Nicht erst seit PISA wurde Schule kritisiert und es wurden Verbesserungsvorschläge gemacht. Doch nach PISA und anderen Tests wurden Rufe nach einem `anderen´ Unterricht, nach einer `anderen´ Schule laut.
Der amerikanische Psychologe H. Gardner kritisiert die Schule auf Grund von psychologischen Tests und darauf bezogenen Theorien und formuliert die provokante These, dass die Schule in den meisten Fällen versagen würde – auch dort, wo sie erfolgreich zu sein scheine.
Da Deutschland und die USA im internationalen Vergleich relativ ähnliche Ergebnisse zeigten – beide Länder waren zumeist im Mittelfeld –, können wir schließen, dass Gardners Theorie und Schlussfolgerungen auch für deutsche Schulen gelten können. Der Kern seiner Verbesserungsvorschläge ist die Forderung nach dem sog. selbstregulierten Lernen, wie auch das Deutsche PISA-Konsortium die Eigenständigkeit und Reflexivität beim Lernprozess als bedeutsam erachtet.
Doch wie soll ein Unterricht aussehen, der dieser Forderung nachzukommen hat, und wie eine Schule, in der ein solcher Unterricht stattfinden soll? Was tun die Schüler in diesem Unterricht, und was die Lehrperson? Welche Kompetenzen benötigen sie?
Unabdingbar scheint ein didaktisches Modell, das den Aspekten der Eigenständigkeit genüge leistet. Eigenständiges bzw. selbstreguliertes Lernen bedeutet auch individuelles Lernen – wie plant die Lehrperson den Unterricht für 25 Schüler, die individuell gefördert werden sollen? Und wie beurteilt sie die Leistungen? Die Lernentwicklungsberichte erweisen sich nun als hilfreiche Werkzeuge. Die vorliegende Ausarbeitung versucht, eine Skizze eines Unterrichts zu entwerfen, der `anders´ ist, der womöglich den aktuellen Forderungen entspricht. Es wird sich zeigen, dass das Moment der Eigenständigkeit für den Unterricht und für das Lernen sehr wichtig ist und dass Lernentwicklungsberichte (im folgenden kurz LEB genannt) und Eigenständigkeit sich gegenseitig erfordern. Nachdem Gardners Kritik und seine Theorie erläutert worden sind, sollen Bestandteile seines Schulkonzeptes vorgestellt werden, allen voran das unterrichtliche Setting des Lehrlingsverhältnisses. Dann soll aufgezeigt werden, auf welche Weise der Unterricht im Sinne der Eigenständigkeit geplant werden soll. Die LEB spielen hierbei eine bedeutsame Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gardner und Eigenständigkeit
- Gardners Kritik an Schule
- Gardners Verbesserungsvorschläge
- Die Prinzipien der Eigenständigkeit
- Unterricht mit Eigenständigkeit und LEB
- Ein anderer Unterricht
- Sich gegenseitig erfordernd: LEB und Eigenständigkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung skizziert einen alternativen Unterrichtsansatz, der den Forderungen nach selbstreguliertem Lernen und individueller Förderung gerecht wird. Sie untersucht, wie das Konzept der Eigenständigkeit im Unterricht umgesetzt werden kann und welche Rolle Lernentwicklungsberichte (LEB) dabei spielen. Der Fokus liegt auf der Kritik von Howard Gardner an traditionellen Schulsystemen und der Integration seiner Verbesserungsvorschläge in die Praxis.
- Kritik an traditionellen Unterrichtsmethoden
- Gardners Theorie der multiplen Intelligenzen
- Das Konzept des selbstregulierten Lernens
- Die Bedeutung von Lernentwicklungsberichten (LEB)
- Entwicklung eines alternativen Unterrichtsmodells
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und benennt die Kritik an der traditionellen Schule im Kontext von PISA-Studien und anderen Evaluationen. Sie hebt die Bedeutung von selbstreguliertem Lernen und die Notwendigkeit eines didaktischen Modells hervor, welches die Aspekte der Eigenständigkeit berücksichtigt. Die Arbeit zielt darauf ab, einen alternativen Unterrichtsentwurf zu entwickeln, der die individuellen Lernprozesse der Schüler im Mittelpunkt stellt und die Verwendung von Lernentwicklungsberichten (LEB) integriert.
