Veränderungen der Lyrik Rafael Albertis (1924-1968). Exemplarische Analyse von “Marinero en Tierra“, "Entre el clavel y la espada“ und “Roma, peligro para caminantes“


Bachelorarbeit, 2015

50 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Rafael Alberti (1902 – 1999): Eine kurze Biografie
II.I. Der dichterische Stil
II.II. Das Leben im Exil

III. Die Sehnsucht nach dem Meer in “Marinero en Tierra“
III.I Der Aufbau
III.II Stil
III.III Zentrale Thematik
III.IV Analyse
III.V Zusammenfassung

IV. Das Leben Albertis im argentinischen Exil „Entre el clavel y la espada“
IV.I Aufbau und Darstellung der Thematik
IV.II Analyse
IV.III Zusammenfassung

V. Poesía del destierro: “Roma, peligro para caminantes“
V.I Aufbau und Darstellung der Thematik
V.II Analyse
V.III Zusammenfassung

VI. Schlussbemerkung

VII. Bibliografie

I. Einleitung

Rafael Alberti war einer der bedeutendsten spanischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Aufgrund seines hohen Alters durchlebte er turbulente Zeiten. Er erfuhr den Einfluss der Avantgarde, war Mitglied der spanischen Dichtergeneration der zwanziger Jahre und litt unter dem spanischen Bürgerkrieg. Aus dem argentinischen Exil heraus wurde er stiller Zeuge der Weltkriege und kehrte erst nach 37 Jahren wieder in seine Heimat zurück.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll die Veränderung der Lyrik Rafael Albertis zwischen 1924 und 1968 aufgezeigt werden. Nach einer kurzen Biografie, einer Erklärung seines dichterischen Stils und einer Beleuchtung seines Lebens im Exil folgen detaillierte Analysen der Werke „Marinero en Tierra“, „Entre el clavel y la espada“ und „Roma, peligro para caminantes“. Als Grundlage dienen jeweils drei, beziehungsweise fünf Gedichte, welche aus verschiedenen Kapiteln der jeweiligen Werke ausgewählt wurden, um so ein Spektrum dieser aufzufächern und die komplexe Thematik greifbar zu machen.

Mit Hilfe einer ausführlichen Schlussbemerkung sollen die Analyseergebnisse zusammen getragen werden und Unterschiede, sowie Gemeinsamkeiten der Werke, aus welchen die Veränderungen der Lyrik des Poeten hervorgehen, werden herausgearbeitet.

II. Rafael Alberti (1902 – 1999): Eine kurze Biografie

Rafael Alberti wurde am 16. Dezember 1902 in Puerto de Santa Maria in der spanischen Provinz Cádiz geboren, wo er am 28. Oktober 1999 auch starb. Sein turbulentes Leben soll in diesem Kapitel kurz dargestellt werden, da sein Lebenslauf sich stark auf seine Poesie auswirkte.

Der freie Geist sowie der wilde Charakter des jungen Rafael kollidierten mit seiner streng traditionellen Erziehung an der Jesuitenschule San Luis Gonzaga und somit wurde er 1916 wegen schlechtem Benehmen der Schule verwiesen. 1917 zog er mit seiner Familie nach Madrid, wo er sich der Malerei widmete und erste Werke im zeitgenössischen Stil der Avantgarde malte. Mit dem Tod seines Vaters 1920 beginnt der junge Rafael sich der Poesie zuzuwenden und schreibt seine ersten Verse, von denen einige in dem Werk „Mar y Tierra“ (später „Marinero en Tierra“) veröffentlicht werden sollten. Balcón de Guadarrama{1} ist eines dieser ersten Gedichte, welches er während seines Aufenthaltes in Segovia nahe Madrid schrieb. Nach seiner Genesung kehrte er in die spanische Hauptstadt zurück und hielt sich immer öfter in der Residencia de Estudiantes{2} auf, wo er unter anderem Federico García Lorca, Pedro Salinas, Vicente Aleixandre und Gerardo Diego kennen lernte, welche später, sowie auch er selbst, zur Generación del ´27{3} gehören sollten.

1925, im Alter von nur 22 Jahren, wird ihm für „Marinero en Tierra“ der Nationalpreis für Literatur verliehen und macht ihn zu einer prominenten Figur der spanischen Literaturszene. In den folgenden Jahren publiziert Alberti zahlreiche Werke verschiedener Schreibstile, wie zum Beispiel, „La amante“ (1926), „El alba de alhelí“ (1927), „Cal y Canto“ (1929) und „Sobre los Ángeles“ (1929). Während der Diktatur Primo de Riveras nahm Rafael Alberti an Demonstrationen und Kundgebungen teil und trat der kommunistischen Partei bei. Seine Poesie wurde für ihn zur Waffe. Das wird besonders in „Con los zapatos puestos tengo que morir” (1930) und in “Un fantasma recorre Europa” (1933) deutlich.

1930 lernte er seine spätere Frau María Teresa León kennen, welche auch Weggefährtin während des langjährigen Exils sein würde. Mit ihr gründet er 1933 die revolutionäre Zeitschrift Octubre. Als dann 1936 der Bürgerkrieg ausbrach, war Alberti Mitglied der Alianza de Intelectuales Antifascistas und kämpfte auf Seite der Republikaner gegen die Faschisten. Aufgrund der sich zuspitzenden politischen Lage, sahen sich Maria Teresa León und Alberti gezwungen Spanien zu verlassen und, so wie zahlreiche andere spanische Intellektuelle, ins Exil zu gehen.

