Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffserklärung Unterrichtseinstieg:
3. Unterrichtseinstiege und ihre didaktischen Funktionen
3.1. Stundeneröffnungsrituale
3.2. Übungen zum stofflichen Aufwärmen
3.3. Thematischer Unterrichtseinstieg
4. Ausgewählte Formen des Themeneinstiegs
4.1. Lehrervortrag
4.2. Die Methode der Gruppenarbeit
4.3. Brainstorming
4.4. Rollenspiel
4.5. Fantasiereise
5. Fußball WM 2010 in Südafrika: Welche Methode eignet sich am besten um in das Thema einzusteigen?
5.1. Das Thema „Fußball WM 2010 in Südafrika“: Gruppenarbeit
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Anmerkungen
1. Einleitung
„Ziel von Unterricht ist es Lernen durch Lehren anzuregen und zu unterstützen.“i Dabei spielt der Beginn der Unterrichtseinheit eine wichtige Rolle, denn mit einem gelungenen Unterrichtseinstieg kann Motivation gefördert und neugierig gemacht werden auf das was kommt. Das Lernen kann den Schülern also schmackhaft gemacht werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten in den Unterricht einzusteigen. Doch was ist der „gelungene Unterrichtseinstieg“? Gibt es den einen, den richtigen Unterrichtseinstieg? Woran erkenne ich ob eine bestimmte Form des Einstiegs sinnvoll ist oder nicht? Unterrichtseinstiege sind planbar aber ob und inwieweit sie durchführbar sind hängt von vielen Faktoren ab.
Leider ist in der Literatur speziell zu dem Thema des Unterrichtseinstieges nicht besonders viel zu finden. Ich werde mich im Folgenden daher größtenteils an Meyer Hilbert, Johannes Greving und Liane Paradies orientieren und versuchen den Begriff des Unterrichtseinstieges sowie seine didaktischen Funktionen zu definieren. In erster Linie beschäftige ich mich in dieser Arbeit nicht mit Stundeneröffnungen, sondern mit dem Einstieg in ein neues Thema. Der thematische Unterrichtseinstieg ist jedoch verbunden mit einem Stundenbeginn; ist von ihm kaum trennbar. Deshalb werde ich im ersten Teil der Arbeit Stundeneröffnungsrituale und Übungen zum stofflichen Aufwärmen kurz skizzieren und dann ausführlicher auf den thematischen Einstieg eingehen. Im zweiten Teil stelle ich ausgewählte Methoden als Möglichkeit des Themeneinstiegs vor und prüfe einige von ihnen abschließend auf ihre Brauchbarkeit in Bezug auf das Thema „Fußball WM 2010 in Südafrika“.
2. Begriffserklärung Unterrichtseinstieg:
Der Begriff des Einstiegs meint die erste Phase des Unterrichts, die Aktivität auf Schüler- und Lehrerseite erfordert. Sie kann grundlegend für den gesamten Stundenverlauf sein.ii Wie bereits erwähnt kann man in Bezug auf den Unterrichtseinstieg unterscheiden zwischen Stundeneinstieg und dem Einstieg in ein neues Thema.iii Der Stundeneinstieg kann aber zusammenfallen mit dem thematischen Einstieg, jedoch beginnt nicht jede Stunde mit einem neuen Thema, weshalb dies nicht den Regelfall darstellt.iv
Nach Greving, Paradies können sowohl begrifflich als auch inhaltlich folgende Einstiegsformen in den Unterricht unterschieden werden: Stundeneröffnungsrituale, Übungen zum stofflichen Aufwärmen und der thematischer Unterrichtseinstieg, bei dem es in erster Linie um methodische Formen zur Eröffnung eines neuen Themenbereiches geht.
3. Unterrichtseinstiege und ihre didaktischen Funktionen
Eine Einstiegsphase darf und kann nicht reduziert werden auf ein „Anhängsel des Unterrichtsinhaltes“v, sondern ist eine eigenständige Phase mit bestimmten didaktischen Funktionen.
Im Folgenden werde ich mich mit didaktischen Funktionen von Unterrichtseinstiegen auseinandersetzen. Wie bereits in der Einleitung erwähnt werde ich die Bedeutung und Funktion von Stundeneröffnungsritualen und Übungen zum stofflichen Aufwärmen kurz erläutern und anschließen ausführlicher auf den thematischen Unterrichtseinstieg eingehen.
