Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen des Crowdfunding
2.1 Entstehung und Geschichte
2.2 Konzept und Ablauf
3. Modelle des Crowdfundings
3.1 Equity-based Crowdfunding
3.2 Lending-based Crowdfunding
3.3 Rewards-based Crowdfunding
3.4 Donation-based Crowdfunding
4. Motive der Crowdfunding Akteure
4.1 Motive der Investoren
4.2 Motive der Initiatoren
5. Crowdfunding - eine kritische Würdigung
5.1 Aus Sicht der Investoren
5.2 Aus Sicht der Initiatoren
6. Crowdfunding als Instrument zur Finanzierung von Startups
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beziehungsstruktur Crowdfunding Akteure
Abbildung 2: Crowdfunding-Modelle unterschieden nach Komplexität und Unsicherheit der Investmententscheidung.
1. Einleitung
„Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen dem Wandkalender mit Geschichten einer hundertjährigen Frau, einem Berliner Supermarkt der ohne Verpackungen auskommt, und der aktuellen, aufwendig produzierten Fortsetzung eines Computerspielerfolgs von 1988? Alle diese Projekte wurden mithilfe von Crowdfunding-Kampagnen finanziert und umgesetzt.“1
Crowdfunding ist ein aus dem englischsprachigen Raum stammendes Wort, welches sich aus den Wörtern „crowd“ und „funding“ zusammensetzt und als Gruppen- oder auch Schwarmfinanzierung zu übersetzen ist. Unternehmensgründern (Startups), Kreativschaffenden sowie sozialen Projekten wurden hiermit eine alternative Finanzierung (funding) durch viele private Kleininvestoren (crowd) ermöglicht. Dieser Trend, der seinen Ursprung in den USA hat, ist mittlerweile nach Deutschland vorgedrungen und erfreut sich wachsender Bedeutung.2 Crowdfunding ist ein innovatives Modell für Initiatoren einer Crowdfunding-Kampagne sowie deren Investoren. Dies eröffnet vorher nie dagewesene Möglichkeiten aber auch Risiken für beide Akteure.3
Ziel dieser Hausarbeit ist es, Crowdfunding als Instrument der Finanzierung von Startups zu untersuchen sowie dessen Chancen und Risiken auf dem deutschen Markt zu analysieren.
Zum Einstieg in die Thematik werden zunächst die Grundlagen, sowie die verschiedenen Modelle betrachtet. Darauf aufbauend wird ein Einblick in die Motive der Investoren und der Initiatoren gegeben, um deren Gründe für Crowdfunding zu erörtern. Diese Chancen/Motive bilden das Gerüst von Crowdfunding sowie dessen Zukunft. Eine kritische Würdigung wird anschließend die Risiken von Crowdfunding aufzeigen. Aufbauend auf diese Erkenntnisse erfolgt die Betrachtung von Crowdfunding als Instrument der Finanzierung von Startups. Zum Abschluss werden die Zukunftsaussichten für Crowdfunding in Deutschlandaufgezeigt. Aufgrund des Zieles dieser Hausarbeit werden steuerliche Aspekte sowie rechtliche Rahmenbedingungen der geschlossenen Verträge sowohl für Investoren als auch Initiatoren weitestgehend ausgeschlossen. Diese Hausarbeit baut auf die vier Crowdfunding-Modelle auf, welche im Crowdfunding Industry Report festgesetzt wurden.4
2. Grundlagen des Crowdfunding
2.1 Entstehung und Geschichte
„Die Finanzierung für den Aufbau der Freiheitsstatue gilt als weltweit erstes Crowdfunding Projekt.“5 Dieses erste dokumentierte Beispiel eines Crowdfunding-Projektes ereignete sich im Jahr 1885 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Aufgrund des vorangegangenen Börsencrashs konnten sich New York und der Kongress nicht auf die Finanzierung des Sockels sowie den Aufbau der von Frankreich als Geschenk gefertigten Freiheitsstatue einigen. In dieser Zeit rief Joseph Pulitzer über die Zeitung „New York World“ seine Leser zum Spenden für den Sockel und dessen Aufbau auf. Als Gegenleistung wurde jedem Spender, unabhängig von der Höhe seiner Spende, ein namentlicher Eintrag in der Zeitung versprochen.6 Innerhalb von fünf Monaten konnte so der benötigte Betrag von 250.000 USD gesammelt und die Statue aufgebaut werden.7
Seit diesem dokumentierten Beispiel gab es viele weitere Projekte, die sich dem heutigen Prinzip des Crowdfunding als Instrument der Finanzierung bedienten. Zum Großteil bauten diese Projekte auf Spendenfinanzierungen auf, da ein Rahmenwerk für Crowdfunding nicht vorhanden war.
