Beschneidung in der jüdischen Gemeinschaft. Eine wichtige Tradition oder sinnloser Brauch?


Hausarbeit, 2014

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Allgemeiner Überblick über die Beschneidung
2.1 Definition
2.2 Formen
2.3 Verbreitung
2.4 Herkunft
2.5 Alter
2.6 Gründe der Beschneidung
2.6.1 Religion
2.6.2 Sexualität
2.6.3 Soziales
2.6.4 Medizin

3. Beschneidung in der jüdischen Gemeinschaft
3.1 Wer wird beschnitten?
3.2 Beschneidungszeremonie
3.3 Die Beschneidung in den vier Strömungen des Judentums

4. Beschneidung in jüdischen Texten
4.1 Tora
4.2 Talmud

5. Rechtliche Grundlage in Deutschland

6. Kritik an der Beschneidung
6.1 Kritik am § 1631d
6.2 Kritik an der Tradition der jüdischen Gemeinschaft

7. Medizinische Vor- und Nachteile der Beschneidung

8. Resümee

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Als das Landesgericht im Sommer 2012 in Köln die Beschneidung eines muslimischen Jungen als rechtswidrig verurteilte, entbrannte in Deutschland eine Debatte über die religiöse Beschneidung sowohl bei Moslems, als auch bei Juden.

Ergebnis dessen war, dass bereits am Ende des Jahres 2012 ein Gesetz erlassen wurde, welches die religiöse Beschneidung in Deutschland erlaubt.

Damit endete die Diskussion jedoch nicht. Gegner der Beschneidung behaupten, es handele sich dabei um Körperverletzung und fragen sich, warum Eltern ihren Kindern so etwas Grausames antun können.

Juden hingegen sehen die Beschneidung als jahrtausendealte Tradition an, die sie nicht aufgeben wollen.

Aber ist es in der heutigen Zeit wirklich noch so wichtig einen jüdischen Jungen beschneiden zu lassen?

Wiegen die negativen Folgen, welche einige Ärzte deklarieren, nicht viel mehr? Der Frage, ob es sich bei der Beschneidung um eine wichtige Tradition oder um einen sinnlosen, vielleicht sogar gefährlichen Brauch handelt, möchte ich bei der folgenden Arbeit nachgehen.

Ich beschränke mich in meinen Ausführungen dabei auf die jüdische Beschneidung.

Zu Beginn werde ich einen allgemeinen Überblick über die Zirkumzision geben, welcher Formen, Verbreitung, Herkunft, Alter und Gründe der Beschneidung enthält.

Es folgt ein Abschnitt über die Beschneidung im Judentum, der sich damit befasst, wer überhaupt beschnitten wird und wie die Zeremonie, die sogenannte Brit Mila, abläuft.

Danach wird darauf eingegangen, inwiefern die Beschneidung in den jüdischen Texten Tora und Talmud erwähnt wird. Die rechtliche Lage der Beschneidung und Kritik an dem neuen Paragraphen, sowie an der Tradition der jüdischen Gemeinschaft, folgen im Anschluss.

Schließlich werden medizinische Vor- und Nachteile erläutert, ehe ein
abschließendes Resümee die Arbeit beendet.

2. Allgemeiner Überblick über die Beschneidung

2.1 Definition

Als Beschneidung (Zirkumzision) bezeichnet man die vollständige oder teilweise Entfernung der Vorhaut des männlichen Gliedes. Sie ist eine der weltweit am häufigsten vorkommenden körperlichen Eingriffe und wird aus sozialen, religiösen, sexuellen oder medizinischen Gründen durchgeführt (vgl. Blaschke 1998, 2ff).

2.2 Formen

Neben der eigentlichen, bereits erwähnten Form der Beschneidung gibt es auch noch andere Arten der Beschneidung. Blaschke bezeichnet diese Eingriffe in seinem Buch als Beschneidungen in weiterem Sinne. Darunter zählt er unter anderem Praktiken, bei denen die Vorhaut eingerissen oder eingeschnitten wird. Diese Praktiken fasst man unter dem Begriff der „Inzision“ zusammen (vgl. ebd., 2).

Auch das Herausschneiden oder Abbrennen (Circumbustio) von Teilen der Vorhaut und die Durchtrennung des Bändchens zischen Vorhaut und Penis (Frenulum praeputii) wird allgemein als Beschneidung bezeichnet.

2.3 Verbreitung

Die Beschneidung findet fast weltweit statt. Etwa ein Siebentel der Menschheit übt diesen Brauch aus (vgl. ebd., 5).

2.4 Herkunft

Woher der Brauch der Beschneidung ursprünglich stammt, ist noch ungeklärt. Es gibt zwei kontrastierende wissenschaftliche Meinungen zu diesem Punkt. Auf der einen Seite gibt es die monophyletische Auffassung. Monophyletisch heißt, dass die Beschneidung an einem Ort erfunden wurde und sich von diesem durch Wanderung und Kulturbewegung in der ganzen Welt verbreitet hat (vgl. ebd.).

Auf der anderen Seite steht die polyphyletische Auffassung. Diese besagt, dass die Beschneidung an verschiedenen Orten der Welt unabhängig voneinander entstanden ist (vgl. ebd., 6). In diesem Zusammenhang diskutieren Wissenschaftler darüber, ob die Beschneidung sich von Nord nach Süd oder in entgegengesetzter Richtung ausgebreitet hat (vgl. Deusel 2012, 48).

