Verfahren für eine vektorbasierte semantische Analyse und insbesondere Latent Semantic Analysis wurden entwickelt, um die Bedeutung von Wörtern aufzudecken und darzustellen. Dies zieht jedoch sofort eine Frage nach sich: Was ist denn eigentlich die Bedeutung von „Bedeutung“? Wir wissen, dass die Wörter unserer Sprache bzw. jeder Sprache eine Bedeutung haben. Das macht es überhaupt erst möglich, sich zu verständigen bzw. Information zu übermitteln. Aber was genau ist das, was einem Wort eine bestimmte Bedeutung gibt? Sind das bestimmte Formen mentaler Konzepte, die im Geist des Benutzers einer Sprache existieren, oder sind es lediglich die Objekte, die durch die Wörter bestimmte Namen bekommen? Kurz gesagt: Sind Bedeutungen Dinge, die im Kopf existieren, oder existieren sie bereits durch die Dinge in unserer Umwelt?
In der Psychologie und Philosophie wurde diese Frage bereits ausführlich diskutiert, so sieht Ludwig Wittgenstein (1953) die Bedeutung in der linguistischen Praxis begründet, was zu dem berühmten Diktum „Bedeutung ist Gebrauch“ führte. Die dahinter stehende Idee ist, dass wir die Bedeutung eines Wortes genau dann verstanden haben, wenn wir in der Lage sind, es richtig zu gebrauchen. Dies widerspreche nach Sahlgren (2001) der oftmals vertretenen Auffassung, dass die Bedeutung der Wörter außerhalb der Sprache, also in den Objekten der Welt zu suchen sei. Er ist der Auffassung, dass die Frage nach der Bedeutung von „Bedeutung“ in der Theorie der Sprache selbst liege:
What we need in order to understand the nature of meaning is therefore not so much a rigid definition of the concept of meaning, but rather a profound understanding of the inherent structures of natural language. In short, what we need is a structuralistic account of language. (Sahlgren 2001)
Es handelt sich also um eine sprachwissenschaftliche Fragestellung und man sollte annehmen, dass sich die Sprachwissenschaft bereits ausführlich mit der Bedeutungsfrage beschäftigt hat. Überraschenderweise hat sich aber gerade diese Wissenschaft mit dem Problem der Bedeutung von Wörtern besonders schwer getan. So ist die Semantik, also die Wissenschaft von den Bedeutungen, lange Zeit das „Aschenputtel der Linguistik“ gewesen und hat sich in den Gründerjahren zunächst fast ausschließlich mit der diachronischen Betrachtungsweise von Wörtern beschäftigt (vgl. Ullmann 1978:15f.)...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strukturelle Semantik und Wortfeldtheorie
- Die Sprachauffassung Wilhelm von Humboldts
- Das sprachliche Weltbild nach Weisgerber
- Der Inhalt des Wortes
- Die Einheit des Wortes und das Problem der Polysemie
- Zur Diskussion der Wortfeldtheorie
- Die Anfänge der Feldtheorie
- Die Feldauffassung Trier-Weisgerberischer Prägung
- Kritik und Verteidigung des Trier-Weisgerberischen Feldes
- Skizzierung einer strukturellen Wortfeldmethode (nach E. Coseriu)
- Notwendige Vorunterscheidungen
- Die lexematischen Strukturen
- Lexikalische Solidaritäten
- Ergänzungen zu Coserius Wortfeldmethode
- Die Latent Semantic Analysis-Methode
- Semantische Räume
- Latent Semantic Indexing
- Mathematischer Hintergrund der LSA-Methode
- Die Singulärwertzerlegung
- Interpretation des mathematischen Verfahrens
- Zusätzliche Implementationen
- Queries
- Updating
- Ein Beispiel für eine Anwendung von LSA
- Anwendungsgebiete der LSA-Methode
- LSA und Synonym-Tests
- Plato's Problem"
- Themenbasiertes Wissen
- Semantisches Priming
- Möglichkeiten linguistischer Interpretation der LSA-Methode
- Essaybewertungen
- Die linguistische Interpretation der LSA-Methode
- Die theoretische Konstituierung der LSA-Methode
- Latent Semantic Analysis, Strukturelle Semantik und Wortfeldtheorie
- Die Bedeutung von Wörtern
- Die Wortfeldtheorie und Latent Semantic Analysis
- Wortfelder Trier-Weisgerberischer Prägung
- Die Wortfeldtheorie nach Coseriu
- Wortfelder und Semantische Räume
- Automatische Generierung von Wortfeldern durch LSA
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der linguistischen Interpretation der Latent Semantic Analysis (LSA)-Methode. Sie untersucht die Anwendung dieser vektorbasierten semantischen Analysemethode im Kontext der Wortfeldtheorie und der strukturellen Semantik.
- Die Bedeutung von Wörtern in Bezug auf die Theorie des Sprachgebrauchs
- Die Anwendung von LSA in der Analyse von Wortfeldern
- Die Beziehungen zwischen LSA, Wortfeldtheorie und struktureller Semantik
- Die Möglichkeiten der automatischen Generierung von Wortfeldern durch LSA
- Die Relevanz der LSA-Methode für verschiedene linguistische Fragestellungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung von "Bedeutung" im Kontext der LSA-Methode vor. Sie bezieht sich auf verschiedene Ansätze zur Bedeutungsdefinition in der Psychologie und Philosophie und beleuchtet die Notwendigkeit einer strukturellen Betrachtungsweise der Sprache.
- Strukturelle Semantik und Wortfeldtheorie: Dieses Kapitel gibt eine Übersicht über die historische Entwicklung der Wortfeldtheorie, beginnend bei Wilhelm von Humboldt bis hin zu den Ansätzen von Weisgerber und Coseriu. Es beleuchtet verschiedene Auffassungen zum Inhalt des Wortes, die Einheit des Wortes und das Problem der Polysemie. Es werden außerdem verschiedene Kritikpunkte und Verteidigungen der Wortfeldtheorie sowie eine Skizzierung einer strukturellen Wortfeldmethode nach Coseriu präsentiert.
- Die Latent Semantic Analysis-Methode: Dieses Kapitel führt die LSA-Methode ein, erläutert die Konzepte der semantischen Räume und des Latent Semantic Indexing, und geht auf den mathematischen Hintergrund der Methode ein. Es beleuchtet die Interpretation des mathematischen Verfahrens, die Singulärwertzerlegung, sowie zusätzliche Implementationen wie Queries und Updating. Es werden auch verschiedene Anwendungsgebiete der LSA-Methode aufgezeigt, darunter Synonym-Tests, "Plato's Problem", themenbasiertes Wissen, semantisches Priming und Möglichkeiten linguistischer Interpretation.
- Die linguistische Interpretation der LSA-Methode: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der theoretischen Konstituierung der LSA-Methode und ihrer Beziehung zu den Konzepten der strukturellen Semantik und der Wortfeldtheorie. Es untersucht die Bedeutung von Wörtern im Kontext der LSA-Methode und diskutiert die Anwendung der LSA-Methode zur Generierung von Wortfeldern. Außerdem werden die Beziehungen zwischen Wortfeldern und semantischen Räumen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Hausarbeit umfassen: Latent Semantic Analysis (LSA), Wortfeldtheorie, Strukturelle Semantik, Bedeutung, Semantische Räume, Vektorbasierte Analyse, Sprachgebrauch, Polysemie, Lexikalische Solidaritäten, Automatische Generierung.
- Arbeit zitieren
- Christina von Bremen (Autor:in), 2003, Möglichkeiten linguistischer Interpretation der Latent Semantic Analysis-Methode, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31860