Gardner und Eigenständigkeit: Dieses Kapitel analysiert Howard Gardners Kritik an der Schule, die auf seiner Theorie der multiplen Intelligenzen basiert. Gardner kritisiert die Fokussierung auf sprachliche und logisch-mathematische Intelligenzen und die Vernachlässigung anderer Intelligenzformen. Er argumentiert, dass die traditionelle Schule in den meisten Fällen versagt, da sie kein echtes Verständnis bei den Schülern fördert, sondern lediglich mechanisches Lernen. Das Kapitel erläutert Gardners unterschiedliche Lerntypen (intuitiv, schulisch, Experte) und seine Forderung nach einem Unterricht, der echtes Verständnis fördert, was wiederum die Eigenständigkeit und Reflexivität der Schüler erfordert.
Unterricht mit Eigenständigkeit und LEB: Dieses Kapitel beschreibt ein alternatives Unterrichtsmodell, welches die Prinzipien der Eigenständigkeit und die Anwendung von Lernentwicklungsberichten (LEB) integriert. Es wird ein Unterrichtssetting vorgestellt, das an das Lehrlingswesen angelehnt ist und die multiplen Intelligenzen der Schüler berücksichtigt. Der Fokus liegt auf der Frage, wie der Unterricht geplant und die Leistungen der Schüler beurteilt werden können, um einer individuellen Förderung gerecht zu werden. Die LEB werden als wichtiges Werkzeug für die Dokumentation und Reflexion des Lernprozesses präsentiert und ihre Bedeutung für die gegenseitige Forderung von Eigenständigkeit und individueller Lernentwicklung betont.
Schlüsselwörter
Integrationspädagogik, Eigenständigkeit, selbstreguliertes Lernen, Lernentwicklungsberichte (LEB), multiple Intelligenzen, Howard Gardner, individuelles Lernen, alternativer Unterricht, Lernprozess, Reflexivität, echtes Verständnis.
Häufig gestellte Fragen zu: Alternativer Unterrichtsansatz nach Howard Gardner
Was ist das Thema der Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung beschreibt einen alternativen Unterrichtsansatz, der selbstreguliertes Lernen und individuelle Förderung durch die Integration von Eigenständigkeit und Lernentwicklungsberichten (LEB) ermöglicht. Der Fokus liegt auf der Kritik von Howard Gardner an traditionellen Schulsystemen und der Umsetzung seiner Verbesserungsvorschläge.
Welche Kritik an der traditionellen Schule übt Howard Gardner?
Gardner kritisiert die Fokussierung traditioneller Schulen auf sprachliche und logisch-mathematische Intelligenzen und die Vernachlässigung anderer Intelligenzformen. Er sieht ein Versagen darin, dass lediglich mechanisches Lernen statt echtes Verständnis gefördert wird. Er unterscheidet verschiedene Lerntypen (intuitiv, schulisch, Experte) und fordert Unterricht, der echtes Verständnis und somit Eigenständigkeit und Reflexivität fördert.
Welche Rolle spielen Lernentwicklungsberichte (LEB)?
LEB sind ein wichtiges Werkzeug zur Dokumentation und Reflexion des Lernprozesses. Sie unterstützen die individuelle Förderung und spielen eine entscheidende Rolle im beschriebenen alternativen Unterrichtsmodell, welches Eigenständigkeit und individuelle Lernentwicklung gegenseitig fördert.
Wie sieht das alternative Unterrichtsmodell aus?
Das vorgeschlagene Modell ist an das Lehrlingswesen angelehnt und berücksichtigt die multiplen Intelligenzen der Schüler. Es legt Wert auf eine individuelle Förderung und die Planung des Unterrichts, die die Bewertung der Schülerleistungen entsprechend berücksichtigt. Die LEB sind integraler Bestandteil dieses Modells.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Integrationspädagogik, Eigenständigkeit, selbstreguliertes Lernen, Lernentwicklungsberichte (LEB), multiple Intelligenzen, Howard Gardner, individuelles Lernen, alternativer Unterricht, Lernprozess, Reflexivität und echtes Verständnis.
Welche Kapitel umfasst die Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zu Gardner und Eigenständigkeit (inkl. Gardners Kritik an der Schule und seinen Verbesserungsvorschlägen), ein Kapitel zum Unterricht mit Eigenständigkeit und LEB und abschließend ein Fazit.
Welche Zielsetzung verfolgt die Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung skizziert einen alternativen Unterrichtsansatz, der den Forderungen nach selbstreguliertem Lernen und individueller Förderung gerecht wird und untersucht die Umsetzung des Konzepts der Eigenständigkeit im Unterricht sowie die Rolle von Lernentwicklungsberichten (LEB).
- Quote paper
- Holger Vos (Author), 2003, Eigenständigkeit, Lernentwicklungsbericht und Kompetenz - Momente eines 'anderen' Unterrichts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31977