Der heutige Begriff "Crowdfunding" wurde erstmals von Michael Sullivan verwendet. Er ist eine Entwicklungsform des Begriffs "Crowdsourcing", der im Jahr 2006 durch den Autor und Blogger Jeff Howe geprägt wurde.8 Dieser Begriff besteht analog zu Crowdfunding aus zwei zusammengefügten Wörtern. Zum einen aus dem Wort „Crowd“, welches eine Vielzahl an Menschen beschreibt und zum anderen aus dem Wort „Sourcing“, was eine Abkürzung des Wortes „Outsourcing“ ist. Outsourcing beschreibt die externe Auslagerung einer Aufgabe, die bisher intern bearbeitet wurde. Crowdsourcing beschreibt somit die Auslagerung einer Aufgabe an eine Vielzahl von externen Personen anstatt an ein externes Unternehmen.9 Crowdfunding beschäftigt sich dagegen mit der Finanzierung eines Projektes durch eine Vielzahl von „meist privaten“ Kleininvestoren. Durch die Vielzahl der gesammelten Mikrobeträge ersetzt die Crowd institutionelle Investoren in einem bestimmten Bereich der Finanzierung von Projekten. Ohne das Aufkommen des „Web 2.0“ wäre die derzeitige Form des Crowdfunding nicht möglich gewesen.10 Web 2.0 beschreibt die aktive Beteiligung der Nutzer am Internet und der daraus hervorgehenden sozial-medialen Entwicklung.11 Diese Vernetzung von zuvor unabhängig voneinander existierenden Individuen mit den gleichen Interessen bildet einen wichtigen Erfolgsfaktor von Crowdfunding.
Durch die Auswirkungen der Finanzkrise in den USA im Jahr 2008 wurden neue Möglichkeiten der Finanzierung von Startups und Kreativschaffenden benötigt. Das Vertrauen in die Banken war belastet und Crowdfunding war in der Lage, binnen der ersten Jahre enorme Summen an Fremdkapital zu sammeln.12 Schon drei Jahre später wurde Crowdfunding in Deutschland durch die erste Online-Plattform vertreten.13 Bereits jetzt erfreut sich die Branche in Deutschland wachsender Bedeutung.14
2.2 Konzept und Ablauf
Crowdfunding ist eine junge Finanzierungsform, die durch den Bedarf an Frühfinanzierungskapital entstanden ist. Über eine Online-Plattform versuchen Initiatoren, mittels einer Crowdfunding-Kampagne Investoren für Ihre Idee zu gewinnen.15 Dieses Konzept bietet einer Vielzahl von Investoren aus allen Bevölkerungsschichten die Möglichkeit, Ideen und Projekte von Initiatoren für sich zu bewerten und zu unterstützen. Dieses Privileg war bis dato nur Banken, Business Angels oder Mäzenen vorbehalten. Dieses neue Instrument der Finanzierung bietet eine bislang nicht da gewesene Form der Finanzierung, die Chancen als auch Risiken birgt. Diese werden im späteren Verlauf dieser Hausarbeit ausführlich analysiert.
Innerhalb eines Crowdfundings existieren immer vier unterschiedliche Parteien. Hierzu gehört der Projektstarter als Initiator, die Investoren als Kapitalgeber, die Plattform als Vermittler, sowie eine Bank, die als Treuhänder agiert.16
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Beziehungsstruktur Crowdfunding Akteure17
Der Treuhänder wurde bewusst in diese Darstellung aufgenommen, da er zumeist in Graphiken ausgelassen wird, jedoch eine wichtige verwaltende Rolle einnimmt. Die Crowdfunding-Plattform ist mittig angeordnet, da sie eine verbindende Rolle hat. Abbildung 1 zeigt die Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren, um deren Verbindung im Crowdfunding zu visualisieren. Diese Verbindungen existieren in allen vier Crowdfunding-Modellen, welche im nächsten Kapitel behandelt werden.
