Die gesellschaftliche und politische Funktion der Kunst. Zur Bestimmung der Bildenden Künste bei Hegel und in der Kunstgeschichtsforschung


Hausarbeit, 2015

19 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1.Die Kunstformen

2.Hegels Charakteristik der Künste

3.Bestimmung der gesellschaftlichen und politischen Funktion der bildenden Künste bei Hegel
3.1 Architektur
3.2 Skulptur
3.3 Malerei

4.Bestimmung der gesellschaftlichen und politischen Funktion der bildenden Künste in der Kunstgeschichte
4.1 Architektur
4.2 Skulptur
4.3 Malerei

5.Zusammenfassung

6.Literaturverzeichnis

Einleitung

Im Verlaufe seiner Vorlesung über die Philosophie der Kunst aus dem Jahre 1823 geht Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) in der Weise vor, dass er nach einer längeren Einleitung in einem ersten Teil, dem Allgemeinen Teil, zunächst die Idee und das Ideal, sowie auch die geschichtliche Konkretion des Ideals in den drei Kunstformen behandelt. Anschließend setzt er sich im Besonderen Teil mit den unterschiedlichen Kunstgattungen auseinander. Innerhalb dieses Systems geht er von der symbolischen über die klassische zu den romantischen Künsten und beschreibt die Entwicklung im System der einzelnen Künste von der Architektur und Skulptur zu den romantischen Künsten Malerei, Musik und Poesie. Die vorliegende Hausarbeit soll sich mit Hegel und mit der gesellschaftlichen und politischen Funktion der Kunst beschäftigen. Dabei beziehe ich mich nur auf die Bestimmung der Bildenden Künste, sowohl bei Hegel als auch in der Kunstgeschichtsforschung. In der gesamten Hausarbeit werde ich mich auf die oben genannte Vorlesung beziehen und der Frage nachgehen, ob es eine politische Funktion der Kunst bei Hegel gibt oder ob er sich auf die Bestimmung der gesellschaftlichen Funktion der Kunst beschränkt. Zunächst beschäftige ich mich mit den von Hegel bestimmten Kunstformen. Nicht alle der drei Kunstformen können als das Ideal gelten, da sich in der Darstellung der einzelnen Kunstformen die Idee und der Gehalt in unterschiedlichen Verhältnissen befinden. Dies werde ich im nächsten Kapitel erörtern und möchte die Besonderheiten der drei Kunstformen darstellen. Im Kapitel zwei meiner Hausarbeit werde ich Hegels Charakteristik der Künste erläutern und dabei das sichtbare Sinnliche der bildenden Künste aufzeigen. Diese Klasse teilt sich in drei Künste, die Architektur, die Skulptur und die Malerei. Diese drei Künste greife ich im Kapitel drei und vier meiner Hausarbeit wieder auf und bestimme deren gesellschaftliche und politische Funktion bei Hegel und in der Kunstgeschichte. Im vierten Kapitel habe ich je ein Beispiel zur Architektur, der Skulptur und der Malerei aus dem Funkkolleg: eine Geschichte der Kunst im Wandel ihrer Funktionen Kunst, das von Werner Busch herausgegeben wurde herausgesucht. Bei der Architektur habe ich als Beispiel das Rathaus von Bremen gewählt, bei der Skulptur das Hermannsdenkmal und im Unterkapitel Malerei behandle ich die Lossagung der Vormundschaft des Papstes der englischen Kirche.

Im Schlussteil meiner Hausarbeit werde ich die wichtigsten Inhalte zusammenfassen und abschließend auf meine Fragestellung eingehen.

