Der Ethnologe Victor Turner hat eine Theorie der Übergangsriten verfasst, nicht als Literaturwissenschaftler, sondern als Soziologe. Gleichwohl bieten sich seine wissenschatlichen Beobachtungen von communitas oder Liminalität auch für die literaturwissenschaftliche Analyse des mittlelalterlichen Artusroman an. Vorliegende Arbeit nimmt Turners Ansatz und bringt in in Einklang mit Wolframs Parzival. Das Verständnis eines Übergangsritus löst den Widerspruch in dem Artusroman auf, nämlich dass Parzival letztendlich de Gral erringt, obwohl er eigentlich mehrfach zuvor versagt, keine Chance mehr auf die Gralsherrschaft haben dürfte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Übergangsriten
- Die drei Phasen der Übergangsriten
- Der Schwellenzustand
- Eigenschaften des Schwellenwesens
- Communitas
- Schwellenzustand und Communitas
- Spontane, normative und ideologische Communitas
- Die Macht der Schwachen
- Soziale Funktion des Schwellenzustands
- Anmerkung
- Übergangsriten im „Parzival“
- Parzivals Trennung und Eintritt in die Schwellenphase
- Parzival in der Schwellenphase
- Schwellenwesen und Communitas im „Parzival“
- Fazit
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Victor Turners Theorie der Übergangsriten und ihrer Anwendung im mittelalterlichen Text „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach. Sie untersucht die Charakteristika von Schwellenwesen und der Schwellenphase, insbesondere die Bedeutung von Communitas in diesem Kontext. Das Ziel ist es, zu zeigen, inwieweit Turners Konzepte zur Liminalität in der mittelalterlichen Literatur relevant sind und inwiefern sie zur Analyse dergestalter literarischer Figuren beitragen können.
- Victor Turners Theorie der Übergangsriten
- Liminalität und der Schwellenzustand
- Communitas als Gegenmodell zur strukturierten Gesellschaft
- Anwendung der Theorie auf „Parzival“
- Die Rolle von Schwellenwesen in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über Victor Turners Theorie der Übergangsriten. Es werden die drei Phasen der Übergangsriten – die Trennungs-, die Schwellen- und die Angliederungsphase – beschrieben. Die Schwellenphase, in der der Einzelne sich außerhalb der etablierten sozialen Strukturen befindet, wird als Liminalität bezeichnet. Es werden die Eigenschaften des Schwellenzustands sowie die Bedeutung von Communitas, die Gemeinschaft der Gleichen, als Gegenmodell zur strukturierten Gesellschaft behandelt.
Das zweite Kapitel untersucht die Anwendung von Turners Theorie auf Wolframs „Parzival“. Es wird gezeigt, wie sich Parzivals Entwicklung als Ritter in die drei Phasen der Übergangsriten einordnen lässt. Insbesondere werden die Schwellenphase und das Konzept der Communitas in Bezug auf Parzivals Erfahrungen im „Parzival“ analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Übergangsriten, Liminalität, Schwellenwesen, Communitas, Victor Turner, „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach und mittelalterliche Literatur. Sie untersucht die Anwendung von Turners Theorien in der literarischen Analyse und betrachtet die Bedeutung von rituellen Übergängen für die Gestaltung von Figuren und Handlungssträngen in der mittelalterlichen Literatur.
- Quote paper
- Patrick Körber (Author), 2004, Victor Turners Theorie der Übergangsriten - Liminalität in Wolframs Parzival, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32030