Nach kurzem Aufenthalt in Frankreich, gingen sie an Bord der „Mendoza“ auf der sie am 2. März 1940 Argentinien erreichten. Planmäßig wollten die Albertis nach Chile weiterreisen, um dort Pablo Neruda zu treffen. Dieser zog aber unerwarteter Weise nach Mexiko und somit blieb das Ehepaar Alberti für 24 Jahre in Argentinien, bevor sie 1963 nach Rom gingen und dort für 14 Jahre lebten.

In Argentinien hatten sie kein einfaches Leben. Sie fühlten sich fremd und wie Aussätzige, mussten 19 Jahre ohne Pass leben und waren daher wie Illegale (Martínez Gómez 2011: 256). Die Lebensumstände und die große Sehnsucht nach der spanischen Heimat spiegeln sich drastisch in der Literatur des Exils wieder, worauf im dritten Kapitel der Arbeit genauer eingegangen wird.

Die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr in die spanische Heimat schwindet mit der Zeit und lässt bis 1977 auf sich warten. Erst zwei Jahre nach dem Tod des spanischen Diktators Franco betritt Rafael Alberti wieder spanischen Boden. Von nun an gab er Lesungen und nahm an Kongressen und Gedenkfeiern teil. Bis zu seinem Tod beteiligte er sich aktiv am kulturellen und politischen Leben Spaniens und wurde zum Symbol und Vorbild für die spanische Nation.

Der große Poet starb am 28. Oktober 1999 in seiner Geburtsstadt Puerto de Santa Maria und seine Asche wurde vor Ort im Meer seiner Heimat verstreut, so wie er es in dem Gedicht Retorcedme sobre el mar (in „Marinero en Tierra“) gewünscht hatte.

II.I. Der dichterische Stil

Die Genialität Albertis spiegelt sich in der Vielfalt seiner Lyrik wieder. Nicht nur aufgrund seines hohen Alters, sondern auch wegen seiner Lebensumstände schrieb er Gedichte, die ein breites Spektrum diverser Genres abdecken. Da die vorliegende Arbeit von begrenztem Umfang ist, wird auf eine Selektion bestehend aus drei seiner Werke relevanter Epochen eingegangen. Nach gründlicher Recherche entschied ich mich für „Marinero en Tierra“, das erste und wohl populärste Werk des Poeten; „Entre el clavel y la espada“, da es die Epoche des Bürgerkrieges und den Beginn des Exils thematisiert und „Roma, peligro para caminantes“, da es im italienischen Exil geschrieben wurde und der Dichter somit eine andere Perspektive auf seine Lebensumstände hat als kurz nach dem Krieg zu Beginn des amerikanischen Exils.

„Marinero en Tierra“ ist der erste Gedichtband Rafael Albertis und gehört zur poesía neo populista. Diese orientiert sich stark an den Cancioneros{4} und vereint das Volkstümliche der andalusischen Folklore mit der neuen Lyrik. Typisch ist auch die Kennzeichnung durch eine literarische Überhöhung und einen überpersönlichen Kontext, welcher in den Werken Albertis offensichtlich ist. Der unverkennbare Stil des liedhaft-lyrischen, die einfache und leichte Ausdrucksweise, die Formen der Wiederholung und das kurze Versmaß sind wesentliche Merkmale des ersten Werkes des Poeten. So fasst Siebermann zusammen: „Diese Entdeckung moderner Verfahrensweisen in der von alters überlieferten Dichtung und deren Nachvollzug im eigenen Schaffen das ist es, was wir unter Neopopularismus verstehen möchten“ (1965: 172).

Neben zahlreichen jungen Poeten{5} gehörte Rafael Alberti der generación del 27 an, welche den Höhepunkt der Avantgarde{6} in Spanien darstellt. Beeinflusst durch Juan Ramón Jiménez und die Poesie der Avantgarde, bedienten sich die jungen Dichter einfacher Sprache sowie einer Mischung populärer Dichtungsformen und Tradition. So rehabilitierten sie beispielsweise die Lyrik des Barocks und kehrten des Weiteren zu klassischen Strophen und zur volkstümlichen Lyrik zurück, was nicht nur im Thematischen, sondern auch in den Metren (romance, copla) geschah. Es kam zu einer Verschmelzung der Moderne mit der spanischen Tradition. Die daraus hervorgehende „Betonung der dichterischen Sensibilität, zur Emphatisierung [sic!] des Poeten als eines Künders des Unsagbaren“ beschreibt Neuschäfer als Re-Romantisierung (2001: 354). Janos stellt in ihrer Arbeit zur neopopularistischen Dichtung Rafael Albertis vollkommen richtig fest, dass die Dichter der generación del 27 mit der Wiederanknüpfung an die Romantik und der Rückbesinnung auf die spanische Tradition einen bemerkenswerten Grundstein der spanischen Lyrik gelegt haben (2001).

