Seit den als ‚singende Revolution‘ bezeichneten nationalen Bewegungen, die 1991 schließlich zur Unabhängigkeit von der Sowjetunion führten, sind die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen eigenständige Staaten. Die rund zwei Jahrzehnte alten Republiken gelten inzwischen als konsolidierte Demokratien. Viele Gemeinsamkeiten lassen die Staaten sehr ähnlich erscheinen, neben der Staatsgründung im selben Jahr sind Estland, Lettland und Litauen beispielsweise alle 2004 sowohl der Europäischen Union als auch der NATO beigetreten. Zudem sind alle drei Staaten ähnlich groß, haben eine ähnliche Bevölkerungsstruktur und liegen geographisch in Nordosteuropa am Baltischen Meer dicht beieinander.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten hat Estland, wie sich im Folgenden zeigen wird, inzwischen einen Vorsprung in der Demokratiequalität gegenüber den beiden anderen baltischen Staaten, obwohl alle drei Staaten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf demselben Demokratielevel begonnen haben. Welches sind die Faktoren, die zu dieser höheren Entwicklung geführt haben? Das ist der Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Studie. Zunächst werden einleitend neben den theoretischen Grundlagen und der Methodik auch die Indizes erläutert, die in dieser Studie behandelt werden. Anschließend folgt die Analyse der Variablen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 1.1 Vorstellung der Indizes zur Demokratiemessung
- 1.1.1 BTI
- 1.1.2 Weitere Indizes
- 1.2 Belege für Estlands Vorsprung
- 1.3 Struktureller Funktionalismus
- 1.4 Methodisches Vorgehen
- 1.4.1 Differenzmethode
- 1.4.2 Struktur der Untersuchung
- 2. Vergleich der Funktionsbündel auf Grundlage des BTI 2012
- 2.1 Systemfunktionen
- 2.2 Prozessfunktionen
- 2.3 Policyfunktionen
- 2.4 Zwischenfazit
- 3. Untersuchung der Prozessfunktionen
- 3.1 Parteiensysteme
- 3.2 Verbändesysteme
- 3.3 Wahlsysteme
- 3.4 Zwischenfazit
- 4. Untersuchung der Policyfunktionen
- 4.1 Gewaltenteilung
- 4.2 Korruption
- 4.3 Judikative
- 4.4 Zwischenfazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Bachelorarbeit untersucht die Gründe für Estlands Vorsprung in der Demokratiequalität gegenüber Lettland und Litauen. Es werden die Systemfunktionen, Prozessfunktionen und Policyfunktionen der drei baltischen Staaten anhand des strukturellen Funktionalismus im Vergleich analysiert. Die Arbeit geht von der Annahme aus, dass alle drei baltischen Staaten als konsolidierte Demokratien gelten.
- Demokratiequalität der baltischen Staaten
- Struktureller Funktionalismus
- Systemfunktionen, Prozessfunktionen und Policyfunktionen
- Vergleich der Funktionsbündel in Estland, Lettland und Litauen
- Analyse von Variablen im Kontext der drei Funktionsbündel
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die verwendeten Indizes zur Demokratiemessung, darunter der Bertelsmann Transformation Index (BTI), der Freedom in the World Report, die Political Terror Scale, der Corruption Perception Index und der NGO Sustainability Index for Central and Eastern Europe and Eurasia. Anschließend beleuchtet das Kapitel die Unterschiede in der Demokratiequalität zwischen Estland, Lettland und Litauen anhand der Ergebnisse dieser Indizes und stellt die theoretische Grundlage der Arbeit, den strukturellen Funktionalismus, vor. Schließlich werden die angewandte Differenzmethode und die Struktur der Untersuchung erläutert.
Das zweite Kapitel analysiert die Systemfunktionen, Prozessfunktionen und Policyfunktionen der drei baltischen Staaten auf Grundlage des BTI 2012. Die Ergebnisse zeigen, dass Estland in den Bereichen Prozessfunktionen und Policyfunktionen bessere Bewertungen erhält als Lettland und Litauen. Systemfunktionen werden nicht weiter untersucht, da die Bewertungen in allen drei Staaten sehr ähnlich sind.
Das dritte Kapitel widmet sich einer detaillierten Untersuchung der Prozessfunktionen, also den Parteiensystemen, Verbändesystemen und Wahlsystemen der drei baltischen Staaten. Im Vergleich zeigt sich, dass Estland ein stabileres Parteiensystem und ein besser entwickeltes Verbändesystem aufweist als Lettland und Litauen. Das Wahlsystem Estlands erreicht ein höheres Repräsentationsniveau als das litauische System.
Das vierte Kapitel analysiert die Policyfunktionen, also Gewaltenteilung, Korruption und Judikative, in den drei baltischen Staaten. Die Gewaltenteilung funktioniert in allen Staaten gut, jedoch wird Estland im Bereich der Korruption deutlich besser bewertet als Lettland und Litauen. Die litauische Judikative ist ebenso unabhängig und funktionsfähig wie die estnische, die lettische Judikative weist dagegen aufgrund von Korruptionsproblemen ein niedrigeres Niveau auf.
Schlüsselwörter (Keywords)
Diese Arbeit befasst sich mit der Demokratiequalität von Estland, Lettland und Litauen. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: struktureller Funktionalismus, Systemfunktionen, Prozessfunktionen, Policyfunktionen, Bertelsmann Transformation Index (BTI), Freedom in the World Report, Political Terror Scale, Corruption Perception Index, NGO Sustainability Index for Central and Eastern Europe and Eurasia, Parteiensysteme, Verbändesysteme, Wahlsysteme, Gewaltenteilung, Korruption, Judikative.
- Quote paper
- Urs Schulze (Author), 2012, Die System-, Prozess- und Policyfunktionen der baltischen Staaten im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319555