Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffliche Grundlagen
2.1 Begriffsdefinition Bekleidungsindustrie
2.2 Abgrenzung von CSR, Corporate Citizenship und Nachhaltigkeit
3 Grundlagen der CSR
3.1 Bedeutung von CSR für Unternehmen
3.2 Instrumente und Maßnahmen von CSR
4 Praxisbeispiele aus der Bekleidungsindustrie
4.1 Darstellung der CSR-Strategie von H&M
4.2 Darstellung der CSR-Strategie von KiK
4.3 Vergleich und kritische Würdigung
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. Nr. 1: Basisdimensionen von CSR-Aktivitäten
1 Einleitung
Unternehmen stehen seit geraumer Zeit vor einer neuen Herausforderung. Unabhängig von Branchenzugehörigkeit oder Tätigkeitsfeld wächst der Druck, sozial und ökologisch zu handeln. War der Motor der Wirtschaft in der Vergangenheit noch von reiner Eigennützigkeit und Profitmaximierung getrieben, getreu dem Motto „The Social Responsibility of Business is to increase its profits“1, gelten heute stark veränderte Maßstäbe und Regeln, um als Unternehmen international und langfristig erfolgreich agieren zu können. Vorangetrieben durch den technischen Fortschritt sowie die Globalisierung stehen Unternehmen heutzutage stärker im Fokus der Öffentlichkeit und müssen sich für ihr Handeln verantworten. Insbesondere die Bekleidungsindustrie wird zunehmend kritisiert, da sich Missstände und schwere Unfälle in Textilfabriken in Fernost häufen, welche auf eine unzureichende Verantwortung westlicher Bekleidungskonzerne zurückgeführt werden kann. Einer der gravierendsten Zwischenfälle ist der Einsturz des Rana Plaza Fabrikgebäudes am 24.04.2013 in Bangladesch, bei dem über 1.130 Menschen starben und mehr als 2.500 verletzt wurden.2 Ein solches Ereignis macht den Verbrauchern bewusst, dass ihre Kleidung zulasten anderer produziert wird und sorgt für Unverständnis sowie Entsetzen. Dieses hat möglicherweise zur Folge, dass Produkte involvierter Konzerne von Konsumenten, z.B. durch Kaufboykotte, abgelehnt werden.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen zunehmend an Bedeutung und wird in der wissenschaftlichen Literatur mit dem Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) beschrieben. Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, inwiefern CSR in Bekleidungsunternehmen umgesetzt wird und ob es Unterschiede zwischen einem Discounter und einem höherpreisigen Handelsunternehmen gibt. Hierfür werden zunächst die Begriffe Bekleidungsindustrie und CSR in Abgrenzung zu ähnlichen Konzepten definiert. Um einen besseren Einblick in CSR zu erhalten, wird die Bedeutung von CSR für Unternehmen erläutert, sodass im nächsten Schritt auf die möglichen Instrumente und Maßnahmen zur Erfüllung der Stakeholder-Anforderungen an die Unternehmen eingegangen wird. In Kapitel 4 erfolgt die Theorie-Praxis-Reflexion, indem die CSRStrategien von H&M Hennes & Mauritz AB (H&M) als höherpreisiges Unternehmen und KiK Textilien und Non-Food GmbH als Textildiscounter dargestellt und in der kritischen Würdigung analysiert werden. Eine Zusammenfassung der Erkenntnisse sowie ein Ausblick bilden den Abschluss dieser Arbeit.