Infolge des spanischen Bürgerkrieges kam es im Laufe der 1930er Jahre zu einem Wechsel von der poesía pura zur poesía impura (Neuschäfer 2001: 361). Ein Großteil der spanischen Intellektuellen verließ das Land, indem kritisches Denken von nun an als Strafe stand (Neuschäfer 2001: 366). Die Epoche des Exils und somit der poesía del destierro beginnt. Die neue Richtung, welche Alberti vorerst mit seiner Lyrik einschlägt wird auch als poesía comprometida del destierro (Sprang 1973: 115) bezeichnet und beklagt den Verlust der Heimat wie zum Beispiel in „Vida bilingüe de un refugiado español en Francia“ und auch „Entre el clavel y la espada“ (beide zwischen 1939-40 geschrieben). Das Werk „Entre el clavel y la espada“ ist das erste Werk, das im argentinischen Exil veröffentlicht wurde und wird im dritten Kapitel genauer beleuchtet. Es ist aufgrund seiner Ambiguität nur schwer in eine genaue Phase einzuordnen, wird jedoch meist unter der poesía del destierro aufgeführt.

Von nun an ähneln sich die Themen der Werke Albertis. Sie handeln von nostalgischen Erinnerungen an seine Heimat, dem Bürgerkrieg und der Erfahrung der Entfremdung. Um verschiedene Themen und die Dichterpoetik der Exilliteratur genauer betrachten zu können, wird im weiteren Verlauf der Arbeit das Werk „Roma, peligro para caminantes“ untersucht, da dieses erst 1968 erschien und somit noch eindeutiger der poesía del destierro (auch poesía del exilio genannt) Rafael Albertis zuzuschreiben ist als „Entre el clavel y la espada“, weil es nach 28 jährigem Exil entstand. Trotzdem es weiterhin von der Sehnsucht seiner verlorenen Heimat und der Exilerfahrung handelt, ist der Grundton des Werkes klar ironisch und satirisch. Eine Veränderung der Lyrik Albertis ist nachspürbar.

Die ausgewählten Werke repräsentieren offenkundig drei wichtige Epochen des Lebens Albertis: die poesía neo populista, welche zu Zeiten der Konstituierung der generación del 27 entstand, und die poesía del destierro{7}, oder auch poesía del exilio, welche sich gegen das faschistische Regimen richtetet und zur Verarbeitung der Kriegsgeschehnisse sowie zur Bewältigung des Verlusts des Vaterlandes dienten. Laut Neuschäfer (2001: 368) handelt die Exilliteratur von nostalgischen Erinnerungen an verlorene Ursprünge, beklagt den Verlust der Heimat, die Geschehnisse des Bürgerkrieges und erzählt von der Erfahrung der Entfremdung.

II.II. Das Leben im Exil

In diesem Abschnitt soll der Weg des Ehepaars Alberti ins Exil erklärt werden und es wird beleuchtet, was es für Rafael Alberti und seine Ehefrau Maria Teresa León bedeutete, fernab ihrer Heimat zu leben. Es wird auch erklärt, wie sich diese Emotionen in den zu analysierenden Werken „Marinero en Tierra“, „Entre el clavel y la espada“ und „Roma, peligro para caminantes“ zeigen.

Aufgrund einer schweren Lungenkrankheit musste der junge Alberti im Teenageralter zu einem Kuraufenthalt in die Sierra de Guadarrama, nachdem seine Familie kurz zuvor nach Madrid gezogen war. Losgelöst von seiner geliebten Heimat und seinem Meer, begann er seine ersten Verse zu schreiben, die er allesamt seinem zu Hause, seinem geliebten Paradies, widmete. Seine tiefe Trauer wird vor allem in den Gedichten „Mi corazón, repartido“ (27), „Elegía“ (33) und „El mar. La mar“ (76) seines ersten Werkes „Marinero en Tierra“ deutlich. Er erinnert sich an seine freudvolle Kindheit und fragt seinen Vater vorwurfsvoll warum er ihn in die Stadt brachte und ihn somit entwurzelte (Marinero en Tierra 1994: 76). Hier findet sich bereits die Nostalgie wieder, welche in seinen weiteren Werken noch verstärkter Auftritt. Trotzdem sich Rafael Alberti während er „Marinero en Tierra“ schreibt noch in Spanien befindet, erweckt es für den Leser den Anschein als sei er schon in einer Art Exil{8}. Das Leben in Verbannung fernab des Meeres charakterisiert ihn als den Marinero seines Buches welcher tierra adentro leben muss. Die scheinbar unüberwindbare Distanz zwischen Madrid und Cádiz schürt sein Heimweh so sehr, dass er herzzerreißende Verse schreibt, in denen er sich nach seiner ribera sehnt.

Gut 15 Jahre später als erfolgreicher Dichter etabliert und nach der Heirat mit Maria Teresa León, sahen sich die Eheleute Alberti aufgrund der Folgen des spanischen Bürgerkrieges gezwungen ihre Heimat zu verlassen und nach Paris zu gehen, wo die erste Etappe ihres 39-jährigen Exils begann. Nach kurzer Zeit wurde ihnen dort von der Regierung Pétain die Arbeitserlaubnis entzogen, da sie als „gefährliche Republikaner“ eingestuft wurden. Folglich verließen sie im Februar 1940, noch vor dem Einfall der deutschen Truppen, das Land und liefen einige Wochen später, ohne Aufenthaltsgenehmigung, in Argentinien ein: „sin saber que permanecerían en este país durante veinticuatro años“ (Martínez Gómez 2001: 256).