3.1. Stundeneröffnungsrituale
Johannes Greving und Liane Paradies definieren den Begriff „Stundeneröffnungsrituale wie folgt: „Stundeneröffnungsrituale bestehen aus immer wiederkehrenden und daher sofort verständlichen, verkürzten und ritualisierten Handlungen, die vielfach in symbolischen Andeutungen mit Aufforderungscharakter verdichtet sind. Gemeinsam ist allen Eröffnungsritualen das Prinzip der „Vorphase“ vor dem Beginn der eigentlichen fachlichen Arbeit, die Lehrerin oder der Lehrer kommt nicht sofort zur Sache.“vi
Durch Stundeneröffnungsrituale werden die Schüler nicht in ein neues Unterrichtsthema eingeführt sondern sollen zur Arbeit in einem bereits bekannten Bereich motiviert werden indem zu Beginn der Unterrichtsstunde eine klare Unterrichtsstruktur geschaffen wird durch Rituale wie zum Beispiel die gemeinsame Begrüßung, das Aufstehen bei der Begrüßung oder den tägliche Morgenkreis. Diese Rituale laufen meist stereotypisch ab und wirken beruhigend und disziplinierend auf die Schüler.vii Außerdem „ermöglichen die Unterrichtseinstiegsrituale dann, wenn sie richtig eingesetzt werden, Ruhe und Konzentration auf das Kommende“.viii Nach Thömmes sind Rituale wichtig, da das Wiedererkennen einer Situation Sicherheit verschafft, eine vertraute Handlung bei den Schülern Ängste abbaut und die Situation berechenbar macht.ix
Manch einem wird ein solches, sich täglich wiederholendes Ritual als reine Zeitverschwendung erscheinen doch dieser „auftretende minimale Zeitverlust wird durch die Erhöhung der Konzentration (auf Schüler sowie auch auf Lehrerseite) mehr als ausgeglichen“.x
„Entlastende und entspannende Übungen schaffen Offenheit für Lernbereitschaft“.xi
3.2. Übungen zum stofflichen Aufwärmen
Übungen zum stofflichen Aufwärmen sind ebenso wie Stundeneröffnungsrituale als Widereinstieg in bereits Bekanntes zu beschreiben. Durch die tägliche Hausaufgabenkontrolle o.Ä. wird zu Beginn der Stunde in kurzer und komprimierter Form an den Stoff der vergangenen Stunde angeknüpft. Greving, Paradies plädieren dafür, diesen Kontrolleinstieg durch Methodenwechsel fantasievoll und abwechslungsreich zu gestalten, damit nicht bereits zu Stundenbeginn die „Angst vor dem Drankommen“ das vorherrschende Gefühl des Schülers darstellt.xii Wiederholungsübungen jeglicher Form ermöglichen den Schülern die Selbstkontrolle und nicht zuletzt dem Lehrer die Kontrolle darüber, „wie genau die Lernziele der letzten Stunde erreicht worden sind und welche Defizite noch aufgearbeitet werden müssen“.xiii Desweiteren geben sie den Schülern eine „strukturierende Gedächtnishilfe zur (…) Rekonstruktion der in der vorigen Stunde erlernten Kenntnisse, Fähigkeiten oder Fertigkeiten“.xiv
3.3. Thematischer Unterrichtseinstieg
Zu Beginn einer jeden Unterrichtseinheit steht der Lehrer vor der Frage: Wie führe ich meine Schüler an das neue Thema heran? „Dabei geht es zunächst nicht um das Thema selbst sondern um die grundsätzliche Lernbereitschaft und Lernlust“.xv Der thematische Unterrichtseinstieg soll neugierig machen auf das was kommt und Interesse beim Schüler wecken. Damit das passiert, müssen die Schüler selbst „eine Haltung des Fragens und Suchens und eine Bereitschaft zum eigenverantwortlichen Handeln entwickeln“.xvi
„Der Unterrichtseinstieg soll – mit unmittelbarer oder mittelbarer Hilfe des Lehrers - die Schüler für das Thema und das Thema den Schülern erschließen.“xvii Hier geht es um einen „Prozess der doppelseitigen Anerkennung“xviii: Das Thema soll also so aufgearbeitet werden, dass es für die Schüler verständlich und zugänglich gemacht wird, gleichzeitig „sollen sich auch die Schüler auf das Thema zubewegen“.xix
Ein thematischer Unterrichtseinstieg kann und soll eine Reihe von didaktischen Funktionen erfüllen.