2 Begriffliche Grundlagen
2.1 Begriffsdefinition Bekleidungsindustrie
Die Bekleidungsindustrie ist jener Bereich der Textilwirtschaft, der die Erzeugnisse aus der Textilindustrie, wie z.B. Maschenstoffe, Gewebe und Spinnstoffwaren, für den Endverbraucher weiterverarbeitet. Dieses wird auch als Konfektionierung von Textilien bezeichnet. Zu den Bekleidungsprodukten gehören Oberbekleidung für Damen, Herren und Kinder, Strand- und Badebekleidung, Arbeits-, Berufs- und Spezialschutzbekleidung, sowie Leibwäsche und Haushaltstextilien. Über den Großund Einzelhandel gelangen die Endprodukte an den Endverbraucher.3 Die Aufgaben der Bekleidungsindustrie umfassen die Kollektionsentwicklung, die Produktion, die Logistik, die Werbung und den Vertrieb der Produkte.4
2.2 Abgrenzung von CSR, Corporate Citizenship und Nachhaltigkeit
Der Begriff CSR wurde erstmals 1953 von Howard R. Bowen mit seinem Buch Social Responsibilities of the Businessman eingeführt. In seiner Publikation geht er davon aus, dass die Aktivitäten eines Unternehmens das Leben der Bürger beeinflusst, wodurch die Unternehmen - insbesondere große, einflussreiche Unternehmen - eine soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben. Die Ausgestaltung der Verantwortung eines jeden Unternehmens ist jedoch von den Zielen und Wertvorstellungen der betrachtenden Gesellschaft abhängig. Weiterhin betont Bowen, dass die freiwillige Verantwortungsübernahme positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung beiträgt.5
Bowens Auffassung wurde seither kontrovers diskutiert und führte zu weiteren Theorien und Konzepten als auch die Entwicklung weiterer Begriffe, wie Corporate Citizenship und Corporate Sustainibility bzw. Nachhaltigkeit, die CSR-ähnliche Erklärungsansätze aufweisen, sodass zum besseren Verständnis eine Abgrenzung der vorgenannten Begriffe zu CSR sinnvoll erscheint.
Corporate Citizenship befasst sich mit der Beziehung zwischen den Unternehmen und der Gesellschaft. Die Unternehmen werden als öffentliche Institutionen verstanden, die als Teil der Gesellschaft ebenso wie die Bürger mit Rechten und Verantwortungen zum Gemeinwohl beitragen müssen.6 Dieser Beitrag zeigt sich z.B. in Form von Kooperationen der Unternehmen mit Non-Governmental Organizations (NGO) und dem Staat, Spenden und Sponsoring (Corporate Giving), Stiftungen (Corporate Foundation) sowie Mitarbeiterengagement (Corporate Volunteering).7
Dieses Engagement verdeutlicht, dass Corporate Citizenship über die eigentliche Geschäftstätigkeit der Unternehmen hinaus geht und die Förderung des gesellschaftlichen Umfelds im Vordergrund steht. Dahingegen beschäftigt sich CSR mit der Übernahme von Verantwortung in allen Bereichen der Geschäftstätigkeit der Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. CSR stellt somit das breitere Konzept dar. Vor diesem Hintergrund kann Corporate Citizenship als ein Teilbereich von CSR betrachtet werden.8
Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde im Wesentlichen durch den Brundtlandt-Report aus dem Jahre 1987 geprägt. In diesem Bericht wird nachhaltige Entwicklung definiert als „development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs“9. Dieses Leitbild kann erreicht werden, wenn Soziales, Ökologisches und Wirtschaftliches gleichermaßen berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass sich die Verantwortung im Rahmen der Nachhaltigkeit an die gesamte Gesellschaft - sowohl die Gegenwärtige als auch die Zukünftige - richtet, wohingegen CSR eine unternehmensbezogene Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung beinhaltet.10
Die vorangegangene Analyse zeigt, dass es bisher für CSR keine allgemeingültige Definition gibt. Es handelt sich um ein dynamisches Konzept, das sich weiterentwickelt und von den Unternehmen individuell auf die Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft anzupassen ist.
Als Grundlage dieser Arbeit wird CSR als übergeordnetes Konzept verstanden, das auf den anderen Konzepten Corporate Citizenship und Nachhaltigkeit aufbaut und deren Merkmale beinhaltet.