1. Die Kunstformen

Hegel unterscheidet drei allgemeine Kunstformen: die symbolische, die klassische und die romantische Kunstform. Die Darstellung Hegels ist historisch geleitet und ebenfalls in drei geschichtliche Epochen unterteilt. In der orientalischen Weltanschauung wird das Bewusstsein des Natürlichen künstlerisch gestaltet und die symbolische Kunstform kommt hier zu seiner höchsten Vollendung. In der graeco-romanischen ist es das Bewusstsein des Menschlichen, welches künstlerisch gestaltet wird und sich in der klassische Kunstform realisiert. Die romantische Kunstform kommt in der christlich-germanischen Weltanschauung zu ihrer höchsten Vollendung. Die künstlerische Gestaltung in dieser geschichtlichen Epoche ist das Bewusstsein des Göttlichen.1 Die symbolische Kunstform ist die erste der drei Kunstformen und ist nach Hegel symbolisch, da „ihre Abstraktion und Einseitigkeit lässt die Gestalt äußerlich mangelhaft und zufällig. Die erste Kunstform ist deshalb mehr ein bloßes Suchen der Verbildlichung als ein Vermögen wahrhafter Darstellung. Die Idee hat die Form noch in sich selber nicht gefunden und bleibt somit nur ein Ringen und Streben danach“2. Der Geist bleibt hier noch naturbefangen und gründet in einer noch unvollkommenen Selbsterfassung.

Die zweite Kunstform ist laut Hegel die klassischen Kunstform, in der die Idee endlich zu ihrem zugehörigen Gehalt kommt. Sie ist durch diese Einheit die vollkommene Kunstform und nicht mehr wie in der symbolischen Form unvollständig. Hier wird die Einheit von sinnlicher Erscheinung und Idee erreicht und realisiert. Sie wird zur vollkommenen Kunstform, da ihre Art und Weise der Darstellung des Absoluten in der Form des Konkreten und Subjektiven liegt.

Die griechische Skulptur drückt die menschliche Gestalt künstlerisch aus und erhebt sie zu der Gestalt Gottes.3 Die dritte und letzte Kunstform ist die romantische Kunstform.

„Die romantische Kunstform hebt die vollendete Einigung der Idee und ihrer Realität wieder auf, und setzt sich selbst, wenn auch auf höhere Weise, in den Unterschied und Gegensatz beider Seiten zurück, der in der symbolischen Kunst unüberwunden geblieben war“4.

Im Fortgang von der symbolischen zur klassischen Kunstform gelangt die Kunstwelt zur Vollendung, während Hegel die Auflösung und Ausweitung der Kunstwelt in der romantischen Kunstform bezeichnet und den Übergang zur Moderne markiert.5

„Das Schöne ist erst suchend, vollendet und über die Vollendung hinausgehend. Im Symbolischen hat der Stoff das Übergewicht, und für das Innere wird die Form aufgesucht, die noch nicht vollendet ist, weil das Innere nicht vollendet ist. Diese Vollendung kommt im Klassischen zustande; im Romantischen geht der Gehalt über die Form, erfordert mehr, als die Darstellung des Kunstwerks zu geben vermag“6.

Die Kunstformen sind nichts als die verschiedenen Verhältnisse von Inhalt und Gestalt, die ihren Ursprung in der unterschiedlichen Art finden, die Idee als Inhalt zu fassen. Die symbolische Kunstform sucht dementsprechend die vollendete Einheit der inneren Bedeutung und der äußeren Gestalt, diese findet die klassische Kunstform und die romantische Kunstform überschreitet sie.7

Hegel ordnet die einzelnen Künste den geschichtlich sich entfaltenden Kunstformen zu.

Die Architektur gehört vorzüglich zu der symbolischen Kunstform, während die Skulptur der klassischen Kunstform angehört und die Musik, Malerei und die Poesie in der romantischen Kunstform zum Ausdruck kommen. Für diese Abgrenzung der Künste, legt Hegel das Merkmal in die Präsenz der Idee des Absoluten in der sinnlichen und schönen Gestalt des Kunstwerks.

Während der Inhalt derselbe bleibt, liegt der Unterschied in den Formen.

Die Trennung von Idee und individueller Erscheinung des Absoluten kennzeichnet die symbolische Kunstform, während die Einheit von Bedeutung und sinnlicher Gestalt die klassische Kunstform darstellt. Die romantische Kunstform wird durch die Trennung der Einheit von Bedeutung und sinnlicher Gestalt gekennzeichnet.8

2. Hegels Charakteristik der Künste

Die Architektur hat ihren Grundtypus in der symbolischen Kunstform, da das Ideal als konkrete Geistigkeit sich nicht im Material und in den Formen realisieren lässt. Die Skulptur hat ihren Grundtypus in der klassischen Kunstform und hier durchdringen sich Form und Inhalt vollständig.