Kendrick Young beschreibt sehr bildhaft wie das Ehepaar Alberti sich nach der Ankunft im Hafen von Buenos Aires sofort mit ihrer Einsamkeit und einer unsicheren Zukunft auseinander setzen muss (2013: 5). Diese Überforderung wird durch das folgende Zitat María Teresas ausgedrückt, welches Young in ihrem Aufsatz zitiert: “…desembarcamos nosotros en el puerto de Buenos Aires muy cargados de penas. ¿Qué haríamos solos y sin patria?” (León in Young 2013: 5).

Diese tiefe Verzweiflung, die Sehnsucht nach der Heimat und die Angst vor der Zukunft sind Folgen des plötzlichen Exils. An dieser Stelle soll zunächst vor Augen geführt werden, was Exil bedeutet, damit die Tragweite der Auswirkungen bewusst gemacht wird: “…exile can produce rancor and regret, as well as a sharpened vision. What has been left behind may either be mourned, or it can be used to provide a different set of lenses” (Said in Kendrik Young 2013: 6). In “Entre el clavel y la espada” hat das Exil augenscheinlich eine negative Wirkung auf das Leben und die Psyche des Dichters, der den Verlust seiner geliebten Heimat zutiefst betrauert.

Ein wichtiger Aspekt, wenn man vom Exil der Albertis spricht, ist zu erwähnen, dass sie nicht von Seiten der Regierung in die Verbannung geschickt wurden, sondern sie sind aufgrund ihrer politischen Überzeugung aus ihrem eigenen Land geflohen. Die Folgen dieser Verbannung, auch wenn sie selbst aufgebürdet wurde, sind dieselben: Verlust der Identität, der Kultur, der Heimat, der Familie, der Freunde und, in manch anderen Fällen, auch der Muttersprache (Kendrick Young 2013: 6). Said beschreibt das Exil wie folgt: “the unhealable rift forced between a human being and a native place, between the self and its true home: its essential sadness can never be surmounted” (Said in Kendrick Young 2013: 7). Diese Definition spiegelt die Gefühlswelt Albertis wieder. Seine Entwurzelung und der damit verbundene Schmerz stellen einen Bruch in seiner Lyrik dar und lassen diese düster werden. Wie im vierten Kapitel ersichtlich wird, kommt es zu einer offensichtlichen Veränderung der Symbole, der Sprache und der Themen Albertis Lyrik. Trotzdem er bereits in „Marinero en Tierra“ die Ferne zu seiner Heimat lamentiert, schildert er dennoch eine farbenfrohe Meereswelt mit immer wiederkehrenden Wörtern, wie zum Beispiel: „azul“, „marinera“, „bahia del mar“, „sirena“ und „barco“. In seinem Werk „Entre el clavel y la espada“ nutzt er hingegen viele Symbole, welche unmittelbar mit dem Bürgerkrieg in Verbindung zu bringen sind: „muerte“, „sangre“, „dolor“. Das Bild des „toro“ wird etabliert, welches mit dem spanischen Süden assoziiert wird und welches in seinen Gedichten als Synonym für Spanien zu betrachten ist.

Da das Ehepaar Alberti ohne Aufenthaltsgenehmigung nach Argentinien kam, überschattete die daraus resultierende Einschränkung ihren Aufenthalt zusätzlich. Dass sie sich verstecken mussten, verstärkte das negative Gefühl des Lebens in einem Land sin pertenencia.

Trotz der schwierigen äußeren Umstände gelang es den Albertis mit Hilfe einiger Freunde in Argentinien Fuß zu fassen und sich dort zu etablieren. Rodolfo Aráoz Alfaro und Deodoro Roca sind in der Anfangszeit des argentinischen Exils wichtige Unterstützer des Ehepaares.

La amistad se convierte en el motor que impulsa al poeta español a superar el estado emocional derivado de la soledad y la pena con los que llega a Buenos Aires, y constituyen lo que él llama las primeras “redes de esperanza{9}. (Martínez Gómez 2011: 258)

Das Ehepaar Alberti fühlte die Unterstützung des argentinischen Volkes und hatte Freunde, welchen sie vertrauen konnten. Dennoch waren sie in einer schwierigen politischen Situation, da sie als Republikaner, die sich weit weg von Spanien befanden, nichts tun konnten, um ihrem Land zu helfen. Sie konnten die Geschehnisse in ihrem Heimatland lediglich durch Radio und Fernsehen mit verfolgen. Die Isolation von der spanischen Heimat, die daraus resultierende Sehnsucht und die Inkompatibilität mit der argentinischen Politik, belasteten den Dichter und schlagen sich, wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden, in seiner Lyrik nieder. Dennoch schöpfte Alberti aus seinen Freundschaften die nötige Kraft und führte seine Poesie weiter, welche für ihn zum Sprachrohr wurde, da er seine persönliche Meinung nicht offen kund tun konnte: „Para Alberti, el acto de escribir es una reclamación de su pasado y una manera de asegurar que todo no está perdido a una historia borrada por el régimen franquista, sino que puede seguir a través de su poesía” (Kendrick Young 2013: 23).