Hilbert Meyer hat fünf zentrale Kriterien für einen gelungenen Unterrichtseinstieg aufgestellt:xx
1.Der Einstieg soll den Schülern einen Orientierungsrahmen vermitteln.
2.Der Einstieg soll in zentrale Aspekte des Themas einführen.
3.Der Einstieg soll an das Vorverständnis der Schüler anknüpfen.
4.Der Einstieg soll die Schüler disziplinieren.
5.Der Einstieg soll den Schülern möglichst oft einen handelnden Umgang mit dem Thema ermöglichen.
Einen Orientierungsrahmen schaffen
„Die Orientierung der Schüler soll dazu dienen, sie mit der Zielstellung der Stunde vertraut zu machen.“xxi Hierbei ist es wichtig, dass der Lehrer seinen Schülern genau erklärt, wie er das neue Thema erarbeiten will. „Er muss die Schüler über den Umfang, die Aspekte und Dimensionen des neuen Themas informieren; er sollte zeigen, mit welchen Methoden und Verfahren am Thema gearbeitet werden kann.“xxii Da nur der Lehrer alleine einen Überblick über das gesamte Thema hat, sollte er zumindest „in der ersten Phase des Einstiegs in der Regel eine führende und aktive Rolle übernehmen“.xxiii Dieser informierende Unterrichtseinstieg steuert und ordnet, bietet eine klare Präsentation und Begründung des geplanten Unterrichtsverlaufs. Um den Schülern den Einstieg in ein neues Thema zu erleichtern und zu veranschaulichen, ist es wichtig, nicht nur verbal auf die Thematik einzugehen, sondern Hilfsmittel wie zum Beispiel die Tafel und Arbeitsblätter zu verwenden. Auch sollte darauf geachtet werden, dass die Form des Einstiegs in ein neues Thema nicht zur Routine wird, also immer wieder in gleicher Art und Weise vorgetragen wird, da dies manche Schüler überfordern kann: „Gerade leistungsschwächere Schüler können mit der Information über den geplanten Unterrichtsverlauf oft wenig anfangen; noch weniger hilft es ihnen, wenn der Lehrer nichts anderes tut, als die Lehrziele der neuen Unterrichtseinheit auf abstraktem Niveau zu erläutern.“xxiv
Zum Kern der Sache kommen
„Ein gut gemachter Einstieg führt ins Zentrum; er ist so etwas wie eine Schlüsselszene, von der aus das ganze neue Lerngebiet erschlossen werden kann.“xxv Im Themeneinstieg soll der Lehrer also direkt zum Kern der Sache kommen. Er sollte nicht versuchen die Schüler über einen zwar interessanten, aber nebensächlichen Teilaspekt des Themas zu motivieren und so die Unterrichtsphase einzuleiten, da dies über kurz oder lang nur zum Unmut der Schüler führt, „weil sie sich vom Lehrer verschaukelt und getäuscht fühlen“ würden.xxvi Ein interessanter und motivierender Einstieg führt zu Enttäuschung und Frustration bei den Schülern, wenn anschließend ein ansonsten trockener Unterrichtablauf folgt, der die geweckten Interessen nicht fortlaufend aufnimmt.
