Diese Arbeit analysiert und vergleicht Lukians und Gretsers Timon-Bearbeitungen. Es wird ein Überblick über den Timon-Stoff von der Antike gegeben und es werden Beispiele der Auseinandersetzung mit Reichtum bis in dei Gegenwart diskutiert.
Die Kategorien „Reichtum“ und „Armut“ ziehen sich – soweit zu sehen ist – durch die gesamte Menschheitsgeschichte, sie sind materiell oder immateriell gemeint und beziehen sich auf ein Mehr oder Weniger an äußerlichem Gut. Auch die innere Haltung zum eigenen Leben macht den Menschen in dieser Hinsicht aus, mithin der jeweilige Grad an Zufriedenheit mit den Gegebenheiten. Reichtum und Armut erscheinen in der Antike als soziale Gegebenheiten, die – wenn schon nicht zu verändern – doch immerhin Themen zeitgenössischer künstlerischer Auseinandersetzung sind.
2011 fand im Landesmuseum Trier eine Kunstausstellung zum Thema „Armut in der Antike“ statt. Ein Einführungstext verweist darauf, dass Armut „in der griechischen und römischen Antike immer als selbstverschuldet und … weitestgehend negativ besetzt“ gegolten habe: „Wenn Arme überhaupt in der bildenden Kunst gezeigt wurden, dann nicht aus neuzeitlichen
Perspektiven heraus, wie Nächstenliebe, Mitleid oder sozialem Aufbegehren, sondern sie dienten als Belustigung und Kontrast zur bürgerlichen Welt“. Allerdings muss hier gesagt werden,
dass die Timonlegende (von den etwa zwischen 430 und 424 v. Chr. liegenden historischen Anspielungen her wird der Dialog auf das Jahr 429 datiert) die Gestalt zunächst nur als den
„Prototyp des Menschenfeindes“ [μισάνθρωπος] sieht und weniger unter dem späteren, sich erst bei Lukian herausbildenden Aspekt des „armgewordenen Biedermann(s)“, der bei der Arbeit auf einem Acker einen Schatz findet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Timon-Stoff von der Antike bis zur Gegenwart - ein Überblick
- Lukians Timon-Bearbeitung
- Szenische Gliederung und kurze Inhaltsangaben
- Der Stoff als Anlass für satirische Rede und zynische Seitenhiebe
- Menschliche Stärken und Schwächen
- Reichtum Fluch oder Segen?
- Jakob Gretsers Timon-Bearbeitung
- Pädagogik und Schaubühne im Jesuitentum
- Literarischer Ansatz Gretsers
- Aufbau der Timon-Bearbeitung Gretsers
- Reichtum und Armut im Vergleich:
- Die erzieherische Funktion von paupertas und labor
- Vierte Szene des vierten Aktes
- Fünfte und sechste Szene des vierten Aktes
- Erste Szene des fünften Aktes
- Zweite Szene des fünften Aktes
- Dritte und vierte Szene des fünften Aktes
- Lukians und Gretsers,,Timon“ – Ein Vergleich
- Beispiele der Auseinandersetzung mit dem „Reichtum“ bis heute
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Timon-Legende von der Antike bis zur Gegenwart und untersucht insbesondere die Timon-Bearbeitungen des griechischen Rhetorikers Lukian und des Jesuiten Jakob Gretser. Ziel ist es, den Wandel des Stoffes, seine literarischen und gesellschaftlichen Bedeutungen sowie seine Rezeption in verschiedenen Epochen aufzuzeigen. Besonderer Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Thematik von Reichtum und Armut, ihrer Darstellung und Interpretation im Kontext der jeweiligen Epoche sowie der erzieherischen Funktion des Stoffes in Gretsers Bearbeitung.
- Die Timon-Legende als literarische Vorlage und ihre unterschiedliche Interpretation in verschiedenen Epochen
- Die Darstellung von Reichtum und Armut in der Antike und im 16. Jahrhundert
- Der Einfluss von Lukians Timon-Bearbeitung auf die Literatur des Barock
- Die erzieherische Funktion von Gretsers Timon-Bearbeitung im Kontext der Jesuitenschule
- Der Wandel des Misanthropentypus in der Literaturgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik von Reichtum und Armut sowie in die historische und literarische Bedeutung der Timon-Legende ein. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die Entwicklung des Stoffes von der Antike bis zur Gegenwart und beleuchtet die wichtigsten Adaptionen. Kapitel 3 analysiert Lukians Timon-Bearbeitung in Bezug auf ihre szenische Gliederung, ihre satirischen Elemente und ihre Darstellung von Reichtum und Armut. Kapitel 4 widmet sich der Timon-Bearbeitung Jakob Gretsers, untersucht den literarischen und pädagogischen Kontext sowie die erzieherische Funktion der Darstellung von Reichtum und Armut. In Kapitel 5 werden Lukians und Gretsers Timon-Bearbeitungen vergleichend betrachtet. Kapitel 6 gibt Beispiele für die Auseinandersetzung mit dem „Reichtum“ in der heutigen Zeit.
Schlüsselwörter
Timon-Legende, Misanthrop, Reichtum, Armut, Satyre, Moral, Erziehungsliteratur, Pädagogik, Jesuitentum, Lukian, Jakob Gretser, Antike, Barock, Literaturgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Jessica Ammer (Autor:in), 2014, Geld oder Leben? Ironisierende und moralisierende Bearbeitungen des Timon-Stoffes durch Lukian und Jakob Gretser im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319047