Nach 24 Jahren in Argentinien, zogen die Eheleute Alberti nach Rom, wo sie weitere 14 Jahre leben sollten, bis die Diktatur in Spanien endgültig der Vergangenheit angehören würde. Ein klarer Bruch in der Exilliteratur Albertis ist festzustellen, welcher sich in der Veränderung des Tons, der Symbolik und den Themen manifestiert und in Kapitel Nummer fünf genauer beschrieben wird. Als die Familie sich wegen der politischen Umstände von Argentinien verabschieden musste, taten sie das unter großer Trauer: „El 28 de mayo de 1964 salimos de la Argentina con gran dolor. Hacia veinticuatro años que estábamos allí, pero un día se nos hizo imposible.” (Soriano in Martínez Gómez 2001: 257). Das Zitat zeigt den Abschiedsschmerz und die Zuneigung, welche Alberti inzwischen zu seinem neuen zu Hause aufgebaut hatte. Hinzu kommt, dass Alberti mit nun schon 61 Jahren ein älterer Mann war, der sich wieder an eine fremde Umgebung und ein neues Leben gewöhnen musste. Gewisse Ängste vor dem Alter und auch dem Tod reisten nun mit ihm:

El día 28 de mayo de 1963, después de casi 24 años de exilio en la República Argentina, hacía mi entrada a través de la inmensa Puerta del Cielo, en la ciudad de Roma. Yo tenía entonces 61 años. Y unas ansias, unos deseos angustiosos de sumergirme, de perderme, de estrecharme, hasta desaparecer en aquel complicado y peligroso laberinto de plazuelas y callejones del barrio que elegí como vivienda, el romanesco Trastevere alegre capital, dentro de Roma, de los gatos, las ratas, los veloces ruidos, el griterío de los bares en las tardes de futbol y, entre muchas otras cosas atrayentes e insospechadas, las cordilleras de los no muy perfumados montones de basuras, hacinados en las esquinas. (Alberti [1902-1999] in Hernández Palacios Mirón 2011: 1-2).

Die Ironie, welche in dem Zitat mitschwingt und der Verweis auf die Katzen, Ratten, Gassen und Müllberge geben einen Vorgeschmack auf den Stil des letzten, im Rahmen dieser Arbeit zu analysierenden Werkes. Während „Marinero en Tierra“ neben Heimweh noch von jugendlicher Fantasie und Leichtigkeit durchzogen ist, sind Nostalgie, Schmerz und Trauer Merkmale seiner frühen Werke des Exils. Beim Lesen des Werkes „Roma, peligro para caminantes“ kann man diese negativen Gefühle nicht mehr so stark nachempfinden. Wieder in Europa, näher an seiner spanischen Heimat, in einem Land mit mediterranem Charakter, kommt es zu einer erneuten Veränderung seiner Lyrik: „se proyecta con dinamismo y humor sobre una realidad urbana que poco tendrá que ver en los versos con la escritura urbana del Alberti anterior“ (Díaz de Castro 2003: 423).{10}

III. Die Sehnsucht nach dem Meer in “Marinero en Tierra“

“Poesía popular, pero sin acarreo fácil: personalísima; de tradición española, pero sin retorno innecesario: nueva; fresca y acabada a la vez; rendida, ágil, graciosa, parpadeante: andalucísima{11}.” (Juan Ramón Jiménez)

Inspiriert durch die Cancioneros, die Lyrik Gil Vicentes und die andalusische Folklore, veröffentlichte der junge Alberti 1924 sein erstes Werk „Mar y Tierra“, für das er wenig später den spanischen Nationalpreis für Literatur erhielt und es in „Marinero en Tierra“ umbenannte. Durch diese Änderung des Titels kam es zu einer „Autobiografisierung“ des Werkes. Die zwei abstrakten Lexeme mar und tierra gaben wenig Aufschluss bezüglich des Inhalts. Somit verlängerte Alberti das Lexem mar, welches zu marinero wurde. Im neuen Titel „Marinero en Tierra“ ist der ursprüngliche Titel „Mar y Tierra“ immer noch lesbar enthalten. Durch diese Auffächerung des Titels hat der Leser mehr Interpretationsspielraum. So wird auch im weiteren Verlauf der Analyse deutlich, dass der autobiografische Aspekt der Dichtung Rafael Albertis nicht zu leugnen ist. Der Dichter selbst kann, nach gründlichem Lesen seiner Gedichte, als der marinero seines Buchtitels charakterisiert werden.

Nach einer kurzen Beschreibung des Aufbaus des Werkes, dessen Stil und dem zentralen Thema, werden ausgewählte Gedichte näher analysiert und die Ergebnisse in einer kurzen Zusammenfassung festgehalten.

III.I Der Aufbau

Das Buch besteht aus 102 Gedichten, welche sich in zwei Abschnitte{12} gliedern lassen. Der erste schließt den Prolog Sueño del marinero, das erste Kapitel (13 Sonette, drei davon Alexandriner) und das zweite Kapitel, welches 33 Gedichte beinhaltet, mit ein. Der zweite Abschnitt beginnt mit dem Kapitel MARINERO EN TIERRA, und besteht aus insgesamt 65 Gedichten (drei von ihnen Sonette), die wiederum in zwei Kapitel eingeteilt sind, und denen ein Brief von Juan Ramón Jiménez vorangestellt ist.

III.II Stil

Alberti nutzt populäre Kunstformen und Themen der traditionellen spanischen Literatur, welche er in seinen unbeschwert leichten und musikalischen Versen wiederbelebt. Anders als bei seinem Dichterkollegen Lorca, ist die Lyrik Albertis durch ihre Einfachheit gekennzeichnet.

Los dos poetas andaluces, que la crítica parecidista ha insistido tanto en aproximar falsamente, cuando sólo pueden tocarse por extremos, pro antagónicos, por absoluta y totalmente opuestos y contrario, como sus paisajes natales (…) divergen sus direcciones estéticas: Lorca viene de lo popular, naturalmente, como un resultado, como un fruto: Alberti va a lo popular, con intención artística, para realizarlo (…) para inventarlo (Díez Canedo in Barrera López 2003: 18).

