Zu kaum einem anderen Herrscher gehen die Meinungen der Zeitgenossen und gleichsam die der Historiker weiter auseinander als bei dem staufischen Kaiser Friedrich II. (1194-1250), der gleichzeitig wohl einer der bekanntesten Herrscher des Mittelalters ist. So formulierte beispielsweise der Historiker Johannes Haller (1865-1947), dass Friedrich II. „der erste Ausländer auf dem deutschen Throne“ gewesen sei. Die Kontroverse über den Staufer setzte bereits in dessen Wirkungszeit ein und hält bis zum heutigen Tag bei Historikern an.
Doch warum gehen die Meinungen über diesen Herrscher so weit auseinander? Was machte ihn als Persönlichkeit und seine Herrschaft so einzigartig und wodurch unterschied er sich zu seinen Zeitgenossen? Warum pflegte er solch enge Kontakte zu muslimischen Wissenschaftlern, Gelehrten und Politikern? Wieso siedelte er die aus Sizilien vertriebenen Sarazenen mitten in Italien an und dies in einer Zeit, in der die Mehrheit der Herrscher Europas versuchten, die „Ungläubigen“ im Heiligen Land zu besiegen?
In meiner Arbeit möchte ich diesen Fragen nachgehen und mich dabei insbesondere auf sein Königreich Sizilien und die Sarazenenstadt Lucera konzentrieren, die in dieser Thematik wohl eine herausragende Rolle spielt. Dabei halte ich es für unabdingbar, zuerst die Vorgeschichte in Sizilien und die Umstände der Gründung der Stadt zu erläutern. Weiterhin möchte ich darstellen, in welchem Abhängikeitsverhältnis die Stadt zu verankern ist und welche Rechte und Pflichten sie hatte.
Im weiteren Verlauf meiner Arbeit gehe ich der Frage nach, wie der Umgang Friedrichs mit den Sarazenen von dessen Zeitgenossen aufgenommen wurde und welche Konflikte sich daraus ergaben. Zudem werde ich thematisieren, welche Beziehung Friedrich zum Islam hatte. Den Konflikt Friedrichs II. mit dem Papsttum werde ich in meiner Arbeit zwar anschneiden, allerdings nicht weiter vertiefen, da dies für diesen Rahmen zu komplex und umfassend ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Friedrich II. und sein Königreich Sizilien
- Die Stadt Lucera
- (Neu-)Gründung der Stadt
- (Un-)Abhängigkeiten und Dienste der Sarazenen
- Reaktionen auf die Umsiedlung der Sarazenen
- Reaktionen der Christenheit
- Reaktionen der Muslime
- Friedrich und der Islam
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Persönlichkeit und Herrschaft von Kaiser Friedrich II. (1194-1250) und untersucht dabei insbesondere seine Beziehung zu den Sarazenen und seine Politik im Königreich Sizilien. Der Fokus liegt auf der Gründung und Entwicklung der Sarazenenstadt Lucera und den Reaktionen auf Friedrichs Umgang mit den Muslimen. Die Arbeit beleuchtet außerdem Friedrichs Verhältnis zum Islam und untersucht, inwiefern seine Handlungen mit den Erwartungen seiner Zeitgenossen übereinstimmten.
- Friedrich II. und seine Herrschaft im Königreich Sizilien
- Die Gründung und Entwicklung der Stadt Lucera
- Der Umgang Friedrichs II. mit den Sarazenen
- Die Reaktionen der christlichen und muslimischen Welt auf Friedrichs Politik
- Friedrichs II. Verhältnis zum Islam
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische und politische Situation in Sizilien zur Zeit Friedrichs II. und stellt dar, wie die Sarazenen in die Inselgesellschaft integriert waren. Das zweite Kapitel widmet sich der Gründung der Stadt Lucera und erläutert die Gründe für die Umsiedlung der Sarazenen sowie die besondere Situation der Stadt als autonomes muslimisches Zentrum. Das dritte Kapitel untersucht die Reaktionen der Christenheit und der Muslime auf Friedrichs Politik gegenüber den Sarazenen und stellt die Konflikte und Spannungen dar, die daraus entstanden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Friedrich II., Sarazenen, Lucera, Islam, Sizilien, Königreich Sizilien, Kreuzzug, Christenheit, Muslime, Politik, Herrschaft, Integration, Konflikte.
- Arbeit zitieren
- Martin Kliebe (Autor:in), 2012, Friedrich II. und der Islam. Über seinen Umgang mit den Sarazenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319789