Crowdfunding folgt einem einheitlichen Ablauf, der im Folgenden erläutert wird. Dieser Ablauf wird aus Sicht des Initiators eines Crowdfunding-Projektes in sechs Phasen eingeteilt, um eine bessere Übersicht zu erhalten. Vor der ersten Phase sollte bereits das Projekt geplant, der finanzielle Bedarf kalkuliert und die Informationen für die Crowd zusammengestellt sein.
Crowdfunding-Prozess aus Sicht des Initiators:
Phase1:
Um seine Zielgruppe zu erreichen, ist die Auswahl der richtigen Crowdfunding-Plattform von entscheidender Bedeutung.18 Crowdfunding-Plattformen spezialisieren sich oft auf ein spezifisches Modell des Crowdfundings, welches die Art des Investments und der Gegenleistung bestimmt. Dies ist elementar, um seine gewünschte Zielgruppe zu erreichen.
Phase 2:
Bewerbung des Projektes bei der in Phase einer ausgewählten Crowdfunding- Plattform. Je nach Plattform wird das Projekt einer Plausibilitätsprüfung durch den Plattformbetreiber oder einer Bewertung durch die Crowd unterzogen.19 In dieser Phase bekommt der Initiator bereits Tipps von der Plattform, um sein Projekt zu optimieren und besser auf der Plattform zu positionieren. Wenn das Projekt angenommen wird, werden die Vertragsmodalitäten zwischen dem Initiator und der Plattform festgesetzt.
Phase 3:
In dieser Phase des Crowdfunding stellt der Initiator sein Projekt erstmals der Crowd vor. Dies beinhaltet zumeist ein Video mit der persönlichen Vorstellung des geplanten Projektes. Neben diesem Video werden ein Businessplan, Pressematerialien sowie die Investment Story benötigt.20 Bereits in dieser Phase kommt es zu dem gewünschten Kontakt zwischen Initiator und der Crowd, in dem die Crowd primär die Gelegenheit nutzt, das Projekt zu entdecken.
Phase 4:
Das Ziel dieser Phase ist dem Erreichen der „Funding-Schwelle“ (Mindestsumme) gewidmet. Damit erhält das Projekt die Zuteilung der Finanzierung von der Crowd über dessen Treuhänder. Diese Funding-Schwelle muss in einem vorgegebenen Zeitraum erreicht werden, wobei der Betrag überschritten werden darf.21 In diesem Zeitraum muss der Initiator die Crowd mit einem breiten Spektrum an Marketingmaßnahmen für eine Investition überzeugen. Primär durch die starke Vernetzung der sozialen Medien, erreicht dieses Marketing ein großes Publikum. Marketinginformationen werden auch durch bereits für das Projekt gewonnene Investoren verbreitet.22
Phase 5:
Wenn die Funding-Schwelle am Ende der Crowdfunding-Kampagne erreicht wurde, erhält der Initiator das durch den Treuhänder verwaltete Fremdkapital seiner Investoren abzüglich Gebühren.23 Ab diesem Moment steht das Fremdkapital zur Verfügung und der Initiator kann mit der Realisierung seines Projektes beginnen. Für die weitere Kommunikation mit der Crowd stellt die Crowdfunding-Plattform einen geschlossenen Kommunikationskanal zur Verfügung, der nur dediziert für die jeweiligen Investoren verfügbar ist. Über diesen Kanal bekommt der Initiator Feedback von seinen Investoren und übermittelt regelmäßig den aktuellen Status des Projektes.24 In dieser Phase wird - parallel durch die bereits in Phase 3 geöffneten Marketingkanäle - das Marketing durch Updates über den aktuellen Status vorangetrieben.25
Phase 6:
Wenn das Projekt erfolgreich beendet ist, folgt - sofern vereinbart - die Gegenleistung des Initiators an die Crowd. Dies wird als offizielles Ende des Crowdfunding Projektes gesehen.
Ende des Crowdfunding-Projektes
Ein Crowdfunding Projekt unterteilt sich immer in diese sechs Phasen. Innerhalb dieser Phasen kommt es jedoch je nach Crowdfunding-Modell und Motiven der Investoren zu unterschiedlichen Interaktionen zwischen den Akteuren. Im Folgenden wird dies anhand der verschiedenen Modelle erläutert.