Lorca und Alberti idealisieren beide ihre andalusische Heimat, die oftmals Hauptthema ihrer Werke ist und sich wie ein roter Faden durch ihre Gedichte zieht. Dennoch darf man den Stil Lorcas und den Albertis nicht gleichsetzen. Als Mitglieder der generación del 27 unterlagen beide ähnlichen Einflüssen, die ihre Schreibstile bestimmten. Gegenseitige Anerkennung lies sie füreinander schreiben. So widmete Alberti, zum Beispiel, die drei Alexandriner des ersten Kapitels von „Marinero en Tierra“ seinem Dichterkollegen Federico García Lorca, dem Poeten aus Granada (16 ff.).

Wie schon im vorherigen Kapitel erklärt, ist „Marinero en Tierra“ dem Neopopularismus zuzuordnen.

Neuschäfer schreibt:

Alberti begann mit Gedichten, die spürbar von der spanischen Romanzendichtung und den Cancioneros beeinflusst sind, und in denen das Volkstümlich-Folkloristische, das Traditionelle also, sich mit Elementen der europäischen Avantgarde (…) zu einer persönlichen, spontan und poetischen Sprache verband. (355f.)

Wie im Folgenden ersichtlich wird, mag „Marinero en Tierra“, als eines der Werke aus Albertis erster Schöpferepoche, stellvertretend dafür stehen (Neuschäfer 2001: 355).

Juan Chabás kommentiert die ersten lyrischen Texte Albertis wie folgt: „La poesía de Alberti es eminentemente lírica por su acento y su estructura (…) desde el primer momento, su popularismo es culto (…) tiene algo de preciosidad renacentista; supone una actitud intelectual.” (in: Barrera López 2003: 19)

Rafael Alberti selbst sagt über sich:

He intentado muchos caminos (…) Los poetas que me han ayudado, a los que sigo guardando una profunda admiración, han sido Gil Vicente, los anónimos del Cancionero y Romancero españoles, Garcilaso, Góngora, Lope, Bécquer, Baudelaire, Juan Ramón Jiménez y Antonio Machado ( in: Barrera López 2003: 20).

Ein offensichtlicher Beweis für eine traditionelle Orientierung und eine Inspiration der Cancioneros, ist die Form der einzelnen Gedichte: Die meisten bestehen aus 5 (Amada de metal fino: 34) bis 14 (die Sonette) Versen. Nur wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel der Prolog (37 Verse) übersteigen diese Anzahl. In der Regel sind die Strophen jeweils in zwei bis vier Verse unterteilt und beinhalten Kehrreime, welche ihnen zu einem einfachen und melodischen Rhythmus verhelfen.

III.III Zentrale Thematik

Die Entwurzelung des damals jugendlichen Rafaels, hinterlässt unverkennbare Spuren in seiner Seele, die sich in der Thematik des Werkes wiederspiegeln. Die aus dem Umzug resultierende Sehnsucht nach dem Meer und das Heimweh sind zentrale Themen des Buches. Während im ersten Teil die Natur im allgemeinen Fokus liegt, handelt der zweite Teil, der den Namen des Gesamtwerkes („Marinero en Tierra“) trägt, ausschließlich vom Meer: el mar. la mar. su mar.

Bereits zu Beginn des ersten Teils wird die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs deutlich, welches in Mi corazón, repartido (27) „entre la ciudad y el campo“ (2) lebt. Diese tiefe Trauer wird auch von der Landschaft, von den „sauces llorones“ (4) wiedergespiegelt. In den folgenden Gedichten, welche in der Fachliteratur auch als Canciones bezeichnet werden, finden spiegelt sich die Natur in Form von Tieren die benannt werden wieder: (¡A volar! (33), Mi corza (36), Nana de la tortuga (45), Nana de la cabra (46)). In La aurora va resbalando (39) wird die heilende Wirkung der Natur, genauer, des Wassers des Flusses, aufgezeigt. Nachdem die Morgenröte auf dem Feld ausglitt und sich einen Splitter im Finger einriss, half das Flusswasser bei der Heilung: „¡Lávalo en el río aurora/y sécalo luego al viento“ (5,6) In Jardinero (51) wird durch die Sprache eine verträumt blumige Naturwelt erschaffen: „isla de cerezos estelares“ (6). Doch bereits hier ist das Meer schon Motiv: „Vete al jardín de los mares“ (1).

Mit dem dritten Kapitel beginnt der charakteristische Teil des Buches, in dem die Sehnsucht nach dem Meer das zentrale und einzige Thema ist. Bereits in den einleitenden Worten, die dem ersten Gedicht vorangestellt sind, wird der Ton der folgenden Lieder angekündigt: „ENTRAÑA de estos cantares:/¡Sangre de mi corazón,/ tarumba por ver los mares!“ (75). Wie zur Bestätigung handelt das erste Gedicht dieses Kapitels (El mar. La mar. (76)) von der Sehnsucht, die das lyrische Ich nach dem Meer hat. Auch der Seemann im folgenden Gedicht (Gimiendo por ver el mar (77)) fühlt sich nicht wohl an Land und beklagt, er wolle das Meer sehen (77,1). In Llamada (79) wird das Meer personifiziert, es ist die novia. Das lyrische Ich lamentiert: „Yo en la llanura. ¡Qué lejos/ la novia del litoral!“ (3, 4). Die Relation, welche durch das Wort novia etabliert wird, lässt Rückschlüsse auf eine sinnliche Beziehung ziehen, was abermals Zuneigung gegenüber dem Erfahrungsraum des lyrischen Ichs ausdrückt. Schon auf der folgenden Doppelseite in dem Lied Nana wird die tiefe Liebe zum Meer erneut deutlich:

[Nana]

MAR, aunque soy hijo tuyo,

Quiero decirte: ¡Hija mía!

