Es ist ein Irrtum zu denken, dass sich Überflusskonsum bewusst und somit aus materieller Habgier heraus vollziehe. Wir, deren existenzielle Grundlage weitestgehend abgesichert ist, kaufen nicht vordergründig Dinge, die wir eigentlich nicht brauchen. Der Konsum dient einer anderen Facette unserer Existenz. Er gleicht einem Traum, einem Zusammenspiel aus Symbolen, reinen Möglichkeiten, Instant-Identitäten, Wünschen und Phantasiewelten, in dem die gekauften Dinge als solche kaum noch zur Erfahrung kommen.
Und die Traumfabriken träumen mit uns: Da sich der Verkaufswert eines Produkts nicht nach seinen materiellen Eigenschaften, sondern nach seiner Funktion als Projektionsfläche bemisst, hat sich die Primärproduktion vieler Unternehmen auf die Ebene der Imageentwicklung verlagert. Marketing ist nicht länger Mittel zum Verkauf von Produkten, sondern Kernstück der modernen Unternehmensphilosophie, während die Herstellung der Produkte in wirtschaftlich weniger fordernde Länder verlagert wird. So wird der Traum global, multinational. Doch ist der Stoff, aus dem die Träume gemacht sind für manche eben nur Stoff, der unter menschunwürdigen Bedingungen zusammengenäht werden muss.
Das globale Ungleichgewicht an individueller Existenzmöglichkeit, das unsere Konsumkultur mit sich bringt, ist vielen dank einer medialen Harte-Fakten-Kritik bekannt. Der Weckruf, den dieses Wissen darstellen sollte, wurde jedoch in Form von Fairtrade- und Biosiegeln lediglich zu einer weiteren Komponente der Imageproduktion umgewandelt, sodass scheinbar reibungslos weitergeträumt werden kann.
Ist Kritik also machtlos gegenüber dem Marketing, welches scheinbar auch jeglichen Ausdruck von Empörung als Mode interpretieren und für seine eigenen Zwecke transformieren und absorbieren kann? Was kann Kritik der Bewusstseinsusurpation durch multinationale Konzerne entgegensetzen? In welcher Gestalt muss sie auftreten, um aus einem träumenden Konsumenten einen aufgeklärten globalen Bürger zu machen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Traumwelt Konsum
- Die moderne Sterblichkeit
- Konsum als Geburtlichkeit
- Konsum als Spiegel des Epochenwandels
- Traumfabrik Marketing
- ,,Das sollt ihr haben wollen!\"
- Branding als Lauffeuer
- Abfall(-)Produktion
- Recycling-Kritik
- Globales Bürgertum statt Traditionslosigkeit
- Interne Konsumkritik
- Schlusswort: Wider die Mutlosigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Konsum aus phänomenologischer Perspektive und analysiert die Zusammenhänge zwischen dem Konsumverhalten, der Marketingstrategie und der globalen Produktion. Sie hinterfragt die Rolle von Kritik im Kontext des globalen Kapitalismus und beleuchtet, inwieweit Kritik eine genuine Veränderung bewirken kann oder lediglich ein Element der Imageproduktion bleibt.
- Phänomenologie des Konsumierens
- Marketingstrategien und ihre Wirkung
- Globale Auswirkungen des Konsums
- Kritik an der Konsumkultur
- Möglichkeiten und Grenzen der Konsumkritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Untersuchung des Konsumierens als einer Form der Traumwelt, in der Bedürfnisse und Wünsche durch Marketingstrategien bedient werden. Dabei werden die Begriffe Konsument und Produkt aus phänomenologischer Perspektive beleuchtet. Das zweite Kapitel widmet sich dem Marketing als "Traumfabrik", welche die Konsumwünsche durch gezielte Imageproduktion und Branding bedient. Das dritte Kapitel thematisiert die negativen Auswirkungen der Konsumkultur auf die Produktionsprozesse und die globalen Arbeitsbedingungen. Der letzte Abschnitt beleuchtet die Rolle der Kritik im Kontext des globalen Kapitalismus und hinterfragt die Möglichkeiten und Grenzen einer effektiven Konsumkritik.
Schlüsselwörter
Konsum, Marketing, Kritik, Globalisierung, Globales Bürgertum, Imageproduktion, Branding, Produktherstellung, Arbeitsverhältnisse, Warenfetischismus, Bewusstseinsusurpation.
- Quote paper
- Tassilo Weber (Author), 2012, Die fabelhafte Welt des Konsums, seine globalen Auswirkungen und die Notwendigkeit einer neuen Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320969