Philosophische Stationen Putnams
Der amerikanische Philosoph Hilary Putnam (geboren 1926 in Chicago) zählt mit dem großen Themenspektrum seines Werkes zu den streitbarsten, jedoch auch zu den einflussreichsten Philosophen der Gegenwart. Während Putnam zunächst als Anhänger des metaphysischen Realismus diesen deutlich mitprägt, wendet er sich etwa um die Mitte der siebziger Jahre von ihm ab. Nachdem die vorliegende Arbeit zuerst auf den metaphysischen Realismus aus der Sicht Putnams eingeht, soll anschließend Putnams Kritik an diesem dargelegt werden. In diesem Zusammenhang spielt die Frage danach, ob eine ideale Theorie falsch sein könne (Putnam verneint dies modelltheoretisch) ebenso eine Rolle wie die Phänomene der begrifflichen Relativität sowie der sogenannten beweisbaren Koextensivität.
1976 erläutert Putnam zum ersten Mal in seinem Aufsatz „Realismus und Vernunft“ eine Form der Wahrheitstheorie, das heißt seine neue Position des sogenannten internen Realismus. Der interne Realismus, bei dem es sich strenggenommen um eine Form des Antirealismus handelt, behauptet neben der Notwendigkeit eines Realismus innerhalb einer Theorie (internalistische Perspektive) die Existenz mehrerer gleichwertiger Beschreibungen der Wirklichkeit. In diesem Zusammenhang soll besonders auf Putnams Wahrheitsbegriff (Wahrheit als „(idealisierte) rationale Akzeptierbarkeit“1) eingegangen werden. Putnam stützt sich bei seiner semantischen Realismusformulierung zugleich auf eine verifikationistische Theorie des Verstehens, welche Verstehen als sprachliches Einvernehmen definiert (verifikationistische Semantik).
Erst mit dem Jahr 1994 vollzieht Putnam schließlich eine Wende zurück zum Realismus, das heißt hin zu einem direkten oder Common Sense – Realismus, der eine kognitive Relation zwischen Wörtern und Gegenständen, auf die innerhalb der Wahrnehmung Bezug genommen wird, annimmt, und die ehemals vertretene verifikationistische Semantik verwirft. Die vorliegende Arbeit möchte diesen Wandel Putnams vom Realisten zum Anti-Realisten und zurück nachvollziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der „metaphysische Realismus“
- Putnams Kritik am metaphysischen Realismus
- Kann eine ideale Theorie falsch sein ?
- Begriffliche Relativität
- Beweisbare Koextensivität
- Putnams Wende vom Realismus zum internen Realismus
- Der Realismus innerhalb einer Theorie
- Putnams Wahrheitsbegriff
- Die verifikationistische Semantik
- Der direkte oder Common – Sense – Realismus
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, den Wandel von Hilary Putnams philosophischer Position vom Realismus zum Anti-Realismus und zurück aufzuzeigen. Sie untersucht Putnams anfängliche Akzeptanz des metaphysischen Realismus und seine spätere Abkehr von diesem, um letztendlich zu einem „Common Sense Realismus“ zurückzukehren.
- Metaphysischer Realismus und seine Kritik
- Modelltheoretisches Argument und die Frage nach der Falschheit idealer Theorien
- Begriffliche Relativität und Beweisbare Koextensivität
- Interner Realismus und die Pluralität von Beschreibungen der Wirklichkeit
- Putnams Wahrheitsbegriff und verifikationistische Semantik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt Hilary Putnams Werk und dessen Entwicklung vom Realismus zum Anti-Realismus und zurück vor. Sie benennt die wichtigsten Stationen in Putnams philosophischer Entwicklung und die zentralen Fragen, die im weiteren Verlauf der Arbeit behandelt werden.
Der „metaphysische Realismus“
Dieses Kapitel beschreibt Putnams frühe Position des metaphysischen Realismus. Es geht dabei um die Grundannahmen des metaphysischen Realismus, die Korrespondenztheorie der Wahrheit und die Herausforderungen, die sich aus dieser Sichtweise ergeben, insbesondere im Hinblick auf die Bezugnahme auf die Realität.
Putnams Kritik am metaphysischen Realismus
In diesem Kapitel wird Putnams Kritik am metaphysischen Realismus dargestellt. Es werden wichtige Argumente wie das modelltheoretische Argument, die begriffliche Relativität und die beweisbare Koextensivität vorgestellt und erläutert, die Putnams Zweifel an der Gültigkeit des metaphysischen Realismus begründen.
Putnams Wende vom Realismus zum internen Realismus
Dieses Kapitel behandelt Putnams Übergang vom metaphysischen Realismus zum internen Realismus. Es erklärt die Grundprinzipien des internen Realismus, die Notwendigkeit eines Realismus innerhalb einer Theorie und die Existenz mehrerer gleichwertiger Beschreibungen der Wirklichkeit. Zudem wird Putnams Wahrheitsbegriff und seine verifikationistische Semantik erläutert.
Der direkte oder Common – Sense – Realismus
Dieses Kapitel beleuchtet Putnams spätere Rückkehr zum Realismus, genauer gesagt zum direkten oder Common Sense Realismus. Es beschreibt die kognitive Beziehung zwischen Wörtern und Gegenständen, die Putnam in dieser Phase seiner Philosophie vertritt, und die Abkehr von der verifikationistischen Semantik.
Schlüsselwörter
Metaphysischer Realismus, Korrespondenztheorie der Wahrheit, modelltheoretisches Argument, begriffliche Relativität, Beweisbare Koextensivität, Interner Realismus, Wahrheitsbegriff, verifikationistische Semantik, Common Sense Realismus, Bezugnahme, Realität, Sprache, Wahrheit.
- Quote paper
- Vera Serafin (Author), 2004, Hilary Putnams Wandel vom Realisten zum Anti-Realisten und zurück, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31887