist. Dadurch, dass die Gruppenmitglieder ihr Lernen direkt gegenseitig fördern, fühlen sie sich einander und den gemeinsamen Zielen verpflichtet. (vgl. ebd.)
Das dritte grundlegende Element des Kooperativen Lernens ist individuelle und Gruppen-Verantwortlichkeit. Beide Ebenen der Verantwortlichkeit sind feste Bestandteile von kooperativem Unterricht. Jedes Gruppenmitglied muss sich verantwortlich fühlen, seinen Anteil an der Arbeit zu leisten und die Gruppe muss dafür verantwortlich sein, ihre Ziele zu erreichen. Individuelle Verantwortlichkeit ergibt sich, wenn die Leistung eines jeden Mitglieds gemessen wird und die Ergebnisse an die Gruppe und den Einzelnen zurückgegeben werden, um sicher zu stellen, wer mehr Unterstützung, Hilfe und Ermutigung beim Lernen braucht. Der Zweck von kooperativen Lerngruppen liegt darin, den Einzelnen in seinen Rechten zu stärken. Dadurch wir auch die individuelle (Selbst)Kompetenz der Schülerinnen und Schüler gestärkt. (vgl. ebd.)
Das Herausbilden sozialer Fähigkeiten ist ein Ziel, das Konfliktmanagement, positiven Umgang untereinander, Vertrauen, Führungsqualitäten und Entscheidungsfreudigkeit fördert. Hierzu gehören ebenso die Folgenden Fertigkeiten:
- aktives Zuhören
- sich bedanken
- bei der Gruppe bleiben
- Material teilen
- Ablenkungen widerstehen
- gezielt um Hilfe bitten
- Anweisungen befolgen
- Komplimente machen
- Menschen beim Namen nennen
- einander ermutigen
- Lautstärke anpassen (vgl. Landesinstitut für Schule Bremen, URL: http://www.lis.bremen.de/detail.php?gsid=bremen56.c.20400.de)
Das vierte Element des Kooperativen Lernens besteht darin, die Schülerinnen und Schüler zu lehren, in Kleingruppen angemessen miteinander zu interagieren. Kooperatives Lernen ist eine sehr komplexe Lernform, weil die Schülerinnen und Schüler sich gleichzeitig mit aufgabenbezogener Arbeit (auf den Unterrichtsstoff bezogenes Lernen) und personenbezogener Arbeit (als Gruppe effektiv wirken) beschäftigen müssen. Soziale Fertigkeiten in Bezug auf effektives kooperatives Arbeiten werden nicht von selbst entwickelt, wenn kooperativer Unterricht gemacht wird. Im Gegenteil, soziale Fertigkeiten müssen den Schülerinnen und Schülern ebenso zweckgerichtet und präzise beigebracht werden wie fachliche Fähigkeiten. Die Fähigkeit zu Entscheiden, zum Vertrauensaufbau, Konfliktmanagement und Kommunikation versetzen die Schülerinnen und Schüler in die Lage, sowohl Teamarbeit als auch Aufgabenarbeit erfolgreich zu bewältigen. (vgl. Universität Köln, URL: http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/koopunterricht/ger_the_difference.pdf)
Das fünfte Element umfasst die Evaluation. Der gemeinsame Arbeitsprozess wird reflektiert und darüber hinaus wird nach Verbesserungen gesucht. Die Qualität der individuellen Leistung und Gruppenleistung, Kooperation und Zielerreichung wird in diesem Arbeitsschritt diskutiert und reflektiert (Prozessevaluation und Ergebnisevaluation). Kriterien für diese Beurteilung können gemeinsam mit der Schülerschaft erarbeitet werden. Abgeschlossen wird dieser Schritt durch ein Außenfeedback und die Würdigung des Fortschritts. (vgl. Landesinstitut für Schule Bremen, URL: http://www.lis.bremen.de/detail.php?gsid=bremen56.c.20400.de)
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