Liebeslyrik im Barock. Inhaltliche Differenzierung anhand der Oden Paul Flemings


Hausarbeit, 2013

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Paul Fleming: Biographie/Werküberblick/Liebeslyrik

Vergleich: „Ein getreues Herze“ und „Außerwaehlte nach der einen“

„Wenn du mich lieben könntest“ und „Wollt sie nur“ als Beispiele der „klagenden Liebe

Resumee

Bibliographie

Einleitung

Das Thema der Liebe hat in der Literaturgeschichte nicht nur in der Prosa einen hohen Stellenwert, sondern auch in der Lyrik. Auch der barocke Poet Paul Fleming widmet einen großen Teil seines umfassenden Gesamtwerks dem Petrarkismus. Was Paul Fleming mit seiner Liebeslyrik ausdrückt und inwieweit diese als Abbild der Stilistik ihrer Zeit erkennbar ist, will diese Arbeit näher untersuchen.

Um eine höhere Verständlichkeit bei der Deutungszuweisung in den Gedichten möglich zu machen, wird zu Beginn ein kurzer biographischer Abriss hergestellt, in welchem ein besonderer Schwerpunkt auf Pauls Flemings Liebesleben gegeben werden soll.

Der Hauptteil dieser Arbeit besteht aus der Vorstellung und Analyse von vier Gedichten, die sich mit zwei verschiedenen inhaltlichen Facetten der Liebeslyrik beschäftigen. Hier soll der Versuch unternommen werden, eine Verknüpfung zur Biographie herzustellen. Die Auswahl dieser Gedichte begründet sich in dem Vorhaben, eine thematische Vielfalt darzustellen.

Im abschließenden Teil erfolgt eine Zusammenfassung. Hier soll aufgezeigte Fragestellung beantwortet werden. Die Verfasserin bezieht sich auf die in der Analyse aufgeführte Werkausgabe.

Paul Fleming: Biographie/Werküberblick/Liebeslyrik

Paul Fleming wurde 1609 in Hartenstein im Vogtland geboren. Er gilt nicht nur als Opitzianer[1], sondern auch als herausragender Vertreter der Lyrik im Barock.[2] Bezeichnenderweise widmete sich Fleming jedoch nicht singulär der Literatur, sondern schloss sein Studium der Medizin 1633 mit einem Magistergrad ab. Kurz nach Abschluss des Studiums nahm er die Möglichkeit wahr, auf einer holsteinischen Gesandtschaftsreise nach Russland und Persien teilzunehmen, auf dessen Rückreise er sich mit Anna Niehusen – welche eine nicht zu leugnende Bedeutung in seiner Liebeslyrik zukommt – verlobte. Mitten auf der Reise zurück nach Reval – er hatte zuvor in Leiden durch eine Promotion den akademischen Grad eines Dr. med. erreicht – verstarb er.[3]

Flemings poetisches Schaffen scheint zu Lebzeiten übersichtlich. Es werden sowohl Einzeldrucke von Gelegenheitsgedichten veröffentlicht, als auch Sammlungen von kleineren Gedichten, welche religiösen, patriotischen und erotischen Charakter haben. Erst nach seinem Tod wird die Größe seines Werkes[4] durch die Besorgung seines Nachlasses von Adam Olearius deutlich. Themen seiner Lyrik sind dabei der Krieg – hervorgerufen durch seine Erfahrungen auf Reisen und formal vertreten durch Gelegenheitsdichtungen – ,die Liebe – durch die Kussgedichte und inhaltlich präsentiert durch Formen der „klagenden Liebe“[5] und dem Bestreben nach Treue – und die philosophischen Gedichte, welche auf einen stoischen Hintergrund verweisen. Aufgrund der vorliegenden Thematik soll an dieser Stelle die Liebeslyrik näher ausgeführt werden:[6]

Die hier aufgeführten Gedichte lassen sich dem Thema „Treue“ und „klagende Liebe“ in Flemings deutscher Liebeslyrik[7] zuordnen. Ein biographischer Hintergrund scheint an dieser Stelle hilfreich:

Als gesichert gilt die Tatsache, dass sich Fleming mit der persischen Gesandtschaft 1635 in Reval aufhielt und dort, infolge der Bekanntschaft mit der Familie Kaufmann, deren drei Töchtern Elisabeth, Elsabe und Anna vorgestellt wurde. Von diesen beiden umschwärmt er bald Elsabe in seinen Gedichten als seine Geliebte.[8] Diesen Bekenntnissen zum Trotz verheiratet sich Elsabe 1637 ein Jahr nach Flemings Abreise und als dieser 1639 wieder in Reval eintrifft, verlobt er sich mit der jüngeren Schwester Anna.

