Der internationale Schüleraustausch in Deutschland am Beispiel des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD)


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Internationaler Schüleraustausch
2.1. Zum Begriff
2.2. Die Ziele
2.3. Der Ablauf
2.3.1. Die Vorbereitung
2.3.2. Der Austausch/Die interkulturelle Begegnung
2.3.3. Die Nachbereitung
2.4. Der Nutzen
2.4.1. Interkulturelles Lernen
2.4.2. Der Nutzen für nicht-fremdsprachliche Fächer

3. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD)
3.1. Allgemeines
3.2. Internationaler Schüleraustausch
3.3. Das Prämienprogramm

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Von vielen Menschen in immer mehr Berufen wird die Fähigkeit und Bereitschaft erwartet, sich mit Menschen einer anderen Nation und Kultur in deren Sprache zu verständigen, was die Beherrschung von Fremdsprachen voraussetzt, und Menschen anderer Kulturen zu verstehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.“[1]

Deshalb ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche von Beginn an interkulturell lernen. Der internationale Schüleraustausch leistet dazu einen wertvollen Beitrag. Den Heranwachsenden wird hier in realen Situationen die Nützlichkeit des Fremdsprachenlernens gezeigt und sie erweitern auf diese Weise ihren Horizont, werden toleranter und weltoffener.

„Grenzüberschreitender Schüleraustausch, so eine selbstverständliche Forderung, soll über den Weg des interkulturellen Lernens zur Völkerverständigung, zur Toleranz und zum Abbau von Vorurteilen beitragen.“[2]

In dieser Arbeit soll die Durchführung des internationalen Schüleraustausches an deutschen Schulen vorgestellt werden. Dazu wird einleitend der Begriff Schüleraustausch erläutert und auf seine Entstehung, seine Ziele und sein Nutzen eingegangen. Anschließend wird beschrieben, wie ein Austausch in Deutschland geplant wird und wie er abläuft.

Als konkretes Beispiel für eine Organisation, die internationalen Schüleraustausch fördert, habe ich den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) gewählt, der Schulen beim Schüleraustausch unterstützt und zusätzlich u.a. noch ein „Prämienprogramm“ anbietet, welches ausländischen Schülern mit hervorragenden Deutschkenntnissen einen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Die bei diesem Programm eigentlich nicht vorgesehenen Gegenbesuche deutscher Schüler finden hier zum Teil auf freiwilliger Basis statt und sind somit ein aktiver Beitrag zur Völkerverständigung.

„Austauschprogramme sollen jungen Menschen die vorerst wertungsfreie Erfahrung der Andersartigkeit des Lebens und Arbeitens im Gastland vermitteln.“[3]

Der PAD hat dieses Konzept bereits in vielen erfolgreichen Jahren umgesetzt.

2. Internationaler Schüleraustausch

2.1. Zum Begriff

Zunächst einmal gilt es zu klären, was genau gemeint ist, wenn von „Internationaler Schüleraustausch“ die Rede ist. Wenn eine Schule ihren Schülern ermöglichen will, eine oder mehrere Fremdsprachen im Ausland zu lernen bzw. das Gelernte dort praktisch anzuwenden und zu verbessern, nimmt sie Kontakt zu ausländischen Schulen auf und gründet zunächst eine Schulpartnerschaft.[4] Die Kontakte entstehen meist aufgrund bereits bestehender Städtepartnerschaften oder persönlicher Bekanntschaften einzelner Lehrer.

Der Schüleraustausch findet also zwischen zwei oder mehr Partnerschulen statt und da diese sich selten (eine Ausnahme wäre zum Beispiel die Schweiz) im selben Land befinden, wird von internationalem Schüleraustausch gesprochen. Der Austausch kann zwischen ganzen Klassen, kleineren Gruppen oder sogar nur einzelnen Schülern stattfinden. Es wird meistens darauf geachtet, dass die jeweiligen Austauschpartner gleich alt und gleichen Geschlechts sind, dies ist vor allem bei einem Einzelaustausch wichtig, da die Schüler hier als Tandempartner ohne begleitende Gruppe in höherem Maße aufeinander angewiesen sind.

„Schüleraustausch gibt es fast in jeder Schule, die Fremdsprachen unterrichtet. Er ist der klassische Fall grenzüberschreitenden Lernens, bei dem fremdsprachliches und interkulturelles Lernen sich miteinander verbinden sollen.“[5]

2.2. Die Ziele

Die Ziele des Schüleraustausches haben sich in Deutschland von den 1950er Jahren bis heute gewandelt.[6]

„Hatte der Schüleraustausch in den Nachkriegsjahrzehnten vor allem das Ziel, Freundschaften über nationale Grenzen hinweg zu fördern und den Frieden sichern zu helfen, so stellt er sich heute als funktionales Bindeglied zwischen eben dieser nationalen Erziehung und der Erziehung zu interkulturellem Verstehen und interkultureller Toleranz, wie sie vor Ort von allen gefordert wird, dar.“[7]

In den 50er und 60er Jahren ging es hauptsächlich darum, die Völker innerhalb Europas miteinander und mit den USA zu versöhnen und die deutsche Schuld abzutragen. Der Gedanke des grenzüberschreitenden Lernens und freundlich gesinnter Kontakte über kulturelle und staatliche Grenzen hinweg sollte wieder geweckt werden und ein neues (europäisches) Einigkeitsgefühl entwickelt werden.