Das Vorverständnis der Schüler beachten
Der Einstieg muss unbedingt die Vorerfahrungen und das Vorwissen der Schüler mit dieser oder einen ähnlichen Sache berücksichtigen: Wie sehen die Einstellungen, Interessen und Haltungen der Schüler dem Thema gegenüber aus? Haben sie eventuell bereits positive oder negative Erfahrungen gemacht? Was bringen die Schüler aus dem Zeitabschnitt vor dieser Unterrichtsstunde mit? D.h.: „Wo holt man die Schüler ab?“xxvii
Bei der Umsetzung dieses dritten Kriteriums sollte man nach Hilbert Meyer folgende Punkte beachten: „1. Der Lehrer soll sich auf die Vorkenntnisse der Schüler beziehen. 2. Der Lehrer soll sich auf die Sprache, die Denk- und Weltbilder der Schüler beziehen (was nicht heißt, dass er die Sprache der Schüler imitieren, sondern sie selbst erst einmal verstehen lernen soll). 3. Der Lehrer soll sich in die Handlungslogik der Schüler hineindenken, aber dennoch deutlich machen, dass er eigene und sinnvolle Lehrziele verfolgt. 4. Der Lehrer soll ein Unterrichtklima schaffen, in dem sich die Schüler wohl und angenommen fühlen, so dass sie bereit sind, ihr Vorverständnis zum neuen Thema zu artikulieren.“xxviii
Eine disziplinierte Arbeitshaltung erstellen
„Die Disziplin des Schülers hat eine äußere, beobachtbare und eine innere, nur aus dem Verhalten zu erschließende Seite.“xxix Die äußere Disziplin konzentriert sich auf die ruhige und sachbezogene Bereitschaft, die Innere bezieht sich auf die innere Ruhe, Neugierde und das „Sich-Öffnen gegenüber dem neuen Thema“.xxx Über die äußere Herstellung von Ruhe und Aufmerksamkeit kann im Idealfall diese innere Disziplin hergeleitet werden: „Innere und äußere Seite zusammen ergeben (dann) das, was wir „Arbeitshaltung“ des Schülers nennen.“xxxi Das Ziel des Lehrers soll es sein, „die Fremddisziplin schrittweise in Selbstdisziplin zu überführen“xxxii und so den Schüler dazu zu bringen, sich von sich selbst aus in ein Thema einzufinden und dieses zu erarbeiten: Die „Bewährungsprobe kommt dort, wo die Schüler ohne unmittelbare Aufsicht des Lehrers arbeiten!“xxxiii
Einen handelnden Umgang mit dem Thema ermöglichen
„Alle methodische Kunst liegt darin, tote Sachverhalte in lebendige Handlungen zurückzuverwandeln, aus denen sie entsprungen sind.“xxxiv Dass der Lehrer in der Eröffnungsphase der Unterrichtsstunde gezielt entsprechende Anregungen zum selbständigen Handeln der Schüler geben muss, darf nicht vergessen werden. Der Schüler soll „an sich selbst erfahren und erproben können, wo das neue Thema für ihn interessant ist, wo sie eigene Stärken oder Schwächen haben“.xxxv
4. Ausgewählte Formen des Themeneinstiegs
Im Folgenden werde ich einige mögliche Formen des thematischen Unterrichtseinstiegs vorstellen. Dazu werde ich auf eine Form des informierenden Unterrichtseinstiegs, den Lehrervortrag, eingehen und anschließend ausgewählte Methoden darstellen, die sich auf Schülerselbständigkeit und Handlungsorientiertheit stützen.
[...]
i Blömeke, Sigrid, Herzig, Bardo, Tulodziecki, Gergard: Gestaltung von Unterricht. Eine Einführung in die Didaktik. Bad Heilbrunn 2004 S. 15
ii Vgl. Thömmes, Arthur: Produktive Unterrichtseinstiege. 100 motivierende Methoden für die Sekundarstufen. Mülheim an der Ruhr 2005 S. 9
iii Vgl. Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II: Praxisband. Frankfurt am Main 1987 S. 122
iv Vgl. Greving, Johannes, Paradies, Liane: Unterrichtseinstiege. Ein Studien- und Praxisbuch. Berlin 1996 S. 15 f
v Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 17
vi Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 27
vii Vgl. Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 27
viii Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 27
ix Thömmes, Arthur. 2005 a. a. O. S. 20
x Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 29
xi Thömmes, Arthur. 2005 a. a. O. S. 14
xii Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 30
xiii Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 30
xiv Greving, Johannes, Paradies, Liane. 1996 a. a. O. S. 30
xv Vgl. Thömmes, Arthur. 2005 a. a. O. S. 48
xvi Thömmes, Arthur. 2005 a. a. O. S. 48
xvii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 123
xviii Vgl. Klafki, Wolfgang: Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. 1963 S. 44 u. S. 134 In: Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 123
xix Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 123
xx Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 129 ff
xxi Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 130
xxii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 130
xxiii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 130
xxiv Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 131
xxv Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 131
xxvi Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 131
xxvii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 132
xxviii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 132
xxix Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 133
xxx Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 133
xxxi Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 133
xxxii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 133
xxxiii Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 133
xxxiv Roth, Heinrich: Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens. Hannover 1963 S. 116 In: Meyer Hilbert. 1987 a. a. O. 134
xxxv Meyer, Hilbert. 1987 a. a. O. S. 133