Inwieweit Elsabe wirklich Flemings Geliebte war, bzw. wie Flemings Gefühlslage sich zu diesen Tatsachen verhalten hat, kann nur vermutet werden. Auch die sichere Zuschreibung bestimmter Gedichte an eine der beiden Frauen kann nicht über eine Mutmaßung hinaus gehen. Pyritz drückt dies so aus:[9]

Zwar ist die reale Existenz und bürgerlicher Name der beiden Frauen gesichert, denen die Hauptmasse der Oden und Sonette gilt (…). Aber dem stehen doch recht viele und empfindliche Unklarheiten und Schwierigkeiten gegenüber (…); denn irgendwelche sonstige Quellen für die Kentnisse der Schwester Niehus sind bisher nicht erschlossen.(…)Wir vermögen demnach die lebensgeschichtlichen Bezüge der Revaler und Nachrevaler Lyrik nicht restlos und zweifellos aufzudecken.(…)[10]

Löst man sich von der Frage der historischen Exaktheit und wendet sich wieder den zwei Themenschwerpunkten „Treue“ und „Liebensklage“ zu, wird im Zusammenhang mit ersterem deutlich, dass Fleming dies sowohl in Verbindung zu seiner „neustoischen Tugendphilosophie wie mit der neuplatonischen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung“[11] zum Ausdruck bringt. Auf diese Vorstellung einer „allumfassenden Liebe“[12] kommt Fleming immer wieder zurück und drückt die Schlichtheit dieser Aussage nicht etwa in Sonett oder Alexandriner, sondern in der Form der Ode aus, die Anklänge an das Volks- oder Gesellschaftslied schafft.[13]

Das Thema der „Liebesklage“ lässt sich aus Flemings Anfängen der Liebesdichtung ableiten; der Ausgangspunkt bildet die Sammlung lateinischer Gedichte, welche in der Tradition der Kussgedichte stehen.[14] Dieser Zyklus enthält neben den Kussgedichten auch Liebesgedichte „in petrarkistischer Manier“[15], welche er nicht nur in ihrer gesamten Vielfalt zeigt, sondern deren Motivik und Denkformen er schöpferisch umgestaltet und zu diesem Vorhaben die Sammlung der literarischen überlieferten Liebessprache bis an den Rand ausreizt.[16]

Die vorgestellten Aspekte sollen in den zwei folgenden Kapiteln gezeigt, ausgearbeitet und weitergeführt werden, um gleichzeitig einen biographischen Zusammenhang herzustellen, welcher jedoch nur in Bezug auf den Deutungsgewinn herangezogen werden soll:

Vergleich: „Ein getreues Herze“ und „Außerwaehlte nach der einen“

Diese zwei Gedichte Flemings muten sich nach dem ersten Lesen sehr ähnlich an.[17]

Bei näherer Betrachtung kann dieser Aussage an der Oberfläche auch zugestimmt werden; in der spezifischen Aussage sind sie jedoch stark unterschiedlich.

Im ersten Gedicht preist Fleming die Treue als höchstes überdauerndes Gut, welches jeder Art von Schwierigkeit standhalten kann, wohingegen er im zweiten Gedicht rationalere Töne anschlägt und auf den vernünftigen Charakter der Liebe verweist.

Prekär ist, dass vermutet werden kann, dass mit „Ein getreues Herze“ Elsabe und mit „Außerwaehlte nach der einen“ Anna gemeint ist,[18] was aus biographischer Hinsicht den Bedeutungszusammenhang verdichtet.