3 Grundlagen der CSR
3.1 Bedeutung von CSR für Unternehmen
Die Erfüllung der Erwartungen der Stakeholder und die damit verbundene Sicherung des langfristigen Unternehmenserfolges fordern von den Unternehmen, sich mit dem Thema CSR zu befassen. Neben den ökonomischen Zielen wird es für Unternehmen zunehmend wichtiger, auch aktiv und freiwillig, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen, um langfristig am Markt zu bestehen. CSR ist nicht nur mit erhöhten Aufwendungen für Unternehmen verbunden, sondern kann auch positiv zum Unternehmenserfolg beitragen.11 Dieser positive Beitrag durch die freiwillige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung wird in der Literatur mit CSR als Business Case beschrieben. Potenzielle Erfolgswirkungen können aufgeteilt werden in vorökonomische und ökonomische Wirkungen. Zu den vorökonomischen Vorteilen zählen Reputationsaufbau, Imagegewinn sowie die Reduzierung von sozialen, ökonomischen und politischen Risiken. Auch die Steigerung der Mitarbeitermotivation ist ein vorökonomischer Effekt, wodurch z.B. Ausfall- und Krankheitskosten gesenkt werden können. Ein gutes Unternehmensimage kann die Rekrutierung neuer Mitarbeiter erleichtern und gleichzeitig Mitarbeiter an das Unternehmen binden; insbesondere relevant im Hinblick auf den demographischen Wandel und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel. Ferner kann eine gute Reputation die Kundenbindung erhöhen und mit einem Vertrauenszuschuss von den Stakeholdern belohnt werden. Ökonomische Erfolgswirkungen können die Erhöhung des Aktienkurses bzw. Unternehmenswertes bewirken, zu Umsatzsteigerungen/-stabilisierungen führen und die ökonomische Effizienz bzw. den Return on Investment durch Kostenreduzierungen verbessern.12 Darüber hinaus können verantwortungsvolle Unternehmen neue Märkte und Umsatzsegmente erschließen. Durch proaktives Handeln eröffnet sich die Möglichkeit für Unternehmen staatlichen Regulierungen zuvor zu kommen, und sich zusätzlich öffentliche Zuschüsse für Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie Sonderabschreibungen zu sichern.13
Die dargestellten Erfolgswirkungen können langfristig die Existenz des Unternehmens sichern und können somit als untergeordnete Unternehmensziele betrachtet werden.14
3.2 Instrumente und Maßnahmen von CSR
Zur Erzielung der in 3.1 beschriebenen Erfolgspotenziale ist der Einsatz von verschiedenen Instrumenten und Maßnahmen möglich, um CSR im Unternehmen zu implementieren.
Die verschiedenen CSR-Aktivitäten lassen sich zum einen nach dem Durchführungsort und dem Einflussbereich des Unternehmens klassifizieren. Finden die CSR-Aktivitäten innerhalb des Unternehmens statt, so ist eine Kontrolle und Einflussnahme des Engagements durch das Unternehmen möglich, während dieses bei einer externen Durchführung nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Zum anderen kann nach der Art des Ressourceneinsatzes, d.h. nach finanziell/materiell und immateriell, unterschieden werden. Somit lassen sich bei dieser Unterscheidung der Kriterien acht verschiedene CSR-Aktivitäten differenzieren.15
[...]
1 Friedman, M. (1970)
2 Vgl. Sueddeutsche Zeitung GmbH (2014)
3 Vgl. Hurcks, K. (1994), S. 6 ff.; Jacobi, G. F. (1990), S. 6 ff.
4 Vgl. Tücking, E. (1998), S. 15 ff.
5 Vgl. Bowen, H. R. (1953), S. 6; Vgl. Fifka, M. S. (2011), S. 31
6 Vgl. Crane, A., Matten, D. (2004), S. 67 ff.; Vgl. McIntosh, M. (2007), S. 97
7 Vgl. Glock, Y. (2012), S. 46; Vgl. Habisch, A. et al. (2008), S. 8 ff.; Vgl. Pommerening, T. (2005), S. 22
8 Vgl. Pommerening, T. (2005), S. 27
9 World Commission on Environment and Development (1987)
10 Vgl. Burckhardt, G. (2013a), S. 5
11 Vgl. Schreck, P. (2012), S. 67
12 Vgl. Hansen, U., Schrader, R. (2005), S. 383 ff.; Vgl. Bhattacharyya, S. S. (2010), S. 184
13 Vgl. Macharzina, K., Wolf, J. (2012), S. 963 ff.
14 Vgl. Münstermann, M. (2007), S. 33
15 ebd., S. 103 f.