„Alternativen, die seinerzeit nicht zum Zuge kamen, regen die Phantasie an und schärfen zugleich den Blick für die Schwierigkeiten, mit denen sich die Integrationspolitik auseinandersetzen muss.“ Diese Feststellung, die Wilfried Loth gleich zu Beginn seines Handbuchs über die Anfänge der europäischen Integrationsbestrebungen macht, ist die Grundlage für die in dieser Hausarbeit bearbeitete Fragestellung. Eine dieser Alternativen ist nämlich der Versuch der nordeuropäischen Staaten die bereits 1952 begonnene, wenn auch schwach institutionalisierte, Zusammenarbeit im Nordischen Rat zu einer Zollunion auszuweiten. Als jedoch das Konzept der European Free Trade Association (EFTA) Mitte 1959 auf dem Tisch lag, wandte man sich von dieser stärker integrativen Schiene der Zusammenarbeit ab, um der intergouvernmentalen European Free Trade Association beizutreten. Nun stellt sich folgende Frage, deren Beantwortung sicherlich einen Einblick in die komplexen Prozesse der Integrationsgeschichte ermöglicht:
Inwieweit und vor allem aus welchen Gründen wurde das Konzept der geplanten nordischen Zollunion für die Schaffung der EFTA zurückgestellt, und inwiefern war diese Schwerpunktverlagerung in der skandinavischen Integrationspolitik nach den Beitrittsgesuchen der Briten und Dänen bereits zwei Jahre nach der Gründung der Freihandelszone falsch? Und wohl noch schlimmer: Irreversibel? Hierbei soll der Text der Stockholmer Konvention von 1960 als Anhaltspunkt dienen, um die Rückkoppelungseffekte der (E)FTA-Verhandlungen auf die Zollunionsverhandlungen zu verdeutlichen. Norwegen wird bei dieser Untersuchung im Vordergrund stehen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Vorgeschichte der institutionalisierten Zusammenarbeit in Skandinavien
- III. Die Verhandlungen zur skandinavischen Zollunion und deren Konfliktlinien
- III. a) Innerskandinavische Konfliktlinien
- III. b) Innerstaatliche/Gesellschaftliche Konfliktlinien
- III. c) Weltpolitische Konfliktlinien
- IV. Der FTA-Vorschlag
- V. Der Pariser Einfluss auf die Gespräche im NECC
- VI. Von der FTA zur EFTA
- VII. Norwegen und Schweden verabschieden sich von der Zollunion
- VIII. Der nordische Einfluss auf die Stockholmer Konvention
- IX. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert den Versuch der nordischen Staaten, ihre bereits 1952 begonnene Zusammenarbeit im Nordischen Rat in eine Zollunion zu transformieren. Sie untersucht, warum diese Initiative zugunsten der European Free Trade Association (EFTA) zurückgestellt wurde und wie die Rückkoppelungseffekte der (E)FTA-Verhandlungen auf die Zollunionsverhandlungen waren. Der Fokus liegt dabei auf Norwegen.
- Die Geschichte der institutionalisierten Zusammenarbeit in Skandinavien
- Die Verhandlungen zur skandinavischen Zollunion und deren Konfliktlinien
- Der Einfluss des FTA-Vorschlags auf die skandinavische Integrationspolitik
- Die Entstehung der EFTA und die Rolle Norwegens
- Die Rückkoppelungseffekte der (E)FTA-Verhandlungen auf die Zollunionsverhandlungen
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Hausarbeit untersucht die Entscheidung der nordischen Staaten, die Zollunion zugunsten der EFTA aufzugeben, und die Rolle der Rückkoppelungseffekte der (E)FTA-Verhandlungen. Norwegen steht im Fokus.
- II. Vorgeschichte der institutionalisierten Zusammenarbeit in Skandinavien: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der skandinavischen Zusammenarbeit vom 18. Jahrhundert bis zur Gründung des Nordischen Rates im Jahre 1952. Dabei werden sowohl die positiven Auswirkungen der kulturellen Identitätsbildung als auch die Herausforderungen durch das Misstrauen gegenüber schwedischer Führungsrolle und die Enttäuschungen durch fehlende militärische Unterstützung betrachtet.
- III. Die Verhandlungen zur skandinavischen Zollunion und deren Konfliktlinien: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Interessen, die die Verhandlungen zur skandinavischen Zollunion prägten. Es werden innerskandinavische, innerstaatliche/gesellschaftliche und weltpolitische Konfliktlinien beleuchtet.
- IV. Der FTA-Vorschlag: Dieses Kapitel beleuchtet den britischen Vorschlag zur Gründung der European Free Trade Association (FTA) und dessen Einfluss auf die skandinavischen Verhandlungen zur Zollunion.
- V. Der Pariser Einfluss auf die Gespräche im NECC: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss der Pariser Verhandlungen auf die Gespräche zur Schaffung eines gemeinsamen Marktes in Skandinavien.
- VI. Von der FTA zur EFTA: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung vom ursprünglichen FTA-Vorschlag hin zur European Free Trade Association (EFTA) und die Gründe für den Beitritt der skandinavischen Staaten.
- VII. Norwegen und Schweden verabschieden sich von der Zollunion: Dieses Kapitel erklärt die Entscheidung Norwegens und Schwedens, die Zollunion zugunsten der EFTA aufzugeben.
- VIII. Der nordische Einfluss auf die Stockholmer Konvention: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss der skandinavischen Staaten auf die Stockholmer Konvention von 1960, die die EFTA gründete.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Skandinavische Integration, Zollunion, EFTA, Nordischer Rat, FTA-Verhandlungen, Stockholmer Konvention, Norwegen, Rückkoppelungseffekte.
- Quote paper
- Martin Meingast (Author), 2004, Das Ende der nordischen Zollunion und die Entstehung der EFTA. Die Pariser Verhandlungen und Gespräche über einen gemeinsamen Markt in Skandinavien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31861