3. Modelle des Crowdfundings
Gemäß dem Crowdfunding Industry Report werden heute grundsätzlich die folgenden vier Modelle des Crowdfunding unterschieden.26 Die Modelle basieren auf dem gleichen Prinzip der Finanzierung durch eine Vielzahl von Investoren. Die Unterschiede sind im Wesentlichen in der Unsicherheit und Komplexität der Investmententscheidung sowie der Gegenleistung zu finden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Crowdfunding-Modelle unterschieden nach Komplexität und Unsicherheit der Investmententscheidung.27
Nachfolgend werden die Unterschiede der vier Modelle behandelt.
3.1 Equity-based Crowdfunding
Equity-based Crowdfunding, welches als "eigenkapitalbasierte Finanzierung" übersetzt werden kann, beschreibt die Vergabe von Unternehmensanteilen an die Crowd (Investoren). Im deutschsprachigen Raum ist dieses Modell auch unter dem Namen Crowdinvesting bekannt.28 In dieser Form des Crowdfundings bietet der Initiator den Investoren eine Beteiligung an seinem Unternehmen durch den Erwerb von Unternehmensanteilen an. Dabei steht die langfristige Beteiligung der Investoren am Unternehmenserfolg und dessen Rendite im Vordergrund.29 Hierbei wird nicht ein einzelnes Projekt, sondern vielmehr eine komplette Geschäftsidee durch die Crowd finanziert. Da es sich um eine Unternehmensbeteiligung und damit um komplexe wirtschaftliche Vorgänge handelt, sind die rechtlichen, steuerlichen und ökonomischen Details deutlich komplexer als bei anderen Formen des Crowdfundings.30 Es sind meist extrinsische, d.h. finanzielle Faktoren, welche Investoren zu dieser Form des Crowdfundings bewegen. Zumeist werden hierbei Startups finanziert, da durch die frühzeitige Beteiligung am Unternehmen eine hohe Rendite zu erwarten ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Sterblich, U. u. a. (2015), S. 10
2 Vgl.Grummer, J.-M./Brorhilker, J. (2012), abgerufen am 28.02.2016 sowie Süddeutsche Zeitung (2015), abgerufen am 29.02.2016
3 Vgl. Schramm, K./Carstens, J. (2014), S. 45-49
4 Vgl. Crowdsourcing Industry Report (2012), abgerufen am 03.03.2016
5 Das Crowdfunding Informationsportal (2015), abgerufen am 25.02.2016
6 Vgl. BBC (2013), abgerufen am 25.02.2016
7 Vgl. Sixt, E. (2014), S. 56
8 Vgl. Sterblich, U. u. a. (2015), S. 11
9 Vgl. Kollmann, T./Markgraf, D. (2016)
10 Vgl. Schramm, K./Carstens, J., (2014), S. 5
11 Vgl. Siepermann, M./Lackes, R. (2016), abgerufen am 26.02.2016
12 Vgl. Sixt, E. (2014), S. 155
13 Vgl. Grummer, J.-M./Brorhilker, J. (2012), abgerufen am 28.02.2016
14 Vgl. Süddeutsche Zeitung (2015), abgerufen am 29.02.2016
15 Vgl. Begner, J. (2012)
16 Vgl. Waider, C. (2013), S. 43
17 Vgl. ebd.
18 Vgl. Schramm, K./Carstens, J. (2014), S. 19
19 Vgl. Sixt, E. (2014), S. 61
20 Vgl. Schramm, K./Carstens, J. (2014), S. 19
21 Vgl. Schramm, K./Carstens, J. (2014), S. 19
22 Vgl. Sixt, E. (2014), S. 62
23 Vgl. Dragonetti, S./Weiss, E. (2016), S. 153
24 Vgl. Sixt, E. (2014), S. 62
25 Vgl. Sterblich, U. u. a. (2015), S. 199
26 Vgl. Crowdsourcing Industry Report (2012), abgerufen am 03.03.2016
27 Schramm, K./Carstens, J. (2014), S. 8
28 Vgl. Seedmatch (2016), abgerufen am 26.02.2016
29 Vgl. Forster, M. (2013) S. 19
30 Vgl. Sterblich, U. u. a. (2015), S. 13