Y llamarte, al arrullarte:

Marecita

-madrecita-,

¡marecita de mi sangre! (81)

Das Meer ist Mutter und Tochter zugleich. Es ist Blut und somit Lebenselixier des lyrischen Ichs. Die wiederholte Verwendung der Diminutivsuffixe{13} zeugt von großer Zuneigung und entspricht thematisch dem Genre des Titels.

Einem Abschiedsbrief an die andalusische Heimat (Ya se la lleva de España (92)) folgt in Yo te hablaba con banderas (96) tiefe Trauer des lyrischen Ichs, welches durch die Wiederholung der Verse “Me perdí en la tierra;/ fuera de la mar.“ (5,6, 10,11) die Wirkung auf den Leser verstärkt. Es wird deutlich, dass sich das lyrische Ich ohne la mar, welches su mar ist, verloren fühlt. Interessant ist hier die Verwendung des Geschlechts. Seemänner nutzen oft, so wie das lyrische Ich in diesem Lied, die feminine Betitelung des Wortes mar, wodurch eine gewisse Zuneigung und Nähe ausgedrückt wird. Allgemein wird in der Poesie meist das Femininum benutzt, in der Umgangssprache die männliche Variante.

Erneute Enttäuschung wird in Verano (98) zum Ausdruck gebracht, als das lyrische Ich der Mutter klagend berichtet: „que la mar en el cinema/ no es la mar y la mar es“ (7, 8). Den Zuschauern wird im Kino eine Realität vorgetäuscht, welche fiktiv ist. Das infantile lyrische Ich, begreift, dass es Abbildungen des Meeres gibt, welche gleichzeitig das Meer darstellen, und es wiederum nicht so repräsentieren, wie es in Wirklichkeit ist.

In Retorcedme sobre el mar (101) scheint es als wolle sich das lyrische Ich konservieren lassen, um selbst nach dem Tod, bis in alle Ewigkeit, mit dem Meer vereint zu sein. Das Motiv der Unsterblichkeit ist hier ableitbar. Auch wenn der beschriebene Vorgang sehr grausam erscheint, ist es doch der größte Wunsch des lyrischen Ichs, welches nur innere Ruhe finden kann, wenn es mit seinem Meer vereint ist und die Schiffe über es hinweg gleiten. Dieses Streben des lyrischen Ichs nach vollkommener Einheit mit dem vertrauten Erfahrungsraum unterstreicht das mehr als innige Verhältnis:

[Retorcedme sobre el mar]

Retorcedme sobre el mar,

al sol, como si mi cuerpo

fuera el jirón de una vela.

Exprimid toda mi sangre.

Tended a secar mi vida

sobre las jarcias del muelle.

Seco, arrojadme a las aguas

con una piedra en el cuello

para que nunca más flote.

Le di mi sangre a los mares.

¡Barcos, navegad por ella!

Debajo estoy yo, tranquilo.

Die bildliche Beschreibung der Konservierung ist gespickt von Wörtern, die man mit der Seefahrt assoziiert (jirón de una vela, jarcias del muelle). Das zeigt die offensichtliche Expertise Albertis bezüglich dieser Thematik.

Am Ende des Buches in El rey del mar (140) fordert das lyrische Ich gekrönt zu werden: „Que él quiere ser rey del mar/ y yo también quiero serlo“(5,6). Diese kindliche Vorstellung und die abermalige Verwendung des Diminutivs: „sirenas malditas” (3) bestätigen erneut den Stil des Genres.

Die soeben vorgenommene Darstellung des Gesamtwerkes zeigt, dass die Meeresthematik sich wie ein roter Faden durch den Gedichtband zieht. Während im ersten Teil des Buches eher die Natur im Vordergrund steht und das Meer nur ein Nebenthema ist, findet die verzweifelte Sehnsucht des lyrischen Ichs ihren Gipfel im zweiten Teil des Buches. Das Meer ist eminenter Bestandteil des Werkes und lebensnotwendig für das lyrische Ich, welches immer wieder eine enge Verbundenheit und Notwendigkeit bezüglich des Meeres ausdrückt. Bereits nach diesem kurzen inhaltlichen Einblick wird die starke autobiografische Vernetzung zum Leben des Poeten deutlich. Diese wird in der folgenden Analyse erneut hervorgehoben.

[...]


{1} Guadarrama ist der Name einer spanischen Bergkette, welche sich über das Zentrum der iberischen Halbinsel erstreckt. Dort hielt Alberti sich krankheitsbedingt auf und begann mit dem Schreiben erster Verse.

{2} Residencia de Estudiantes ist ein Kulturzentrum in Madrid, welches als Begegnungsstätte der spanischen Intellektuellen der generación del ´27 galt.