„Die Durchführung internationaler Austauschprogramme erschien damals insofern als das beste Mittel zur Öffnung der Welt und das geeignetste Instrument zur Annäherung der Völker, als durch sie das Kennenlernen des Partners, seiner Sprache, seiner Kultur, seiner Lebensweise und Gedankenwelt möglich wird.“[8]

In den 70er Jahren trat dann schon vermehrt die Absicht des grenzüberschreitenden sozialen Lernens in den Vordergrund und eine „’Emanzipation’ von verkrusteten und autoritären Herrschaftsstrukturen“[9].

Die Ziele in den 80er Jahren sind ähnlich wie die heutigen. Der Schüleraustausch diente zum Kompetenzerwerb in interkulturellem Lernen und Handeln, zur Verbesserung der fremdsprachlichen Leistungen und es wurde ein Erkennen und Verstehen der Gastkultur angestrebt.

Heute kann man die Ziele eines Austausches in drei Kategorien einteilen: Die fremdsprachliche Übung, Europaorientierung und die direkte Verwertung in der Berufsausbildung.[10]:

Die fremdsprachliche Übung während eines Austausches war schon immer ein wichtiges Ziel und ist es auch heute noch, weil die Schüler so die Nützlichkeit des Fremdsprachenlernens erkennen und das Gelernte in realen Situationen anwenden können und wollen. Sie können sich mit Einheimischen in deren Muttersprache unterhalten und so zu einem besseren Verständnis zwischen beiden Kulturen beitragen.

Europaorientierung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Schüler zu einem internationalen Bewusstsein geführt werden sollen, d.h. es soll ein Denken über die nationalen Grenzen hinaus stattfinden. Die Schüler sollen ihre Zukunftspläne auf Europa ausweiten und die Möglichkeit in Betracht ziehen, außerhalb ihres Heimatlandes zu leben und zu arbeiten. Eine Absicht des internationalen Schüleraustausches ist es, dass Kinder und Jugendliche sich auch in einem anderen Land als ihrer Heimat wohl oder sogar zu Hause fühlen. Der Gedanke einer europäischen Gemeinschaft und einer globalisierten Welt spielt dabei eine große Rolle.

Ebenso wichtig ist aber auch die direkte Verwertung in der Berufsausbildung. Für immer mehr Berufe ist es unabdingbar, sich in einer oder mehreren Fremdsprachen verständigen zu können und andere Kulturen und Nationen zu tolerieren und zu verstehen, da oft in multikulturellen und internationalen Teams zusammengearbeitet werden muss. Schon bei der Bewerbung wird ein Kandidat mit Auslandserfahrung wahrscheinlich eher einen Job bekommen als jemand, der noch nie einen längeren Zeitraum im Ausland verbracht hat. Internationale und soziale Kompetenz werden somit immer wichtigere Faktoren im Berufsleben.

„Der Auslandsaufenthalt ist in der Tat das beste Mittel, das Sprechen und Verstehen einer Fremdsprache zu fördern und die Fähigkeit zu erwerben, sich mündlich in der fremden Sprache spontan und gewandt ausdrücken zu können. Die Entdeckung des fremden Landes, seiner Kultur und seiner Menschen steigert andererseits die Motivation der Schüler, eine Fremdsprache zu erlernen und diese nicht nur als Selbstzweck zu betreiben, sondern als Mittel für einen eingehenden Dialog und eine Verständigung mit dem Partner.“[11]

2.3. Der Ablauf

2.3.1. Die Vorbereitung

Der Vorbereitung eines Schüleraustausches wird ebensoviel Bedeutung beigemessen, wie dem Austausch selbst, denn nur wenn die Schüler genügend auf die interkulturelle Begegnungssituation vorbereitet sind und alles gut durchgeplant worden ist, wird der Austausch ein Erfolg.[12]

Es gibt verschiedene Methoden, einen Austausch vorzubereiten. Zum Beispiel können die Schüler Informationen über das Partnerland sammeln und auswerten. Dabei ist darauf zu achten, dass sich keine Vorurteile oder Stereotypen festsetzen. Die Schüler sollten auf die wichtigsten Situationen, mit denen sie konfrontiert werden, sprachlich vorbereitet werden, damit keine unnötigen Hemmungen und Ängste entstehen, weil sie nicht wissen, was sie erwartet und wie sie sich verhalten sollen.