Bei der Malerei wird der Zusammenhang von sinnlichem Material und geistiger Bedeutung zu einer höheren Innigkeit und hat ihrem Grundtypus daher in der romantischen Kunstform. Nach Hegel ist die Architektur die äußerliche Kunst, die Skulptur die objektive Kunst und die Malerei die subjektive Kunst. Die verschiedenen Künste haben immer nebeneinander existiert, nur hat nach Hegel immer eine besondere Kunst den Geist einer Epoche in besonderer Weise ausdrücken können. 9

Hegel unterteilt die Architektur in drei Formen, die symbolische, die klassische und die romantische. Bei der symbolische Architektur wird nicht von bestimmten Formen, zum Beispiel von einem Haus, ausgegangen. Nach Hegel lässt sich für die symbolische Architektur keine bestimmte Gestaltung und kein bestimmter Inhalt angeben. Hier ist der Zweck ein Unförmliches und ist somit unvollständig.10

Die Formen der klassischen Architektur sind streng regelmäßig, geradlinig und folgen fester Gesetzmäßigkeit. In ihrer Zweckmäßigkeit liegt ihre Schönheit, in dem der Unterschied zur symbolischen Architektur liegt. Nach Hegel ist sie eine Vermischung von Organischen und Geistigen.11

Die romantische Architektur vereinigt sich aus der symbolischen und der klassischen, also aus der selbstständigen und der dienenden Architektur.

Die Bauten der romantischen Architektur gehen über den bestimmten Zweck hinaus und stehen in sich abgeschlossen für sich selbst.12

Das ästhetische Ideal realisieren aber, nach Hegel, vor allem die griechischen Götterstatuen. „[S]ie bringen das geistige Selbstbewusstsein eines Gottes zu adäquater sinnlicher Darstellung in einer menschlichen Einzelgestalt, die in zurückhaltend idealisierender Weise modelliert wurde.“13

Merkmale der griechischen Götterstatuen sind Schönheit und Idealität und laut Hegel seien diese die Vollendung der Kunst. Gleichzeitig erwähnt er, dass diese Kunst in der Modernen nicht mehr real erfahrbar und nur noch historisch rekonstruierbar wäre.14 Hegel ist davon überzeugt, dass die Kunst der griechischen Antike in der Moderne nicht mehr die höchste Wahrheitsfunktion leisten kann.15 Da die Skulptur die menschliche Gestalt als Vorbild und diese die Bedeutung des Geistes inne hat, findet hier die Idee des Absoluten ihre ideale Verkörperung.16 Für die Darstellung der substantiellen Subjektivität ist der Grundtypus die menschliche Gestalt und die Besonderheit der Subjektivität hat bei der Skulptur keinen Platz. Die Empfindung ist hier ausgeschlossen und mit dem Ausdruck gleich. Das Göttliche soll in der Kunst in sinnlich-anschaulicher Gestalt dargestellt werden und die Erhebung des menschlichen Geistes zum göttlichen Geist soll in ihr erscheinen.17

Hegel weist der Malerei das Prinzip der Subjektivität zu und somit die Empfindungen als Gegenstand der Darstellung. Dabei hat die Malerei viel größere Freiheit im Gegensatz zur Architektur und zur Skulptur. Für Hegel markiert die Durchsetzung des Christentums und seines Prinzip den Übergang von der Antiken zur Moderne. In der Malerei hat die Liebe als höchsten Ausdruck von Subjektivität und die Verbindung von Göttlichem und Menschlichem in der Person Jesus Christi die ihr angemessene künstlerische Darstellungsweise gefunden. Nach Hegel ist die Malerei dazu fähig, durch feine farbliche Unterschiede, Räumlichkeit zu imitieren und die Farbe ist laut Hegel das sinnliche Material der Darstellung. Die Malerei kann gleichzeitig eine Figur und die Umgebung gestalten. Jedoch ist sie nicht in der Lage eine Entwicklung darzustellen, da nur selten Momentaufnahmen eine Entwicklung inne haben und keine unterschiedlichen Empfindungen auf einem Bild dargestellt werden können.18 „Die unorganische Natur umschließt hier die Figur oder wird für sich behandelt.“19 Die nähere Bestimmung der Malerei liegt nach Hegel in diesem Verhältnis und somit ist die Freiheit hier umfassender als bei der Skulptur und der Architektur. Die Gebilde der Landschaftsmalerei drücken eine Stimmung aus, indem diese die Natur mit Geist und Seele auffassen und keine Nachahmung der Natur bleiben. Durch die Farbe bekommt ein Gemälde ihre eigentümliche Schönheit.20

