Protest ist ein soziales Phänomen, das die moderne Gesellschaft charakterisiert. Dauert der Protest an und mobilisiert Anhänger, entsteht eine soziale Bewegung. Eine soziale Bewegung nimmt sich eines Themas an und bewirkt mit ihrem Protest, dass sich die Politik mit den Forderungen der sozialen Bewegungen auseinandersetzt.
Ein eindrucksvolles Beispiel für den Einfluss von sozialen Bewegungen auf die Politik bildet die Anti-Atomkraftbewegung: 2011, nach dem Atomreaktorunglück im japanischen Fukushima, erlebte diese Bewegung eine Renaissance. Sie veranstaltete Demonstrationen gegen die deutsche Energiepolitik, mobilisierte Anhänger und setzte die Regierung so unter den Druck, sich des Themas anzunehmen. Schlussendlich erklärte die Regierung die Abkehr von der Atomenergie in Deutschland.
Soziale Bewegungen sind facettenreich in ihren Themen und umfassen das gesamte politische Spektrum zwischen links und rechts. Das Auftreten von Protestaktionen und sozialen Bewegungen bedeutet nicht nur für die Politik eine Herausforderung, sondern auch für die Wissenschaft. Um das Phänomen der sozialen Bewegung zu erfassen, hat sich in den letzten Jahrzehnten in den Sozialwissenschaften die Fachdisziplin der Bewegungsforschung aus-gebildet. Diese Forschung ergründet die Entstehungs-, Mobilisierungs-, und Erfolgsfaktoren sozialer Bewegungen. Auch Niklas Luhmann hat sich unabhängig von der Bewegungsforschung mit sozialen Bewegungen beschäftigt. So attestiert Luhmann sozialen Bewegungen vor dem Hintergrund seiner Systemtheorie, dass diese die einzigartige Funktion übernehmen, Themen aufzugreifen, die kein anderer Gesellschaftsbereich wahrnimmt. Mit ihrem Protest leisten sie somit eine gesellschaftliche Selbstreflexion. In der vorliegenden Arbeit soll daher der folgender Frage nachgegangen werden: Welchen Beitrag leistet Luhmanns Systemtheorie zur Erforschung von sozialen Bewegungen?
Inhaltsverzeichnis
- Politik und Protest - eine Einleitung.
- Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann – Grundlagen
- Die funktionale Differenzierung der modernen Gesellschaft.
- System/Umwelt-Differenz.
- Binäre Codierung und Autopoiesis
- Kommunikation.
- Beobachtung.
- Luhmanns Konzeption von Protestbewegungen
- Die Unterscheidung von Risiko und Gefahr
- Protestbewegungen als soziale Systeme
- Protestbewegungen und Risiko/Gefahr.
- Codierung und Programm.
- Systemstatus.
- Gesellschaftliche Funktion von Protestbewegungen...
- Massenmedien als Umwelt von Protestbewegungen.
- Massenmedien als Funktionssystem der Gesellschaft.
- Massenmedien als Katalysator von Protest.
- Das politische System als Umwelt von Protestbewegungen ...
- Das politische System als Funktionssystem der Gesellschaft.
- Das politische System als Adressat von Protest.
- Die Systemtheorie Luhmanns und die Bewegungsforschung.
- Entwicklung der Bewegungsforschung ..
- Die Konzeption der neuen sozialen Bewegungen.
- Kritik innerhalb der Bewegungsforschung.
- Die marginalisierte Position der Systemtheorie in der Bewegungsforschung....
- Gründe der Ablehnung Luhmanns Theorie in der Bewegungsforschung
- Kritik am Universalitätsanspruch..
- Kritik am Begriff Protestbewegungen..
- Kritik an binärem Code ......
- Mangel an kritischer Distanz der Bewegungsforschung
- Nutzen der Systemtheorie für die Bewegungsforschung - Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Beitrag der Systemtheorie Niklas Luhmanns zur Erforschung sozialer Bewegungen. Sie befasst sich mit der Frage, wie Luhmanns Theorie die Entstehung, Mobilisierung und den Erfolg von Protestbewegungen erklärt.
- Die Grundlagen der Systemtheorie nach Luhmann, insbesondere die Konzepte der funktionalen Differenzierung, der System/Umwelt-Differenz, der binären Codierung und der Autopoiesis.
- Luhmanns Konzeption von Protestbewegungen als soziale Systeme und ihre Rolle im Verhältnis zu den Systemen der Massenmedien und der Politik.
- Die Entwicklung der Bewegungsforschung und die Gründe für die marginalisierte Position der Systemtheorie in dieser Disziplin.
- Die Kritik an Luhmanns Theorie in der Bewegungsforschung, insbesondere die Kritik am Universalitätsanspruch, am Begriff Protestbewegungen und am binären Code.
- Der potenzielle Nutzen der Rezeption von Luhmanns Theorie für die Bewegungsforschung.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung in das Thema Politik und Protest, indem es die Bedeutung von Protestbewegungen in der modernen Gesellschaft beleuchtet. Es werden Beispiele für erfolgreiche Protestbewegungen wie die Anti-Atomkraftbewegung und Pegida vorgestellt und die Rolle der Bewegungsforschung im Kontext der Erforschung sozialer Bewegungen erläutert.
Kapitel zwei stellt die Grundlagen der Systemtheorie nach Niklas Luhmann dar. Es werden die zentralen Konzepte der funktionalen Differenzierung, der System/Umwelt-Differenz, der binären Codierung und der Autopoiesis erläutert, die für das Verständnis von Luhmanns Gesellschaftstheorie und seiner Konzeption von sozialen Bewegungen relevant sind.
Kapitel drei beleuchtet Luhmanns Konzeption von Protestbewegungen. Es wird untersucht, wie Luhmann Protestbewegungen als soziale Systeme beschreibt und welche Rolle sie im Verhältnis zu den Systemen der Massenmedien und der Politik spielen.
Kapitel vier widmet sich der Bewegungsforschung und ihrer Entwicklung. Es werden die Konzepte der neuen sozialen Bewegungen und die Kritik an Luhmanns Theorie innerhalb der Bewegungsforschung diskutiert.
Kapitel fünf analysiert die Gründe für die marginalisierte Position von Luhmanns Theorie in der Bewegungsforschung und untersucht den potenziellen Nutzen der Rezeption von Luhmanns Theorie für die Bewegungsforschung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der Systemtheorie, wie funktionale Differenzierung, System/Umwelt-Differenz, binäre Codierung, Autopoiesis, und deren Relevanz für die Analyse von Protestbewegungen. Weitere wichtige Begriffe sind: soziale Bewegung, Massenmedien, Politik, Bewegungsforschung, neue soziale Bewegungen.
- Arbeit zitieren
- Anna Mimikri (Autor:in), 2015, Niklas Luhmanns systemtheoretische Konzeption von Protestbewegungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319792