Im Folgenden wird zuerst „Ein getreues Herze“ und danach „Außerwaehlte nach der einen“ analysiert, um dann einen Vergleich zu ziehen:

„Ein getreues Herze“[19] gliedert sich in sechs Strophen mit jeweils sechs Versen, welche jeweils nochmals unterteil werden können in 4+2 Verse, da die letzten beiden Verse jeder Strophe gleich sind. Das Gedicht ist der Gattung Ode zuzuschreiben. Der typisch liedhafte Charakter zeigt sich auch in der Metrik. Diese ist gleichbleibend trocchäisch (vier-hebig). Das Versmaß wird außer in den letzten 2 Versen jeder Strophe nie unterbrochen („Mir ist wol…“)- an dieser Stelle folgen zwei unbetonte Silben aufeinander. Das Ergebnis wirkt sich auf drei Aspekte aus: Erstens wird die Aussage jener zwei Verse besonders betont (das geschieht auch die Wiederholung), zweitens erfolgt dadurch eine besondere Betonung auf das Wort „wol“ (was die Aussage des Gedichtes unterstreicht) und drittens entsteht der Eindruck einer Pause. Dieser Effekt scheint auch im Zusammenhang mit der Liedform einer Ode Sinn zu machen, da diesen zwei Versen die Aufgabe eines Refrains zugeschrieben werden kann. Das Reimschema ist regelmäßig; auf einen Kreuzreim folgt ein Paarreim. Auch dies unterstützt die Form und den Charakter.[20]

Inhaltlich kann die erste Strophe als Einleitung gelten, danach steht jede Strophe für sich allein, bildet jedoch bezüglich der Deutlichkeit der inhaltlichen Gesamtaussage eine Steigerung. Die letzte Strophe ist am konkretesten.

[...]


[1] Vgl. Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Studienausgabe. Hg. v. H. Jaumann. Stuttgart: Reclam 2002.

[2] Vgl. Volker Meid: ,Paul Fleming´. In: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock. Vom Späthumanismus zur Frühaufklärung 1570-1740. München: Beck 2009(=Geschichte der der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 5), S. 149-154. Vgl. Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Studienausgabe. Hg. v. H. Jaumann. Stuttgart: Reclam 2002.

[3] Vgl. Ebd. S, 149-150.

[4] Zur Werkübersicht: Vgl. Paul Fleming: Deutsche Gedichte. Hg. v. V. Meid. Biblographisch erg. Ausgabe. Stuttgart: Reclam 2000.

[5] Meid: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock (Anm. 1), S. 152.

[6] Vgl. Meid: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock (Anm. 1), S. 149-153.

[7] Im Gegensatz dazu ist die lateinische Liebesdichtung von Fleming zu sehen, welche sich in Form der Kussgedichte (Suavia) zeigt.

[8] Dies deutet er in Form von Anagrammen an (Salvie, Basile usw.=El(i)sabe), bzw. eine Anzahl von Oden ergänzen sich akrostich ihren Namen.

[9] Vgl. Hans Pyritz: Paul Flemings Liebeslyrik. Zur Geschichte des Petrakismus. Hg. v. W. Kayser u. H.Neumann u. U.Pretzel u. E.Sehrt u. W. Killy u. A. Schöne. Göttingen: Vandenkoeck & Ruprecht 1963 (=Palaestra, Bd. 234), S. 115-116.

[10] Ebd., S. 115.

[11] Meid: Meid: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock (Anm. 1), S. 152.

[12] Ebd., S.152.

[13] Vgl. Meid: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock (Anm. 1), S. 152-153.

[14] Die genaue Werkbezeichnung lautet: Rubella seu suaviorum liber und stammt aus dem Jahr 1631

[15] Meid: Die deutsche Literatur im Zeitalter des Barock (Anm. 1), S. 152)

[16] Vlg. Ebd., S. 152.

[17] Bei den vorgestellten Gedichten beziehe ich mich auf in Anm. 4 bibliographierte Ausgabe.

[18] Hier ist ein Achrostichon zu sehen:Die Anfangsbuchstaben jeder Strophe von „Ein getreues Herze wisse“ ergeben „Elsgen“; wendet man dasselbe Vorgehen bei „Außerwaehlte nach der einen“ an, ergibt sich „Anna N“.

[19] Paul Fleming: Deutsche Gedichte, (Anm.4), S.90-91.

[20] Es bestehen demnach zwei Kreuzreime und ein Paarreim.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Liebeslyrik im Barock. Inhaltliche Differenzierung anhand der Oden Paul Flemings
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Germanistik)
Veranstaltung
Paul Fleming und die deutsche Lyrik des Barock
Note
2
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V319195
ISBN (eBook)
9783668183582
ISBN (Buch)
9783668183599
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
liebeslyrik, barock, inhaltliche, differenzierung, oden, paul, flemings
Arbeit zitieren
Julia Müller (Autor:in), 2013, Liebeslyrik im Barock. Inhaltliche Differenzierung anhand der Oden Paul Flemings, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319195

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