2.5 Alter

Bei der Beschneidung handelt es sich wohl um die älteste Operation der Welt. Schon in Oberägypten (3 Jt. v. Chr.) wurden Menschen beschnitten, dies lässt sich an Mumien und mithilfe von Inschriften an Stelen und Steinreliefs nachweisen (vgl. Deusel 2012, 47).

Ein weiteres Indiz für das enorme Alter dieser Praktik liefert das alte Testament. In Josua benutzten Menschen Steinmesser, um die Beschneidung durchzuführen. (vgl. ebd., 49)

Dort steht geschrieben:

„Zu der Zeit sprach der HERR zu Josua: Mach dir steinerne Messer und beschneide die Kinder Israel zum andernmal.“ (Jos 5,2).

Diese Aussage und die Benutzung von Steinwerkzeugen führten zu der Vermutung, dass Beschneidungen bereits in der Steinzeit durchgeführt wurden.

Gegen diese These spricht wiederum, dass Steinwerkzeuge auch noch bis hinein in die Eisenzeit verwendet wurden. Dennoch bleibt der Fakt bestehen, dass es sich bei der Praktik der Beschneidung um ein mehrere Jahrtausende alten körperlichen Eingriff handelt.

2.6 Gründe der Beschneidung

Gründe für die Beschneidung lassen sich in die folgenden vier Kategorien einordnen:

2.6.1 Religion

Im Laufe der Zeit wurden viele Theorien aufgestellt, welche den Ursprung der Beschneidung in der Religion sehen. Diese reichen von dem Glauben an die Wiedergeburt bis zur Erlangung kultischer Reinheit. Die in einem Baum versteckte Vorhaut soll dem Geist des Verstorbenen bei der Wiedergeburt helfen (Blaschke 1998, 7).

Die meisten Theorien wurden allerdings wieder verworfen.

Durchgesetzt hat sich die Annahme, dass die Zirkumzision ihren Ursprung im Opfercharakter findet. Die Vorhaut ist das Opfer und symbolisiert die Hingabe des Menschen an die Gottheit (vgl. ebd., 7).

Möglicherweise opferten semitische Völker ihre Vorhaut der Fruchtbarkeitsgöttin, um Nachkommen zu sichern.

In Israel kam es zu einem sogenannten Phalluskult, da Abraham, der für das israelische Volk den Stammesvater darstellt, bekannterweise nach der Beschneidung noch zahlreiche Nachkommen gezeugt hat (vgl. ebd., 8).

Bei den Israeliten sprechen auch einige Stellen des alten Testaments dafür, dass die Beschneidung als Erstlings- oder Aulöseopfer entstanden sein soll.

Die Beschneidung soll, wie auch die Opferung der Erstlinge von Schafen und Rindern, am achten Tage nach der Geburt stattfinden. Die Beschneidung wird aus diesem Grund auch als Ersatz für Kinderopfer betrachtetEinige Wissenschaftler bestreiten diese These, da auch noch lange Zeit nachdem die Beschneidung praktiziert wurde, Kinder in Israel geopfert wurden (vgl. ebd., 9).

2.6.2 Sexualität

Ursachen für die Zirkumzision werden auch in der Sexualität gesucht. Eine Theorie besagt, dass die Beschneidung den Jungen auf den Sexualakt als Mann vorbereiten soll (vgl. ebd., 11).

Die Beschneidung konnte auch als Mittel zur Steigerung der sexuellen Lust und Zeugungsfähigkeit betrachtet werden (vgl. ebd., 11f).

2.6.3 Soziales

Die Beschneidung hatte häufig eine initiatorische Funktion. Im positiven Sinne bedeutet das, dass der Junge nun reif ist und von der Sphäre des Kindseins in die der Männer übergeht. Sie ist Übergangsritus in eine neue Daseinsform, in welcher er jagen und heiraten darf und außerdem erbberechtigt ist (vgl. ebd., 12f).

Im negativen Sinne bedeutet es allerdings, dass sich Frauen zum Teil weigerten einen unbeschnittenen Mann zu heiraten. Teilweise wurden sie auch aus der Gemeinschaft (Zentralafrikanische Stämme) ausgeschlossen (vgl. ebd., 13).

Die Zirkumzision wurde an manchen Orten auch als Zeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volk durchgeführt.

2.6.4 Medizin

Ärzte haben sich in der heutigen Zeit für eine hygienische Erklärung der Beschneidungsentstehung ausgesprochen, da beschnittene Genitalien leichter zu reinigen sind, somit die Hygiene größer ist und Geschlechtskrankheiten verringert werden können.

Allerdings hatten Naturvölker noch kein sehr ausgeprägtes Hygieneverständnis und aus diesem Grund wurde diese Theorie wieder verworfen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Beschneidung in der jüdischen Gemeinschaft. Eine wichtige Tradition oder sinnloser Brauch?
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Lebensgestaltung Ethik und Religion)
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
22
Katalognummer
V318655
ISBN (eBook)
9783668184725
ISBN (Buch)
9783668184732
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Judentum, Lehramt, Beschneidung, Brit Mila, Tradition, Religionswissenschaften
Arbeit zitieren
Johanna Oelze (Autor:in), 2014, Beschneidung in der jüdischen Gemeinschaft. Eine wichtige Tradition oder sinnloser Brauch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318655

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