3. Bestimmung der gesellschaftlichen und politischen Funktion der bildenden Künste bei Hegel

3.1 Architektur

„Die Architektur, welche die äußerliche Umgebung des Mittelpunkts erbaut, die nur äußerliche Verbindung an ihr hat, an der der Geist sich reflektiert.“21

Hegel sieht den Anfang der schönen Kunst in der Architektur. Dabei meint er aber keine Höhle oder eine Hütte, denn wenn ein Gebäude der schönen Kunst angehören soll, so muss dieses nach Hegel einen Zweck erfüllen. Das Haus ist somit der architektonische Anfang, da es das „Mittel für das Bedürfnis“22 ist.

Die selbstständige oder auch symbolische Architektur vermischt sich mit der Skulptur. Hier ist „die Gestalt nicht geistig, denn die geistige Gestalt bedeutet sich selbst. In der Architektur sind aber Bedeutung und Gestalt geschieden.“23

In der selbstständigen Architektur liegt, laut Hegel, im Werk der ganze Zweck und ist vortrefflich eine Vermischung aus Skulptur und Architektur. Diese beiden Künste sind vereint und müssen sich voneinander lösen, damit sich die Architektur zum „Gehäuse ihres Gebildes“24 macht.

Durch seinen Ausdruck soll das Werk der symbolischen Architektur allgemeine Vorstellungen hervorrufen und für sich zu denken geben.

„Der Zweck dieser symbolischen Architektur ist ein Unförmliches, also ist hier nicht vollständig und von einem bestimmten Prinzip aus davon zu sprechen. Es ist eine Reihe von Werken, an die erinnert werden muss.“25.

Hegel nennt als Beispiel für die selbstständige Architektur den Turm von Babel. „In der Ebene des Euphrat errichtet der Mensch ein ungeheures Werk der Skulptur. Er erbaut es gemeinsam, und so wird die Gemeinsamkeit der Konstruktion zugleich eine Vereinigung zum Staat.“26.

[...]


1 Vgl. Ohno 2003, S. 95.

2 Hegel 1967, S.106.

3 Vgl. Hegel 1823, S. 108 ff.

4 Ebd., S. 110.

5 Vgl. Franke 2005, S. 108.

6 Hegel 1823, S. 118 f..

7 Vgl. Rolf 2006, S. 109.

8 Vgl. Franke 2005, S. 108.

9 Vgl. Rolf 2006, S. 109 f..

10 Vgl. Hegel 1823, S. 210 ff.

11 Vgl. ebd., S. 220 ff.

12 Vgl. ebd., S. 226.

13 Vgl. Düsing 2005, S. 155.

14 Vgl. Collenberg-Plotnikov 2005, S. 250.

15 Vgl. Kwon 2005, S. 159.

16 Vgl. Franke 2005, S. 110.

17 Vgl. Düsing 2005, S. 146.

18 Vgl. Hegel 1823, S. 248 ff.

19 Ebd., S. 248.

20 Vgl. Franke 2005, S. 113.

21 Hegel 1823, S. 206.

22 Ebd., S. 208.

23 Ebd., S. 207.

24 Ebd., S. 210.

25 Ebd., S. 212.

26 Ebd., S. 212.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die gesellschaftliche und politische Funktion der Kunst. Zur Bestimmung der Bildenden Künste bei Hegel und in der Kunstgeschichtsforschung
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
2,0
Jahr
2015
Seiten
19
Katalognummer
V319881
ISBN (eBook)
9783668191884
ISBN (Buch)
9783668191891
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
funktion, kunst, bestimmung, bildenden, künste, hegel, kunstgeschichtsforschung
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Die gesellschaftliche und politische Funktion der Kunst. Zur Bestimmung der Bildenden Künste bei Hegel und in der Kunstgeschichtsforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319881

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