{3} Generación del ´27 ist die Bezeichnung von einer Gruppe junger spanischer Poeten welche 1927, anlässlich der Dreihundertjahrfeier des Todes Luis Gongoras, eine Gedenkfeier für den Meister des Barocks ausrichtete. Es ist anzunehmen, dass die Generation der Dichter deshalb ihren Namen erhielt.

{4} Cancioneros: “Die Cancioneros sind alte Lieder aus dem XV. – XVI. Jahrhundert, deren Struktur meistens vom Tanzlied, vom Singspiel her beeinflusst und mit Kehrreim, Korrelation und Parallelismus gebaut sind.“ (Janos)

{5} Mitglieder der generación del 27: Pedro Salinas, Jorge Guillén, Gerardo Diego, Dámaso Alonso Vicente Aleixandre, García Lorca, Luis Cernuda, Manuel Altolaguirre und Emilio Prados. Miguel Hernández wird nicht zu ihnen gezählt, begann aber in den 1920er Jahren unter ihrem Einfluss zu schreiben.

{6} Avantgarde (auch Vanguardismo) war eine sehr kurzlebige Bewegung in Spanien im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, welche neue ästhetische Ideen hervorbrachte, die großen Einfluss auf die generación del 27 hatten.

{7} In diversen Quellen wird „Entre el clavel y la espada“ auch der poesía social zugeschrieben, die eine propagandistische Intention hat. Da es sich aber hier um sein erstes im Exil erschienenes Werk handelt und von 1939 – 1940, in einer Zeit des Überganges in Frankreich und Argentinien, geschrieben wurde, habe ich mich für die Definition der poesía del destierro von Sprang (1973: 22) entschieden, da es mir adäquat erscheint.

{8} „Marinero en Tierra“ soll keineswegs der Exilliteratur Rafael Albertis zugeordnet werden. Ich möchte an dieser Stelle nur betonen, dass der Exilbegriff dehnbar ist und man seinen Aufenthalt in der Nähe Madrid als eine Art des Exils bezeichnen könnte, da seine Literatur an dieser Stelle bereits eindeutige Hinweise auf eine starke Gebundenheit zu seiner Heimat liefert.

{9} Mit der Hilfe Aráoz Alfaros, der den Albertis half sich die ersten Monate in Argentinien zu verstecken, Rocas, der Rafael Alberti in den Kreis der Intelektuellen und der Kultur einführte und Gonzalo Losadas, der dem Poeten das nötige Geld lieh, um „Entre el clavel y la espada“ zu veröffentlichen, war es Alberti möglich erneut Energie zu schöpfen und sich seiner Lyrik zu widmen. „Crecí de nuevo a la poesía entre los álamos y los sauces que circundaban la vieja casona del amigo. Árboles serios y profundos, muy de Antonio Machado, me llevaban constantemente a su recuerdo” (Alberti in Martínez Gómez 2001: 260)

{10} Im Rahmen dieses Kapitels wurde das folgende Werk benutzt: Alberti, Rafael (1994): Marinero en Tierra. Madrid, Alianza Editorial. Aufgrund dessen wird beim Zitieren auf die wiederholte Nennung des Namens verzichtet und es sind lediglich Seitenzahl, sowie Versnummer angegeben. Sofern aus anderen Werken Albertis zitiert wurde, ist das im Fließtext vermerkt.

{11} Auszug aus dem Brief Juan Ramón Jiménez´, welcher in “Marinero en Tierra” (72) veröffentlicht wurde. “Juan Ramón Jiménez, ofrece dos interesantes y radicalmente diferenciadas manifestaciones de poesía andaluza. Andalucismo oriental, bravío de sierra y de bandoleros, el de Federico García Lorca; occidental, de mar y salinares, el de Rafael Alberti. Los dos han demostrado su devoción a Góngora (…).” (Barrera López 2003: 21)

{12} Alberti in persona sagte zum Aufbau seines Buches: “Como su nombre daba a entender, Mar y tierra se dividía en dos partes. La primera agrupaba los poemas debidos directamente a la serranía guadarrameña, junto a otros de diversa temática, y la segunda –que titulaba Marinero en tierra-, los que iba sacándome de mis nostalgias del mar de Cádiz, de sus esteros, sus barcos y salinas” (La arboleda perdida 2005: 183f.)

{13} Die Verwendung der Diminutivsuffixe ist in vielen Liedern beider Abschnitte des Gedichtbandes „Marinero en Tierra“ zu finden und steht als ein kennzeichnendes Merkmal der Epoche des Neopopularismus. Vor allem in den Wiegenliedern Albertis ist, dem Genre Entsprechend, diese Art der Sprache vorzufinden (Nana de la tortuga (45), Nana de la cabra (46), Nana (81).

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Veränderungen der Lyrik Rafael Albertis (1924-1968). Exemplarische Analyse von “Marinero en Tierra“, "Entre el clavel y la espada“ und “Roma, peligro para caminantes“
Hochschule
Universität Potsdam  (Romanistik)
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
50
Katalognummer
V320820
ISBN (eBook)
9783668206519
ISBN (Buch)
9783668206526
Dateigröße
880 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
poesía del destierro, marinero en tierra, roma, peligro para caminantes, entre el clavel y la espada
Arbeit zitieren
Monique Peldschus (Autor:in), 2015, Veränderungen der Lyrik Rafael Albertis (1924-1968). Exemplarische Analyse von “Marinero en Tierra“, "Entre el clavel y la espada“ und “Roma, peligro para caminantes“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320820

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