„Die Schüler sollten vor Antritt der Reise genau über das Programm und seine inhaltliche Begründung, über die Lebensbedingungen im Gastland, die Erwartungen der Gastgeber, über handlungs- und erlebniswirksame Merkmale und über kulturelle Standards des Gastlandes informiert sein.“[13]

Um erste Kontakte zu den Austauschpartnern zu knüpfen und erste „echte“ Spracherfahrungen zu machen, können die Schüler Briefe oder E-Mails schreiben. Es gibt außerdem die Möglichkeit, gemeinsame Projekte mit der Partnerschule durchzuführen, das bietet sich vor allem dann an, wenn der Austausch nicht das Erlernen der Sprache als Schwerpunkt hat, sondern von einem nicht-fremdsprachlichen Fach ausgeht, wo es auf Fachwissen ankommt.[14]

Die Schüler sollten im Vorfeld „für die Andersartigkeit und Eigenständigkeit fremder Völker, Nationen und Kulturen“ sensibilisiert werden und im Hinblick darauf versuchen, „deren Werte, Normen, Denk- und Verhaltensweisen zu verstehen und anzuerkennen.“[15]

[...]


[1] Thomas, Alexander: Psychologisch-pädagogische Aspekte interkulturellen Lernens im Schüleraustausch. In: Interkulturelles Lernen im Schüleraustausch. Saarbrücken; Ford Lauderdale: Breitenbach 1988. S. 77. Im Folgenden abgekürzt: Psychologisch-pädagogische Aspekte.

[2] Thomas, Alexander: Interkulturelles Lernen im Schüleraustausch. In: Interkulturelles Lernen im Schüleraustausch. Saarbrücken; Ford Lauderdale: Breitenbach 1988. S. 18f. Im Folgenden abgekürzt: Interkulturelles Lernen.

[3] Bräuer, Georg (Hrsg.): Handreichung für den interkulturellen Schüleraustausch. Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn. Erarbeitet von Lehrerinnen und Lehrern des UNESCO-Schulprojekts unter der Leitung von Wilhelm Wortmann. Bonn: Deutsche UNESCO-Kommission 1991. S. 9. Im Folgenden abgekürzt: UNESCO-Kommission.

[4] G. Böth versteht unter traditionellen Schulpartnerschaften „Kontakte zwischen Schulen, in deren Zentrum die Begegnung von Klassen oder Lerngruppen in Form von gegenseitigen Besuchen steht“. Böth, Gunhild: Schulpartnerschaften: Der Beitrag zum Interkulturellen Lernen. Münster, New York, München u.a.: Waxmann 2001.(= Lernen für Europa; Bd. 6). S. 13.

[5] Virnich, Peter: Schüleraustausch - Eine Chance für Europa? (Neue Lernformen für internationale Begegnungen) In: Lernen für Europa. Neue Horizonte der Pädagogik. Arbeitshilfen für die politische Bildung. Hrsg. v. Verena Artz. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 1994. S. 228.

[6] Vgl. dazu Thomas: Psychologisch-pädagogische Aspekte S. 77f.

[7] UNESCO-Kommission S.5

[8] Schüleraustausch in der Europäischen Gemeinschaft. Venedig Kolloquium, 24.-28. Oktober 1977. Brüssel: Kommission der Europäischen Gemeinschaften 1978. (= Sammlung Studien, Bildungsreihe Nr. 5). S. 48. Im Folgenden abgekürzt: Europäische Gemeinschaft.

[9] Thomas: Psychologisch-pädagogische Aspekte S. 78.

[10] Vgl. Böth S. 14ff.

[11] Europäische Gemeinschaft S. 48.

[12] Vgl. Thomas: Psychologisch-pädagogische Aspekte S. 94.

[13] Thomas: Interkulturelles Lernen S. 49.

[14] Vgl. dazu Reiberg, Ludger: Schüleraustausch als interkulturelle Aktivität. In: Lernen für Europa. Neue Horizonte der Pädagogik. Arbeitshilfen für die politische Bildung. Hrsg. v. Verena Artz. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 1994. S. 225.

[15] Thomas, Alexander (Hrsg.): Interkulturelles Lernen im Schüleraustausch. Saarbrücken; Ford Lauderdale: Breitenbach 1988. (= SSIP Bulletin Nr. 58). S. 8.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der internationale Schüleraustausch in Deutschland am Beispiel des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD)
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Pädagogik)
Veranstaltung
Internationale und interkulturelle Bildungsarbeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V319495
ISBN (eBook)
9783668187559
ISBN (Buch)
9783668187566
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schüleraustausch, internationaler Schüleraustausch, PAD, Pädagogischer Austauschdienst
Arbeit zitieren
Nikola Schulze (Autor:in), 2004, Der internationale Schüleraustausch in Deutschland am Beispiel des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319495

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