In dieser Arbeit geht es darum, zu untersuchen, ob „klassische“ Diskurstheorien einer liberaldemokratischen Öffentlichkeit unter den Voraussetzungen einer „idealen Kommunikationsgemeinschaft“ (Habermas) mit ihren „erkenntnisleitenden Interessen“ (abermals Habermas) noch den heutigen Gegebenheiten entsprechen oder nicht.
Die Vermutung liegt nahe, dass dies offensichtlich nicht mehr der Fall ist, weil gesellschaftliche Minderheiten im weitesten Sinne (sexuell, ethnisch, genderspezifisch usw.) sich dadurch nicht mehr repräsentiert fühlen bzw. der Meinung sind, überhaupt nicht mehr repräsentiert werden zu können. Für sie ist der repräsentative „Diskurs der Demokratien“ selbst zu einer latent totalitären Bedrohung geworden. Verschiedene politische Gruppen ziehen daraus allerdings radikal verschiedene Konsequenzen.
Während die einen – wie am Beispiel Rancière illustriert – noch davon ausgehen, dass eine „Übersetzungsarbeit“ zwischen dem „Repräsentanten“ des vorherrschenden politischen Systems und den sich unterdrückt fühlenden Minderheiten noch möglich ist, behaupten andere, wie die Autoren des „Kommenden Aufstands“ von 2007, dass dies vergebliche Mühe sei, weil politische Repräsentation von Interessen in Wirklichkeit nur noch eine Simulation frei nach Baudrillard darstelle, eine Form ohne Inhalt. Aufgabe dieser Arbeit ist es nun, ausgehend von Habermas, diese verschiedenen Interpretationen des zeitgenössischen politischen Diskurses einander gegenüberzustellen, sie gegeneinander abzuwägen und auf ihren Realitätsgehalt hin zu überprüfen. Daraus werden am Schluss bestimmte Konsequenzen gezogen, die man im Fazit nachlesen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frage- und Zielstellung
- Gliederung der Arbeit
- Ausgangspunkt: Zum Habermas'schen Modell der „Erkenntnisleitenden Interessen“
- Rancière: Grenzen der Repräsentation und das »Unvernehmen«
- „Politik“ und „Polizei“
- >Das Unvernehmen«
- Wirken der,,Übersetzer“ - Retter der „Politik“
- Der „,Tod der Politik“ oder: »Der kommende Aufstand«
- Der Tod der Politik – das endgültige Ender der „Übersetzung“
- »Der kommende Aufstand«< - ein Manifest
- Fazit: Ist,,Übersetzungsarbeit“ noch möglich?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob „klassische“ Diskurstheorien einer liberaldemokratischen Öffentlichkeit mit ihren „erkenntnisleitenden Interessen“ noch den heutigen Gegebenheiten entsprechen. Das Werk untersucht die unterschiedlichen Interpretationen des zeitgenössischen politischen Diskurses in Bezug auf die Repräsentation von Minderheitenpositionen und die Möglichkeiten der „Übersetzungsarbeit“ zwischen dominanten und marginalisierten Gruppen.
- Kritik an der Repräsentation von Minderheiten in einem „Diskurs der Demokratien“
- Habermas’ Theorie der „erkenntnisleitenden Interessen“ als Ausgangspunkt
- Rancières Konzept der „Übersetzungsarbeit“ und „Politik“ vs. „Polizei“
- Die These vom „Tod der Politik“ und die Manifestation des „kommenden Aufstands“
- Die Frage nach der Möglichkeit von „Übersetzungsarbeit“ in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 analysiert das Habermas’sche Modell der „erkenntnisleitenden Interessen“ und untersucht seine Relevanz für die heutige Gesellschaft. Kapitel 3 setzt sich mit Rancières Theorie des „Unvernehmens“ auseinander, die die Grenzen der Repräsentation und die Notwendigkeit von „Übersetzungsarbeit“ zwischen dominanten und marginalisierten Gruppen thematisiert. Kapitel 4 beleuchtet die These vom „Tod der Politik“ im Kontext des „kommenden Aufstands“, die das Scheitern politischer Repräsentation und die Unmöglichkeit von „Übersetzungsarbeit“ propagiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie „erkenntnisleitende Interessen“, „Übersetzungsarbeit“, „Repräsentation“, „Unvernehmen“, „Politik“, „Polizei“, „Tod der Politik“ und „kommender Aufstand“. Die Analyse fokussiert auf die theoretischen Modelle von Habermas und Rancière sowie die Kritik an der Repräsentation von Minderheitenpositionen im zeitgenössischen politischen Diskurs.
- Arbeit zitieren
- Stanley Baldauf (Autor:in), 2016, Von der "idealen Kommunikationsgemeinschaft" zum "kommenden Aufstand"? Möglichkeiten und Grenzen der politischen Übersetzungsaarbeit nach Rancière, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320775